Ja.seeker hat geschrieben: ↑17. Jan 2019, 10:34Du gehst davon aus, dass wir uns hier nicht rein im Bereich der Metaphysik befinden.tomS hat geschrieben: ↑17. Jan 2019, 00:38Dann wäre dies keine wissenschaftliche Hypothese, denn als solche muss sie widerlegbar sein.Ich halte den Reduktionismus bzw. reduktionistische Programme/Positionen, wenn sie sauber gestrickt sind, für prinzipiell nicht widerlegbar, genausowenig wie viele andere Positionen.
Das ist aber ein interessanter Aspekt, denn genauso könnte auch die Position der Irreduzibilität gestrickt sein. Wenn dem so wäre, dann wäre das ganze tatsächlich Metaphysik, und evtl. sollte man das ganze damit beenden. Aber das sehe ich erstmal nicht.Wir sollten das untersuchen.
Nach Popper gilt: "Ein empirisch-wissenschaftliches System muss an der Erfahrung scheitern können."
Evtl. können wir das recht einfach anhand einiger konkreter Beispiele des Scheiterns festmachen; ob prinzipiell oder praktisch bzw (1) oder (2) bliebe dann noch zu diskutieren.
- für einen biologischen Begriff existiert keine physikalische Entsprechung, oder wir können uns nicht auf eine Definition einigen
- bei der Reduktion geht - nach Meinung der Biologen - der wesentliche Sinn und Gehalt einer Aussage verloren
- eine physikalische Theorie macht experimentell widerlegbare Aussagen
Bin mir nicht sicher, ob ich das verstehe.seeker hat geschrieben: ↑17. Jan 2019, 10:34Wichtig scheint mir hier: Für eine Falsifikation reicht ein nicht-Befund nicht aus.* Es reicht nicht, "dass nichts dabei herausgekommen ist" bzw. "dass es prinzipiell möglich ist, dass nichts dabei herauskommt", es muss stattdessen prinzipiell einen positiven Befund geben können, der der Theorie bzw. dem Ansatz/Programm widerspricht bzw. dort nicht eingeordnet werden kann.
Nehmen wir als konkretes Beispiel, dass eine im Augenwinkel wahrgenommene Bewegung zur Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf dieses Objekt und zu einer Ausweichbewegung führt. Ich denke, man kann dies rein physikalisch durch elektro-chemische Reizleitung usw. erklären; dabei sollte der Biologe helfen, und das wird wohl klappen. Das zeitgleiche Bewusstwerden "oh, ein Fußball" werden wir dagegen nicht reduktionistisch erklären können, da es die Ebene Gehirn/Geist tangiert, auf die sich meine Hypothese nicht erstreckt. Ich denke, dass es auf Ebene (1) eben gerade keine Widerlegung geben wird und dass dies im Zuge der Diskussion auch klar wird. Andernfalls hätten wir einen biologischen Begriff, der sich der physikalischen Repräsentation entzieht; nun können wir streiten, ob wir neue Physik benötigen, ob die Biologie hier einfach unpräzise ist, oder ob eben tatsächlich Irreduzibilität vorliegt etc. Das machen wir, wenn es soweit ist.seeker hat geschrieben: ↑17. Jan 2019, 10:34Kannst du ein Beispiel geben? Ich habe darüber nachgedacht, ich finde ihn nicht. Es reicht m.E. nicht aus, zu sagen: "Es ist prinzipiell möglich, dass der Biologe dabei versagt, die notwendigen exakten Angaben zu liefern." Denn daraus scheint mir, dass sich dann nur ein nicht-Befund ergibt.
Gleichzeitig glaube ich, dass der Biologe mehr und mehr zum Eindruck gelangen wird, dass bei der Reduktion im Sinne von (1) die Bedeutung des Ganzen im Sinne von (2) verloren gehen wird, was keine Auswirkung auf (1) haben muss.
Wir müssen da nochmal scharf nachdenken.seeker hat geschrieben: ↑17. Jan 2019, 10:34Wenn wir z.B. die Existenz von Tachyonen im Rahmen einer Theorie postulieren, dann reicht es für eine Falsifikation nicht aus (jedenfalls nicht vollständig), wenn wir in der empirischen Untersuchung keine Tachyonen nachweisen können, stattdessen muss man irgend etwas tatsächlich nachweisen (also positive Befunde beibringen), das der Theorie aus der sich Tachyonen ergeben widerspricht.
Die Hypothese "Tachyonen existieren" wird durch keinerlei Indizien gestützt; eine Bestätigung wäre der konkrete Nachweis (d.h. statistisch signifikante Indizien); eine Widerlegung ist nicht abschließend möglich.
Die Hypothese "Biologie ist reduzibel" wird durch diverse Indizien gestützt; eine Bestätigung ist nicht abschließend möglich; eine Widerlegung wäre der konkrete Nachweis der Irreduzibilität eines biologische Begriffs.
Deswegen passt das nicht so ganz.