Ich war mir nicht sicher, ob du das so siehst. Aber so freut es mich natürlich.seeker hat geschrieben: ↑14. Aug 2017, 22:03Tom, du und ich sind uns glaube ich in allen wesentlichen Punkten einig (das waren wir schon von Anfang an hier), ich stimme auch deinem letzten Beitrag im Wesentlichen zu.
Interessant ist für mich, dass meine Argumentation/Herangehensweise ganz anders war, ich kam von der philosophischen Seite - mit demselben Ergebnis wie du.
Ich finde das herausstellenswert.
Der Minimalkonsens bzgl. der theoretischen Physik ist ja wohl, dass sie einen instrumentalistischen Rahmen bereitstellt, um Modelle aufzustellen, die es ermöglichen, experimentell überprüfbare Vorhersagen zu machen, d.h. konkret experimentelle Ergebnisse vorherzusagen. Bzgl. der "Zeit" ist das so eine Sache, denn das, was wir in unseren Axiomensystemen als "Zeit" festlegen und bezeichen muss noch nicht mit dem übereinstimmen bzw. einen direkten Bezug zu dem haben, was wir später in unseren Experimenten mit unseren Uhren als "Zeit" messen.seeker hat geschrieben: ↑14. Aug 2017, 22:03Das hier sollte man vielleicht auch noch einmal näher erklären, es ist wichtig:TomS hat geschrieben:Das Problem steckt nämlich überhaupt nicht in dem Modell der Zeit t selbst, sondern in der Dynamik - die ich mit U bezeichne - "auf" der Zeit.
Erst die Dynamik entscheidet nämlich, was die physikalische Zeit tatsächlich ist; diese ist i.A. von der naiv eingeführten Koordinate t verschieden.
Z.B. kann man die ART mittels des hamiltonschen Formalismus formulieren, wobei die Variable "Zeit" zunächst vollständig aus den Gleichungen verschwindet. Erst die Betrachtung eines "Prozesses", der eine "Prozesszeit" festlegt, die als Zeitmaßstab für alle anderen Vorgänge dient, erlaubt es, eine "physikalische Zeit" als Messgröße wiederzugewinnen; diese muss jedoch von der Zeitvariable unterschieden werden, die wir zu Beginn in die ART hineingesteckt haben. In diesem Zuge wird auch klar, dass die Frage nach einem Anfang der Zeit eben gerade nicht in den Axiomen festgelegt werden darf, da man der Theorie sonst die Freiheit nimmt, vorherzusagen, ob es einen derartigen Anfang gibt oder nicht, und wenn ja, welche Eigenschaften ihm zukommen.
Wenn wir Physik betreiben wollen, dann müssen wir uns von unseren Theorien und Modellen leiten lassen und diese anhand ihrer Vorhersagen mit der Realität vergleichen und überprüfen. Dies ist jedoch sicher nicht die einzige relevante Sichtweise: unsere Theorien erlauben uns auch ein Verständnis der Welt zu entwickeln, das tiefer geht als das Sammeln und Bewerten von Beobachtungsdaten (bereits die newtonsche Mechanik erklärt mehr als das Keplersche Modell, obwohl doch beide die selben Vorhersagen bzgl. der Planetenorbits machen).
Insofern ist es falsch, zu viele philosophische Vorurteile in unsere Axiomensysteme, Theorien und Modelle hineinzupacken - es sei denn, wir verabschieden uns von der physikalischen Methode.