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(Super)Symmetrie

Physik der Elementarteilchen, Teilchenbeschleuniger; insbs. eine einführende Artikelserie in das Thema
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(Super)Symmetrie

Beitrag von tomS » 15. Nov 2008, 17:26

Hallo,

ich wollte eigentlich schon seit einiger Zeit mal was zu Supergravitationstheorien schreiben. Dabei ist mir aber aufgefallen, dass man ein paar Takte zur Supersymmetrie vorausschicken muss - und dabei evtl. auch ein paar Takte zu gewöhnlichen Symmetrien.

Zu Beginn gibt's leider ein paar Formeln, später bessert sich das dann.

Am einfachsten startet man mit der Rotationssymmetrie in zwei Dimensionen. Man wählt einen Vektor



Für dieses Vektor bestimmt man das Betragsquadrat



Dann betrachtet man beliebige Rotationen des Vektors



mittels der Rotationsmatrix



Durchläuft der Drehwinkel alpha den gesamten Bereich [0, 2pi], so wird der Vektor einmal vollständig gedreht und überstreicht eine Kreislinie. Man kann nun zwei Rotationen um zwei verschiedene Winkel hintereinander ausführen; das Ergebnis ist eine Drehung, wobei die beiden Drehwinkel einfach addiert werden. Man kann auch zu jeder Drehung eine inverse Drehung finden, nämlich eine DRehung mit dem negativen des ursprünglichen Drehwinkels. Keine Drehung erhält man für Drehwinkel 0.

In Summe erhält man die sogenannte Drehgruppe SO(2). O steht für orthogonal: die Zeilen bzw. Spalten der Drehmatrix R formen Vektoren, die aufeinander senkrecht stehen, also orthogonal sind. Das S bedeutet speziell: wenn man die Determinante der Drehmatrix berechnet, erhält man Eins. Und die 2 steht nun für die zwei Dimensionen, in denen das alles stattfindet.

Einige Gruppen weisen eine Verwandtschaft auf, einen sogenannten Isomorphismus. Man kann die Drehgruppe SO(2) der reellen Ebene auf die Dregruppe U(1) der komplexen Ebene abbilden. Dazu betrachtet man die komplexe Zahl



die Drehung



mit der "Drehmatrix" = einer komplexen Zahl S



Das Betragsquadrat



ist natürlich invariant unter dieser Drehung:



In Summe erhält man die sogenannte Drehgruppe U(1). U steht für unitär. Die 1 steht nun für die eine komplexe Dimensionen, in der sich das alles abspielt.

Die U(1) ist insofern interessant, als man hier unmittelbar sieht, wie an eine komplexe Rotation als e-Funktion schreiben kann. Man stellt fest, dass die für höhere Dimensionen und andere Drehgruppen ebenfalls funktioniert. Man kann z.B. Matrizen finden so dass die komplexe Rotationsgruppe SU(2) für zwei komplexe Dimensionen geschrieben werden kann als



für a=1,2,3. Die Matrizen sind dabei eng verwand mit den drei Pauli-Spinmatrizen:



Man kann die e-Funktion definieren über die Taylorreihe



Man kann die Taylorreihe nun ausmultiplizieren. Aufgrund der Eigenschaften der Pauli-Matrizen findet man die erstaunlich einfache Form



Dabei ist



und



Was bedeutet das?

Man formt aus den drei Drehwinkeln einen Vektor und bildet dessen Betrag sowie einen Einheitsvektor (normiert auf Eins mit der selben Richtung wie der urpsrüngliche Vektor; gekennzeichnet durch das Dach).

Nun stellt man etwas Erstaunliches fest: Es gibt drei Drehwinkel, allerdings wirken die so konstruierten Drehmatrizen nicht auf dreidimensionale Vektoren, sondern auf komplexe Vektoren mit zwei komplexen Dimensionen (die Pauli-Matrizen sind ja 2*2 Matrizen). Man schreibt analog zu für diese (komplexe) Drehgruppe SU(2).

Trotzdem besteht eine gewisse Analogie zu Drehungen im dreidimensionalen Raum. In drei Dimensionen wäre das maximal symmetrische Objekt eine Kugeloberfläche. Markiert man auf ihr einen Punkt und führt dann eine Drehung um eine beliebige Achse (parametriert duch die Drehwinkel) aus, so kommt der Punkt nach einer Drehung um 360° wieder mit sich selbst zur Deckung. Dies entspricht dem dreidimensionalen Analogon der SO(2), man schreibt für die Drehgruppe in drei Dimensionen auch SO(3).

Interessant ist nun jedoch, dass in den Sinus- und Cosinus-Funktionen, die wir oben abgeleitet haben, immer der halbe Drehwinkel auftaucht. Man hat hier tatsächlich Objekte konstruiert, für die erst eine Drehung um 720° wieder zum ursprünglichen Objekt führt (bei der Kugel hatten wir ja 360° Grad). D.h. die zweidimensionalen komplexen Vektoren, die durch die SU(2) gedreht werden, sind sogenannte Spinoren. Man kann sie nicht anschaulich darstellen, das scheitert an den zwei komplexen = vier reellen Dimensionen und an der Tatsache, dass eben erst eine Drehung um 720° wieder zum selben Objekt führt.

Man kann trotzdem eine Verwandschaft zwischen der SO(3) Und der SU(2) finden; dabei stellt man fest, dass die SU(2) gewissermaßen doppelt so viele Drehungen wie die SO(3) enthält. Für höhere Dimensionen gibt es ebenfalls Verwandschaften, allerdings keine feste Regel.

Nun muss man noch einen letzten Schritt tun, um zu verstehen, wo die Supersymmetrie anders auussieht, als die normale Symmetrie. Betrachten wir dazu einen komplexen Vektor, einen vedrehten Vektor, also



und



sowie das Skalarprodukt zwischen beiden:



Man kann nun folgendes tun: man dreht sowohl den Vektor z als auch die eigentliche Drehmatrix S nochmals um einen bestimmten Winkel (eigentlich sind es wieder die drei Winkel). Dabei dreht man alles zusammen so, dass sich am Enddergebnis nichts ändert, d.h. man dreht quasi den gesamten Raum. Dazu führt man die neue Drehung



ein und wendet sie auf alle Objekte an







Für das Skalaprodukt ergibt sich dann



Wegen



hat das Skalarprodukt den selben Wert, es ist invariant.

Nun kann man die inverse Drehung im Falle der SU(2) wieder genauso einfach konstruieren, man muss einfach jedem Drehwinkwel ein Minus-Zeichen hinzufügen:





Nun macht man etwas spannendes: man betrachtet diese Drehungen für infinitesimale Drehwinkel, d.h. man verwendet von der o.g. Taylorreihe nur die ersten beiden Terme, d.h.



und



Wendet man nun diese infinitesimalen Drehungen auf S an, so findet man



Der Term in eckigen KLammern ist der sogenannte KOmmutator, man schreibt dafür auch einfach



Da nun S ebenfalls über eine derartige e-Funktion definiert war, kann man wiederum eine Taylorentwicklung durchführen; schlussendlich landet man bei Kommutatoren der T-Matrizen, oder - im Spezialfall der SU(2) - der Pauli-Matrizen.

Man nennt dies den Übergang von der Lie-Gruppe SU(2) zur Lie-Algebra su(2). Elemente der Gruppe sind die e-Funktionen, Elemente der Algebra dagegen die T-Matrizen.

