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Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Entstehung und Entwicklung von Leben, Wahrscheinlichkeit für extraterrestrisches Leben
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Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Frank » 8. Jun 2022, 18:08

Japanische Forscher haben erstmals in Proben eines Asteroiden Aminosäuren, die fundamentale Bausteine des Lebens sind, nachgewiesen. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Montag unter Berufung auf das Wissenschaftsministerium in Tokio berichtete, konnten in Proben des Asteroiden Ryugu mehr als 20 Arten von Aminosäuren nachgewiesen werden. Die japanische Raumsonde „Hayabusa 2“ hatte die Proben nach sechs Jahren im Weltall und mehr als fünf Milliarden zurückgelegten Kilometern im Dezember 2020 in einer Kapsel zur Erde zurückgebracht. Ziel der Mission ist es, den Ursprüngen des Sonnensystems und des Lebens auf der Erde genauer auf die Spur zu kommen.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaf ... 83537.html

Ist ja nun nicht neu, dass Aminosäuren überall im Weltall vorkommen, oder sind diese besonders?
Das Leben also theoretisch überall entstehen kann, ist so neu auch nicht, aber es wäre echt mal interessant, wie aus den ganzen Aminosäuren letztendlich so etwas wie ich geworden bin. (war jetzt nicht ganz ernst gemeint ;j )
Aber mal im Ernst: Wir kennen alle Zutaten, wie der Kuchen aber letztendlich ein Kuchen wird...............? :wn:
Mit freundlichen Grüßen

Frank

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Diagnostiker » 8. Jun 2022, 21:40

Für mich ist das auch keine Überraschung. Um welche Aminosäuren es sich bei den "mehr als 20 Arten" handelt, konnte ich bislang nicht herausfinden, aber im Murchison-Meteoriten waren es über 60, so dass der Hinweis auf Glycin und L-Alanin lediglich auf das verweist, was man über Simulationsexperimente bereits seit 1953 weiß.

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Frank » 9. Jun 2022, 11:37

Diagnostiker hat geschrieben:
8. Jun 2022, 21:40
im Murchison-Meteoriten waren es über 60,
Wie viele Aminosäuren gibt es überhaupt?
Mit freundlichen Grüßen

Frank

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von seeker » 9. Jun 2022, 12:36

Frank hat geschrieben:
9. Jun 2022, 11:37
Wie viele Aminosäuren gibt es überhaupt?
Gute Frage! :)
Also im Prinzip... beliebig viele, weil der Rest, der da als "Schwänzchen" am Molekül dranhängt, im Prinzip beliebig sein kann.
Aber das Leben verwendet nur eine kleine Anzahl davon.

Eine Besonderheit an Aminosäuren ist ist ihr amphoterer Charakter.
Das bedeutet, dass das sozusagen Zwittermoleküle sind, die sowohl als Säure als auch als Base reagieren können.
Das liegt daran, dass im Molekül einerseits eine saure -COOH Gruppe vorhanden ist, neben der andererseits eine basische -NH2 Gruppe sitzt.
Solche Moleküle können im Prinzip auch mit sich selber reagieren: Eine Proton der sauren Gruppe kann zur basischen Gruppe wandern, dann hat man:
-COO(-) und -NH3(+) im Molekül.
Außerdem neigen solche Moleküle (unter Wasserabspaltung) zur Polykondensation, also zur Polymerbildung, wenn die Bedingungen stimmen.
Grüße
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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Frank » 9. Jun 2022, 12:40

seeker hat geschrieben:
9. Jun 2022, 12:36

Gute Frage! :)
Also im Prinzip... beliebig viele, weil der Rest, der da als "Schwänzchen" am Molekül dranhängt, im Prinzip beliebig sein kann.
Aber das Leben verwendet nur eine kleine Anzahl davon.

