Pippen hat geschrieben:Das sind keine Vorstellungen. Eine Vorstellung muss konkret sein, damit sie überhaupt unterscheidbar ist, d.h. damit man überhaupt von der-und-der Vorstellung reden kann.
Ein wichtiger Punkt. Heißt das, du postulierst, dass es nur das gibt, über das man reden kann, dass es also keine Dinge gibt, die man nicht in Worte fassen kann, vielleicht sogar, dass es keine Dinge gibt (z.B. im Geist erfahrbare Dinge), die man nicht
völlig exakt in Worte fassen kann? Ernsthaft? Ding = Wort?
Pippen hat geschrieben:Nenne mal ein Bsp. für eine sog. unkonkrete Vorstellung und du wirst mE sehen, dass das eigentlich eine ziemlich konkrete Vorstellung über etwas Unkonkretes ist und das ist kein Problem.
Als ob man das immer so sauber trennen könnte... Ich glaube, ich weiß, was du meinst, aber über eine unkonkrete Vorstellung kann ich eben nicht exakt
sprechen, das ist ja ihre Natur. Ich kann sie höchstens nebulös umschreiben.
'Einfache' Gegenfragen:
Wie fühlst du dich gerade (exakt)?
Was genau ist eine Farbe, was genau unterscheidet z.B. blau von rot? Wie genau hört es sich an den Ton "a" zu hören? Wie exakt fühlt es sich an zu lieben? Wann genau ist es Liebe, wann noch nicht? usw., usw.
Du wirst feststellen, dass du keine exakte,
vollständige Antwort geben kannst.
Im Grunde ist es sogar der Ausnahmefall, dass man etwas, das im Geist erscheint, exakt in Worte fassen kann, nämlich nur in logischen und mathematischen Gedanken. Und selbst dort kann man nur einen Teilaspekt in exakte Worte und Zeichen übersetzen, denn es ist selbst dort unmöglich exakt zu beschreiben, wie es sich angefühlt hat, wie es war diesen und jenen logischen Gedanken zu denken.
Das Problem ist auch, dass man, um etwas konkret machen zu können und in Worte fassen zu können eine Kategorisierung, eine Anleitung, ein 'Algorithmus' bekannt sein muss. Eine solche Ordnung, ein Schublade kann aber immer erst existieren bzw. bekannt sein, wenn etwas schon mehrfach erfahren worden ist: Es muss eine Einordnung des Speziellen in das Allgemeine möglich sein. Wenn aber etwas zum allerersten Mal im Geist erscheint, dann ist so etwas nicht möglich.
Ergo:
Die Prämisse "Ding = Wort" ist offensichtlich falsch, auch bei Dingen im Geiste!
Und wenn das so ist, dann kann man auch nicht von konkreten Vorstellungen
sprechen, auch nicht in einem Beweis, man kann sie nur
haben. D.h.: Sie existieren schon, und mögen auch völlig exakt und konkret und vollständig existieren, man kann nur nicht exakt und vollständig darüber reden.
Blos: Über das, worüber man nicht sprechen kann, kann man auch keinen gültigen Beweis konstruieren.
Aber um mein Hautpargument nochmals zu verdeutlichen, folgendes:
1. Sei R die Realität (also alles was existiert, seinen darin enthalten die Materie, Raum, Zeit, Sterne, Planeten, Menschen, usw.)
2. Seiest du ein Teil dieser Realität, also existent
3. Sei dein Bewusstsein/Geist V ein Teil von 2., also ein Teil von dir, also ebenso existent
4. Es erscheine in deinem Geist (also als Teil von 3.) folgender Gedankengang:
Sei V' die Menge aller meiner konkreten Vorstellungen, d.h. V' = {x | x ist Gegenstand meiner Vorstellungen}.
Sei R' die gesamte existierende Realität, und sei V' eine Teilmenge von R'.
Zu zeigen ist, dass R' \ V' leer ist.
Annahme: sei x ein Element aus R' \ V'.
Dann existieren zwei Fälle:
i) x ist konkreter Gegenstand meiner Vorstellung; dann ist die Annahme falsch und x ist Element von V'.
ii) x ist kein konkreter Gegenstand meiner Vorstellung; dieser Fall ist durch die Annahme, x sei Element von R' \ V' ausgeschlossen, man sagt ja auch nicht 'x sei Element von IN' und erörtert dann, ob darunter unkonkrete natürliche Zahlen fallen, es fallen immer nur konkrete, wenn auch beliebige, darunter .
Damit kann gezeigt werden, dass R' \ V' leer ist.
5. Es sei tatsächlich so, dass du durch 4. zu dem Schluss kommst, dass R'\V' leer sei.
Frage: Hat das, was du bei 5. schlussfolgerst, was es auch sei, irgendeinen Einfluss darauf, was bei den übergeordneten Punkten 1.-3. tatsächlich der Fall ist (was immer dort auch der Fall sein mag)?
Antwort: Natürlich nicht!
Ableitung:
Dein Beweis kann nichts beweisen, was außerhalb von 3. der Fall ist. Er macht somit keine Aussage über das, was insgesamt tatsächlich der Fall ist, sondern höchstens nur über das,
was du sagen kannst.
Du darfst R nicht mit R' verwechseln und V nicht mit V'.
Und du könntest nun 100 Jahre lang versuchen deinen Beweis zu vervollkommnen, im Ansinnen ihn doch gültig zu machen, noch mehr sagen zu können, es würde nichts helfen. Du kommst da (aus Ebene 3.) nicht heraus, es ist unmöglich.
Gruß
seeker