Die Andromeda- Galaxie
Beschreibung
Das Zentralgebiet
Rotation
Halo
Begleiter
Beschreibung
Nahe dem Stern Gamma des Sternbilds Andromeda kann man das mit 2,5 Millionen Lichtjahren am weitesten von uns entfernte Objekt erblicken, welches sich noch mit bloßem Auge erkennen lässt, die Andromeda- Galaxie.
Aus nebenstehender kleiner Sternkarte ist die Lage der Andromeda- Galaxie ersichtlich. Sie trägt die Bezeichnung M 31 des Messier- Kataloges bzw. NGC 224 (New General Catalogue). Angedeutet sind auch ihre beiden größten Begleitgalaxien M 32 und NGC 205. Die Andromeda- Galaxie ist eine Spiralgalaxie vom Typ Sb und unterscheidet sich damit deutlich von der Milchstraße. Leider können wir sie nur verzerrt sehen, denn sie ist um 13° gegen unsere Sichtlinie geneigt. Man kennt diese Galaxie auch als Andromeda- Nebel, was geschichtlichen Ursprung hat. Aufgrund ihres verwaschenen Aussehens und ihrer unbekannten Natur wurden die Spiralgalaxien als Spiralnebel bezeichnet und man glaubte lange Zeit, sie seien Bestandteile der Milchstraße. Überhaupt war man früher der Überzeugung, das gesamte Universum bestehe lediglich aus der Galaxis!
Doch im Jahre 1923 konnte Edwin HubbleAmerikanischer Astronom, entdeckte die Hubble- Konstante, erkannte, dass M 31 außerhalb der Milchstraße liegt und entwickelte die die Hubble-Sequenz, eine Einteilung der Galaxien. (1898- 1953) in den äußeren Spiralarmen Einzelsterne vom Typ der Cepheiden auflösen und damit die Entfernung zu 900 000 Lichtjahren angeben. Cepheiden sind Veränderliche Sterne, die ihre Helligkeit mit einer hochgenauen Periode wechseln und damit als so genannte Standardkerze zur Entfernungsbestimmung dienen. Nun war erstmals klar, dass die Andromeda- Galaxie nicht zur Milchstraße gehören konnte und das Universum viel größer als bislang gedacht sein musste. 1944 konnte Walter Baade (1893- 1960) auch in den inneren Bereichen Einzelsterne auflösen. Er konnte in der Galaxie Cepheiden, Novae, Riesensterne, Kugelsternhaufen und Interstellare Materie nachweisen. 1952 schließlich erkannte er, dass Hubble einer falschen Klasse von Cepheiden aufgesessen war und korrigierte die Entfernung auf 2 Millionen Lichtjahre. Neueren Messungen zufolge beträgt die Distanz zu uns 2,52 Millionen Lichtjahre.
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Mein besonderer Dank gilt Robert Gendler für die Genehmigung zur Verwendung dieser (Copyright- geschützten!) Aufnahme
Weil man die Andromeda- Galaxie gut mit bloßem Auge erspähen kann (visuelle Helligkeit +3,5m), dürfte sie schon seit der menschlichen Frühgeschichte beobachtet worden sein. Erstmals erwähnt wird sie jedoch im Jahr 905 von einem persischen Astronomen (Al-Sufi). Was sich mit unbewaffnetem Auge erspähen lässt ist lediglich das hell leuchtende Zentralgebiet der Galaxie. In Wirklichkeit erstreckt sie sich über ein Gebiet von 180 Bogenminuten, das ist die sechsfache Ausdehnung des Vollmondes!
Das Zentralgebiet
Das Zentralgebiet der Andromeda- Galaxie besteht aus einem klein erscheinenden, sternartigen Kern. Dieses Gebiet lässt sich nicht in Einzelsterne auflösen, man weiß aber heute, dass wie in unserer Milchstraße im Zentrum der Galaxie ein Schwarzes Loch sein "Unwesen" treibt, hier allerdings ein "Schwergewicht" von 140 Millionen Sonnenmassen (!) (Quelle: John Kormendy und Teams von Alan Dressler und Douglas Richstone; Hubble Site), mehr als 3 Mal so schwer wie bislang geglaubt.
Mit freundlicher Genehmigung von T. R. Lauer (KPNO/NOAO) et al., HST
Mit dem Hubble- Teleskop wurde jedoch noch mehr entdeckt. So fand man einen merkwürdigen blauen Lichtschein, der das massereiche Schwarze Loch im Zentrum umgibt.