Generell kann man folgendes sagen: Es gibt drei Sorten von Räumen, nämlich reelle, komplexe und symplektische (habe ich hier nicht besprochen). Reelle Räume der Dimension N bestehen aus Vektoren mit N reellen Zahlen. Für komplexe Räume gilt das selbe, allerdings mit komplexen Zahlen. Man kann in all diesen Räumen DRehungen definieren; diese bilden dann die jeweilige Drehgruppe SO(N), SU(N) bzw. Sp(N) - letztere habe ich hier nicht besprochen. Zu jeder dieser Drehgruppen gibt es die entsprechende Algebra, nämlich so(N), su(N) bzw. Sp(N). DIese Algebren enthalten Verallgemeinerungen der Pauli-Matrizen. Für einen Raum der Dimension N sind es N*N Matrizen mit i.A. komplexen Elementen. Die Anzahl der Matrizen wächst schnell mit der Dimension des Raumes. Für den N-dimensionalen komplexen Raum enthält die su(N) N²-1 derartige Matrizen; für N=2 ist dies 2²-1 = 3; für N=3 bereits 2³-1 = 8. Im Falle der SU(3) kennt man diese Matrizen als Gell-Mann Matrizen; sie spielen eine wesentliche Rolle im Quarkmodell.

Interessant ist nun, dass die Struktur der Algebra durch den oben eingeführten KOmmutator vollständig bestimmt ist!!! D.h. die Algebra kann definiert werden als



f sind die sog. Strukturkonstanten.

D.h. aber, dass derartige (rein algebraische !) Beziehungen zwischen bestimmten Matrizen alle möglichen Lie-Gruppen und damit alle möglichen Drehsymmetrien beschreiben.

Nun muss man noch einen Spezialfall erwähnen: In der SRT wird ja ein etwas ungewöhnliches Skalarprodukt eingeführt, in dem Minuszeichen vorkommen. In der zugehörigen Lie-Gruppe muss man dann imaginäre Drehwinkel einführen. Im Falle der SO(4) führt man drei imaginäre Drehwinkel analog zu den drei Minuszeichen ein. Man schreibt die resultierende Gruppe als SO(1,3) gemäß der Anzahl der Plus- und der Minuszeichen im Skalarprodukt. An den Matrizen, also der Lie-Algebra muss man dabei nichts ändern. Für die Lorentzgruppe kann man dann die Anzahl der T-Matrizen zählen: man erhält sechs, wobei drei davon normalen Drehungen und die anderen drei den Boosts entsprechen, d.h. die SO(1,3) enthält eine SO(3) für die normalen Drehungen im gewöhnlichen dreidimensionalen Raum. Die Boosts für Lorentztransformationen auf ein bewegtes Bezugssystem kann man dann als eine spezielle Art der Drehung auffassen.

Man kan aus der algenbraischen Struktur der so(1,3) auch ableiten, dass man sie umschreiben kann in su(2) +su(2). Dies ist der tiefere Grund für die Existenz von Spinor-Teilchen bzw. von Fermionen mit Spin 1/2.

Damit hat man nun aber wirklich alle Fälle der "Drehungen" erledigt!

Nun unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Formen der Symmetrien, nämlich äußeren und inneren.

Die äußeren Symmetrien sind die Symmetrien der Raumzeit. Die Gesamtheit dieser Symmetrien ist die Poincare-Gruppe, die wiederum die Lorentzgruppe enthält. Man findet insgs. 10 Symmetrietransformationen:
- 3 Drehungen
- 3 Boosts; ergibt zusammen die Lorentzgruppe SO(1,3)
- 4 Translationen = Verschiebungen (eine davon in zeitliche Richtungen)
(in höheren Dimensionen wäre das entsprechend mehr, aber das lassen wir jetzt mal)

Die inneren Symmetrien sind die Symmetrien der Wechselwirkungen, im heute allgemein akzeptierten Standardmodell sind es die Eichsymmetrien
- el.-schw. WW: U(1)*SU(2)
- starke WW: SU(3)

Man kann nun nicht begründen, warum gerade diese Symmetrien und keine anderen (Man hat versucht, eine SU(5) oder SO(10) als vereinheitlichte Symmetrie heranzuziehen, findet jedoch leider unphysikalische Ergebnisse.

In den 60iger Jahren haben zwei Physiker - Coleman und Mandula - versucht, die allgemeinste Form der Symmetrie einer Wechselwirkung zu finden. Ihr Ergebnis war das berühmte Coleman-Mandula-Theorem, das besagt, dass nur die Kombination der Poincare-Symmetrie mit einer irgendwie gearteten SU, SO oder Sp bzw. Kombinationen daraus erlaubt ist. D.h. es gibt keine weiteren Symmetrien, die in irgendeiner Form über die bisher untersuchten "DRehungen" hinausgehen könnten!

Coleman und Mandula haben dabei einige Annahmen treffen müssen: so gehen sie davon aus, dass die beteiligten Teilchen Masse haben können. Für rein masselose Teilchen gäbe es durchaus erweiterte Symmetriegruppen.

Das Theorem verbietet eine Mischung aus äußeren und inneren Symmetrien - also Mischungen aus Raumzeit- und Wechselwirkungs-Symmetrien. In der Sprache der Kommutatoren oben kann man das ganz einfach schreiben. Seien die X-Matrizen die Matrizen der Poincare-Gruppe und die T-Matrizen die der Wechselwirkung. Dann ist





D.h. "Drehungen" in der Raumzeit und "Drehungen" in der Wechselwirkung sind unabhängig. So gibt es z.B. keine Drehung in der Raumzeit, die aus einem roten ein blaues Quark macht. Lorentz-Trafos lassen die Farben der Quarks unverändert. Umgekehrt ändert die Transformation der Farben der Quarks nicht deren Bezugssystem. Wäre ja auch noch schöner, wenn man durch das Beschleunigen eines Quarks (Elektrons) plötzlich dessen Farbe (Ladung) ändern könnte - oder?

Nun heißt das Thema aber (Super)Symmetrie, d.h. irgendwie muss da noch was sein. Coleman und Mandula haben nämlich was übersehen, und das hat etwas mit den Kommutatoren zu tun. Man kann tatsächlich weitere Symmetrien finden, die sich auf nichttriviale Weise mit der Poincare-Symmetrie kombinieren lassen - und das sind sogenante Supersymmetrien.

Damit geht's dann demnächst weiter ...
Zuletzt geändert von tomS am 26. Nov 2008, 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß
Tom

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Beitrag von wilfried » 16. Nov 2008, 11:07

Lieber Tom

zu Deiner Einführung ist an und für sich nichts mehr anzumerken. Das ist sehr vollständig und schön zusammengefaßt aufbereitet.

Ich möchte eine kleine Ergänzung dazu bringen und mit Hilfe von MAPLE zeigen, wie sich einfache Drehungen berechnen lassen. Ist vielleicht für den ein oder anderen im Forum auch fürs Studium interessant. Klar, dem Anspruch von Tom's Gleichungen entsprechen diese noch nicht, aber sie bilden dazu die Fundamente.

Ich habe mein file in Allgemeines stehen, besser gesagt wird es Werner dorthin kopieren (gerade gesendet!) und hier wird es verlinkt erscheinen.

Da ist es schon:


http://abenteuer-universum.de/userfiles/Drehungen.pdf


Und dann noch einen link zur Seite von Herrn Jörg Resag:

http://www.joergresag.privat.t-online.d ... chap90.htm
http://www.joerg-resag.de/mybk2htm/chap61.htm
http://iktp.tu-dresden.de/IKTP/pub/08/R ... 080626.pdf



Netten Gruß

Wilfried[/url]
Zuletzt geändert von wilfried am 16. Nov 2008, 12:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von tomS » 16. Nov 2008, 11:28

Wilfried,

der Link verweist auf meine bzw. deine Festplatte :-)
Gruß
Tom

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Beitrag von wilfried » 16. Nov 2008, 12:02

Lieber Tom

ohje .... das ist wohl wahr...ich ändere das sofort

... und passiert!

