Also ich fand den Text interessant und für mich geht das ins Philosophische, über was da gesprochen wird und um die Frage: "Was ist real?"
Ein paar Textstellen möchte ich herausgreifen:
Position I:
"Das zarte aprikosenfarbene Rosa der untergehenden Sonne ist keine Eigenschaft des Abendhimmels; es ist eine Eigenschaft des inneren Modells des Abendhimmels, das durch unser Gehirn erzeugt wird. Es ist alles genau so, wie es uns schon der Physiklehrer in der Schule gesagt hat: Da draußen, vor Ihren Augen, gibt es nur einen Ozean aus elektromagnetischer Strahlung."
"Primär oder "wirklich" seien nur die quantitativen Kategorien (Volumen, Gestalt, Zahl und Bewegung), sekundär oder nur subjektiv alle qualitativen Eigenschaften der Objekte (Farben, Geruch, Geschmack, Klang oder Wärme). Die tatsächliche Welt wäre demnach ein eher trostloser Ort von Energiefeldern und Materiepartikeln."
"Nun kann es dem Naturwissenschaftler selbst gleichgültig sein, ob der Baum abgesehen von seiner materiellen Teilchenstruktur und seinen Reflexionseigenschaften auch noch grün ist oder nicht. Die Frage taucht bei seinen Messungen und Theoriebildungen gar nicht mehr auf. Die Bestreitung der Qualitäten resultiert daher nicht aus einer physikalischen Notwendigkeit – und wird meist auch gar nicht von Physikern vertreten."
http://www.scinexx.de/dossier-851-1.html
Das ist der Physikalismus.
Position II:
"Aus diesen Beobachtungen wird nun schließlich erkennbar, dass es einer spezifischen Interaktion von Gegenstand, Licht und wahrnehmendem Organismus bedarf, damit Farben in der Welt erscheinen können.
Farben sind weder Eigenschaften der physikalisch und mathematisch abstrahierten Welt, noch gehören sie einer bloß subjektiven Innenwelt an. Sie sind vielmehr – wie alle Sinnesqualitäten – Resultat einer Beziehung zwischen Lebewesen und Umwelt. Bäume haben eine objektive Disposition, die in uns die Wahrnehmung von Grün bewirkt. Allgemein formuliert: Farben sind genau diejenigen Eigenschaften der Objekte, die in uns ihre Wahrnehmung hervorrufen können. Oder mit anderen Worten: Farben sind objektive relationale Qualitäten der Dinge."
http://www.scinexx.de/dossier-851-1.html
Ich neige Position II zu, wenn es um "Realität" geht.
Bei Position I ist es im Grunde so, dass sie die sinnlichen Wahrnehmungen/Erscheinungen aus ihrer Sicht konsequenterweise als Illusion abtut, aber dem dann ihre eigene Sicht auf die Welt gegenüberstellt, die sie für "real" hält, was jedoch auch problematisch ist.
Problematisch deshalb, weil auch ein Gedankengebäude wie die Physik eben ein Gedankengebäude ist und zusätzlich auch eine ganz bestimmte einschränkende Perspektive auf die Welt definiert. D.h. dass auch ein solches Gedankenkonstrukt in gewisser Weise genauso Illusion sein kann; Illusion bezüglich unserer eigenen Gedanken, genauso wie die Welt der Sinneswahrnehmungen Illusion bezüglich unserer eigenen Wahrnehmungen sein kann.
Wenn, dann gibt es auch diesen "Ozean aus elektromagnetischer Strahlung" nicht wirklich. Das ist das Problem dabei.
Ich würde daher stattdessen sogar soweit gehen Position II noch zu verallgemeinern, mir scheint ein Grundproblem bei der Sache (insbes. bei Pos. I) ist die stillschweigende Grundannahme, dass das Universum aus getrennten Gegenständen bestünde, ja zusammengesetzt sei, denen getrennt voneinander schon Existenz zukäme.
Man kann es aber auch anders herum sehen, dass es im Grunde nur das Ganze (das Universum) gibt und dass innere "Existenz" in diesem Ganzen stets nur und ausschließlich in der Interaktion, Kommunikation, Wechselwirkung existiert. D.h. hier, es gibt nicht die Dinge selbst wirklich, sondern nur die Wechselbeziehungen und die daraus erscheinenden Eigenschaften wirklich (diese Sichtweise schließt dann alles/alle Eigenschaften ein, physikalische wie auch psychische, das ist der Vorteil dabei).
Diese Sichtweise läuft dann z.B. darauf hinaus, dass nicht ein Baum "an sich" existiert, der die Eigenschaft hat "grün" zu sein, sondern dass ein Gesamtsystem existieren kann, in dem es Baum, Licht und Beobachter geben kann - und wenn das der Fall ist, dann existiert in diesem Gesamtsystem die Farbe "grün" und dann -und nur dann- IST der Baum auch in einer objektiven Weise (bezüglich des Gesamtsystems) "grün".
Ich kann das auch in der Quantenwelt sehen (was es für mich dann wirklich interessant macht): Isolierten Objekten kommt mindestens weniger Eigenschaft zu wie Objekten, die sich in einer Wechselwirkung bzw. Wechselbeziehung befinden, ein einzelnes Elektron hat keinen Ort, er existiert nicht, erst in der Wechselbeziehung/Wechselwirkung des Elektrons mit anderen Agenten (seiner Umwelt) existiert diese Eigenschaft, kommt sie sozusagen in die Existenz.
Nun könnte man behaupten, dass das aber nicht auf alle Eigenschaften des Elektrons zuträfe, dass es ja auch innere Eigenschaften hätte, die davon unabhängig seien (z.B. seine Ladung).
Dem würde ich erwidern, dass das Elektron ja auch nie ganz von seiner Umwelt isoliert sein kann, mindestens befindet es sich in derselben Raumzeit (Universum) wie seine Umgebung. Es gibt also immer mindestens diese Restverbindung, dieses Band zur Umwelt bzw. zum Universum, deshalb kann es auch sog. "innere" Eigenschaften geben. Ich würde aber behaupten, dass wenn man diese Restverbindung kappen würde/könnte, dann würde das Elektron schichtweg ganz verschwinden, es würde sofort vollständig aufhören zu existieren.
Wenn man diese Sichtweise einmal versuchsweise einnimmt, dann wird m. E. vieles viel einfacher zu verstehen:
Existenz von Teilen (incl. deren Eigenschaften) ist Wechselbeziehung innerhalb eines Ganzen, die nur innerhalb dieser Beziehungen überhaupt Teile sind bzw. als solche erscheinen können. Wirklich objektiv existent ist immer nur das Ganze - und auch das nur innendrin.
Keine Ahnung, ob ihr das versteht, was ich meine oder ob euch das interessiert aber ich dachte ich probier es mal...