Eine Besonderheit an Aminosäuren ist ist ihr amphoterer Charakter.
Das bedeutet, dass das sozusagen Zwittermoleküle sind, die sowohl als Säure als auch als Base reagieren können.
Das liegt daran, dass im Molekül einerseits eine saure -COOH Gruppe vorhanden ist, neben der andererseits eine basische -NH2 Gruppe sitzt.
Solche Moleküle können im Prinzip auch mit sich selber reagieren: Eine Proton der sauren Gruppe kann zur basischen Gruppe wandern, dann hat man:
-COO(-) und -NH3(+) im Molekül.
Außerdem neigen solche Moleküle (unter Wasserabspaltung) zur Polykondensation, also zur Polymerbildung, wenn die Bedingungen stimmen.

Danke, die Frage die sich dann stellt, wie konnten auf Asteroiden so viele Aminosäuren entstehen?
Ich dachte bei tiefen Temperaturen findet keine Chemie/Biologie mehr statt ?
Mit freundlichen Grüßen

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von seeker » 9. Jun 2022, 14:45

Frank hat geschrieben:
9. Jun 2022, 12:40
Danke, die Frage die sich dann stellt, wie konnten auf Asteroiden so viele Aminosäuren entstehen?
Ich muss gestehen: Ich habe keine Ahnung! Und sicher wissen wird das wohl auch keiner. "Irgendwie" halt, durch Strahlung... und Wärme gibts ja auch. Es ist im Sonnensystem ja auch nur da kalt, wo keine Sonne hinstrahlt. Und in der Entstehungszeit wars wohl wärmer und gabs auch mehr Reibungs-Prozesse.

Und wie viel da entstand, würde mich auch einmal interessieren:
Weiß jemand wie viel von solchem Material in der Asteroidenprobe nachgewiesen werden konnte?
Handelt es sich um Einzelmoleküle oder um PPB, PPM, Promille oder Prozente?
Grüße
seeker


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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Diagnostiker » 9. Jun 2022, 16:26

Hallo Frank und seeker,

hier ist ein Artikel aus dem Jahr 2012, worin etwas über die Entstehung und das Vorkommen von Aminosäuren in Meteoriten erklärt wird. In der Einleitung wird Folgendes dazu gesagt:
A considerable amount of chemistry can occur both in the gas phase and on ice and mineral grain surfaces during the accretion phase, which lasts on the order of millions of years; many of the products of these reactions were thus incorporated into growing asteroids and planetesimals.

As these objects grew in size, they experienced secondary (post-accretion) alteration events. Heating caused by impact shocks, radiogenic decay, or other sources occurred on many bodies, resulting in a spectrum of planetesimals ranging from primitive asteroids to planets that experienced significant melting, or differentiation, leading to formation of molten cores. This post-accretionary heating provided additional opportunities for chemical reactions to take place, both directly from thermal energy (thermal metamorphism) and from liquid water (aqueous alteration) resulting from the melting of water ice.

Hence, the size and composition of asteroids and related objects provided a diverse suite of environments in which chemistry occurred.
Es gab in der Entstehungsphase diverse Einflüsse durch Strahlung, Wärme und Wasser, die chemische Reaktionen begünstigten, die u.a. zu Aminosäuren führten. Die verschiedenen Reaktionswege werden im Artikel diskutiert. Stand 2012 waren mehr als 80 Aminosäuren in Meteoriten gefunden worden, die in Tabelle 2 aufgelistet sind: Von Glycin bis Phenylalanin und Tyrosin - von den 20 in Proteinen verwendeten Aminosäuren sind allerdings nur 11 enthalten:

Glycin, Alanin, Serin, Threonin, Asparaginsäure, Valin, Glutaminsäure, Leucin, Isoleucin, Phenylalanin, Tyrosin

Die übrigen rund 70 Aminosäuren finden sich zum überwiegenden Teil nicht in Lebewesen, was ein Beleg dafür ist, dass diese Aminosäuren in den Meteoriten extraterrestrisch entstanden sind und nicht Resultat einer Kontamination mit biogenem Material der Erde ist, mit der sie Kontakt hatten.

