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Unser Nachbarstern würde Außerirdische grillen

Verfasst: 11. Apr 2018, 21:26
von Frank
Damals spuckte der Zwerg binnen zehn Sekunden 1000-mal mehr kurzwellige Mikrowellenstrahlen aus als gewöhnlich – zu etwas Vergleichbarem ist unsere Sonne nicht fähig.
https://www.spektrum.de/news/unser-nach ... en/1558342

Wieso ist unsere Sonne dazu nicht fähig? :wn:

Re: Unser Nachbarstern würde Außerirdische grillen

Verfasst: 12. Apr 2018, 09:57
von ralfkannenberg
Frank hat geschrieben:
11. Apr 2018, 21:26
Wieso ist unsere Sonne dazu nicht fähig? :wn:
Hallo Frank,

das kommt daher, dass unsere Sonne kein Flarestern ist.

In dem hier von mir genannten Link nennt Bynaus folgende interessante Idee:
Simple (leider auch anthropische) Lösung des Problems: Das Sonnensystem ist (innerhalb der Merkur-Bahn) deshalb so auffallend und un-kopernikanisch leer, weil Superflares eine tödliche Gefahr für bewohnte Planeten darstellen. Nur weil irgend ein unbekannter Prozess die Bildung eines kompakten "Innersten" Planetensystems bei der Sonne verhindert hat (oder ein solches System einst destabilisiert wurde), konnte das Leben auf der Erde überleben.

Freundliche Grüsse, Ralf

Re: Unser Nachbarstern würde Außerirdische grillen

Verfasst: 12. Apr 2018, 10:22
von seeker
Frank hat geschrieben:
11. Apr 2018, 21:26
Wieso ist unsere Sonne dazu nicht fähig?
Rote Zwerge funktionieren anders als unsere Sonne:
Es wird angenommen, dass Rote Zwerge mit einer Masse von weniger als 35 % der Sonnenmasse bzw. mit einer späteren (numerisch höheren) Spektralklasse als M3,5 vollständig konvektiv sind.[6] Dies bedeutet, dass aufgrund der Lichtundurchlässigkeit des dichten Sterneninneren im Inneren entstandene Photonen die Oberfläche nicht erreichen, sondern die Energie durch Konvektion vom Kern zur Oberfläche weitergeleitet wird. Somit sammelt sich Helium nicht im Kern an, wie es bei schwereren Hauptreihensternen der Fall ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Roter_Zwe ... en_Zwergen

Also bei unserer Sonne ordentliche Schichtenbildung bei roten Zwergen ständige Vermischung der vorhandenen Elemente. Konvektive Vermischung geht oft mit Turbulenzen einher, ist chaotischer.
Insgesamt 215 000 Rote Zwerge konnte das Weltraumteleskop im Bulge beobachten und während der einwöchigen Beobachtungszeit ereigneten sich rund 100 stellare Ausbrüche, so genannte Flares. Sie steigerten in kurzer Zeit meist nur für wenige Minuten die Helligkeit des betroffenen Zwergsterns um bis zu zehn Prozent. Manche Sterne brachen auch mehrmals im Beobachtungszeitraum aus, wie das Forscherteam um Rachel Osten am Space Telescope Science Institute in Baltimore um US-Bundesstaat Maryland feststellte.

Die Flares sind plötzliche Ausbrüche heißen Plasmas, die aus der Sternoberfläche hervorbrechen, wenn sich die Feldlinien starker lokaler Magnetfelder zunächst verdrillen und schließlich "reißen". Dann schließen sie sich auf einem niedrigeren Energieniveau erneut zusammen und die dabei freiwerdende Energie heizt lokal die äußeren Schichten des Sterns auf. Da werden durch große Mengen an ultravioletter, Röntgen- und Gammastrahlung frei. In Extremfällen schließen sich die Feldlinien nicht sofort, sondern treiben nach außen und reißen große Mengen an Plasma aus der Sternoberfläche. Dadurch entsteht ein koronaler Materieauswurf, der große Mengen heißen Plasmas ins All schleudert.

Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass periodisch veränderliche Sterne, deren Helligkeit also in einem annähernd festen Rhythmus schwankt, besonders anfällig für derartige Ausbrüche sind. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei ihnen etwa tausend Mal so hoch wie bei einem konstant leuchtenden Roten Zwerg. Die variablen Roten Zwerge rotieren sehr rasch und weisen tiefe Konvektionszonen auf, wo Partien heißen Gases aufsteigen und kühlere absinken. Dadurch besitzen viele von ihnen starke Magnetfelder, die deutlich stärker sind als dasjenige der wesentlich massereicheren und größeren Sonne.