Danke und Gruß

Wilfried
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Beitrag von tomS » 16. Nov 2008, 12:26

ne - irgendie nicht :-)
Gruß
Tom

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Beitrag von wilfried » 16. Nov 2008, 12:33

Aber holla, nu isses passiert!!

Keine Ahnung, bin wohl doch eingefroren, bei der Kälte!! Oder etwa zerstreut???

Gruß

Wilfried
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Beitrag von wilfried » 16. Nov 2008, 14:53

Liebe Freunde

zu Tom's Thema gibt es hier eine sehr gute Literatur:

http://www.desy.de/~montvay/susy.html

Ich stell den link auch in unseren Literaturordner!

Fast alles mit ghostview (auch unter Windows) zu lesen. Entpacken geht dabei automatisch.


Gruß

Wilfried
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Beitrag von tomS » 17. Nov 2008, 23:28

Hallo,

ich wollte eigentlich schon seit einiger Zeit mal was zu Supergravitationstheorien schreiben. Dabei ist mir aber aufgefallen, dass man ein paar Takte zur Supersymmetrie vorausschicken muss - und dabei evtl. auch ein paar Takte zu gewöhnlichen Symmetrien.

Zu Beginn gibt's leider ein paar Formeln, später bessert sich das dann.

Am einfachsten startet man mit der Rotationssymmetrie in zwei Dimensionen. Man wählt einen Vektor



Für diesen Vektor bestimmt man das Betragsquadrat



Dann betrachtet man beliebige Rotationen des Vektors



mittels der Rotationsmatrix


ErläuterungMan kann sich die Matrix R als Gebilde vorstellen, das den Vektor nimmt und wie einen Uhrzeiger um den Ursprung dreht.
Durchläuft der Drehwinkel alpha den gesamten Bereich [0, 2pi], so wird der Vektor einmal vollständig gedreht und überstreicht eine Kreislinie. Man kann nun zwei Rotationen um zwei verschiedene Winkel hintereinander ausführen; das Ergebnis ist eine Drehung, wobei die beiden Drehwinkel einfach addiert werden. Man kann auch zu jeder Drehung eine inverse Drehung finden, nämlich eine Drehung mit dem negativen des ursprünglichen Drehwinkels. Keine Drehung erhält man für Drehwinkel 0.

In Summe erhält man die sogenannte Drehgruppe SO(2). O steht für orthogonal: die Zeilen bzw. Spalten der Drehmatrix R formen Vektoren, die aufeinander senkrecht stehen, also orthogonal sind. Das S bedeutet speziell: wenn man die Determinante der Drehmatrix berechnet, erhält man Eins. Und die 2 steht nun für die zwei Dimensionen, in denen das alles stattfindet.

Einige Gruppen weisen eine Verwandtschaft auf, einen sogenannten Isomorphismus. Man kann die Drehgruppe SO(2) der reellen Ebene auf die Dregruppe U(1) der komplexen Ebene abbilden. Dazu betrachtet man die komplexe Zahl


ErläuterungDa man die vielen anderen Rechenregeln für komplexe Zahlen nicht benötigt. Stellt man sich einfach vor, dass x die Komponente des Vektors in x-Richtung, y die in y-Richtung ist; damit bezeichnet „i“ einfach eine zweite Richtung in der Ebene
die Drehung


ErläuterungWieder stellt man S als Gebilde vorstellen, das z wie einen Uhrzeiger um den Ursprung dreht.
mit der "Drehmatrix" = einer komplexen Zahl S


ErläuterungWer sich mit komplexen Zahlen nicht auskennt: das ist eine symbolische Notation für S.
Das Betragsquadrat


ErläuterungDie selbe Bedeutung wie oben – nur eben in einer anderen Notation. Wichtig ist eben nur, dass die Länge des Vektors bei der Drehung unverändert bleibt.
ist natürlich invariant unter dieser Drehung:



In Summe erhält man die sogenannte Drehgruppe U(1). U steht für unitär. Die 1 steht nun für die eine komplexe Dimension, in der sich das alles abspielt.

Die U(1) ist insofern interessant, als man hier unmittelbar sieht, wie an eine komplexe Rotation als e-Funktion schreiben kann. Man stellt fest, dass die für höhere Dimensionen und andere Drehgruppen ebenfalls funktioniert. Man kann z.B. Matrizen finden so dass die komplexe Rotationsgruppe SU(2) für zwei komplexe Dimensionen geschrieben werden kann als



für a=1,2,3. Die Matrizen sind dabei eng verwand mit den drei Pauli-Spinmatrizen:



Man kann die e-Funktion definieren über die Taylorreihe


ErläuterungWiederum gilt: wer sich mit komplexen Zahlen und Matrizen nicht auskennt, soll das ganze als symbolische Notation auffassen. Im Gegensatz zur Drehung des Uhrzeigers drehen wir hier einen Pfeil so, dass seine Spitze im Allgemeinen eine Kugeloberfläche überstreicht. Da dafür drei Drehachsen möglich sind, gibt es auch drei Drehwinkel.
Man kann die Taylorreihe nun ausmultiplizieren. Aufgrund der Eigenschaften der Pauli-Matrizen findet man die erstaunlich einfache Form



Dabei ist



und



Was bedeutet das?

Man formt aus den drei Drehwinkeln einen Vektor und bildet dessen Betrag sowie einen Einheitsvektor (normiert auf Eins mit der selben Richtung wie der ursprüngliche Vektor; gekennzeichnet durch das Dach).

Nun stellt man etwas Erstaunliches fest: Es gibt drei Drehwinkel, allerdings wirken die so konstruierten Drehmatrizen nicht auf dreidimensionale Vektoren, sondern auf komplexe Vektoren mit zwei komplexen Dimensionen (die Pauli-Matrizen sind ja 2*2 Matrizen). Man schreibt analog zu für diese (komplexe) Drehgruppe SU(2).

Trotzdem besteht eine gewisse Analogie zu Drehungen im dreidimensionalen Raum. In drei Dimensionen wäre das maximal symmetrische Objekt eine Kugeloberfläche. Markiert man auf ihr einen Punkt und führt dann eine Drehung um eine beliebige Achse (parametriert duch die Drehwinkel) aus, so kommt der Punkt nach einer Drehung um 360° wieder mit sich selbst zur Deckung. Dies entspricht dem dreidimensionalen Analogon der SO(2), man schreibt für die Drehgruppe in drei Dimensionen auch SO(3).

Interessant ist nun jedoch, dass in den Sinus- und Cosinus-Funktionen, die wir oben abgeleitet haben, immer der halbe Drehwinkel auftaucht. Man hat hier tatsächlich Objekte konstruiert, für die erst eine Drehung um 720° wieder zum ursprünglichen Objekt führt (bei der Kugel hatten wir ja 360° Grad). D.h. die zweidimensionalen komplexen Vektoren, die durch die SU(2) gedreht werden, sind sogenannte Spinoren. Man kann sie nicht anschaulich darstellen, das scheitert an den zwei komplexen = vier reellen Dimensionen und an der Tatsache, dass eben erst eine Drehung um 720° wieder zum selben Objekt führt.

Man kann trotzdem eine Verwandschaft zwischen der SO(3) Und der SU(2) finden; dabei stellt man fest, dass die SU(2) gewissermaßen doppelt so viele Drehungen wie die SO(3) enthält. Für höhere Dimensionen gibt es ebenfalls Verwandschaften, allerdings keine feste Regel.

