Der Uranus
Mit einem Besuch des Planeten Uranus wagen wir uns nun schon recht weit ins äußere Sonnensystem vor. Immerhin ist Uranus im Mittel 2,871 x 109 [km] von der Sonne entfernt.
Uranus ist der römische Name für Uranos (griech., "Himmel"). Er ist der Erstgeborene und spätere Gemahl der Gaia (die Erde), zeugt mit ihr die Titanen, die ersten drei Kyklopen und einige andere Sagengestalten. Während Gaia die Erde symbolisiert steht Uranos für den Himmel, er stellt den ersten Himmelsgott dar. Auf seine Kinder war er verhasst und er verbannte sie in die Tiefe der Erde. Auf Rat ihrer Mutter rächten sie sich, indem Gaia Kronos, dem jüngsten Titanen eine riesige Sichel gab, mit welcher er Uranos entmannte. Aus dem Blut, das ins Meer fiel, entstand Aphrodite, das aufs Land gefallene brachte unter anderem die Furien und die Giganten hervor.
Weitere Informationen zu diesem außergewöhnlichen Talent: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Herschel.
Mit freundlicher Genehmigung von Voyager 2 Team, NASA
Uranus umkreist unsere Sonne in einem Abstand von im Mittel 2 872 460 000 [km]. Er legt dabei in einer Sekunde 6,81 [km] zurück, bei einer solchen Bahngeschwindigkeit braucht er für einen Umlauf rund 84 Jahre. Der Uranustag hat eine Länge von 17 Stunden und 14 Minuten, womit der Planet am Äquator mit 8971,5 [km/h] rotiert. Er "tickt" allerdings nicht ganz richtig: Bei allen anderen Planeten des Sonnensystems steht die Rotationsachse mehr oder weniger senkrecht auf der Ekliptik. Die Achse des Uranus ist jedoch um rund 97° gekippt, sie verläuft also fast parallel zur Lage der Umlaufbahn. Man führt diese Tatsache darauf zurück, dass der Planet irgendwann von einem sehr großen Körper getroffen wurde, dessen Einschlag stark genug war, die Rotationsachse zu kippen. Was aber folgt daraus? Nun, man sollte erwarten, dass die der Sonne zugewandte Polregion im Gegensatz zu allen anderen Planeten das wärmste Gebiet des Planeten ist. Das ist jedoch ein Irrtum, wie sonst üblich, ist auch bei Uranus die Äquatorregion die wärmste Zone. Der Grund hierfür ist bis heute nicht verstanden. Leider gab es bis jetzt auch nur den Besuch einer einzigen Raumsonde, Voyager 2, so dass Uranus sicherlich noch so manches Geheimnis verbirgt. Aufgrund der Achsenneigung von 97,77° geht man davon aus, dass die Rotation gegenläufig (retrograd) verläuft. Man darf darüber streiten, welcher von beiden Polen der Nord- oder Südpol ist. Weil Uranus sich aufgrund der stark geneigten Rotationsachse quasi auf seiner Bahn abrollt, ist nach einem halben Umlauf einmal der Nordpol, dann wieder der Südpol der Sonne zugewandt. So ist dann auch der Polartag jeweils fast ein halbes Uranusjahr lang, während auf dem abgewandten Pol in diesem Zeitraum Polarnacht herrscht.
Uranus besteht größtenteils aus Eis und Gesteinen. Seine blaue Farbe verdankt er wie schon gesagt dem Gehalt von rund 2,3 % an Methan, denn dieses Gas absorbiert die roten Anteile des Sonnenlichts. Hauptbestandteil ist allerdings wie bei seinen großen Brüdern Jupiter und Saturn Wasserstoff, der einen Anteil von etwa 82 % beansprucht. An die 15 % Helium vervollständigen die Atmosphäre, wobei aber Spuren von Deuterium (etwa 150 ppm), Acetylen und anderen Kohlenwasserstoffen nicht ungenannt sein sollen. Die beobachtbare Temperatur beträgt kalte 80 [K]. Mit Hilfe des Hubble- Teleskops wurden Wolken gesichtet, die bis zu 29 000 [km] ausgedehnt waren. Sie bestehen vermutlich aus Methaneis und bewegen sich innerhalb der Atmosphäre in einem Bereich mit -190 [°C]. Dunst in Form von Nebelschwaden werden etwa 40 [km] höher gesichtet, hier in der Tropopause herrschen -220 [°C]. Der Nebel könnte aus Acetylen oder Ethan bestehen. Über der Tropopause erstreckt sich eine ausgedehnte Wasserstoffhülle. Mit zunehmender Höhe steigen die Temperaturen wieder an, man hat Werte bis zu 470 [°C] gemessen.
