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Sonnen-Zwilling: Astronomen wollen ‘zweite Sonne’ entdeckt haben

Verfasst: 21. Nov 2018, 16:03
von Frank
Was heißt den eng zusammen in einem Sternenentstehungsgebiet?
Die jungen Sterne müssen ja auf jeden Fall soweit weg sein,dass sie sich nicht großartig in die Quere kommen,denn sonst wird es nichts mit Planetensystemen.

Dazu kommt ,dass das große Bombardement bei uns 600 Millionen Jahre nach Entstehung des Sonnensystems stattgefunden hat. Da waren die beiden Sterne mit Sicherheit schon so weit von einander weg, das Leben bestimmt nicht mehr von einem System ins andere springen kann.

Zumal es,wie man ja zugibt, extrem schwierig ist,denn Entstehungsort der Sonne nachträglich zu lokalisieren. Inzwischen hat die Sonne das Zentrum der Milchstraße in 4,5 Milliarden Jahren schon zig Mal umrundet. Ob es die Gaswolke noch gibt, oder was für einen Impuls , aus welcher Richtung, unsere Sonne bekommen hat, wird auch nicht mehr festzustellen hat.

In dem Zusammenhang.
Kann der Umlauf der Sonne um das Zentrum der Milchstraße anfangs vielleicht elliptisch gewesen sein und hat sich mit den Jahrmillionen zu einer Kreisbahn stabilisiert?(ich meine physikalisch)
Die Sonne ist ja Mal irgendwann ,irgendwo entstanden,hat einen Impuls bekommen und hat sich eingependelt. Die vermeintliche Schwester , ist ja nun wo ganz anders ,also wird sie ja einen Schubs in die andere Richtung bekommen haben.
Oder bin ich ganz verkehrt?
:? ;look



https://www.grenzwissenschaft-aktuell.d ... n20181121/

Re: Sonnen-Zwilling: Astronomen wollen ‘zweite Sonne’ entdeckt haben

Verfasst: 23. Nov 2018, 09:34
von seeker
Was die da bei HD 186302 entdeckt haben ist wieder ne Sonne, die der unseren sehr ähnlich ist:
Results. From about 17 000 stars that are characterized within the AMBRE project, we first selected 55 stars whose metallicities are closest to the solar value (−0.1 ≤ [Fe/H] ≤ 0.1 dex). For these stars we derived precise chemical abundances of several iron-peak, α- and neutron-capture elements, based on which we selected 12 solar sibling candidates with average abundances and metallicities between −0.03 and 0.03 dex. Our further selection left us with four candidates with stellar ages that are compatible with the solar age within observational uncertainties. For the two of the hottest candidates, we derived the carbon isotopic ratios, which are compatible with the solar value. HD 186302 is the most precisely characterized and probably the most probable candidate of our four best candidates.
Ergebnisse. Aus rund 17.000 Sternen, die im Rahmen des AMBRE-Projekts charakterisiert werden, haben wir zunächst 55 Sterne ausgewählt, deren Metallizität dem Sonnenwert am nächsten kommt (-0,1 ≤[Fe/H] ≤ 0,1 dex). Für diese Sterne haben wir präzise chemische Häufigkeiten von mehreren Eisenspitzen-, α- und Neutroneneinfang-Elementen abgeleitet, auf deren Grundlage wir 12 Sonnengeschwisterkandidaten mit durchschnittlichen Häufigkeiten und Metallitäten zwischen -0,03 und 0,03 dex ausgewählt haben. Unsere weitere Auswahl ergab vier Kandidaten mit Sternalter, die mit dem Sonnenzeitalter innerhalb der Beobachtungsunsicherheiten kompatibel sind. Für die beiden heißesten Kandidaten haben wir die Kohlenstoffisotopenverhältnisse abgeleitet, die mit dem Solarwert kompatibel sind. Die HD 186302 ist der am genauesten charakterisierte und wahrscheinlichste Kandidat unter unseren vier besten Kandidaten.
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator

https://www.aanda.org/articles/aa/abs/2 ... 85-18.html

Hier gibt es noch ein Erklärungsvideo dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=9SVCL3Q2a20

Und nicht zum ersten Mal wurde ein Zwilling entdeckt (das hier ist von 2014, dort geht es um HD 162826):

Stern aus der solaren Urwolke gefunden
https://www.spektrum.de/news/ursprung-der-sonne/1285567

Ich würde sagen, dass solche Funde recht gute Indizien sind, aber eine gemeinsame Entstehung mit unserer Sonne aus derselben Urwolke beweist das nocht nicht.