Durch die starken Magnetfelder bilden sich riesige Sternflecken, die den Sonnenflecken auf unserem Zentralgestirn ähneln. In den Sonnenflecken behindern lokale Magnetfelder den Energiefluss aus dem Sterninneren, so dass sie rund 1000 Grad kühler sind als ihre Umgebung. Durch den Kontrast zur umgebenden Sonnenoberfläche erscheinen sie dunkel. Während Sonnenflecken auf der Sonne meist weniger als ein Prozent der Sternoberfläche bedecken, können Sternflecke auf den Roten Zwergen bis zur Hälfte der Gesamtoberfläche einnehmen. Am Rande dieser Sternflecken kommt es dann zu den starken Ausbrüchen, wenn sich die lokalen Magnetfelder verknäulen.
https://www.spektrum.de/news/sternenzwe ... en/1060205

Also bei uns kleine Sonnenflecken, vergleichweise wenig magnetische Aktivität, bei roten Zwergen große Flecken, mehr magnetische Aktivität, besonders dann, wenn sie schnell rotieren:
Rote Zwerge sind die vermutlich häufigsten Sterne in der Milchstraße. Die kleinen Sonnen können dabei über ein erstaunlich starkes Magnetfeld verfügen - insbesondere, wenn sie sich schnell um ihre eigene Achse drehen. Eine neue Studie zeigte nun, dass dieses Magnetfeld offenbar noch deutlich stärker sein kann, als man angenommen hatte.
http://www.astronews.com/news/artikel/2 ... -018.shtml

-> Wenn viel magnetische Aktivität, dann unruhige Sonne, stärkere Schwankungen, viele Flares, etc.

Re: Unser Nachbarstern würde Außerirdische grillen

Verfasst: 12. Apr 2018, 10:43
von ralfkannenberg
Hallo zusammen,

einmal mehr möchte ich aus vorgenanntem Beitrag von Bynaus, in dem er auch eine Arbeit dazu nennt, zitieren:
2) Die Sonne hebt sich von anderen sonnenähnlichen Sternen dadurch ab, dass sie keine Superflares aufweist. Diese werden mit der Anwesenheit von Hot Jupiters, oder eben auch "Hot Super-Earths" in Verbindung gebracht. Siehe hier: http://news.nationalgeographic.com/news ... e-science/

Freundliche Grüsse, Ralf

Re: Unser Nachbarstern würde Außerirdische grillen

Verfasst: 12. Apr 2018, 13:20
von seeker
Also da geht es um Superflares, interesssante Sache.
https://de.wikipedia.org/wiki/Superflare

Hintergrund, soweit ich das verstanden habe:
Für einen sehr großen Ausbruch brauchst du große lange Magnetfeldlinien-Bögen, wobei die immer einen Anfang und ein Ende haben.
Wenn Anfang und Ende auf der Sternoberfläche sind, dann ist der Abstand zwischen Anfang und Ende durch die Größe des Sterns begrenzt, das beschränkt auch die Größe der Flares.

Daher kam man auf folgende Idee:
Wenn du den Anfang einer Magnetfeldlinie auf der Sternobefläche hast und das Ende aber stattdessen auf einem sehr nahen Planeten, dann ist auch das möglich und kann sehr viel größere Bögen erlauben, weil dieser Abstand bei den betrachteten gelben Zwergsternen deutlich größer wäre. Und das könnte dann Superflares bei gelben Zwergsternen erlauben, die man ja auch beobachtet hat.
Zuerst hatte man dafür nahe heiße Jupiter im Verdacht, nach neueren Beobachtungsdaten, hat sich das leider bisher nicht bestätigt, womit die Geschichte aber noch nicht widerlegt ist, denn es ginge statt mit heißen Jupitern wohl auch mit Supererden und dergleichen, also kleineren aber nicht ganz kleinen sehr nahen Planeten.
Wenn sie stimmt, dann gäbe es auf der Erde kein Leben, wenn unser Sonnensystem einen richtig sonnennahen, dafür geeigneten Planeten hätte (größer und weit näher als Merkur).