Zur Menge der gefundenen Aminosäuren ist im Artikel diese Information enthalten:
It has also been shown that the total amino acid abundances are the highest in the most primitive (least altered) CR2 and CR3 chondrites
(~80 to 300 ppm) and are significantly lower (~0.7 to 7 ppm) in the more aqueously altered CI, CM, and CR type 1 chondrites as well as in thermally altered CO and CV chondrites.
In den mehr durch Wasser veränderten CI, CM und CR1 Chondriten sind signifikant weniger Aminosäuren enthalten als in den ursprünglicheren und weniger veränderten CR2 und CR3 Chondriten. In den Spitzen reicht das Vorkommen also bis auf 300 ppm, also 0,3 Promille hinauf.

Relevant für die Entstehung des Lebens auf der Erde war neben dem Zustrom von Aminosäuren auch der Enantiomerenüberschuss, der die L-Aminosäuren möglicherweise deshalb zur bevorzugten Variante werden ließ:
One major discovery was the finding of nonracemic a-dialkyl amino acids in the CM chondrites Murchison and Murray, with slight to significant L-excesses ranging from 0 to ~18% of the five-carbon a-dialkyl amino acid isovaline.
Der Einfluss von Wasser kann hier von Bedeutung gewesen sein, denn dadurch wurden die L-Aminosäuren offenbar angereichert und die D-Aminosäuren häufiger abgebaut:
L-isovaline excesses have since been detected in several different carbonaceous meteorite groups and appear to correlate with the degree of aqueous alteration of the meteorites as inferred from their mineralogy.
In der Abbildung 11 sind die Enantiomerenüberschüsse aufgelistet als Balkendiagramm.

Das lässt den Schluss zu, dass hier bereits sehr früh die Weichen gestellt worden sind für die Verwendung der L-Aminosäuren in einer künftigen Biochemie:
The observation that only one amino acid has been found to have a D-excess (allo-isoleucine; however, its diastereomer, isoloeucine, has only been found in L excess) while at least nine different amino acids have been found with L-excesses accepted as having extraterrestrial origins may indicate that the origin of life on Earth, and possibly elsewhere in our solar system, was biased toward L-amino acid homochirality from the very beginning.

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von seeker » 10. Jun 2022, 12:55

Danke für die Informationen, Diagnostiker! :)
Grüße
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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Frank » 10. Jun 2022, 13:25

Diagnostiker hat geschrieben:
9. Jun 2022, 16:26


In den mehr durch Wasser veränderten CI, CM und CR1 Chondriten sind signifikant weniger Aminosäuren enthalten als in den ursprünglicheren und weniger veränderten CR2 und CR3 Chondriten. In den Spitzen reicht das Vorkommen also bis auf 300 ppm, also 0,3 Promille hinauf.


Auch von mir herzlichen Dank :well:

Verstehe ich das richtig und erfolgte in dem obigen Beispiel schon eine gewisse Auslese, bzw. Spezialisierung ?
Es sind zwar unter Umständen sogar mehr als 80 Aminosäuren möglich, aber das Leben(oder das was zu eben dem werden soll) pickt sich das heraus, was es unbedingt braucht?
Mit freundlichen Grüßen

Frank

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Diagnostiker » 10. Jun 2022, 14:27

Hallo Frank,
erfolgte in dem obigen Beispiel schon eine gewisse Auslese, bzw. Spezialisierung ?
Ja, das kann man so sehen. Infolge Wassereinfluss wurden in den Meteoriten Aminosäuren abgebaut. Dabei erwiesen sich die D-Aminosäuren anfälliger als die L-Aminosäuren. Die ca. 1 bis 10 Prozent, die übrig geblieben sind, hatten daher einen Überhang an L-Aminosäuren. Wenn wir uns nun vorstellen, dass in der Frühzeit der Erde das meteoritische Material in eine feuchte Umgebung gelangte, fand hier ebenfalls ein entsprechender Abbau statt - und damit eine Anreicherung der L-Aminosäuren im verbleibenden Rest.
das Leben(oder das was zu eben dem werden soll) pickt sich das heraus, was es unbedingt braucht?
Ja, so sieht es aus. Der Verlauf der präbiotischen Entwicklung ist anfangs sehr zufallsgesteuert, da noch keine Stoffwechselwege etabliert sind. Das heißt, dass mit dem Material operiert wird, was gerade verfügbar ist. Ergeben sich daraus dann Synthesewege, die das Stoffwechselsystem stabilisieren, engt sich das verwendete Material auf eine operative Basis ein. Auf der Grundlage dieser Basis erfolgt dann die Austestung weiterer Synthesemöglichkeiten, die die Basis sukzessive erweitern oder verengen - je nach Erfolg in der Stabilisierung des Gesamtsystems.

