Nunja, das Aussterben der Dinos wäre ein anderes Thema.
Jedenfalls:
Klimaereignisse haben in der Vergangenheit mindestens fünf große Artenkrisen ausgelöst. Sämtliche sind durch tiefe Einschnitte und unmittelbar anschließend erneuten Aufschwung charakterisiert – eine Achterbahn der Evolution. Der Mensch sorgt nun für ein sechstes Massensterben.
Evolution bedeutet zwar Niedergang und Aussterben, ist aber eng verknüpft mit Entstehung und Entfaltung.
http://www.welt.de/wissenschaft/article ... ebens.html
Vor 250 Millionen Jahren, am Ende des Perms, verschwanden in kurzer Zeit allein mindestens 80 Prozent der Tierarten im Meer. Zu diesem Faunenschnitt, dem Ende des Erdaltertums, trug wahrscheinlich eine Reihe von geologischen und klimatischen Umbrüchen bei. Die Tierwelt erholte sich davon nur langsam – erhielt aber offenbar auch neue Evolutionsimpulse.
... Doch dieses Massensterben verblaßt gegenüber dem Desaster am Ende des Perms: Der größten aller solchen Katastrophen fielen vor rund 250 Millionen Jahren ungefähr neun Zehntel der Tierarten im Meer zum Opfer. Sie verschwanden binnen wenigen Jahrmillionen, desgleichen mehr als zwei Drittel der landbewohnenden Reptilien- und Amphibienfamilien. Selbst die Insekten, sonst wahre Überlebenskünstler, büßten 30 Prozent der Ordnungen ein. (In der biologischen Systematik ist die nächsthöhere Einheit nach der Art – oder Spezies – die Gattung; Gattungen wiederum faßt man zu Familien zusammen und diese zu Ordnungen. Generell läßt sich die Zugehörigkeit eines Fossils zur höheren Kategorie leichter erkennen, weswegen in solchen Studien die Angaben oft verschiedene Ebenen betreffen. Generell besagt ein Schätzwert für die höhere Kategorie, daß um so mehr Spezies in tieferen ausgestorben sind.)
Aus solchen Katastrophen erwachsen aber auch neue Chancen. Bevor mit dem Perm das Erdaltertum – das Paläozoikum – sein Ende fand, hatten in den Schelfmeeren über Abermillionen Jahre hinweg festsitzende und am Grunde liegende Tiere dominiert, die Nahrungspartikel aus dem Wasser filterten oder sich vorbeikommende Beute schnappten. Danach konnten sich bislang unbedeutende Gruppen entfalten, etwa aktivere, räuberische Vorfahren der modernen Fische, Kopffüßer, Schnecken und Krebse.
Einige vollkommen neue Entwicklungslinien tauchten auf. Die ökologischen Umwälzungen und Neuerungen waren so markant, daß die Wissenschaft dafür nicht nur eine neue erdzeitliche Periode kreierte – die Trias – , sondern gar eine neue Ära: das Erdmittelalter oder Mesozoikum (gewissermaßen das Zeitalter der Dinosaurier, nach deren Untergang die Blütezeit der Säuger und damit die Erdneuzeit, das Känozoikum, begann; Bild 2 oben). Was wir heute an einer Gezeitenküste zu Gesicht bekommen spiegelt großenteils noch diesen Faunenschnitt.
http://www.spektrum.de/alias/dachzeile/ ... hte/823253
... und ich bin mir sicher, dass auch eine gesellschaftlich-kulturelle Evolution stattfindet, auch (zumindest teilweise) nach den Prinzipien von Mutation und Selektion: "Mutation"/Selektion von gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen, Ideen, Werten, usw. - nennt es dort von mir aus "Meme", wie Richard Dawkins das tut - schließlich leben wir heute nicht mehr in kleinen Familiengruppen in Höhlen, geben Grunzlaute von uns und haben Felle umhängen. Das ist unbestreitbar.
