ralfkannenberg hat geschrieben: ↑28. Jan 2021, 21:07
Nun ganz kurz zu den unterschiedlichen Typen: es fällt auf, dass die grossen Monde von Jupiter, Saturn, Uranus und teilweise auch Neptun reguläre Monde sind, und daraus schliesst man, dass diese Monde aus einer Gasscheibe entstanden sind, die sich in der Äquatorialebene des Planeten als Überrest befand.
Hallo zusammen,
ganz besonders schön kann man das bei den vier grossen Jupitermonden sehen, da die Jupiterachse kaum zur Ekliptik geneigt ist, wobei das ein bisschen irreführend ist, denn bei einer Achsneigung von 0° steht die Rotationsachse
senkrecht zur Ekliptik und die Aquatorialabene ist parallel zur Ekliptik. Das jedenfalls ist der "Nullzustand" für die Rotationsachsen von Planeten, je stärker die Achsen geneigt sind desto mehr muss man nach einem Grund dafür suchen. Wobei bemerkenswert ist, dass egal wie stark die Planetenachse geneigt ist - reguläre Monde und Ringe befinden sich in der Äquarorialebene ihres Planeten, auch beim um ~90° geneigten Uranus, der auf seiner Bahn "rollt" - seine Monde sind ihrem Mutterplaneten treu geblieben und ihre Umlaufbahnen verlaufen ebenfalls ~90° zur Ekliptik geneigt.
Zurück zum Jupiter: dank seiner geringen Achsneigung stehen Io, Europa, Ganymed und Kallisto von der Erde aus gesehen stets fast in einer Linie, so dass man sie sehr einfach erkennen kann, zumal sie meistens auch die hellsten Sterne in ihrer Umgebung sind, Ganymed 4.6 mag, Io 5.1 mag, Europa 5.2 mag und die dunkle Kallisto trotz ihrer Grösse 6.1 mag. Allerdings ist Europa einfacher als Io zu sehen, weil sie doppelt soweit vom Jupiter wegkommt.
Der Titan ist der grösste Saturnmond und war die erste Mondentdeckung nach den vier grossen Jupitermonden, grössen- und dichtemässig zwischen dem grössten und zweitgrössten Jupitermond Ganymed und Kallisto angesiedelt. Titan wurde 45 Jahre nach den 4 grossen Jupitermonden im Jahre 1655 entdeckt. Noch vor der Jahrhundertwende gelangen bis ins Jahr 1684 vier weitere Mondentdeckungen in unserem Sonnensystem, allesamt Saturnmonde; zuerst Japetus, dann die hellere aber näher am Saturn stehende Rhea, dann die beiden noch näher am Saturn stehenden Monde Tethys und Dione. Sie sind aber kleiner als die bis anhin bekannten Monde unseres Sonnensystems, von denen Ganymed, Titan und Kallisto in etwa Merkur-gross sind und Io und Europa in etwa Erdmond-gross sind. Rhea und Japetus sind ungefähr halb so gross wie der Erdmond, Tethys und Dione rund ein Drittel so gross. Auch sie sind alle reguläre Monde unseres Sonnensystems und zugleich sind alle bis im Jahr 1684 entdeckten Monde auch diejenigen Monde unseres Sonnensystems, die in einem Amateurfernrohr beobachtet werden können.
Der Erdmond ist der 5.-grösste Mond unseres Sonnensystems, ist aber kein regulärer Mond, was man schon daran erkennen kann, dss er sich in der Ekliptik und keineswegs in der Äquatorialebene der Erde aufhält. Bei den grossen Jupitermonden könnte man diesen feinen Unterschied auf den ersten Blick nicht feststellen, weil die Äquatorialebene des Jupiters fast mit der Ekliptik zusammenfällt. Doch sind das so treue Monde, so dass deren Bahnneigung zu ihrem Mutterplaneten stets weniger als 0.5° beträgt, während die Achse des Jupiter doch gut 3° geneigt st, so dass es gar keine Zweifel gibt, dass die vier grossen Jupitermonde reguläre Monde sind.
Betrachten wir noch den grossen Neptunmond Triton, nach Europa der 7.grösste Mond unseres Sonnensystems und der "kleinste" der grossen Monde - danach kommt dann über 1000 km erst mal nichts mehr. Zwar hat Triton auf den ersten Blick eine "kalte" und somit reguläre Umlaufbahn, doch ist diese rückwärts umlaufend, also retrograd. Somit ist auch Triton kein regulärer Mond.
Während der Erdmond vermutlich ein Kollisionsmond ist - wohl aus dem Zusammenstoss zweier Proto-Erden entstanden, die sich natürlich beide in der Ekliptik aufgehalten haben, so dürfte Triton ein eingefangener Kuipergürtel-Planetoid sein. Und was für einer: der
grösste aller bekannten Kuipergürtel-Planetoiden, grösser als die beiden grössten Zwergplaneten Pluto und Eris, die beiden ehemaligen 9. und 10.Planeten unseres Sonnensystems.
Damals war das Sonnensystem noch sehr viel dichter mit Proto-Körpern bevölkert als heute - in der heutigen Ära unseres Sonnensystems gibt es keine Protoplaneten mehr auf irgendeiner Planetenbahn, die mit dem dortigen Planeten zusammenstossen und dabei einen Mond bilden können. Das war damals aber noch anders und man vermutet, dass es sich bei Triton ursprünglich um einen Doppel-Zwergplaneten gehandelt hat, der dem Neptun nahe kam und dabei kann man
ausrechnen, dass dann der massereichere eingefangen und der masseärmere weggeschleudert wird.
Wenn das ein bisschen absurd aussehen mag, so sei daran erinnert, dass die beide grösste bekannten Mitglieder des Kuipergürtels, also Pluto und Eris, ebenfalls je einen grossen Mond haben, die grössenmässig locker mit den regulären Monden der Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun mithalten können, obgleich Pluto und Eris nun doch deutlich kleiner und masseärmer (3.Potenz, da Masse ~ Volumen) als diese grossen Planeten sind.
Genug für heute - wir sind hier im Thread beim Saturnmond Titan, einem regulären Mond, dem zweitgrössten unseres Sonnensystems. - Die spannende Geschichte der allerdings sehr viel kleineren irregulären Monde unseres Sonnensystems erzähle ich Euch ein anderes Mal.
Freundliche Grüsse, Ralf