Nun muss man noch einen letzten Schritt tun, um zu verstehen, wo die Supersymmetrie anders auussieht, als die normale Symmetrie. Betrachten wir dazu einen komplexen Vektor, einen vedrehten Vektor, also



und



sowie das Skalarprodukt zwischen beiden:


ErläuterungMan betrachtet zuerst den Fall des Skalaproduktes eines Vektors mit sich selbst. Das entspricht einfach dem Quadrat der Länge des Vektors. Dann betrachtet man das Skalarproduktes eines Vektors mit einem dagegen verdrehten Vektor. Das Skalaprodukt misst nun die Komponente des einen Vektors entlang des anderen Vektors, also je stärker verdreht gegeneinander, desto kleiner ist das Skalaprodukt. Falls beide aufeinander senkrecht stehen, ist das Skalarprodukt exakt Null
Man kann nun folgendes tun: man dreht sowohl den Vektor z als auch die eigentliche Drehmatrix S nochmals um einen bestimmten Winkel (eigentlich sind es wieder die drei Winkel). Dabei dreht man alles zusammen so, dass sich am Enddergebnis nichts ändert, d.h. man dreht quasi den gesamten Raum. Dazu führt man die neue Drehung



ein und wendet sie auf alle Objekte an






ErläuterungMan betrachtet z.B. den Winkel zwischen zwei gleichlangen (!) Zeigern einer Uhr bzw. deren Skalarprodukt. Dieses ändert sich nicht, wenn man die gesamte Uhr, also das Zifferblatt sowie die beiden Zeiger dreht. Mit S wird die Drehung des einen Zeigers gegen den anderen, mit U die Drehung der gesamten Uhr bezeichnet.
Für das Skalaprodukt ergibt sich dann



Wegen



hat das Skalarprodukt den selben Wert, es ist invariant.

Nun kann man die inverse Drehung im Falle der SU(2) wieder genauso einfach konstruieren, man muss einfach jedem Drehwinkwel ein Minus-Zeichen hinzufügen:




ErläuterungDas ist wieder eine symbolische Notation.
Nun macht man etwas spannendes: man betrachtet diese Drehungen für infinitesimale Drehwinkel, d.h. man verwendet von der o.g. Taylorreihe nur die ersten beiden Terme, d.h.
ErläuterungMan betrachtet winzige Drehwinkel nahe Null. Dann ist die sogenannte Taylorentwicklung eine sehr gute Näherung, bei der einen sehr komplizierten mathematischen Form (die e-Funktion von Matrizen) auf etwas sehr einfaches zurückgeführt wird.


und



Wendet man nun diese infinitesimalen Drehungen auf S an, so findet man



Der Term in eckigen Klammern ist der sogenannte Kommutator, man schreibt dafür auch einfach



Da nun S ebenfalls über eine derartige e-Funktion definiert war, kann man wiederum eine Taylorentwicklung durchführen; schlussendlich landet man bei Kommutatoren der T-Matrizen, oder - im Spezialfall der SU(2) - der Pauli-Matrizen.

Man nennt dies den Übergang von der Lie-Gruppe SU(2) zur Lie-Algebra su(2). Elemente der Gruppe sind die e-Funktionen, Elemente der Algebra dagegen die T-Matrizen.
ErläuterungVereinfacht muss man sich das wie folgt darstellen: Man betrachtet Drehungen von Vektoren, deren Spitzen dabei eine Kugeloberfläche überstreichen. Wenn man so eine Drehung durchführt und die Punkte, die von den Spitzen vor und nach der Drehung markiert werden durch einen dritten Pfeil verbindet, so liegt dieser Verbindungspfeil im Inneren der Kugel. Exakt müsste man jedoch diesen Verbindungspfeil auf die Kugeloberfläche zeichnen, wobei dieser dann gekrümmt wäre. Die Aussage, die hinter der obigen Rechnung steckt ist nun, dass man für winzige Drehungen in etwa so was machen kann wie tatsächlich die Abkürzung „durch“ die Kugel zu nehmen. Bei winzigen Drehungen ist der resultierende Fehler klein. Z.B. sagt man bei der Richtungsangabe auf der Erde auch „geradeaus“ und nicht „geradeaus – entlang der Erdkrümmung“
Generell kann man folgendes sagen: Es gibt drei Sorten von Räumen, nämlich reelle, komplexe und symplektische (habe ich hier nicht besprochen). Reelle Räume der Dimension N bestehen aus Vektoren mit N reellen Zahlen. Für komplexe Räume gilt das selbe, allerdings mit komplexen Zahlen. Man kann in all diesen Räumen DRehungen definieren; diese bilden dann die jeweilige Drehgruppe SO(N), SU(N) bzw. Sp(N) - letztere habe ich hier nicht besprochen. Zu jeder dieser Drehgruppen gibt es die entsprechende Algebra, nämlich so(N), su(N) bzw. Sp(N). DIese Algebren enthalten Verallgemeinerungen der Pauli-Matrizen. Für einen Raum der Dimension N sind es N*N Matrizen mit i.A. komplexen Elementen. Die Anzahl der Matrizen wächst schnell mit der Dimension des Raumes. Für den N-dimensionalen komplexen Raum enthält die su(N) N²-1 derartige Matrizen; für N=2 ist dies 2²-1 = 3; für N=3 bereits 2³-1 = 8. Im Falle der SU(3) kennt man diese Matrizen als Gell-Mann Matrizen; sie spielen eine wesentliche Rolle im Quarkmodell.

Interessant ist nun, dass die Struktur der Algebra durch den oben eingeführten Kommutator vollständig bestimmt ist!!! D.h. die Algebra kann definiert werden als



f sind die sog. Strukturkonstanten.

D.h. aber, dass derartige (rein algebraische !) Beziehungen zwischen bestimmten Matrizen alle möglichen Lie-Gruppen und damit alle möglichen Drehsymmetrien beschreiben.
ErläuterungD.h. dass man alle Drehungen, bei denen die Pfeile auf den gekrümmten Oberflächen liegen, näherungsweise durch die o.g. Abkürzungen darstellen kann. Dabei geht zwar eine gewisse Information verloren, aber irgendwie (wie genau ist nicht wichtig) bleibt noch genügend Info übrig, um die ursprüngliche, gekrümmte Oberflächenstruktur und die zugehörigen Drehungen analysieren zu können. Es ist so, wie wenn ein Landvermesser einen ganz bestimmten Weg - sagen wir in Deutschland - abschreitet, Messungen vornimmt, diese in eine ebene (!) Karte einzeichnet und daraus die Krümmung der Erde ermittelt. Tatsächlich wäre das z.B. durch die Messung von Schattenlängen von Stäben mit bekannter Länge auf bestimmten geographischen Breiten und zu bestimmten Uhrzeiten möglich. ES geht also darum, die globale Struktur zu rekonstruieren, wenn man doch nur die lokalen Eigenschaften kennt.
Nun muss man noch einen Spezialfall erwähnen: In der SRT wird ja ein etwas ungewöhnliches Skalarprodukt eingeführt, in dem Minuszeichen vorkommen. In der zugehörigen Lie-Gruppe muss man dann imaginäre Drehwinkel einführen. Im Falle der SO(4) führt man drei imaginäre Drehwinkel analog zu den drei Minuszeichen ein. Man schreibt die resultierende Gruppe als SO(1,3) gemäß der Anzahl der Plus- und der Minuszeichen im Skalarprodukt. An den Matrizen, also der Lie-Algebra muss man dabei nichts ändern. Für die Lorentzgruppe kann man dann die Anzahl der T-Matrizen zählen: man erhält sechs, wobei drei davon normalen Drehungen und die anderen drei den Boosts entsprechen, d.h. die SO(1,3) enthält eine SO(3) für die normalen Drehungen im gewöhnlichen dreidimensionalen Raum. Die Boosts für Lorentztransformationen auf ein bewegtes Bezugssystem kann man dann als eine spezielle Art der Drehung auffassen.
ErläuterungMan muss dabei beachten, dass die Zahl der möglichen Drehwinkel nicht mit der Zahl der möglichen Drehachsen bzw. der Dimensionen übereinstimmt. In zwei Dimensionen (s.o.) habe wir eine Drehung um einen Winkel betrachtet, wobei die Drehachse senkrecht auf der Ebene steht, in der gedreht wurde; also Anzahl Achsen = Anzahl Drehwinkel = 1; Anzahl Dimensionen = 2. In drei Dimensionen hat man zufälligerweise Anzahl Achsen = Anzahl Drehwinkel = Anzahl Dimensionen = 3. In vier Dimensionen (muss man sich nicht vorstellen können) dagegen Anzahl Drehwinkel = 6; Anzahl Dimensionen = 4. I.A. wird das nicht übereinstimmen.
Man kann aus der algebraischen Struktur der so(1,3) auch ableiten, dass man sie umschreiben kann in su(2) + su(2). Dies ist der tiefere Grund für die Existenz von Spinor-Teilchen bzw. von Fermionen mit Spin 1/2.

