BILD-Schlagzeile: Versenken Forscher die Erde in einem SL?

Beitrag von **Stephen** » 16. Apr 2008, 22:17

Zugegeben: Vor allem beim Verbreiten naturwissenschaftlicher Phänomene nehme ich die BILD-Zeitung nicht sonderlich ernst. In diesem Artikel zitiert sie aber Chaosforscher Prof. Dr. Otto E. Rössler (67) von der Uni Tübingen.

Wenn das Loch nicht stabil bleibt wird es sich nach meinen Berechnungen ausdehnen, in 50 Monaten unseren Planeten verschlingen.

Im Fachmagazin "Chaos, Solitons and Fractals" will er seine Daten demnächst veröffentlichen.

Die Rede ist natürlich vom CERN (Fertigstellung im Juni 2008) und dem Vorhaben, ein künstliches Schwarzes Loch auf der Erde zu erzeugen. Unterschwellig wurde auch suggeriert, dass sich ein Mini-SL praktisch auch "unanbsichtlich" bilden könne, sozusagen als Nebenprodukt anderer Versuche.

CERN-Sprecher Gillies (44) hingegen hält das Experiment für sicher. Wir haben ja schon einmal darüber gesprochen. Aber was meint ihr jetzt dazu, wo sich angesehene Wissenschaftler dazu äußern? Besteht tatsächlich doch ein Restrisiko? Hat sich ein gestandener Gelehrter dieses Horrorszenario wirklich nur aus den Fingern gesogen? Oder hat die BILD ihren Lesern wieder einmal ein Märchen aufgetischt und dem Universitätsprofessor das Wort im Mund umgedreht?

Gruß, Steffen

Beitrag von **Maclane** » 17. Apr 2008, 12:09

Naja, ich hatte mir bei dem Thema ja auch schon Sorgen gemacht. Und wie gesagt, wir hatten darüber auch schon diskutiert.
Tom's Argument, dass bei Kollisionen in der Atmosphäre noch weitaus höhere Energien entstehen können als im LHC, hat mich aber beruhigt. Denn wenn dem so ist, dann ist das das Totschlagargument schlechthin. Schließlich leben wir ja auf dem Planeten schon ne Weile.

Und wenn die Blöd-Zeitung Panik verbreitet, dann beruhigt mich das eigentlich noch mehr. Klingt komisch, ist aber so.

Gruß Mac

Beitrag von **Stephen** » 17. Apr 2008, 13:07

Ich denke, dass man die 3 Milliarden Euro teure Anlage auf jeden Fall "ausreizen" wird. Hätten Warnungen jetzt überhaupt noch einen Sinn?

Gruß, Steffen

Beitrag von **gravi** » 17. Apr 2008, 19:35

Das sehe ich auch so, wir sollten der Sache mal gelassen entgegen sehen.
Panikmacher wird es immer geben, leider manchmal auch unter den Wissenschaftlern. Vielleicht möchte da auch nur jemand auf sich aufmerksam machen.

Vor allem glaube ich nicht, dass die Leute vom Cern so verantwortungslos wären. Bestünde tatsächlich ein auch nur geringes Restrisiko, würden sie sicherlich die Finger von solchen Experimenten lassen.

Gruß
gravi

Beitrag von **tomS** » 17. Apr 2008, 21:02

Ich hoffe, ich habe mit meiner Abschätzung recht - ein gewisses Restrisiko bleibt natürlich, aber das war bei anderen Experimenten auch schon so.

Beitrag von **Stephen** » 18. Apr 2008, 00:57

Hallo,

tomS hat geschrieben:Ich hoffe, ich habe mit meiner Abschätzung recht - ein gewisses Restrisiko bleibt natürlich, aber das war bei anderen Experimenten auch schon so.

Bei welchen anderen riskanten Experimenten sollte eine ähnliche "Gefahr" bisher bestanden haben?

Ich bin davon überzeugt, dass die Möglichkeiten im CERN ab Juni 2008 ein völlig neues Kapitel aufschlagen werden. Hoffentlich noch eines, das überblickt werden kann...

Beitrag von **tomS** » 18. Apr 2008, 07:25

Die Gefahr bestand bei jedem bisherigen Beschleunigerexperiment. Nur dass eben vor 10 oder 20 Jahren noch niemand über "große Extradimensionen" und damit über Mini-SLs nachgedacht hat.

Beitrag von **Skeltek** » 20. Apr 2008, 11:40

Da fallen mir der erste Atombombentest und der Eisenwert von Spinat grade so ein...
Scherz beiseite... es haette ja auch sein koennen, dass die Explosion einer Atombombe auch genuegend Druck fuer ein SL generiert, das hat damals auch noch nie jemand nachgerechnet oder dran gedacht.

Oder die freiwerdende Energie haette ja durch unbekannte in der freien Natur nicht vorkommende Phaenomene um nen zweistelligen Potenz(x^10 z.B.) groesser sein koennen(gut dass Neutronen nich fusionieren wie Wasserstoff).

Die Chance allerdings, dass sich jemand bei sowas vertut schaetz ich ungefaehr so hoch ein, wie eine Hausfrau, die beim Spuelmittel mischen versehentlich Nitroglyzerin herstellt...

Beitrag von **tomS** » 20. Apr 2008, 21:44

Spaß beiseite - es gab Forscher, die ernsthaft befürchtet haben, beim Manhatten Project würde die Atombombe würde in der Atmosphäre einen "Kernbrand" entzünden. Andere haben mit den fast kritischen Urankugeln einfach so rumhantiert und sich dabei die Strahlenkrankeit geholt.

Also verglichen damit ist die Vorgehensweise heute schon deutlich professioneller und kritischer.