Es gibt Hypothesen, nach denen zunächst nur vier Aminosäuren fest integriert worden sind und später dann die Auswahl auf 20 Aminosäuren erweitert worden ist. Andere Hypothesen gehen von etwa 10 Aminosäuren aus - manche sogar von zwei unabhängig entstandenen Entwicklungslinien, die später fusionierten - aber das ist natürlich sehr spekulativ.

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von seeker » 13. Jun 2022, 13:27

Diagnostiker hat geschrieben:
9. Jun 2022, 16:26
One major discovery was the finding of nonracemic a-dialkyl amino acids in the CM chondrites Murchison and Murray, with slight to significant L-excesses ranging from 0 to ~18% of the five-carbon a-dialkyl amino acid isovaline.

Der Einfluss von Wasser kann hier von Bedeutung gewesen sein, denn dadurch wurden die L-Aminosäuren offenbar angereichert und die D-Aminosäuren häufiger abgebaut:
Diagnostiker hat geschrieben:
10. Jun 2022, 14:27
Infolge Wassereinfluss wurden in den Meteoriten Aminosäuren abgebaut. Dabei erwiesen sich die D-Aminosäuren anfälliger als die L-Aminosäuren.
Ich finde diesen Befund überraschend.
Warum sollte das so sein?

Es handelt sich hier bei der D- und L-Form um Enantiomere, also Spiegelbilder-Moleküle, physikalisch identisch, chemisch "an sich" erst einmal auch.
Und das H2O-Molekül ist hier sterisch-chemisch neutral, kann hier eigentlich keine sterischen Reaktionswege bevorzugen, da es von H2O keine Stereoisomere gibt. Auch Edukte wie NH3, CnH2n+2, CO2, HCN, ... wären hier sterisch neutral.

Und ein zufälliges, selbststabilisierendes Kippen in eine Richtung kann man ja eigentlich auch fast ausschließen, denn in dem Fall wäre es dann bei jedem Asteroid anders: In dem einen mehr L-Form, im nächsten mehr D-Form.

Hat das vielleicht etwas mit dem umgebenden Gestein zu tun? Irgendwo müsste die Symmetrie ja gebrochen werden, für so ein Ergebnis... und das Wasser (alleine) kann es es nicht gewesen sein...
Grüße
seeker


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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Diagnostiker » 13. Jun 2022, 16:49

Hallo seeker,
Warum sollte das so sein?
Es gibt da verschiedene Hypothesen (Kristallformen, Metallgehalt, verschiedene Reaktionswege bei der Aminosäurensynthese), aber so richtig geklärt ist das noch nicht. In diesem Artikel gibt es einen längeren Abschnitt zum Enantiomeren-Exzess. Darin werden diese Überlegungen aufgezählt:
physical phase behavior or the combination of physical and chemical processes may help to explain the observed extraterrestrial l-enantiomeric excesses of isovaline and aspartic acid and suspected l-excesses of glutamic acid and threonine. Unlike alanine, these amino acids can crystallize as enantiopure solids (conglomerates), forming separate crystals containing only d or l molecules. ...

Large isovaline lee (∼5 to 21%) have also been observed in whole-rock extracts of several metal rich CB and CH3 carbonaceous chondrites. ...

the CB and CH chondrites analyzed all contain a mix of both heavily hydrated and anhydrous material, suggesting that an aqueous alteration phase occurred in an asteroidal setting prior to incorporation into the CB and CH parent bodies. ...

