Für mich waren drei Dinge in dem Video wichtig:
1) Da, wo es Lesch gleich am Anfang davon hatte, wie der Planet nach den Vergletscherungen wieder auftauen konnte:
Die Wechselwirkung aus Biosphäre und Plattentektonik/ Vukanismus/ Geologie und Sonne (incl. derer Entwicklung) und Planetenumlaufbahnparameter ist doch im Falle der Erde, für das dortige Klima bzw. die Oberflächen- und Atmosphärenverhältnisse doch schon äußerst interessant!
Im Falle der Erde haben hier Rückkopplungen immer wieder in Richtung eines für das Leben verträglichen, stabilen Gleichgewichtszustands geführt. Und das 4 Milliarden Jahre lang, trotz heißer werdender Sonne, trotz allen möglichen Schwankungen und Veränderungen der genannten Einflüsse.
Nie ist da etwas so ganz aus dem Ruder gelaufen, dass es kein Zurück mehr gab.
Das ist außerordentlich bemerkenswert!!
Ich habe mich früher etwas mit deterministisch-chaotischen Systemen beschäftigt, wo es auch solche Rückkopplungen gibt und wo ich sagen kann: Die Entwicklung der irdischen Oberflächen- und Atmosphärenverhältnisse fällt da eindeutig hinein, das ist eindeutig auch so ein System!
Das Wichtige bei solchen Systemen ist:
Es gibt dort Zustandsbereiche, wo sie sich normal-stabil/ geregelt entwickeln. Der Zustand des Systems entwickelt sich dort nach Störungen auch immer wieder von alleine hin zu seinem gewöhnlichen Attraktor, zu seinem vorherigen Zustand.
Allerdings können wie gesagt eben auch normale Bereiche bei starken Störungen so kippen, dass sie einen neuen, sehr lebensfeindlichen Gleichgewichtszustand so annehmen (einem neuen Attraktor zustreben), dass es kein Zurück mehr daraus gibt.
(Vermutlich so geschehen bei Venus und Mars.)
Es gibt dort außerdem auch Zustandsbereiche, wo der Attraktor ein "seltsamer Attraktor" ist, nämlich ein Fraktal. In solchen Bereichen ist das System chaotisch, d.h. sein Zustand schwankt andauernd extrem stark und schnell und unvorhersehbar hin und her, von Min auf Max und zurück.
Ein solcher chaotischer Zustand wäre für alles Leben äußerst schlecht, da es keine Zeit hätte sich an die zu schnellen Veränderungen evolutionär anzupassen. D.h.: Wäre die Erde in einen solchen Zustandsbereich geraten, gäbe es uns heute nicht.
2) Die Sache mit der "langweiligen Milliarde Jahren" ist doch schon interessant. Denn dieser Umstand spricht eben dafür, dass diese Zeitspanne auch genausogut 500 Millionen Jahre, aber halt auch 2 oder 5 oder gar 10 Milliarden Jahre hätte gedauert haben können.
Und in den letzteren Fällen gäbe es uns heute nicht!
Nur "noch nicht"? Leider nein, denn diese zusätzliche Zeit hätte der Planet Erde nicht gehabt, denn spätestens 1 Milliarde Jahre in unserer Zukunft (evtl. früher) wird die Sonne schon so heiß sein, dass die Meere verdampfen und dann ist hier Ende Gelände!
Es hat also hier bei uns sozusagen "gerade noch so" für uns gereicht! Mit viel Glück! Und andere gelbe Zwergsterne sind da nicht anders...
Was heißt das? Heißt das nicht, dass es wahrscheinlich ist, dass die meisten lebenstragenden Planeten um einen gelben Zwergstern nie über das Einzellerstadium hinauskommen werden?
3) Etwa bei 16min25s spricht Lesch darüber, ob die Erde im Universum eher der Normalfall oder eher ein Spezialfall bezgl. Leben ist, bzw. was wir da annehmen sollten.
Er argumentiert, dass wir zunächst davon ausgehen sollten, dass die Erde der Normalfall sei, weil es sonst sehr schwierig wäre dahingehend überhaupt Wissenschaft zu betreiben.
Ich verstehe das Argument, aber wir sollten da wirklich sehr vorsichtig mit dieser Haltung sein... man kann da allerhöchstens sagen:
OK, zunächst versuchen wir es so, mit der Annahme "Erde = Normalfall"!
ABER (und das ist wichtig!): Wenn das nicht klappen sollte, spätestens dann müssen wir unbedingt doch Schritt für Schritt zur Annahme "Erde = Spezialfall" übergehen!
Eine sehr wichtige Frage wäre dabei dann auch: Ab wann ist "zunächst" vorbei??
Denn da fällt mir einfach die Geschichte vom verlorenen Schlüssel von Paul Watzlawick ein:
Der verlorene Schlüssel
Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: “Meinen Schlüssel.“
Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: “Nein, nicht hier, sondern dort hinten — aber dort ist es viel zu finster.“
Wird der Schlüssel mit diesem Vorgehen gefunden werden? Wohl eher nicht...
Und wie wäre es dann beim Leben im Universum?