In dem Zusammenhang fand ich das hier interessant:

Die Wiege der Sonne
https://www.mpifr-bonn.mpg.de/3018651/2013_1

... lesenswert, da stehen interessante Sachen drin, besonders das mit den Chondriten und das mit Neptun, das beantwortet auch deine Frage, Frank:
Frank hat geschrieben:
21. Nov 2018, 16:03
Die jungen Sterne müssen ja auf jeden Fall soweit weg sein,dass sie sich nicht großartig in die Quere kommen,denn sonst wird es nichts mit Planetensystemen.
Fakt ist, dass wir zwar charakterisieren können wie der Ort gewesen sein muss, in dem die Sonne entstanden ist, welche Verhältnisse und Ereignisse dort zugegen waren, aber wo dieser Ort war, wo die Sonne in der Milchstraße entstanden ist, das wissen wir leider noch nicht.
Das könnte sonstwo gewesen sein, schaut euch das hier an, das geht auch auf Franks andere Frage irgendwo ein:

Sternenwanderung in der Milchstraße entdeckt
Ein Drittel aller Sterne steht heute weit von ihrem ursprünglichen Geburtsort entfernt
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19 ... 08-03.html

...und mit "weit weg" ist eine heutige Umlaufbahn in der Milchstraße viel weiter innen oder außen gemeint:
Bild
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-19 ... 08-03.html

Wenn unsere Sonne zu diesem Drittel gehört hätte, dann könnte es auch sein, dass der nächste Geschwisterstern heute seehr sehr weit weg ist und dann müsste man evtl. in einigen 1000 LJ Entfernung suchen oder noch weiter und nicht in unserer Nachbarschaft, was die Sache sehr erschweren würde.

Um es noch einmal zu wiederholen:
Wirklich interessant finde ich, dass wir auf die einfach scheinende Frage: "WO in der Milchstraße ist unsere Sonne entstanden?" derzeit keine Antwort haben.

Wir wissen, es muss in einer Sternentstehungswolke gewesen sein, wir haben Belege, dass es sehr wahrscheinlich ein Leaky Cluster war, wir haben ein Bild, wie sich das dort entwickelt haben muss und was unserem Sonnensystem dort alles geschehen sein muss, aber wir wissen nicht, wo sich dieser Cluster damals befand.

Re: Sonnen-Zwilling: Astronomen wollen ‘zweite Sonne’ entdeckt haben

Verfasst: 26. Nov 2018, 09:46
von Frank
Die Frage ist aber auch:

Wo bekommen sie,

a. diesen "Schubs " mit

und

b. warum ändert sich die Fluchtrichtung dann irgendwann in eine stabile Kreisbahn?(wie auf deinem Beispiel)


Natgürlich könnte man sich vorstellen, dass das zentrale schwarze Loch(im Grunde ja zwei) an der Fluchtgeschindigkeit bremst und den Stern verlangsamt. Allerdings müsste er ja dann irgednwann Richtung Zentrum gezogen werden, wenn die Abremsung so stark ist, dass es eben keine Fluchtgeschwindigkeit mehr ist.
Stattdessen "biegt" der Stern in deinem Beispiel dann aber auf eine stabile Umlaufbahn um das Zentrum der Milchstrasse ein.

Das ist seltsam,oder? ;? :sp:

Re: Sonnen-Zwilling: Astronomen wollen ‘zweite Sonne’ entdeckt haben

Verfasst: 27. Nov 2018, 11:12
von seeker
Ich denke, man muss sich zunächst vorstellen, dass sich eine Galaxie nicht wie ein Sonnensystem mit wenigen Planeten verhält, weil es in der Galaxie viel mehr Körper und Ereignisse gibt, das verhält sich dann teilweise wie ein Gas, wo die Sonnen als "Gaspartikel" um ein Zentrum kreisen, das sie anzieht und wo sich die Partikel aber auch gegenseitig anziehen und sich auch mal wild durcheinanderwirbelnd 'aus der Bahn' werfen können, wenn sie sich nahe kommen und auch schwingen können wie ein Gas.
In so einem Ding gibt es dann weitere Effekte, alles wird viel komplizierter, die Galaxie ist weniger geordnet und viel komplexer. Die zu betrachtenden Zeitskalen sind auch andere. Denk auch an Kugelgalaxien, irreguläre Galaxien, usw., solche Formen findest du in Sonnensystemen gar nicht.

