Gepakulix hat geschrieben:Das erlaubt es also fuer den Beobachter im Raumschiff zu berechnen, wie viel schneller die Zeit für einen anderen Beobachter im Off (weit weg von der Gravitationsquelle) vergeht. Für den Fall, dass das Raumschiff den Ereignishorizont erreicht, ergibt das entsprechende Resultat "unendlich".
Nur für ein stationäres Raumschiff am EH!
Ein solches ist aber am EH physikalisch unmöglich.
Für ein einfallendes Raumschiff gilt dies nicht! In dem Fall wird die Zeitdehnung nicht unendlich, das einfallende Raumschiff sieht das Universum zwar auch schneller altern, aber nicht unendlich schnell. Für den entfernten Beobachter wiederum überquert das Raumschiff den EH in endlicher Zeit.
Wäre dem nicht so, so könnte ein SL weder wachsen noch sich überhaupt (in endlicher Zeit, von außen gesehen) bilden, denn dann würde alle einfallende Masse für immer am EH "festkleben".
Job hat geschrieben:Wir platzieren auf dem Kölner Dom eine Atomuhr in einem Glockenturm und gleichzeitig unten eine am Eingang und lassen beide bei 0 starten. Dann fahren wir 1 Jahr lang in die Südsee zum Urlaub. Wenn wir zurückkommen, holen wir die Uhr vom Glockenturm und stellen sie neben die Uhr am Boden. Wir vergleichen die Stände der beiden Uhren und stellen fest, dass sie unterschiedlich sind. Die Uhr am Boden hat einen geringeren Stand als die vom Glockenturm. Das ist Fakt und in Experimenten nachgewiesen. Seeker, das meine ich, wenn ich sage, dass die Uhren wirklich unterschiedliche Stände anzeigen. Wenn Du ein anderes Wort für wirklich nehmen willst, gerne. Dabei stimmt die Differenz der Stände mit dem überein, was die ART voraussagt, (die anderen Effekte wie die unterschiedliche Geschwindigkeit der Uhr im Glockenturm haben wir vorher heraus gerechnet), so dass sie dadurch bestätigt wird. Ohne diese physische Differenz könnten wir die ART in diesem Fall aus meiner Sicht gar nicht bestätigen.
Daraus schliesse ich, dass Atomuhren in einem Gravitationsfeld "wirklich" langsamer laufen. Wenn wir nun das Gravitationfeld erhöhen, werden sie dann "wirklich" immer langsamer werden. Das könnten wir durch weitere Experimente leicht bestätigen. Wir kommen dann bei einem riesigen Schwarzen Loch irgendwann an einen Punkt (Ereignishorizont) , wo sie "unendlich" langsam werden, was gleichbedeutend damit ist, dass sie stehen geblieben sind. Sie ticken nicht mehr.
Für mich ist das die logische Konsequenz aus den Experimenten in Verbindung mit den Vorhersagen der ART.
Ja, im Prinzip schon, mit einer wichtigen Ergänzung: Atomuhren in einem Gravitationsfeld laufen wirklich langsamer
als in einem gravitationsfreien Raum.
Du musst hier ein paar Feinheiten berücksichtigen:
Du hast die Uhr im Turm am Ende auf den Boden gestellt und vergleichst dort, d.h. du misst, also quantisierst eine Zeitdifferenz.
Würdest du umgekehrt vorgehen und die Uhr am Boden hoch in den Turm tragen und dort vergleichen, kämst du zu dem Schluss, dass nicht die Zeit am Boden langsamer vergeht, sondern umgekehrt, dass die Zeit im Turm schneller vergeht.
Nun hast du also je nach Vorgehen zwei widersprüchliche Ergebnisse. Welchem davon ist der Vorzug zu geben, welches ist "wirklich"? Darum ging es mir, denn das sagt dir die ART nicht.
Um es noch klarer zu machen:
Du hast zwei stationäre Uhren A und B. A befindet sich in einem Gravitationsfeld, B nicht, wodurch bei A die Zeit halb so schnell wie bei B vergeht.
Betrachten wir zwei Fälle, die es uns ermöglichen einen Uhrenvergleich, also eine Messung zu erhalten:
1. Du wartest bei A bis 1 h vergangen ist und gehst dann zu B, um zu sehen, was die dortige Uhr anzeigt. Du stellst fest: B zeigt 2 h an. Schlussfolgerung: Die Zeit bei B läuft schneller als normal ab!
2. Du wartest bei B bis 1 h vergangen ist und gehst dann zu A, um zu sehen, was die dortige Uhr anzeigt. Du stellst fest: A zeigt 1/2 h an. Schlussfolgerung: Die Zeit bei A läuft langsamer als normal ab!
Welche Schlussfolgerung ist die richtige und wie viel Zeit ist
tatsächlich bei 1. und 2. vergangen?? Um diese Frage zu beantworten brauchst du Zusatzannahmen, die die ART nicht hergibt.
Deshalb stimmt das hier nicht:
Job hat geschrieben:Irgendwelche Beobachter spielen in diesem Beispiel keine Rolle.
Du kannst den Beobachter in einer
empirischen Wissenschaft nicht völlig eliminieren, denn ohne ihn hast du keine Messergebnisse. In der ART bestimmt der Beobachter das Bezugssystem und damit eine bestimmte Perspektive, die die Messergebnisse, die man erhalten wird, mit-determiniert,
"Beobachter" kann dabei auch die Uhr selbst sein oder irgendein anderes physikalisches System an dem sich eine zeitliche Veränderung definieren/prinzipiell ablesen lässt, z.B. ein radioaktiver Stoff mit bekannter Zerfallsrate, etc.
Und wie oben gesagt: Stationäre Uhren am EH gibt es nicht.
Und selbst wenn es sie gäbe, würde das hier dennoch nicht gelten:
Job hat geschrieben:Wir kommen dann bei einem riesigen Schwarzen Loch irgendwann an einen Punkt (Ereignishorizont) , wo sie "unendlich" langsam werden, was gleichbedeutend damit ist, dass sie stehen geblieben sind. Sie ticken nicht mehr.
...denn die Uhr am EH würde mit gleichem Recht behaupten, dass sie ganz normal tickt und dass umgekehrt die Uhren im restlichen Universum unendlich schnell ticken, also sozusagen nicht mehr ticken. Das liegt daran, dass die (reine) ART kein bevorzugtes Bezugssystem kennt.
"Zeit ist das, was man an der Uhr abliest."
Albert Einstein
Beste Grüße
seeker