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von seeker » 29. Jul 2013, 00:53
Die ART ist eine mathematisch formulierte Theorie, die die Natur beschreibt und in bester Übereinstimmung mit unseren Messungen ist.
Das heißt aber nicht, dass alles, was man innerhalb des Begriffsgebäudes der ART ausrechnen kann auch tatsächlich schon beobachtet wurde oder irgendwann beobachtbar sein wird.
Es heißt insbesondere nicht, dass alles was man mit der ART ausrechnen kann auch tatsächlich in der Natur realisiert sein muss (z.B. Zeitschleifen).
Innerhalb der ART kommt man so auch auf die Singularitäten. Singularitäten sind nicht beobachtet worden, sie sind ein rein rechnerisches Ergebnis.
Insbesondere bedeutet "Singularität": "Die Werte der Gleichungen werden an diesen rechnerischen Punkten unendlich. Somit ist an diesen Punkten mit den Mitteln der ART keine Aussage mehr möglich, sie sind nicht konkret berechenbar (als Zahlenwerte, denn Unendlich ist eben kein konkreter Zahlenwert)."
Das könnte man nun einfach so akzeptieren, denn die höchste Stufe der Sicherheit des Wissens über die Realität leitet sich von direkten, reproduzierbaren Beobachtungen ab - so war der Konsens.
(Und in der Natur evtl. realisierte Singularitäten sind nicht direkt beobachtbar.)
Warum tut man es nicht?
Man muss verstehen, dass der Grund für die Schaffung der LQG nicht der war, dass wir irgendwelche neue direkte Beobachtungen vorliegen hätten, die uns dazu zwingen würden.
Nein es sind logische Überlegungen, aufbauend auf einigen Überzeugungen in unseren Köpfen, die uns dazu treiben über die ART hinausgehen zu wollen (z.B. der Glaube an die Einheit der Natur, um nur eine zu nennen).
Man möchte eine einheitliche Beschreibung haben und man möchte alles berechnen können - auch das Nicht-Beobachtbare.
Was war/ist also die Motivation soche Projekte wie Stringtheorie, LQG, usw. anzugehen?
Wie gesagt, aus meiner Sicht war/ist es der Wunsch solche Dinge des Unwissens (nichts anderes sind z.B. Singularitäten) loszuwerden, aufzulösen.
Es geht da aber zunächst um mathematische Probleme der ART, die durch neue Ansätze gelöst werden sollen.
Manche Ansätze sehen dabei eben zunächst sehr elegant und vielversprechend aus - primär aus mathematischer Sicht, wohlgemerkt.
Natürlich hat man dabei die Hoffnung, dass auf dem Weg irgendwann etwas herauskommt, das sich von den Vorhersagen der ART unterscheidet und irgendwann gemessen werden können wird - und sei es noch so indirekt.
Ist die LQC nun widerlegt?
Bojowald sagte, sie sei gescheitert, jedoch auf eine interessante Weise...
Was meinte er damit genauer? (Hab's nicht ganz verstanden.)
Wobei: Vom Gefühl her bin ich mir da nicht sicher. Vielleicht ist diese LQC gescheitert, jedoch evtl. nicht jede mögliche LQC.
Und die LQG? Das weiß ich nicht genau...
Wenn man mich aber dasselbe bei den Stringtheorien fragen würde, so würde ich antworten, dass ich gar nicht den Eindruck habe, dass solche Theorien überhaupt in der Art scheitern können, wie man sich das vielleicht vorstellt, nämlich so, dass sie durch klare Messergebnisse endgültig falsifiziert werden könnten.
Bei der LQG wird es vermutlich ähnlich sein: Ich glaube nicht, dass sie falsifizierbar ist. Wenn irgendwann tatsächlich unpassende Messergebnisse vorlägen, könnte man immer noch versuchen die Theorie an die Messungen anzupassen (Epizyklen? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.)
Man braucht jedenfalls viele Messungen aus unterschidlichen Richtungen um eine Theorie wirklich zu Fall zu bringen.
Und man braucht gleichzeitig eine bessere Alternativtheorie... Hat man die?
Ich kann mir nur vorstellen, dass die mathematischen Probleme so groß werden können, dass die meisten Leute diesen Weg irgendwann aufgeben, um sich lieber aussichtsreicheren, hoffentlich weniger problematischen Ansätzen zu widmen. So weit ist es aber heute vermutlich noch nicht.
Grüße
seeker
Grüße
seeker
Wissenschaft ... ist die Methode, kühne Hypothesen aufstellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben.
Karl Popper