Die Max-Planck-Gesellschaft schreibt folgendes:
Migration der Sterne

Offenbar versetzt eine Schwingung der Milchstraßenscheibe die Sonnen in große vertikale Entfernungen von ihrem Geburtsort
26. Februar 2018
Astronomie Astrophysik Galaxien

Forscher unter Leitung von Maria Bergemann vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg haben eine Gruppe von Sternen im Umfeld der Milchstraße untersucht und dabei festgestellt, dass ihre chemische Zusammensetzung derjenigen der galaktischen Scheibe ähnelt. Dies gilt als Beweis dafür, dass die Sterne ursprünglich aus dem Innern der Scheibe stammen und nicht etwa aus eingefangenen Satellitengalaxien. Als Auslöser dieser stellaren Migration vermuten die Wissenschaftler eine Schwingung der gesamten Milchstraßenscheibe; Ursache dafür könnte die Gezeitenwechselwirkung der Galaxis mit einer vorbeiziehenden massereichen Satellitengalaxie sein.
https://www.mpg.de/11959740/sternmigration

Re: Sonnen-Zwilling: Astronomen wollen ‘zweite Sonne’ entdeckt haben

Verfasst: 29. Nov 2018, 10:53
von Frank
seeker hat geschrieben:
27. Nov 2018, 11:12

Die Max-Planck-Gesellschaft schreibt folgendes:
Migration der Sterne

Offenbar versetzt eine Schwingung der Milchstraßenscheibe die Sonnen in große vertikale Entfernungen von ihrem Geburtsort
26. Februar 2018
Astronomie Astrophysik Galaxien

Forscher unter Leitung von Maria Bergemann vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg haben eine Gruppe von Sternen im Umfeld der Milchstraße untersucht und dabei festgestellt, dass ihre chemische Zusammensetzung derjenigen der galaktischen Scheibe ähnelt. Dies gilt als Beweis dafür, dass die Sterne ursprünglich aus dem Innern der Scheibe stammen und nicht etwa aus eingefangenen Satellitengalaxien. Als Auslöser dieser stellaren Migration vermuten die Wissenschaftler eine Schwingung der gesamten Milchstraßenscheibe; Ursache dafür könnte die Gezeitenwechselwirkung der Galaxis mit einer vorbeiziehenden massereichen Satellitengalaxie sein.
https://www.mpg.de/11959740/sternmigration
Vielen Dank für diesen Link. Genauso etwas habe ich gesucht. :beer:

Heisst das aber nicht auch, dass wir in Zeiträumen von Jahrmillionen, jederzeit "Besuch" von einem anderen Sternen bekommen können, da immer wieder Sterne aus ihren Entstehungsgbieten woanders hin driften?
(Durch besagtes Phänomen)

Re: Sonnen-Zwilling: Astronomen wollen ‘zweite Sonne’ entdeckt haben

Verfasst: 29. Nov 2018, 14:39
von seeker
Freut mich! :D
Frank hat geschrieben:
29. Nov 2018, 10:53
Heisst das aber nicht auch, dass wir in Zeiträumen von Jahrmillionen, jederzeit "Besuch" von einem anderen Sternen bekommen können, da immer wieder Sterne aus ihren Entstehungsgbieten woanders hin driften?
Könnte sein. Allerdings sind die Abstände bei vorbeidriftenden Sternen ja meist riesig - wenn auch nicht unbedingt immer.
Einen wirklich großen Unterschied zu den Sternen, die eh in unserer Nähe sind und auch irgendwie umherdriften und uns auch nahe kommen können sehe ich eher nicht.

Interessanter finde ich die Möglichkeit, dass unsere Sonne selbst so ein Migrant sein könnte, sodass sie zu ihrer Entstehung vielleicht viel weiter innen in der Galaxie war, wo die Sternendichte viel größer ist und wo es viel unruhiger und gefährlicher zugeht. Welche Auswirkungen hätte das gehabt, auch auf die Entstehung und Entwicklung des Lebens?
Oder was würde passieren oder wäre passiert, wenn unsere Sonne erheblich weiter nach innen in die Milchstraße hineindriften würde oder in der Vergangenheit hineingedriftet wäre?
Falls dieses Migrationsschicksal tatsächlich jeden 3. Stern ereilt... wäre das Leben ausgelöscht worden, wenn das passiert wäre? Hatten wir auch an der Stelle Glück?