belgariath hat geschrieben: ↑16. Jul 2018, 19:22
oder soll man die Zahl angeben die man sich wünscht?
Hallo belgariath,
das zweite, also die Zahl, die man sich wünscht.
Warum ? Gehen wir in der Menschheitsgeschichte ein wenig zurück, bis zum Schöpfungsbericht in der Bibel. Die Menschen damals kannten schon die 7 Wandelsterne, denen sie Gottheiten zugewiesen haben, Gottheiten, die sich bis heute in unseren 7 Wochentagen erhalten haben.
Die 7 Wandelsterne - das sind die Sterne, die sich nicht an die statische Ordnung des Kosmos halten, wie man ihn ohne Präzisionsinstrumente von der Erde aus am Himmel sieht, das sind im Gegensatz zu den Fixsternen die Sterne, die ihre Position am Himmel am Firmament verändern: die Sonne, der Mond, die Venus, der Mars, der Jupiter, der sonnennahe Merkur und der behäbige Saturn.
Die Erde fehlt in dieser Auflistung, sie wurde nicht als "Stern", sondern als Mittelpunkt der Welt angesehen, und die Sonne, die physikalisch ein "Fixstern" ist, weil es ja die Erde ist, die sich um sie bewegt, wurde damals als grosses Feuer vielleicht in der Grösse Griechenlands vermutet.
Sogar der Schöpfergott der Bibel hält sich an diese 7 Gottheiten, denn er hat die Welt in 7 Tagen geschaffen, genauer in derer sechs sowie einem zusätzlichen besonderen Ruhetag.
Diesen Planeten kommt also eine besondere Bedeutung zu, was sich übrigens auch in den Horoskopen widerspiegelt. Und nicht zuletzt zeigt auch diese Diskussion um die Planetendefinition, dass die "Planeten" etwas besonderes sind. Direkt um die Sonne wandernde Himmelskörper, also Nicht-Monde, deren Umlaufbahnen gesichert sind, sind derzeit über 500000 gelistet. Trotzdem würde niemand sagen, dass es seit der Akzeptanz des heliozentrischen Weltbildes bis zum Jahre 1781 sechs Planeten gab, dann ab 1781 mit der Entdeckung des Uranus derer sieben, dann ab 1801 mit der Entdeckung der Ceres derer acht, ab 1802 mit der Entdeckung der Pallas derer neun u.s.w. - Juno, Vesta, Asträa, Neptun, Hebe usw. waren dann die nächsten, um dann überglücklich zu frohlocken, dass es heutzutage über 500000 Planeten gibt.
Man will also, dass Planeten etwas "besonderes" sind. Schon 1851 - inzwischen war man mit den Entdeckungen der Iris, Flora, Metis, Hygiea, Parthenope, Victoria, Egeria, Irene und Eunomia bei 22 Planeten angelangt, hat man sich darauf verständigt, die ganzen "kleinen" Planeten zwischen Mars und Jupiter als "Kleinplaneten" zu bezeichnen und war dann wieder bei acht Planeten angelangt.
Dann wurde der Pluto 1930 entdeckt, von dem man glaubte, dass er für die Rest-Bahnabweichungen des Uranus verantwortlich sei, die nicht durch den Planeten Neptun erklärt werden konnten, so dass man einen 9.Planeten hatte, und fast wäre im Rahmen derselben Himmelsdurchmusterung noch ein "10.Planet" entdeckt worden, nämlich die Makemake, die man dann auf rund 2.5-fachen Erddurchmesser, einige Zeit später wenigstens noch auf 8000 km Durchmesser, also deutlich grösser als den Mars, geschätzt hätte. Aber eben - die Makemake stand vor einer sternreichen Himmelsregion und wurde deswegen übersehen. So blieb die Entdeckung eines 10.Planeten der Eris vorbehalten, doch statt dieser den Planetenstatus zuzugestehen hat man aus Angst, dass die Zahl der Planeten erneut inflationär zunehmen könnte - und ich will auch nicht verschweigen, dass künftige Himmelsdurchmusterungen mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit tatsächlich weitere Körper der >1000km-Klasse und vermutlich auch der >2000km-Klasse aufspüren werden.
1851 war man also bei 22 Planeten angelangt und reduzierte deren Zahl auf die grossen Planeten, was einfach war, da der Grössenunterschied zwischen den grossen Planeten und den Kleinplaneten sehr deutlich war, und im Jahre 2006 drohte man mit den Entdeckungen des Quaoar - er war die erste Entdeckung eines Planetoiden grösser als die Ceres, dann der Sedna, des Orcus, der Haumea, der Eris und der Makemake (die "Snow White" war noch nicht entdeckt) bei 15 Planeten oder wenigstens so "Beinahe-Planeten", die allesamt einiges grösser als die Ceres waren, angelangt zu sein. Und man hatte (und
hat !) sehr gute Gründe, dass auch deren Zahl weiter zunehmen würde, so dass man die Planetenzahl erneut reduzierte. Ok, niemand ausser dem spanischen Astronomen Ortiz, der in Mike Browns Beobachter-Logbuch eingegoogelt war und ihm dort die Haumea gestohlen und sich selber als deren Entdecker angepriesen hat, war wohl auf die Idee gekommen, diese zwischen 1000 km bis 2000 km-Planetoiden als Planeten zu bezeichnen, so dass von den Neuentdeckungen nur die Eris als Planet übrig blieb. Doch wurde die Grenze von ~2000 km Durchmesser als willkürlich angesehen und auch hier wurden weitere Entdeckungen "befürchtet", so dass man sich auf die Suche nach einem nicht-willkürlichen astronomischen Kriterium begab. Dabei "entledigte" man sich auch gleich des seltsamen Pluto, der ohnehin nicht so recht zu den grossen Planeten gepasst hatte, und liess auch die Eris gleich mit aussen vor.
Sei der Vollständigkeit halber noch angemerkt, dass bei einer Entdeckung der Makemake als 10.Planet in den 1930-iger Jahren neben der Eris wenige Monate zuvor auch die Haumea zu Planetenehren gelangt wäre, so dass dann also die Haumea der 11.Planet und die Eris der 12.Planet gewesen wären - die anderen der >1000km-Klasse waren ja doch noch etwas kleiner, so dass dann aber auch eine Planetendiskussion in Gang gekommen wäre, lange ehe die "Snow White" als 13.Planet unseres Sonnensystems entdeckt wurde. Und dann hätte man eben im Jahre 2006 zwei Planeten (Pluto und Makemake) den Planetenstatus aberkannt und zwei Planeten (Haumea und Eris) den Planetenstatus nicht zuerkannt.
Doch nehmen wir den hypothetischen Fall an, dass sich zwischen dem Kuipergürtel und der Oort'schen Wolke - da hat man ja immerhin rund 40000 AU Platz - noch 10 weitere "grosse Planeten" aufhalten ... - hat unser Sonnensystem dann 18 Planeten ? Wird so etwas auf Akzeptanz stossen ?
Gewiss, gemäss heutigem Kenntnisstand spricht
nichts dafür, dass sich da draussen noch weitere 10 Planeten aufhalten, da gibt es vielleicht einen Planeten Nine und manche Autoren vermuten da noch allenfalls einen zehnten und einen elften Planeten (siehe
hier), und das wäre ja vermutlich noch "verkraftbar".
Freundliche Grüsse, Ralf