Damit hat man nun aber wirklich alle Fälle der "Drehungen" erledigt!

Nun unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Formen der Symmetrien, nämlich äußeren und inneren.

Die äußeren Symmetrien sind die Symmetrien der Raumzeit. Die Gesamtheit dieser Symmetrien ist die Poincare-Gruppe, die wiederum die Lorentzgruppe enthält. Man findet insgs. 10 Symmetrietransformationen:
- 3 Drehungen
- 3 Boosts; ergibt zusammen die Lorentzgruppe SO(1,3)
- 4 Translationen = Verschiebungen (eine davon in zeitliche Richtungen)
(in höheren Dimensionen wäre das entsprechend mehr, aber das lassen wir jetzt mal)
ErläuterungIm einfachsten Fall stellt man sich eine Kugel vor, der bei beliebiger Drehung in drei Dimensionen symmetrisch ist also in sich selbst übergeht.
Die inneren Symmetrien sind die Symmetrien der Wechselwirkungen, im heute allgemein akzeptierten Standardmodell sind es die Eichsymmetrien
- el.-schw. WW: U(1)*SU(2)
- starke WW: SU(3)
ErläuterungDiese inneren Symmetrien sind nicht direkt sichtbar. Man stelle sich z.B. vor, dass an jedem Punkt im dreidimensionalen Raum eine kreisförmige Skala existiere und dass man synchron alle Zeiger auf diesen Skalen um einen beliebigen aber überall gleichen Winkel verdrehe. Die Skalen können dabei irgendeine Größe darstellen, die aber eben nichts mit dem Raum zu tun hat. Im Falle der oben diskutierten SU(2) oder SU(3) drehen sich diese Zeiger nun eben nicht auf kreisförmigen sondern auf kugelförmigen oder noch komplizierteren Skalen.
Man kann nun nicht begründen, warum gerade diese Symmetrien und keine anderen (Man hat versucht, eine SU(5) oder SO(10) als vereinheitlichte Symmetrie heranzuziehen, findet jedoch leider unphysikalische Ergebnisse.

In den 60iger Jahren haben zwei Physiker - Coleman und Mandula - versucht, die allgemeinste Form der Symmetrie einer Wechselwirkung zu finden. Ihr Ergebnis war das berühmte Coleman-Mandula-Theorem, das besagt, dass nur die Kombination der Poincare-Symmetrie mit einer irgendwie gearteten SU, SO oder Sp bzw. Kombinationen daraus erlaubt ist. D.h. es gibt keine weiteren Symmetrien, die in irgendeiner Form über die bisher untersuchten "Drehungen" hinausgehen könnten!

Coleman und Mandula haben dabei einige Annahmen treffen müssen: so gehen sie davon aus, dass die beteiligten Teilchen Masse haben können. Für rein masselose Teilchen gäbe es durchaus erweiterte Symmetriegruppen.

Das Theorem verbietet eine Mischung aus äußeren und inneren Symmetrien - also Mischungen aus Raumzeit- und Wechselwirkungs-Symmetrien. In der Sprache der Kommutatoren oben kann man das ganz einfach schreiben. Seien die X-Matrizen die Matrizen der Poincare-Gruppe und die T-Matrizen die der Wechselwirkung. Dann ist





D.h. "Drehungen" in der Raumzeit und "Drehungen" in der Wechselwirkung sind unabhängig. So gibt es z.B. keine Drehung in der Raumzeit, die aus einem roten ein blaues Quark macht. Lorentz-Trafos lassen die Farben der Quarks unverändert. Umgekehrt ändert die Transformation der Farben der Quarks nicht deren Bezugssystem. Wäre ja auch noch schöner, wenn man durch das Beschleunigen eines Quarks (Elektrons) plötzlich dessen Farbe (Ladung) ändern könnte - oder?
ErläuterungDas bedeutet, dass wenn man eine derartige Skala mit auf eine Reise nimmt, sich die Zeiger nicht von selbst verstellen, dass also die Reise im Raum keine Auswirkung auf die Skalen hat. Umgekehrt: wenn man an dem Zeiger auf einer Skala dreht, dann bewegt man dadurch nicht die Skala selbst durch den Raum.
Nun heißt das Thema aber (Super)Symmetrie, d.h. irgendwie muss da noch was sein. Coleman und Mandula haben nämlich was übersehen, und das hat etwas mit den Kommutatoren zu tun. Man kann tatsächlich weitere Symmetrien finden, die sich auf nichttriviale Weise mit der Poincare-Symmetrie kombinieren lassen - und das sind sogenannte Supersymmetrien.
ErläuterungDazu folgendes Experiment: Man führt hintereinander zwei verschiedene Drehungen eines Zeigers (um zwei verschiedene Achsen) durch. Man kann sich normalerweise nun leicht davon überzeugen, dass die Reihenfolge der Drehungen bei zwei verschiedenen Drehachsen nicht beliebig ist – unterschiedliche Reihenfolge resultiert in unterschiedlicher Lage. Man probiere das mal an einem Würfel aus, den man bei fester Ausgangslage zuerst um 90° um die x- und dann ebenfalls um 90° um die z-Achse drehe. Dann führt man bei gleicher Ausgangslage zuerst die 90° Drehung um die z- und dann um die x-Achse durch – die Endlage des Würfels ist unterschiedlich, d.h. es kommt auf die Reihenfolge der Drehungen an.

In beiden Fällen bleibt der Würfel aber bei den Drehungen an Ort und Stelle liegen. Im Falle der Supersymmetrie kann man nun „Drehungen“ definieren bei denen die aufeinanderfolgende Drehung um zwei verschiedene Achsen und die anschließende Rückdrehung jedoch in der jeweils anderen Reihenfolge (also 90° um x, 90° um z, -90° um x und -90° um z) nicht dazu führt, dass der Würfel am selben Ort gedreht erscheint, sondern dass er sich statt dessen wieder in der Ausgangsorientierung befindet – JEDOCH IM RAUM VERSCHOBEN IST. D.h. aufeinanderfolgende supersymmetrische „Drehungen“ sind nicht einfach neue Drehungen, sondern „Verschiebungen“ im Raum.
Damit geht's dann demnächst weiter ...
Gruß
Tom

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Beitrag von tomS » 30. Nov 2008, 21:00

Hallo zusammen, ich habe den Beitrag jetzt um die neue Funktionalität der EXPLANATION angereichert.

Seht's einfach als Test - und als Aufforderung an mich selbst, das Thema wie angekündigt weiterzuführen :-)
Gruß
Tom

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Beitrag von wilfried » 30. Nov 2008, 22:26

Lieber Tom

so viel Mühe!! Wirklich eine phantastische Ausarbeitung.

