Pippen hat geschrieben: ↑28. Aug 2017, 00:50
Ich zeige, dass eine unendlich lange vergangene Welt so widersprüchlich ist, wie die Behauptung, aus einem unendlich langen Wasserschlauch, der mit Wasser gespeist wird, kommt am Ende Wasser raus, und folgere daraus das Gegenteil, nämlich dass es sowas unendlich-langes nicht geben kann. Das ist ein RAA-Schluß.
So ist es.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reductio_ad_absurdum
Du musst nur bedenken, dass du an dem Punkt schon ein Modell verwendest.
D.h.: Hier schon hast du die Welt auf ein gedankliches Konzept
reduziert.
Das heißt wiederum, dass die RAA zunächst nur bei deinem gedanklichen Modell beweisbar greift.
Um zu beweisen, dass es auch für die Natur Gültigkeit hat, müsstest du noch beweisen, dass dein Modell auf die Natur zutrifft.
Das kannst du aber nicht und das ist mein Punkt.
Alle weiteren Argumente beziehen sich daher nicht beweisbar auf die Natur, sondern nur auf den Ansatz.
Noch einmal:
Dein Beweis besteht aus zwei Annahmen (A):
1. Ein Modell "Annahme eines ausnahmslosen Vergehens der Zeit t(x)->t(x+1) auf grundlegendster Ebene, wobei wir selbst uns in der Gegenwart zu einem Zeitpunkt t(g) befinden", trifft auf die Natur zu.
2. Es existiert kein Anfang, bzw. befindet sich dieser in aktual unendlicher Vergangenheit (von t(g))
Folgerung:
2. ist durch RAA beweisbar falsch, bzw. steht im Widerspruch zu 1., also muss anti-2. gelten (bei zweiwertiger Logik).
Damit ist aber nicht bewiesen, ob 1. wahr ist.
Außerdem läufst du innerhalb deines Modells mit der RAA (der Annahme eines aktual unendlich entfernten Anfangs UND einem Vergehen der Zeit t(x)->t(x+1)) in die Problematik der beiden anderen Möglichkeiten des Trilemmas hinein (Zirkel und Dogma/willkürlicher Abbruch des Verfahrens) und deren Kombinationen.
D.h., dass ein Ansatz Anti-A (B), der aus der RAA von (A) folgt, so aussieht:
1. Ein Modell "Annahme eines ausnahmslosen Vergehens der Zeit t(x)->t(x+1) auf grundlegendster Ebene, wobei wir selbst uns in der Gegenwart zu einem Zeitpunkt t(g) befinden", trifft auf die Natur zu.
2. Es existiert ein Anfang t(0), bzw. befindet sich dieser in endlicher Vergangenheit (von t(g))
Folgerung:
Die Existenz von t(0) ergibt sich aus 2. und fordert somit, dass ein t(-1) nicht existiert.
Widerspruch zu 1., da 1. wegen dem "ausnahmslos" an der Stelle t(-1)->t(0) fordert und somit auch die Existenz von t(-1).
--> Sowohl der Ansatz (A) als auch seine Negation (B) scheitern. Dadurch ergibt sich ein Dilemma (genauer betrachtet dann ein Trilemma).
In der Logik versteht man unter einem Dilemma eine bestimmte Art von Argument. Man unterscheidet zwischen einem konstruktiven und einem destruktiven Dilemma. Ein konstruktives Dilemma hat die Form: Wenn p, dann q. Wenn r, dann q. Entweder p oder r. Daher q. Beispiel eines konstruktiven Dilemmas ist das so genannte prisoner’s dilemma , wo jemand zwischen zwei Todesarten zu wählen hat. Wählt er die eine Todesart, so wird er sterben, wählt er die andere, so wird er ebenfalls sterben. Eine der beiden Todesarten muss er wählen. Daher wird er in jedem Falle sterben. Ein destruktives Dilemma hat die Form: Wenn p, dann q. Wenn r, dann q. Entweder nicht-p oder nicht-r. Daher nicht-q.
http://www.philosophie-woerterbuch.de/o ... baa124c84e
Hier kommt sowohl bei (A) als auch bei (B) nicht-q heraus, wenn q Widerspruchsfreiheit ist.
Die richtige Schlussfolgerung ist daher, dass etwas an dem Modell/Ansatz (1.) nicht stimmen kann, nicht, dass die Natur zwingend einen Anfang haben muss.
Sowohl (A) als auch (B) ist unbefriedigend.
Deine Überlegungen führen daher am Ende zu etwas ganz anderem, als zum Beweis eines absoluten Anfangs, nämlich zu der Erkenntnis, dass etwas an der naiven Vorstellung vom "Fluss der Zeit" so nicht stimmen kann!
Folge:
Wenn der Ansatz unstimmig ist, dann darf er keine Grundlage von wissenschaftlichen Betrachtungen sein.
Man könnte nun versuchen dem Dilemma zu entkommen, indem man abschwächt (C):
1. Ein Modell "Annahme eines ausnahmslosen Vergehens der Zeit t(x)->t(x+1) auf grundlegendster Ebene, wobei wir selbst uns in der Gegenwart zu einem Zeitpunkt t(g) befinden", trifft mit einer einzigen Ausnahme auf die Natur zu.
2. Es existiert ein Anfang t(0), bzw. befindet sich dieser in endlicher Vergangenheit (von t(g))
Folgerung:
Kein Widerspruch zwischen 1. und 2., t(0) aus 2. trifft die Ausnahme aus 1.
Problem:
Die Ausnahme kann nicht begründet/erklärt werden*, sie muss per Dogma gesetzt werden, da kein logischer Zusammenhang zwischen der Ausnahme und den sonstigen Forderungen/Annahmen des Modells besteht: Die Ausnahme ist nicht Teil des Modells. Man kann es auch so sehen, dass 1. in sich widersprüchlich oder zumindest unvollständig ist.
Außerdem bleibt unerklärt, warum es dann nur
eine Ausnahme geben soll, warum nicht viele, warum dann überhaupt noch die Regel t(x)->t(x+1)?
(*: Der Versuch die Ausnahme innerhalb des Modells zu begründen führt in einen Zirkelschluss.)
Folge:
Auch der Ansatz (C) ist schlecht/unbefriedigend und darf daher keine Grundlage von wissenschaftlichen Betrachtungen sein.
Fazit:
Da alle Varianten des Ansatzes unbefriedigend sind, bleibt keine andere Wahl, als den Ansatz in wissenschaftlichen Betrachtungen nicht zu verwenden!