Recent anisotropy studies show that UV CPL can induce enantiomeric excesses in amino acids, but not in amines and carboxylic acids ...

physical properties of amino acids (e.g., higher polarity) led to the amplification of a small imbalance through aqueous processes inside carbonaceous chondrites ...
Das ist erst mal das, was ich auf die Schnelle gefunden habe.

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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von seeker » 13. Jun 2022, 18:14

Danke!

Ja, viele Vermutungen und leider noch zu wenig Wissen... die Sache mit dem polarisierten Licht finde ich allerdings spannend.

Und das hier ist halt der Hintergrund (auch für die Allgemeinheit, zum Verständnis):
With a few rare exceptions, only l-amino acids are found in biology, while all abiotic syntheses of amino acids result in equal mixtures of l- and d-amino acids unless forces that induce chiral excesses are included. Since there appear to be no biochemical reasons to favor l-amino acids over d-amino acids in enzymes,79 and early prebiotic chemistry experiments produced only racemic amino acid mixtures, some have argued that the selection of l-amino acid homochirality by life on Earth was random.
The origin of homochirality from presumably racemic mixtures in a prebiotic world is a major unsolved question and an area of intense research. The problem contains two parts: (1) establishing an initial imbalance in the two enantiomers; and (2) amplifying that imbalance over time.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4919777/

In Deutsch:
Mit einigen wenigen Ausnahmen kommen in der Biologie nur l-Aminosäuren vor, während alle abiotischen Synthesen von Aminosäuren zu gleichen Mischungen von l- und d-Aminosäuren führen, sofern nicht Kräfte wirken, die chirale Überschüsse verursachen. Da es keine biochemischen Gründe zu geben scheint, l-Aminosäuren gegenüber d-Aminosäuren in Enzymen zu bevorzugen und frühe präbiotische Chemieexperimente nur racemische [Anm: = gleich viel von beiden Varianten] Aminosäuremischungen hervorbrachten, haben einige argumentiert, dass die Auswahl der Homochiralität [Anm.: = nur eine Sorte verwendend] von l-Aminosäuren durch das Leben auf der Erde zufällig war.
Der Ursprung der Homochiralität aus vermutlich racemischen Mischungen in einer präbiotischen Welt ist eine wichtige ungelöste Frage und ein Gebiet, auf dem intensiv geforscht wird. Das Problem besteht aus zwei Teilen: (1) Herstellung eines anfänglichen Ungleichgewichts der beiden Enantiomere und (2) Verstärkung dieses Ungleichgewichts im Laufe der Zeit.
Das Leben auf der Erde könnte also im Prinzip auch genausogut die spiegelbildliche D-Form bevorzugt haben, funktionieren würde das genauso, hat es aber nicht...

Und darum geht es dann, das ist auch die Frage:
The detection of nonracemic amino acids in meteorites suggests that meteoritic delivery to planetary surfaces could have contributed to the origin of homochirality in life on Earth. The observation that only l-excesses have been found in amino acids containing a single asymmetric carbon in carbonaceous chondrites could indicate that the origin of life on Earth, and possibly elsewhere in our solar system, was biased toward l-amino acid homochirality prior to the stratification of the solar nebula. Although amino acid homochirality is an important signature of biological processes in the search for evidence of life, the detection of indigenous l-amino acid excesses in some meteorites indicates that nonbiological processes can lead to significant enantioenrichment for some amino acids, potentially complicating the use of this biosignature for life detection missions and the search for a second genesis.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4919777/