Ich muß das einmal coram publicum sagen: Die mathematische Unterfütterung der Gravitationstherorie ist wohl eines der spannendsten als auch eines der am schwierigsten zu erläuternden Themen der Physik.

Unser Tom verwendet sehr vile Mühe dieses Gebiet durchschaubar zu machen, etwas "greifbares" aus den abstrakten Gefilden zu formen.

Ich muß sagen, daß es zumindest aus meiner Sicht -ich bin aber durchaus befangen- heraus Diene Ausführungen verständlich sind.

Klar, der Leser muß ein sehr gutes Fundament der höhren Mathematik haben, braucht aber nicht unbedingt die Kenntnisse der 4-Bein Arithmetik, der Drehgruppen etc.

Ich freue mich, Dich an Bord zu haben! Darfst mal ne Runde mit mir segeln! Aber Du mußt dann auch arbeiten...

Gruß

Wilfried
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Beitrag von tomS » 1. Dez 2008, 07:00

Wow - vielen Dank für die Komplimente!

Ich bin ehrlich, ich seh' mich da ein bisschen in de Bringschuld. Ich schreib hier teilweise echt kompliziertes Zeug und möchte nicht, dass sich dadurch jemand abgeschreckt fühlt. Deswegen habe ich da nochmal nachgearbeitet.

Es ist aber eben so, dass bestimmte Theorien eben nicht ohne Mathematik erklärbar sind. Mir ist vor allem auch wichtig zu zeigen, wie verwoben die ganzen Theorien mit der Mathematik sind. Man kann nicht einfach in netten Bildern über die Physik oder das Universum reden, sondern dahinter steckt zunächst mal ein gigantischer mathematischer Apparat, wobei wundersamerweise alle Rädchen richtig ineinandergreifen. Erst danach kommt die anschauliche Interpretation, erst danach kommen die Bilder und visuellen Vorstellungen - bitte nicht umgekehrt, sonst geht so einiges schief.

Also, ich versuche, zum Beispiel Supersymmerie bald was nachzuliefern - ist aber etas aufwendig, da ich da erstmal einiges lesen muss und nicht einfach so hinschreiben kann.

Gruß
Tom
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Wildor

Beitrag von Wildor » 1. Dez 2008, 12:49

Hi Tom.

Ich finde es einfach nur toll.
Schade das ich nichts bis gar nichts davon verstehe, und wenn man Dir so zuschaut kann man einfach nur noch neidvoll sein.
Deine Geduld.
Es ist wie Bilder malen ohne Farben und Linien. Würde es gern verstehen, nicht das Rechnen selbs, sondern wie z.B. eine Stringtheorie plötzlich grosse Aufmerksamkeit findet, in dem man dieses String um irgendeinen Faktor kleiner macht. Warum wars davor Falsch. Was hat man in der Formel verändert.
Na vielleicht gibts ja mal zum grundsätzlichen Verständnis, in Off Topic mal nen Grundkurs zur Grund-Logik, weil ich mich hier leider gar nicht einbringen kann.

Kann mich ganz als Tom S. Fan bezeichnen. Nicht nur wegen meinem Namen.

Vielen Dank für Deine Mühe.

Gruss Wildor


PS: Dank auch an den Rest der Leute hier. Seit alle ganz schön drauf.
Zuletzt geändert von Wildor am 2. Dez 2008, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von tomS » 1. Dez 2008, 13:20

Freut mich !!!

Kannst du mal versuchen, an irgendeiner konkreten Stelle einzustechen und da nachzufargen? Dann kann ich das schon irgendwie erklären.

Außerdem habe ich dazu schon mal was unter viewtopic.php?t=889&start=0&postdays=0& ... highlight= geschrieben; vielleicht hilft das weiter.

Gruß
Tom
Gruß
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Beitrag von wilfried » 1. Dez 2008, 13:31

Lieber Wildor

schau mal in dem Bereich "mathematische Fragestellungen". Eventuell findest Du hier etwas passendes.

Dann ein wirklich guter Tipp:

gehe mal in Deinem Wohngebiet zu einer Volkshochschule. Die bieten Mathe und Physik Grundkurse an. Ich denke, dieses ist ein wesentlicher Schritt in Richtung des von Dir gewünschten Wissenszuwachses.

Unser Forum kann keine Lernstatt im Sinne einer VH oder Schule sein. Wir bemühen uns an vielen Stellen Wissen aufzubereiten, zur Verfügung zu stellen und auch enfache Erklärungen abzugeben.

Aber auch darin sind uns gewisse Grenzen gesetzt, sonst tät unser Sysad ja am Rädle drehen...das würde den Rahmen jeden Forums sprengen!!!

Ich schließ mich Tom an:

Schau mal genau nach und such Dir etwas raus, was Du konkret wissen willst. Groß angelegte Fragen z.B.
och, erklär mich doch mal, was die Welt zusammenhält
sind nicht beantwortbar, nur sarkastisch mit der Antwort:
UHU!!!
Aber das willst Du gewiß nicht hören. In der Beschränkung liegt die Kraft: nimm kleine und für Dich überschaubare Themen als die Deinigen. Dann hast Du auch etwas davon. Anderenfalls fürchte ich, wirst Du mehr Frust erleben und das Interesse an diesem Gebiet könnte versiegen.

In dem Sinne

Netter Gruß

Wilfried
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Beitrag von tomS » 4. Dez 2008, 07:43

Hallo,

Zunächst noch ein paar Gedanken zur Lorentz- bzw. Poincare-Gruppe und inneren Symmetrien, bevor ich dann endgültig mit Supersymmetrie anfange.

In der Lorentz-Gruppe gibt es Rotationen J und Boosts K, mit den Vertauschungsrelationen




ErläuterungDas sind grundsätzlich keine neuen Gleichungen, nur dass man für die Lorentzgruppe eben die Generatoren anders benennt, nämlich J un K. J erzeugt dabei einer Drehung um die durch den jeweiligen Index, K einen Boost in ein entlang der jeweiligen Achse bewegtes Koordinatensystem
i,k,l stehen nun explizit für x,y,z, d.h. es handelt sich um Drehungen bzw. Boosts um bzw. entlang der x-Achse bzw.

Dabei sind J und K 4*4 Matrizen, die (in der exponentiellen Form) die Vierervektoren x entsprechend drehen bzw. boosten.

Außerdem kann man eine quantenmechanische Darstellung als Operatoren finden, gekennzeichnet durch ein Dach ^, in der die Operatoren (in der exponentiellen Form) auf Wellenfunktionen wirken.

D.h. es gibt z.B. eine Drehmatrix (Boost-Matrix entsprechend)



und einen „Drehoperator“


ErläuterungDer Unterschied ist, dass die Matrix ganz normal auf Vektoren wirkt, dass in der Quantenmechanik jedoch Operatoren auf Wellenfunktionen wirken. Wie wir sehen werden, sind diese beiden Darstellungen aufeinander abbildbar.
Man kann nun z.B. eine Wellenfunktion sowie ein Wechselwirkungspotential betrachtet, und diese „drehen“, die entsprechende Gleichung lautet.




Das bedeutet, dass der qm Drehoperator U so auf die Wellenfunktion wirkt, als ob man den Raum selbst mittels S gedreht hätte. Wir drehen also in der QM nicht den Raum selbst, sondern wir verwenden zunächst einen Drehoperator.