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Mit freundlicher Genehmigung von NASA, STScI
Eine andere Sicht des Zentrums der Andromeda- Galaxie zeigt uns diese Aufnahme, die das Chandra- Röntgenteleskop machte. Es zeigt viele einzelne Röntgenquellen, darunter auch das absolute Zentrum, etwa in der Mitte mit dem kleinen blauen Fleck. In dieser Zone befindet sich das superschwere Schwarze Loch. Seltsamerweise ist diese Röntgenquelle mit "nur" 1 Million [K] relativ kühl, man sollte hier aufgrund der Größe des Schwarzen Lochs die zehnfache Temperatur erwarten. Eine Erklärung dafür hat man aber auch noch nicht. So stellt uns unsere Nachbargalaxie vor immer neue Rätsel und Fragen, deren Lösung noch lange nicht in Sichtweite sind. Mit freundlicher Genehmigung S. Murray, M. Garcia, et al., (CfA) SAO, CXO, NASA |
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Rotation
Wie in unserer Milchstraße, herrscht auch in der Andromeda- Galaxie eine so genannte differenzielle Rotation vor. Das bedeutet, dass die Galaxie nicht wie ein starrer Körper rotiert, sondern die verschiedenen Gebiete unterschiedliche Umlaufgeschwindigkeiten um den Kern aufweisen.
Die kleine Skizze verdeutlicht die Rotationsverhältnisse.
Zum Rand der Galaxie hin sinkt die Rotationsgeschwindigkeit nun langsam ab, bleibt aber ab rund 20 [kpc] Abstand bis zum äußeren Rand konstant bei 220 [km/s].
Aus den Rotationsverhältnissen der Galaxie kann man nun auf die Massenverteilung schließen. Dabei kommt man heute zu dem Ergebnis, dass im Kern eine Masse von etwa 107 Sonnenmassen konzentriert ist. Im Zentrum, bis zu einem Abstand vom Mittelpunkt von 2 [pc], rechnet man mit 6 · 109 Sonnenmassen, bei 25 [pc] werden es 2 · 1011 sein. Wie in unserer Milchstraße, sinkt die Rotationsgeschwindigkeit bis etwa 30 [kpc] nicht ab, weshalb man davon ausgehen kann, dass auch in den Randzonen hohe Massekonzentrationen vorhanden sein müssen. Die Gesamtmasse der Andromeda- Galaxie wird auf rund 1,2 bis 3,7 · 1011 Sonnenmassen geschätzt, 1% davon entfällt auf Interstellare Materie.
Halo
Das Hubble- Weltraumteleskop hat uns in seiner langen Betriebszeit viele neue Erkenntnisse ermöglicht, so auch über die Andromeda- Galaxie. Wie in diesem Bild zu sehen, hat es einen wunderschönen Kugelsternhaufen entdeckt (Bezeichnung: G1), welcher das Zentrum der Galaxie umkreist. Es ist der hellste bislang bekannte Kugelhaufen in der Lokalen Gruppe und enthält mehr als 300 000 Sterne. Diese Sterne sind so alt wie die in den Kugelhaufen unserer Milchstraße und gehören damit zu den ältesten Objekten des Universums. Wie in der Milchstraße gehören die Kugelsternhaufen zu den Halo- Objekten der Andromeda- Galaxie, ihre Zahl wird auf 400 bis 500 geschätzt. Ein Halo ist ein kugelförmig eine Galaxie umgebender Raum, in welchem sich neben der Kugelsternhaufen auch Einzelsterne aufhalten. Im Falle der Andromeda- Galaxie hat dieses Gebilde einen Durchmesser von 1 Million Lichtjahren, womit sie das größte Objekt in der Lokalen Gruppe, unserem "heimischen" Galaxienhaufen, ist.
Mit freundlicher Genehmigung von Michael Rich, Kenneth Mighell, and James D. Neill (Columbia University), and Wendy Freedman (Carnegie Observatories), Hubble Space Telescope, and NASA
Nicht nur Kugelsternhaufen befinden sich im Halo der Andromedagalaxie, sondern wie auch im Halo der Milchstraße Einzelsterne. Wiederum mit dem HST (Hubble Space Telescope) wurde Erstaunliches zu Tage befördert: Basierend auf HDF- (Hubble Deep Field) Aufnahmen bestimmten Astronomen das Alter der Sterne im Halo.
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- Kollisionen zerstörten die junge Scheibe der Andromedagalaxie und beförderten Scheibensterne in den Halo
- Eine einzige Kollision mit einer eindringenden Galaxie zerstörte sie selbst und Sterne von ihr und M31 wurden in den Halo geschleudert
- Die Sterne wurden während bzw. durch die Kollision direkt an Ort und Stelle gebildet
Mit freundlicher Genehmigung von NASA, ESA und T.M. Brown (STScI)
Aus Simulationen geht hervor, dass ein Halo gleichzeitig mit der Galaxie entsteht und zunächst nur Wasserstoff und Helium enthält. Im Laufe der Jahrmilliarden wird er mit schwereren Elementen, die von Supernovae ausgestoßen wurden, angereichert. Auch bei anderen Galaxien wurden schon Halos beobachtet, doch dass sich derjenige der Andromeda über 1 Million Lichtjahre erstreckt ist erstaunlich - er kommt quasi der Milchstraße auf halbem Weg entgegen. Ob unsere Galaxie auch einen solch immensen Halo hat wissen wir nicht, wir sehen ja sozusagen den Wald vor lauter Bämen nicht. Vielleicht aber haben beide Halos bereits Kontakt. Falls noch nicht, so ist es doch unvermeidlich...