Mit freundlicher Genehmigung von Lawrence Sromovsky, (Univ. Wisconsin-Madison), Keck Observatory
Über den inneren Aufbau des Planeten Uranus wissen wir herzlich wenig. Seine Struktur können wir lediglich aus den bekannten Daten wie Radius, Masse, Rotation, Gravitation sowie dem Verhalten von Wasserstoff, Helium und Wasser unter hohen Drucken ableiten. Dieser Schnitt durch den Planeten zeigt uns eine äußere Hülle, bestehend aus molekularem Wasserstoff, Helium und Methan. Sie wird grob geschätzt etwa die Masse von ein oder zwei Erdmassen aufweisen. Darunter könnte sich ein (flüssiger!) Mantel befinden, der überwiegend aus Wasser, Methan, Ammoniak und weiteren Bestandteilen zusammengesetzt ist.
Copyright Calvin J. Hamilton, www.solarviews.com
Wie es sich für einen Planeten dieser Größe gehört, weist Uranus auch ein Magnetfeld auf. Bei diesem ungewöhnlichen Planeten wird es allerdings nicht wie üblich tief im Innern erzeugt, sondern vermutlich irgendwo in den äußeren Schichten. Sonderbarerweise ist das Magnetfeld sogar um etwa 60° gegen die Rotationsachse geneigt. Nahe liegend würde man zunächst vermuten, dass dies in der ungewöhnlichen Lage der Rotationsachse begründet ist. Da jedoch auch Neptun, der Nachbarplanet des Uranus, ein ähnlich verschobenes Magnetfeld aufweist, tappt man bezüglich der Ursache noch völlig im Dunkeln. Zunächst vermutete man, dass das Magnetfeld möglicherweise durch flüssiges, ionisiertes Wasser mit Ammoniakbeimengungen in nicht allzu großer Tiefe erzeugt wurde. Weil man aber davon ausgeht, dass diese Schicht gar nicht existiert, ist die Ursache des Magnetfeldes also noch völlig unbekannt. Sie muss aber auf Bewegungen innerhalb des Planeten basieren. Die durch das Magnetfeld erzeugte Magnetosphäre ist hinter Uranus durch seine Rotation bedingt spiralartig ineinander verzwirbelt. Auf der sonnenzugewandten Seite erstreckt sich das Feld etwa 10 Uranusradien weit in den Raum, in der Gegenrichtung wird es viel ausgedehnter sein.
Die Ringe des Uranus wurden schon im Jahr 1977 von der Erde aus durch eine Sternbedeckung entdeckt. Doch erst 1986 gelang es mit Voyager 2 das Ringsystem genauer zu inspizieren.
Copyright Calvin J. Hamilton, www.solarviews.com
Der erste größere und bekannte Mond des Uranus, sofern man bei einem Durchmesser von etwa 470 [km] von Größe sprechen kann, ist die Miranda.
Miranda war die Tochter des Prospero, ein Magier in Shakespeares "Der Sturm".
Copyright Calvin J. Hamilton, www.solarviews.com
Weitere Informationen:
http://www.solarviews.com/germ/miranda.htm
In 191 240 [km] Abstand von Uranus stoßen wir auf den nächsten größeren Mond, Ariel. Er wurde wie Miranda schon 1851 entdeckt (Lassell).
Ariel, ein Engel, heißt auf hebräisch "Feuerherd Gottes", ist ein bösartiger Luftgeist aus Shakespeares The Tempest, taucht ebenso in Goethes Faust auf und ist heute ein Waschmittel.
Da auch Ariel nur eine Dichte von 1,56 [g cm-3] aufweist, besteht er wie die anderen größeren Uranusmonde zu etwa 40 bis 50% aus Wassereis, der Rest dürfte sich aus Gestein und anderen Verbindungen zusammensetzen.
Copyright Calvin J. Hamilton, www.solarviews.com
Weitere Informationen:
http://www.solarviews.com/germ/ariel.htm
Als nächsten Mond im Uranus- System stoßen wir auf den dunkelsten der größeren Monde, Umbriel. Er umläuft seinen Planeten in 265 970 [km] Abstand, hat einen Durchmesser von 1170 [km] und eine Albedo von nur 0,18.
Umbriel ist ein melancholischer Geist im Roman "The Rape of the Lock" von Alexander Pope
Auch Umbriel wurde im Jahr 1851 durch Lassell entdeckt. Der Mond ist ebenso groß wie Ariel und weist auch die gleiche Dichte und damit Zusammensetzung auf. Unklar ist, wieso er viel dunkler erscheint. Umbriels Oberfläche ist sehr stark von Kratern überzogen und sie scheint damit sehr alt zu sein. Man hat keine Hinweise gefunden, die auf ein Durchwalken der Oberfläche (durch Gezeitenkräfte?) wie bei Ariel schließen lassen. Ganz oben erkennen wir einen recht hellen Fleck, den man als fluorescent cheerio bezeichnet. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um den Boden eines Kraters, bedeckt vielleicht mit Eiskristallen. Man vermutet jedenfalls, dass es sich um eine relativ junge Formation handelt (Eisvulkanismus?). Die dunkle übrige Oberfläche könnte darin begründet sein, dass durch ein bislang unbekanntes Ereignis in der frühen Geschichte dieses Körpers dunkles Material aus dem Innern ausgeworfen wurde und sich auf dem Mond verteilte.