Nun führt man eine weitere Symmetrie, z.B. die Farbsymmetrie SU(3) der QCD ein. Das wären dann neue Generatore T mit



Erläuterungdas sind genau die Gleichungen aus dem letzten Beitrag, nur dass ich dort die Generatoren der Lorentzgruppe mit X bezeichnet hatte - war blöd
Die letzten beiden Gleichungen bedeuten wieder, dass sich beide Symmetrien (Lorentz- und Farbe) gegenseitig nicht kennen bzw. beeinflussen.

a,b,c nummerieren jetzt für die Farbladungen der QCD.

Wieder kann man entsprechende Operatoren einführen und auf Wellenfunktionen anwenden. In diesem Fall muss die Wellenfunktion nun einen Farbindex bekommen, d.h. man hat eigentlich einen Wellenfunktionsvektor, wobei dieser Vektor nicht im Ortsraum sondern im Farbraum existiert:





Der kleine Index C steht für Color, um eine Verwechslung zu vermeiden.

Hier sieht man den Unterschied zur Lorentzgruppe: Der Operator U angewandt auf die Wellenfunktion, „verwandelt“ sich wieder in eine Drehmatrix vergleichbar dem S, aber nun wirkt diese auf den Wellenfunktionsvektor, nicht auf den Ortsvektor.

Während also die äußere Symmetrie schlussendlich auf den Ortsraum (x) wirkt, wirkt die innere Symmetrie im Farbraum.

Beide Symmetrien sind völlig unabhängig voneinander, d.h. die Wechselwirkung der QCD sieht so aus, dass ich beliebige Farb- und Orts-Rotationen durchführen kann, und dass sich bestimmte Größen wie Energie etc. nicht ändern. D.h. wenn ich eine Wellenfunktion habe, die ein Quarks bzw. Proton beschreibt, dann darf ich das transformieren und erhalte ein gedrehtes Quark bzw. Proton oder ein im Farbraum rotiertes Quark bzw. Proton. Die Symmetrie sagt nicht, dass mit diesen Objekten nichts passiert, sondern nur, dass eine Lösung der Theorie (ein Proton) in eine andere Lösung (ein gedrehtes Proton) überführt wird, wobei Energie, Impuls etc. unverändert bleiben.

Die Vertauschungsrelationen mit Null auf der rechten Seite bewirken, dass für die Operatoren gilt:


ErläuterungZunächst vertausche ich einfach die beiden Drehoperatoren. Das darf man tun, weil ja die jeweiligen Generatoren ebenfalls vertauschen. D.h. es ist egal ist, ob man zuerst im Orts- und dann im Farbraum dreht, oder umgekehrt. Ein um die "grüne" und dann um die x-Achse rotiertes Quark ist identisch mit einem um die x- und dann um die "grüne" Achse rotiertem Quark.

Dann wende ich die beiden Operatoren an, wobei eben der eine auf den Farb- und der andere auf den Ortsvektor wirkt.
Die wesentliche Aussage des Coleman-Mandula-Theorems ist nun, dass dies so sein MUSS, dass also äußere (Lorentz-) und innere (z.B. Farb-) Symmetrien unabhängig sein MÜSSEN!
Gruß
Tom

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Beitrag von tomS » 7. Dez 2008, 22:21

Ein paar Sätze zur Ort und Impuls in der relativistischen Quantenmechanik:

Wir betrachten zunächst die Vierervektoren



und die zugehörigen Viererimpulse sowie deren q.m. Darstellung



Für die Vertauschungsrelationen findet man





Das ist die aus der QM bekannte Vertauschungsrelation von Ort und Impuls.

In der relativistischen Mechanik gilt der relativistische Pythagoras (für ein freies Teilchen)



Für die Differentialoperatoren bedeutet dies



Dies kann jedoch nicht direkt für die Operatoren gelten, sondern nur für deren Anwendung auf eine Wellenfunktion, also



Dies ist die sogenannte Klein-Gordon Gleichung für Spin-0 Teilchen, eine relativistische Verallgemeinerung der Schrödingergleichung.

Aus den o.g. Darstellungen für Ort und Impuls (also die Impulsoperatoren) lässt sich übrigens auch die Lorentz-Algebra für die Operatoren J und K ableiten; man sie nur geeignet aus x und p aufbauen. D.h. dass man erhält mit dieser Darstellung sofort eine q.m. Darstellung der Lorentz-Algebra hat.

Die Gesamtheit aller Vertauschungsrelationen für x, p, J und K heißt Poincare-Algebra.

So, nun geht’s los mit dem eigentlichen Thema - Supersymmetrie, kurz SUSY:

Man führt den sogenannten Antikommutator ein. Der Kommutator [A,B] ist ja nur eine kurze Schreibweise für



Der Kommutator trat ständig bei der Betrachtung der Vertauschungsrelationen auf.

Der Antikommutator ist wie folgt definiert



Man führt nun zwei neue Objekte sowie ihre Vertauschungs- und Antivertauschungsrelationen in die Theorie ein








Dabei muss man beachten, dass Q eigentlich ein Spinor mit zwei Komponenten und σ die 2*2 Pauli-Matrizen sind. Das ist aber hier nicht lediglich ein mathematisches Detail und braucht nicht zu interessieren.

Wenn man die Antikommutatoren ausschreibt, dann findet man einige erstaunliche Eigenschaften:



D.h. dass das Quadrat dieses Operators identisch Null ist. Das funktioniert für normale Zahlen sicher nicht, außer die Zahl selbst ist Null! (Q ist eine sogenannte Grassman-Zahl.)

Da Q nun ein Zweier-Spinor ist trägt er Spin ½.

Wir haben bereits die Kombination infinitesimaler Rotationen J und Boosts K untersucht. Hier sieht dies nun wie folgt aus: Die Kombination der von Q erzeugten Symmetrie ergibt eine Translation, denn der Impulsoperator generiert ja selbst Translationen (also Verschiebungen).

Außerdem bedeutet die Tatsache, dass Q Spin ½ trägt, dass Q Bosonen in Fermionen überführt




Damit hat man eine Symmetrie, die aus Bosonen Fermionen macht und umgekehrt. Für freie Teilchen gilt dabei, dass diese Paare aus Bosonen und Fermionen gleiche Energie bzw.Masse haben, denn Q und p vertauschen, d.h. dass Q die Masse eines Teilchens invariant lässt.

Wendet man nun Q und Q-quer geeignet an, so wird das ursprüngliche Teilchen wieder in sich selbst überführt, jedoch das Teilchen dabei einer Translation unterwirft, dass also das Teilchen „bewegt“ wird.
Gruß
Tom

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Beitrag von tomS » 23. Dez 2008, 22:38

Nun möchte über ein paar Ideen berichten, warum die Supersymmetrie für viele theoretische Physiker so attraktiv erscheint.

Supergravitation

Zunächst mal ist die Supersymmetrie die maximal mögliche Symmetrie der Raumzeit sowie der enthaltenen Felder. Eine mögliche Erweiterung wäre die Supergravitation, die dann auch die Gravitationswechselwirkung mit einbeziehen muss, d.h. die Theorie fordert die Gravitation.

Den Übergang von Supersymmetrie (SUSY) zu Supergravitation (SUGRA) kann man sich wie den Übergang von der SRT zur ART vorstellen. Mathematisch wird dabei die zunächst globale Supersymmetrie (global bedeutet, die SUSY transformiert alle Teilchen im gesamten Universum einheitlich) zu einer lokalen Supersymmetrie (lokal bedeutet, die SUSY transformiert alle Teilchen abhängig vom jeweiligen Raumzeitpunkt).

