Im verlinkten Text wird aber von Richard Carrier gar nicht von einem "absoluten Nichts" gesprochen - das wäre ja auch unsinnig, so käme man nicht weiter.
Es wird stattdessen von einem "Nichts, außer dem, was logisch notwendig ist" gesprochen.
Und dort sind wir dann schon auf einer anderen Ebene... darüber kann man sprechen.
Wir müssen dabei zwar die Logik sozusagen über das Sein stellen, gerade mit der These "Was logisch unmöglich ist, kann niemals existieren oder passieren." aber das finde ich akzeptabel.
Meller hat geschrieben: ↑4. Mai 2023, 03:03
Mathematisch erklärt :
Hier stellst du sozusagen die Mathematik über das Sein, indem du mathematisch etwas über das Sein/Nichts auszusagen versuchst und führst damit alle deine weitere Argumentation ins Leere... Ist das besser?
Ich würde lieber die Logik über die Mathematik stellen, erscheint mir sinnvoller...
Meller hat geschrieben:Das "Nichts" ist undefinierbar, undenkbar, unbeschreibbar und unregistrierbar. Dieses Wort, das"Nichts" könnte man aus dem Wortschatz streichen, wenn es nicht nötig wäre um zu verstehen dass das "Nichts" undenkbar ist.
Da bin ich wiederum bei dir, aber darum geht es hier gar nicht - bzw. geht es Carrier genau darum, dieses "Nichts" in seinen Überlegungen nicht zu verwenden, da unsinnig.
Hier einmal kurz den Ansatz von Richard Carrier:
These 1: Was logisch unmöglich ist, kann niemals existieren oder passieren.
Satz 2: Der nüchternste Zustand von Nichts, den es je geben kann, ist ein Zustand der Größe null, dem alle Eigenschaften und Inhalte fehlen, außer dem, was logisch notwendig ist.
These 3: Wenn es jemals Nichts gab, dann regiert oder diktiert nichts, was aus diesem Nichts wird, außer dem, was logisch notwendig ist.
These 4: Wenn nichts regiert oder diktiert, was aus Nichts wird (außer dem, was logisch notwendig ist), dann verhindert nichts (außer dem, was logisch notwendig ist), dass etwas mit diesem Nichts passiert.
These 5: Jedes separate Ding, das logischerweise möglicherweise passieren kann, wenn es Nichts gibt (außer Nichts, das Nichts bleibt), bringt das Erscheinen eines Universums mit sich.
These 6: Wenn es Nichts gibt, dann gibt es nichts, was die Anzahl der Universen begrenzen könnte, die logischerweise möglicherweise erscheinen können.
Satz 7: Wenn nichts (außer logische Notwendigkeit) verhindert, dass dem Nichts etwas zustößt, dann hat jedes logisch mögliche Ereignis, das dem Nichts zustoßen kann, die gleiche Wahrscheinlichkeit, dass es eintritt.
These 8: Wenn jede logisch mögliche Sache, die dem Nichts passieren kann, die gleiche Wahrscheinlichkeit hat, dass sie eintritt, dann hat jede logisch mögliche Anzahl von Universen, die erscheinen können, die gleiche Wahrscheinlichkeit, dass sie eintritt.
These 9: Wenn, wenn es Nichts gibt, jede mögliche Anzahl von Universen die gleiche Wahrscheinlichkeit hat, dass Nichts auftritt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Nichts Nichts bleibt, gleich dem Verhältnis von Eins zu n , wobei n die größte logisch mögliche Anzahl von Universen ist, die auftreten können.
These 10: Wenn Nichts eine zufällige Anzahl von Universen erzeugt, existiert nichts, um zu verhindern, dass der Inhalt jedes dieser Universen gleichermaßen zufällig ist.
Mindestens ab These 4 werden da Dinge gedacht, die ich auch schon vor längerer Zeit gedacht hatte, in etwas anderen Worten vielleicht und aus etwas anderer Seite herkommend... aber immerhin. Gefällt mir!
Mein Grundgedanke war damals:
Sein und Regeln/Möglichkeit gehören zusammen! (Früher sagte man wohl eher "Stoff und Form" dazu...)
Das Minimum an Sein (bzw. das minimal strukturierte Sein) stellt ein Maximum an Möglichkeit dar!
Das Maximum an Sein (bzw. das maximal strukturierte Sein), stellt ein Minimum an Möglichkeit dar!
Ich muss die Dinge also nicht unbedingt von der Stoffseite angehen (und mir dann versuchen allen Stoff wegzudenken), ich kann es genausogut von der Formseite bzw. Regelseite her tun (und dann versuchen, mir alle Regeln wegzudenken).
Je mehr Regeln es gibt, desto eingegrenzter sind die Formen des Seins, die es geben kann und desto weniger Möglichkeit gibt es also auch.
Je weniger Regeln es gibt, desto freier sind die Formen des Seins, die es geben kann und damit auch der Möglichkeit.
Wenn ich das minimal mögliche Sein als einen Anfang denke, dann ist in diesem Zustand notwendig der Raum der Möglichkeit maximal.
D.h. [1] ein solches "Nichts" (als Minimum) des Seins stellt notwendig ein "Alles" (als Maximum) der Möglichkeit dar - und umgekehrt.
Und der Punkt ist dann: Ein solches Minimum wäre instabil, es muss die Möglichkeiten verwirklichen, die nun einmal da sind, weil dort begrenzende Regeln fehlen, die das verhindern könnten!
Oder umgekehrt:
Wenn ich mir alle (formgebenden) Regeln soweit als möglich wegdenke (also ein "fast-Nichts der Regeln"), ergibt das einen Zustand, der maximal frei ist, da nichts da ist, das ihn hindern würde, sich zu irgendetwas zu entwickeln, zu dem er sich entwickeln
kann.
Und wenn man dann darüber nachdenkt, wie sich Zusand [1] entwickelt, dann kommt man darauf, dass sich dieser Zustand auch verzweigen
muss (weil auch das ganz einfach möchlich ist) und dadurch immer mehr den Möglichkeitsraum einschränkende Regeln in den einzelnen, voneinander getrennten Zweigen ins Spiel kommen, womit die Struktur dort immer mehr zunimmt und die Möglichkeit immer mehr abnimmt. Und.. Plopp! haben wir ein Multi-Multi-Multiversum aus allem was anfangs überhaupt möglich war und in der Verwirklichung nun nicht mehr möglich, sondern in den Zweigen tatsächlich seiend ist.
So in etwa jedenfalls... ich müsste das noch einmal sauber durchformulieren und meine Worte besser wählen... ich hoffe der Grundgedanke wird dennoch klar.
Und das hat schon Ähnlichkeit mit Richard Carrier, daher durchaus interessant für mich.
Sein Gedanke, der bei ihm noch klarer dazukommt, ist einfach die Sache mit der logischen Notwendigkeit als Dreh- und Angelpunkt bei [1].
Man kann evtl. auch noch darauf verzichten, vielleicht auch nicht, aber OK, das macht die Dinge erst einmal klarer darstellbar bzw. sagbar. Schöne Sache...