tomS hat geschrieben:Welche sollen das sein? kosmologische Horizonte und Rindler-Horizonte ja; Ereignishorizonte nicht.
Mit "Horizonte sind beobachterabhängig!" war wohl eher gemeint, dass sie in dem Sinne keine physikalische Grenze 'an und für sich' darstellen (man merkt nichts besonderes, wenn man den EH überschreitet, Firewalls mal außen vor...), sondern dass sie dadurch definiert sind, was ein Beobachter noch beobachten kann und was nicht.
Ich denke, du hast aber Recht, dass der absolute EH eines SLs existiert und eben auch beobachterunabhängig ist:
Der absolute Horizont hingegen ist unabhängig vom Bezugssystem und wurde von Stephen Hawking eingeführt. Die Definition des absoluten Horizonts ist, dass er die Grenzfläche darstellt, die Ereignisse, die im entfernten Universum beobachtbar sind, von denjenigen Ereignissen trennt, die nicht mehr beobachtbar sind. Wie eingangs formuliert trennt er also Beobachtbares von Unbeobachtbarem. Der absolute Horizont kann kontinuierlich wachsen, wenn beispielsweise das Loch Materie aufsammelt oder mit anderen Löchern verschmilzt. Insbesondere kann der absolute Horizont nur wachsen, weil jede Energieform, die ins Loch fällt, es mit Masse anreichert und den Horizont vergrößert.
http://www.spektrum.de/lexikon/astronomie/horizont/184
Dann gibt es noch einen scheinbaren Horizont, dieser ist relativ zum Beobachter:
Der scheinbare Horizont wird definiert als die äußerste Berandungszone, wo Photonen, die dem Loch versuchen zu entkommen, gravitativ eingefangen werden. Es stellt sich heraus, dass diese Definition ein relatives Konzept, also nicht absolut ist, denn er hängt vom Bezugssystem des Beobachters ab. So wird der scheinbare Horizont für einen entfernten, ruhenden Außenbeobachter ein anderer sein, als für einen nahen, einfallenden Beobachter (FFO).
http://www.spektrum.de/lexikon/astronomie/horizont/184
Davon hattest du es aber nicht, ist klar.
tomS hat geschrieben:Du musst aber auch das Kippen des Lichtkegels verursacht durch die Raumzeitkrümmung beachten.
Ja.
Interessant in dem Artikel noch:
Der absolute Horizont hat die verblüffende Eigenschaft, dass er die Kausalität verletzt! Einfallende Materie und Strahlung lassen den absoluten Horizont anwachsen, bevor sie den die Materie ihn erreicht! In Anlehnung an die Philosophie nennt man dies einen teleologischen Charakter. Die Teleologie wurde in der Philosophie vom Rationalisten Christian Wolff (1679 - 1754) eingeführt. Dort besagt dieses Prinzip, dass alle Geschehnisse auf ein bestimmtes Ziel, Telos (grch. Zweck), gerichtet sind. Es bezeichnet also eine Form von Fatalismus, einer Ergebenheit in das Schicksal: Alles hat einen Sinn und verfolgt einen bestimmten Zweck. Der absolute Horizont ist teleologisch, weil er von der Zukunft abhängt, nämlich ob Signale das entfernte (in der Zukunft liegende) Universum erreichen oder nicht. Trotz dieser seltsamen Eigenschaft, eignet sich der Begriff des absoluten Horizonts, um Entwicklungsgleichungen für das Wachstum des Horizonts eines Schwarzen Loches abzuleiten. Dies gelang Hawking und seinem Kollegen James Hartle 1972.
Der absolute Horizont weist die Schwäche auf, dass er nicht lokal und teleologisch ist. Deshalb könnte sich hier und jetzt ein Ereignishorizont ausbilden, weil in ferner Zukunft hier in der Nähe ein Gravitationskollaps stattfindet! Diese Eigenschaften sind hinderlich, wenn die Entstehung Schwarzer Löcher (beispielsweise aus dem Gravitationskollaps eines massereichen Sterns oder in der Verschmelzung zweier Neutronensterne in einem Binärsystem) auf dem Computer simuliert werden soll. Hierzu benötigt man lokale Horizontbegriffe. Diesem Kriterium genügt der dynamische Horizont, der von Abhay Ashtekar 2003 entwickelt wurde. Es handelt sich beim dynamischen Horizont um eine dreidimensionale, raumartige Mannigfaltigkeit, die in zweidimensionale Kugeln zerlegt werden kann. Dieses Verfahren ist ein 2+1 Split und verwandt mit dem ADM-Formalismus. Das Auftreten dynamischer Horizonte legt gemäß der kosmischen Zensur nahe, dass sie (oder durchaus auch mehrere) innerhalb von Ereignishorizonten liegen müssen. So weisen dynamische Horizonte auf die Existenz Schwarzer Löcher hin. Dieses Gebiet ist ein Aspekt der aktuellen Forschung in der Theorie Schwarzer Löcher.
http://www.spektrum.de/lexikon/astronomie/horizont/184
tomS hat geschrieben:Nein!
Du kannst immer gleichweit hineinschauen, jedoch ggf. zeitversetzt (weil das Licht dich früher oder später erreicht). Aber der EH ist für jeden außenstehenden Beobachter eine absolute Sichtbarkeitsgrenze.
Oder hast du eine Referenz, die mir das Gegenteil beweist?
Gemeint hatte ich hier u.a. auch "den Bereich der real-messtechnisch innerhalb der Messgrenzen noch beobachtbar ist". Da dieser Bereich immer schon außerhalb des eigentlichen EH aufhört, spielt meine eigene Bewegung als Beobachter natürlich eine Rolle (schon wegen dem Dopplereffekt).
Aber dennoch:
Zwei freifallende Beobachter A und B stürzen nacheinander in ein SL.
1. A habe den EH schon überschritten, B steht noch kurz davor. Können sie in bestimmten Fällen noch miteinander kommunizieren?
2. A und B haben den EH schon überschritten. Können sie miteinander kommunizieren?
tomS hat geschrieben:Aber jetzt redest du davon, den Ort des Horizontes aus anderen Daten zu berechnen; das geht natürlich. Vorhin war aber von Beobachten die Rede.
Mir ging es doch darum, ob man die Dynamik eines SLs bzw. seines EH, wenn eine Masse dort einfällt, von außen im Prinzip exakt bestimmen kann, siehe meinen Beitrag vom 10. Jan 2017, 10:42. Und das ist dann wohl auch so.
Gruß
seeker