Falls wir gerade auf eine "Engstelle" unserer Menschheitsgeschichte hinsteuern, wird alles davon abhängen, wie schlimm es kommen wird und wie viel wir hinüberretten können werden. Falls es nicht ganz dicke kommt und wir genügend retten können, wird nach der Engstelle unausweichlich wieder ein Aufschwung kommen.
gravi hat geschrieben:Die Entwicklung von ersten Einzellern zu komplexeren Formen bedurfte sicher keiner Katastrophe, das war auch nicht der Fall, als die ersten Wesen aus dem Wasser an Land krochen und es eroberten.
Bist du sicher?
Sicher gibt es neben Katastrophen noch andere Einflussfaktoren. Allein schon, wenn die eine Art einen neuen "Trick" lernt, kann das eine andere Art unter gehörigen Selektionsdruck bringen, kann das für eine andere Art eine Katastrophe sein. Selektionsdruck beschleunigt die Evolution.
Ohne die vorhergehende Sauerstoffkatastrophe gäbe es all die vielzelligen Landlebewesen heute jedenfalls nicht. Dass es dafür dann heute anaerobe vergleichbar komplexe Lebensformen gäbe, halte ich für unwahrscheinlich. Insofern war die Sauerstoffkatastrophe "notwendig".
gravi hat geschrieben:Noch zur körperlichen/geistigen Degeneration: Körperlich sind wir gegenüber den Menschen, die vor 100 Jahren oder noch früher lebten, schon heute völlig unterlegen (wobei es natürlich noch Ausnahmen gibt). Als Beispiel nenne ich nur mal die Eroberung der Pole, das waren knochenharte Typen! Tja, und geistig? Man sehe sich nur mal gründlich um, da eröffnen sich Abgründe..
Ach komm! Sorry, das ist doch subjektiv gefärbter Unsinn.
Hört sich so an wie das:
"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates, ca. 400 vChr
"Ich habe keine Hoffnung mehr für die Zukunft unseres Volkes, wenn sie von der leichtfertigen Jugend von heute abhängig sein sollte. Denn diese Jugend ist ohne Zweifel unerträglich, rücksichtslos und altklug. Als ich noch jung war, lehrte man uns gutes Benehmen und Respekt vor den Eltern."
Hesiod, ca. 700 vChr.
Objektiv betrachtet ist das durchschnittliche Bildungsniveau heute zumindest in Deutschland ganz sicher deutlich besser als noch vor 50 Jahren.
Die jungen Leute lernen natürlich heute z.T. andere Dinge - aber das ist ja normale Anpassung an die Gegebenheiten.
Es ist auch heute nicht alles prima, aber es ist besser als es oft beurteilt wird. Oder siehst du tatsächlich eine Degeneration im Vergleich zu dir selbst, wenn du deine Kinder betrachtest?
(Sorry, dass ich hier deutliche Worte verwende. Das ist nicht böse oder respektlos gemeint, aber ich kann nicht verhindern bei dieser Geschichte in Wallung zu kommen.)
Und ja, manche Leute vor 100 Jahren waren ganz harte Knochen und wir hier in diesem Land sind dazu im Vergleich heute recht verweichlicht.
Aber was meinst du, wie schnell die Leute wieder härter werden können, wenn es irgendwann nötig wird? Und "harte Knochen" gibt es auch heute noch.
Darin sehe ich weniger ein Problem.
Unser Problem zurzeit liegt m. E. im Moment eher darin, dass wir keine rechten Visionen mehr haben.
Es herrscht alles andere als Aufbruchstimmung. Eher herrscht eine ängstlich-verzagte Stimmung der Furcht und Resignation, das zu verlieren, was man schon hat.
Vielleicht ändert sich das wieder eines Tages - hoffentlich!
"Früher ging es uns gut. Heute geht es uns besser. Aber ich glaube, es wäre besser, wenn es uns wieder gut ginge!"
Grüße
seeker