Copyright Calvin J. Hamilton, www.solarviews.com
Weitere Informationen:
http://www.seds.org/nineplanets/nineplanets/umbriel.html
Mit einem Durchmesser von 1578 [km] ist die Titania der größte Mond des Uranus. Wir treffen ihn in seiner Umlaufbahn, wenn wir uns von Uranus 435 840 [km] entfernt haben.
Die Titania ist die Frau von Oberon und Königin der Elfen. Sie ist eine Figur aus Shakespeares Sommernachtstraum
Mit freundlicher Genehmigung von A.Tayfun Oner
Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Titania_(Mond)
Als letzten der großen Uranusmonde wollen wir uns nun Oberon ansehen. Andere, eher unscheinbare Monde sind weiter unten noch tabellarisch aufgelistet.
Oberon ist der Gatte von Titania und als solcher König der Elfen (Shakespeares Sommernachtstraum). Entspricht dem Alberich der germanischen Mythologie.
Copyright Calvin J. Hamilton, www.solarviews.com
Weitere Informationen: http://www.monde.de/oberon.html
Uranus und seine Monde wurden bisher nur von einer einzigen Raumsonde besucht, Voyager II im Jahr 1986. So stammt unser meistes Wissen über diese kalten, leblosen Welten von dieser einen Stippvisite. Leider - wenn auch wegen der wenig attraktiven Bedingungen verständlich - ist auf längere Sicht keine weitere Expedition geplant. Wir müssen uns wohl oder übel noch ein Weilchen gedulden, bis wir bessere, neue Bilder aus größerer Nähe anschauen können. Eine gute Übersicht aller bekannten Uranusmonde findet man hier:
http://www.monde.de/index3o.html
Hier noch einmal die wichtigsten der 27 bekannten Uranusmonde als Übersicht:
Mond | Radius [km] | Masse [kg] | Distanz [km] | Entdeckt durch | Datum |
---|---|---|---|---|---|
Cordelia | 13 | ? | 49 750 | Voyager 2 | 1986 |
Ophelia | 16 | ? | 53 760 | Voyager 2 | 1986 |
Bianca | 22 | ? | 59 160 | Voyager 2 | 1986 |
Cressida | 33 | ? | 61 770 | Voyager 2 | 1986 |
Desdemona | 29 | ? | 62 660 | Voyager 2 | 1986 |
Juliet | 42 | ? | 64 360 | Voyager 2 | 1986 |
Portia | 55 | ? | 66 100 | Voyager 2 | 1986 |
Rosalind | 27 | ? | 69 930 | Voyager 2 | 1986 |
Belinda | 34 | ? | 75 260 | Voyager 2 | 1986 |
1986U10 | 40 | ? | 75 000 | Karkoschka | 1999 |
Puck | 77 | ? | 86 010 | Voyager 2 | 1985 |
Miranda | 235.8 | 6.33 x 1019 | 129 780 | G. Kuiper | 1948 |
Ariel | 578.9 | 1.27 x 1021 | 191 240 | W. Lassell | 1851 |
Umbriel | 584.7 | 1.27 x 1021 | 265 970 | W. Lassell | 1851 |
Titan | 788.9 | 3.49 x 1021 | 435 840 | W. Herschel | 1787 |
Oberon | 761.4 | 3.03 x 1021 | 582 600 | W. Herschel | 1787 |
Caliban | 49 | ? | 7 169 000 | Gladman | 1997 |
Stephano | 10 | ? | 7 948 000 | Gladman | 1999 |
Sycorax | 95 | ? | 12 213 000 | Nicholson | 1997 |
Prospero | 15 | ? | 16 568 000 | Holman | 1999 |
Setebos | 15 | ? | 17 681 000 | Kavelaars | 1999 |
Abschließend die wichtigsten Daten des Planeten Uranus:
Daten Uranus | |
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Masse | 8,686 x 1025 [kg] |
Äquatorialer Durchmesser | 51 118 [km] |
Mittl. Dichte | 1,29 [g cm-3 ] |
Entweichgeschwindigkeit | 21,30 [km s-1] |
Rotationsperiode | -17,9 Stunden |
Umlaufzeit | 84,01 Jahre |
Bahngeschwindigkeit | 6,81 [km s-1] |
Perigäum | 2 734 799 000 [km] |
Apogäum | 3 007 665 000 [km] |
Neigung Uranusbahn zur Ekliptik | 0,772° |
Exzentrizität | 0,0457 |
Atmosphärentemperatur | -193 [°C] |
Atmosphärendruck | 1,2 [bar] |
Albedo | 0,51 |
Magnetfeldstärke | 48fache der Erde |
Weitere Informationen:
http://www.solarviews.com/eng/uranus.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Uranus_(Planet)
http://www.neunplaneten.de/nineplanets/uranus.html