Deutsch:
Der Nachweis von nicht-racemischen Aminosäuren in Meteoriten legt nahe, dass der Eintrag von Meteoriten auf Planetenoberflächen zur Entstehung der Homochiralität des Lebens auf der Erde beigetragen haben könnte. Die Beobachtung, dass in Aminosäuren, die einen einzigen asymmetrischen Kohlenstoff enthalten, in kohlenstoffhaltigen Chondriten nur l-Exzesse gefunden wurden, könnte darauf hindeuten, dass der Ursprung des Lebens auf der Erde und möglicherweise auch anderswo in unserem Sonnensystem vor der Schichtung des Sonnennebels in Richtung l-Aminosäure-Homochiralität tendierte. Obwohl die Homochiralität von Aminosäuren eine wichtige Signatur biologischer Prozesse bei der Suche nach Beweisen für Leben ist, deutet der Nachweis von einheimischen l-Aminosäure-Überschüssen in einigen Meteoriten darauf hin, dass nichtbiologische Prozesse zu einer signifikanten Enantioanreicherung einiger Aminosäuren führen können, was die Verwendung dieser Biosignatur für Missionen zur Erkennung von Leben und die Suche nach einer zweiten Genese möglicherweise erschwert.
Es geht also auch darum, ob die Bevorzugung der L-Form durch das Leben auf der Erde rein zufällig war oder ob einfach mehr von der L-Variante vorhanden war, als das Leben auf der Erde begann und sich dadurch die Wahrscheinlichkeiten verschoben und sich das deshalb so durchgesetzt hatte. Außerdem geht es darum, ob die Lebensentstehung auf der Erde überhaupt relevant mit Materialeintrag von herabfallenden Himmelskörpern zu tun hatte, die ggf. mehr von der L-Form brachten und ob das überall im Universum so ist.
Grüße
seeker


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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von belgariath » 22. Okt 2022, 12:34

Das ist schon eine komische verzerrte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit: Über die Dart-Mission wo ziemlich plump eine Sonde in einen Asteroiden gejagt wird, wird in den Medien viel und breit berichtet und die Nasa lässt sich als Bewahrer der Erde feiern. Aber solche diffizilen Missionen wie Hayabusa und Hayabusa-2, die wahrscheinlich raumfahrttechnisch viel schwieriger sind und auch mehr Wissenschaft möglich machen, gehen in den Massenmedien komplett unter. Daher hier ein Update:
https://www.astronews.com/news/artikel/ ... -015.shtml
"Unsere Messungen belegen, dass Ryugu und Meteorite des Ivuna-Typs im selben Bereich des frühen Sonnensystems entstanden sind und dass dieser Bereich nicht mit dem Entstehungsort anderer kohliger Chondrite zusammenfällt", fügt er hinzu. "Alles in allem spricht viel dafür, dass wir mit Ryugu und den Meteoriten vom Ivuna-Typ Überbleibsel der frühen Körper gefunden haben, die sich am äußersten Rand des Sonnensystems gebildet haben"
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Re: Japanische Forscher finden Aminosäuren in Asteroiden-Proben

Beitrag von Frank » 22. Okt 2022, 19:56

belgariath hat geschrieben:
22. Okt 2022, 12:34
Das ist schon eine komische verzerrte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit: Über die Dart-Mission wo ziemlich plump eine Sonde in einen Asteroiden gejagt wird, wird in den Medien viel und breit berichtet und die Nasa lässt sich als Bewahrer der Erde feiern. Aber solche diffizilen Missionen wie Hayabusa und Hayabusa-2, die wahrscheinlich raumfahrttechnisch viel schwieriger sind und auch mehr Wissenschaft möglich machen, gehen in den Massenmedien komplett unter. Daher hier ein Update:
https://www.astronews.com/news/artikel/ ... -015.shtml
"Unsere Messungen belegen, dass Ryugu und Meteorite des Ivuna-Typs im selben Bereich des frühen Sonnensystems entstanden sind und dass dieser Bereich nicht mit dem Entstehungsort anderer kohliger Chondrite zusammenfällt", fügt er hinzu. "Alles in allem spricht viel dafür, dass wir mit Ryugu und den Meteoriten vom Ivuna-Typ Überbleibsel der frühen Körper gefunden haben, die sich am äußersten Rand des Sonnensystems gebildet haben"
Ich sehe das nicht so.
Das eine ist Grundlagenforschung über die Entstehung von Leben und das andere ist Forschung, die uns vor der kompletten Vernichtung bewahren kann.

Wenn ein Asteroid hier einschlägt, braucht sich keiner mehr Gedanken über irgendwelche Aminosäuren machen.
Mit freundlichen Grüßen

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