seeker hat geschrieben: ↑28. Apr 2021, 09:51
"Aber vom prinzipiellen Standpunkt aus ist es ganz falsch eineTheorie nur auf beobachtbare Größen gründen zu wollen. Denn es ist ja in Wirklichkeit umgekehrt. Erst die Theorie entscheidet darüber was man beobachten kann."
Albert Einstein
Das wird leider zu oft vergessen, wenn es darum geht, aus unseren 2-dimensionalen Sensor-Arrays die dritte Dimension des Raumzeitvektors an Hand der Rotverschiebung zu ermitteln. Im Grunde genommen hängt hier der dritte Parameter in der Luft. Die Theorie sagt eine Rotverschiebung voraus, die Rotverschiebung legt die Abstände fest und die Abstände untermauern die Theorie - blöderweise hatte man damals die Messergebnisse (Rotverschiebung) zuerst und entwickelte danach erst die Theorie. Daher kann man auch nicht wirklich sagen, daß die Theorie die Rotverschiebung prognostiziert hat und diese im Nachhinein bestätigt wurden.
Bei der Jagd nach dem Graviton wurde auch immer wieder an der Theorie geschraubt, bis man irgendwann mal etwas hatte, was mit den Messungen übereinstimmte. Das halte ich jedenfalls für ein großes Problem des Standardmodels, daß eigentlich fast alle Vorhersagen nur Extrapolationen einer widerholt korrigierten und totgeeichten Meß- und Definitions-Kultur sind.
Man sollte halt nicht 26 von 30 Meßwerten einer Reihe nehmen, an der Theorie 50-60 mal herumschrauben, bis die ersten 26 Messpunkte so gut wie möglich passen, und danach die noch nicht verwendeten letzten 5 Punkte als 'Beweis' der Theorie hinzu zu nehmen, weil diese dann immerhin 30% in derselben Größenordnung liegen wie es die Prognose vorhersagte.
Das große Problem an konkurrierenden Theorien ist, daß die meisten Messwerte bereits Vorabinterpretationen der Wirkung enthalten, welche nach dem Standardmodel ausgewertet wurden. Hätte man konkurrierende Theorien, würde diese gar nicht oder nur sehr erschwert an Rohdaten heran kommen, weil man am Ende nur die nach dem Standardmodell bereits vorgefertigte Entfernung auf den Tisch geknallt bekommt (und daraus abgeleitet dann weitere Daten über Zeitdillatation und andere Dinge).
Sollte sich herausstellen, daß sich kleinere Teilchen erst bei Bedarf spontan Top-Down bilden und vorher gar nicht existieren, wären die meisten Überlegungen für die Tonne, weil man dann automatisch ein virtuelles Teilchen finden, nur weil man eines gesucht hat. Irgendetwas wird da schon entstehen, was die Summe der Erhaltungsgrößen auf eine widerspruchsfreie Mechanik hieft. Jede Betrachtungsweise, welche darauf ausgelegt ist, das Komplement einer Summe zu finden, wird letztlich irgendwas wie ein D finden, was die Summe B+C+D zu einem A ergänzt. Hier sind längerfristig keine echten Überaschungen zu erwarten.
Was mich dann dazu bringt zu denken, daß man grundsätzlich schon die ganze Zeit darauf aus ist, einen systematischen Fehler zu machen, selbst gerade wenn man das Graviton dann doch irgendwann mal findet.