Mit freundlicher Genehmigung von Hubble Space Telescope, NASA, Space Telescope Science Institute
Unsere Milchstraße und die Andromeda- Galaxie stellen die größten Galaxien in der Lokalen Gruppe dar, also dem zugehörigen Galaxienhaufen. Sie stellen aber nicht nur aus diesem Grund etwas Besonderes dar, denn die Andromeda- Galaxie nähert sich unserem System mit etwa 300 [km/s], und zwar wahrscheinlich mit zunehmender Geschwindigkeit. Es ist somit nicht zu verhindern, dass unsere beiden Galaxien in rund 2 Milliarden Jahren beginnen werden miteinander zu verschmelzen. Nun darf man sich allerdings eine Galaxienkollision nicht wie einen harten Zusammenprall vorstellen. Die einzelnen Sterne sind so weit voneinander entfernt, dass es kaum zu Berührungen kommen wird. Lediglich in den Zentren mit ihren hohen Sterndichten wird das öfter geschehen. Ob es dann aber noch Menschen gibt, die dieses sicher grandiose Schauspiel beobachten können ist trotzdem fraglich, betrachtet man die derzeitige Entwicklung der Menschheit mit all ihren selbstgemachten Problemen. Von einem noch intakten, bewohnbaren Planeten wird man aber beobachten können, wie sich zunächst das Band der Milchstraße auflöst, um einem mit Milliarden von Sternen übersäten Himmel zu weichen. Aus beiden Galaxien wird sich in 5 Milliarden Jahren eine elliptische Riesengalaxie gebildet haben, die Erde wird in den Außenbereich verdrängt und wird 100 000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt sein (nach Simulationen von Thomas Cox und Avi Loeb, Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, Cambridge). Das wird dann aber garantiert niemand mehr auf der Erde beobachten, denn die dann zum Roten Riesen mutierende Sonne wird inzwischen alles Leben auf unserem Planeten ausgelöscht haben.
Begleiter
Ebenso wie unsere Milchstraße wird auch die Andromeda- Galaxie von weiteren Galaxien begleitet, man weiß heute von insgesamt 14. Die bekanntesten sind M 32 und M 110 (=NGC 205).
Mit freundlicher Genehmigung des 1.1 Meter Hall Telescope, Lowell Observatory, Bill Keel (U. Alabama)
Mit freundlicher Genehmigung von NASA/JPL-Caltech/K. Gordon (University of Arizona)
Als weiteres Beispiel der Begleiter sehen wir uns noch die Galaxie M 110 an, ebenfalls eine elliptische Zwerggalaxie. In ihrem Halo entdeckte man 8 Kugelsternhaufen, ihre Gesamtmasse wird auf nur 3,6 bis 15 Milliarden Sonnenmassen geschätzt. Sie ist neben M 32 die zweite hellere Begleiterin von M 31.
Hier noch eine tabellarische Übersicht aller bekannten Begleiter (entnommen aus http://en.wikipedia.org):
Name | Typ | Entfernung (Millionen [ly]) |
Helligkeit | Entdeckungs- Jahr |
---|---|---|---|---|
M32 | dE2 | 2.48 | +9m2 | 1749 |
M110 | dE6 | 2.69 | +9m4 | 1773 |
NGC 185 | dE5 | 2.01 | +11m | 1787 |
NGC 147 | dE5 | 2.2 | +12m | 1829 |
Andromeda I | dSph | 2.43 | +13m2 | 1970 |
Andromeda II | dSph | 2.13 | +13m | 1970 |
Andromeda III | dSph | 2.44 | +10m3 | 1970 |
Andromeda IV * | dIm? | 1972 | ||
Andromeda V | dSph | 2.52 | +15m4 | 1998 |
Pegasus Dwarf (Andromeda VI) |
dSph | 2.55 | +14m5 | 1998 |
Cassiopeia Dwarf (Andromeda VII) |
dSph | 2.49 | 1998 | |
Andromeda VIII | dSph | 2.7 | +9m1 | 2003 |
Andromeda IX | dSph | 2.5 | +16m2 | 2004 |
Andromeda X | dSph | 2.9 | +16m2 | 2005 |
Triangel Galaxie (M33) |
SA(s)cd | 2.59 | +6m27 | 1654? |
*Ob eine Begleitgalaxie, ist noch unsicher; d, dwarf = Zwerg
Mit freundlicher Genehmigung von 2MASS/UMass/IPAC-Caltech/NASA/NSF
Weitere Informationen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Andromeda_Galaxy
http://www.solstation.com/x-objects/andromeda.htm