Diese lokale Symmetrie entspricht dem Übergang zu einer lokalen Eichsymmetrie; für bekannte Theorien erzwingt diese ja die Einführung von Eichfeldern wie z.B. das Photon (für die U(1) Symmetrie der QED) oder die Gluonen ((für die SU(3) Symmetrie der QCD). Im Falle der lokalen Supersymmetrie erzwingt die Theorie die Einführung des Gravitons als dynamisches Feld, d.h. es existiert ein Tensorfeld, das ein Spin-2 Teilchen beschreibt. Das supersymmetrische Partnerteilchen des Gravitons ist das fermionische Gravitino mit Spin 3/2.

Diese Supergravitation hat einige ungewöhnliche Eigenschaften, insbs. erscheint sie Grenzfall der Superstringtheorie für niedrige Energien.

Renormierbarkeit

Außerdem hat die Supergravitation bessere Eigenschaften bzgl. der Störungsrechnung, also der Formulierung mittels Feynman-Diagrammen. Diese Formulierung ist für die ART inkonsistent, denn sie liefert i.A. unendliche Terme.

Diese Unendlichkeiten sind auch für gewöhnliche Feldtheorien bekannt, können dort jedoch mit einem mathematischen Trick, der Renormierung, eliminiert werden. Dieser Trick liefert zudem noch physikalische Vorhersagen, nämlich die Einführung einer neuen Energieskala in die Theorie. Die Energieskala der QCD liegt dabei in der Größenordnung der Nukleonmassen (Die Theorie vor der Renormierung enthält keine ausgezeichnete Energieskala und kann nicht erklären, warum die Nukleonen genau die Masse haben, die wir beobachten. Es gibt keinen Grund, warum sich die Massen alle im 1 GeV Bereich bewegen, sie könnten beliebig sein).

In der QED oder QCD müssen dazu die Parameter für Massen und Kopplungskonstante (also Stärke der Wechselwirkung) für eine feste Energie an experimentell bekannte Werte angepasst werden. Diese Anpassung muss genau einmal durchgeführt werden. Die Renormierung für weitere neue Terme (Feynman-Diagramme) funktioniert unverändert.

Bei der störungstheoretischen Quantisierung der ART versagt diese Beschreibung, da neue Feynman-Diagramme die Einführung neuer Parameter erzwingen, insgs. unendlich viele Parameter! D.h. die Theorie hat keine Vorhersagekraft.

Nun kann man einwenden, dass damit nicht die Quantengravitation selbst inkonsistent ist, sondern nur diese spezielle Quantisierung der ART unzureichend ist (und tatsächlich tut z.B. die LQG genau das). Trotzdem ist es schon erstaunlich, dass die Supergravitation wesentlich mildere (oder möglicherweise gar keine) Divergenzen enthält. Mildere Divergenzen könnte auch bedeuten, dass zwar Unendlichkeiten auftreten, dass die Theorie aber durch die Einführung einer endlichen Anzahl an Parametern renormierbar ist.

Problematisch ist, dass aufgrund der Komplexität der Theorie keine endgültig verlässlichen Beweise vorliegen. In der QCD kann streng bewiesen werden, dass auch für beliebig komplexe Diagramme keine neuen Parameter erzwungen werden. Ein ähnlicher Beweis ist für die Supergravitation technisch unmöglich.

Renormierbarkeit in der Supersymmetrie

Für die globale Supersymmetrie ohne Gravitation sieht die Situation besser aus. Zwar verzichtet man auf die Betrachtung der Gravitation, jedoch enthält die Theorie weiterhin die gewünschten Eigenschaften bzgl. der Renormierbarkeit. Man kann sogar die Renormierbarkeit bzw. in Spezialfällen die Endlichkeit, d.h. die Abwesendheit von Divergenzen streng beweisen! Die Ursache liegt darin begründet, dass sich Divergenzen aus bosonischen und solche aus fermionischen Beiträgen gegenseitig aufheben und nur endliche Terme übrigbleiben.

Spezialfälle, z.B. eine supersymmetrische Version der QCD (die jedoch insgs. leider nicht realistisch ist) erlaubt eine exakte Ableitung aller wesentlicher bekannter Phänomene der QCD, insbs. des Colour-Confinements! Diese Theorie ist in dem Sinne „lösbar“, dass sie eine exakte Konstruktion von Lösungen ohne Verwendung von Näherungen oder numerischen Methoden erfordert.

GUT – Große Vereinheitlichung

Wenn man im Standardmodell die Renormierung aller Wechselwirkungen durchführt, findet man, dass deren Stärke von der Energie der beteiligten Wechselwirkungspartner abhängt. Extrapoliert man alle Kopplungskonstanten als Funktionen der Energie, so treffen sich diese näherungsweise in einem Punkt – aber eben nur näherungsweise. Man interpretiert dies als Hinweis auf eine GUT = Grand Unified Theory, in der alle uns bekannten Wechselwirkungen (mit Ausnahme der Gravitation) zu einer einzigen WW verschmelzen. Leider führt deren Konstruktion mittels gewöhnlicher mathematischer Strukturen (Lie-Gruppen) auf unrealistische Modelle, die z.B. die Instabilität des Protons vorhersagen (was experimentell ausgeschlossen werden kann).

Betrachtet man die minimale supersymmetrische Erweiterung des Standardmodells, so erhält man Modifikationen Kopplungskonstanten als Funktionen der Energie, die dazu führt, dass sich diese in exakt einem Punkt treffen! Dies wird als Indiz gewertet, dass die Konstruktion gewöhnlicher GUTs durch eine supersymmetrische Erweiterung zu ersetzen ist.

Hierarchieproblem

Ein weiterer Effekt der Renormierung ist, dass nicht nur Kopplungskonstanten sondern auch die Massen der an der WW beteiligten Teilchen energieabhängig werden. So kann man z.B. einem extrem hochenergetischen, quasi-freien Quark eine Masse von einigen wenigen MeV zuordnen (mit dieser Masse wirkt das Quark in einem Beschleunigerexperiment, in dem z.B. ein Quark und ein Elektron aneinander streuen), andererseits muss man einem niederenergetischem, stark gebundenen Quark (als Baustein des Protons) ca. 1/3 der Protonenmasse und damit einige 100 MeV zuordnen.

Betrachtet man nun derartige Effekte unter Berücksichtigung der GUT- (oder Planck-) Energieskala, so ist völlig unverständlich, warum die Massen der bekannten Elementarteilchen so viele Größenordnungen unter diesen Skalen liegen sollen. Man würde erwarten, dass die Renormierung dazu führt, dass sich alle Teilchenmassen bei der GUT-Skala ansiedeln. Diese unerklärliche Hierarchie von Massen nennt man das Hierarchieproblem.

Bei Einführung der Supersymmetrie ändert sich dieses Bild grundlegend. Wiederum ist die Symmetrie zwischen Bosonen und Fermionen dafür verantwortlich. Bosonische und fermionische Beiträgen zur Massenkorrektur heben sich gegenseitig auf, so dass diese Hierarchie von Massen bzw. Energien (GeV-Skala, GUT-Skala) mathematisch stabil bleibt.

Zum Abschluss

Ich kann hier nur einen kurzen Überblick zum Thema SUSY und SUGRA geben; es gäbe natürlich noch wesentlich mehr zu berichten. Als Ausblick sei genannt:

Supersymmetrie und Standardmodell (Eigenschaften der minimal superymmetrischen Erweiterung, LHC-Experimente, …)
Supersymmetriebrechung (warum beobachten wir keine supersymmetrischen Teilchen)
Dunkle Materie (Neutralino = leichtestes supersymmetrisches Teilchen als Kandidat für DM)
Erweiterte Supersymmetrie (mehr als ein supersymmetrischer Partner je bekanntem Teilchen)
Supergravitation als Niederenergielimes der Superstringtheorie
Liste aller bekannten SUGRA-Theorien (ohne SUGRA gibt es unendlich viele, mit nur endlich viele!)
Gruß
Tom

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