Pippen hat geschrieben:@deltaxp: Gehen wir mal nicht davon aus, dass Grundlagenphysiker finanzielle Interessen haben und gehen wir mal davon aus, dass die zweifellos dort bei jedem vorhandenen Motivationen, etwas Großes und Bedeutendes zu entdecken, sich neutralisieren, weil A dem B seine Entdeckung ganz kritisch begutachtet, nimmt sie ihm doch Ruhm, den er hätte haben können. Dann ist da immer noch das Problem, dass heute Theorien vor Experimenten kommen, ja mittlerweile sogar Theorien ohne Experimente (zB die Multiversen- oder Stringtheorien). Da ist doch die Versuchung und Gefahr groß, dass man sich zu sehr auf die Theorie focussiert und alles in deren Licht auslegt. Und das war und ist ja der Kardinalfehler der Nichtwissenschaften.
Mal als Bsp.: Wir glauben, alle Galaxien auf großen Skalen expandieren voneinander weg. Nun, es gibt ca. 100 Mrd. Galaxien. Wir haben aber nur 30.000 auf Rotverschiehung getestet. Das ist eine Frage der Statistik. Ein Datensatz in der Größe von 0,0000003% der Gesamtmenge kann schwerlich belastbare Ergebnisse liefern. Und dennoch wird so getan, als sei die Rotverschiebung bewiesen. Das scheint mir voreilig und damit begründbar, weil es sich so schön in die schon bestehende Theorie einfügt.
Da kennst du Wissenschaftler eher schlecht. Ich kenne keinen einzigen, der das leid und mühe eines physikstudiums auf sich nimmt um groß und berühmt zu werden. 99% der Forschung sind Irrtum, in der absoluten Grundlagenforschung noch mehr. da zum rechten Zeitpunkt und mit dem rechten Thema beschäftigt zu sein, dass man damit nobelpreis-würdig ist ... das hat mehr mit zufall zu tun als gezieltes daraufhinarbeiten. wollen Physiker und andere Naturwissenschaftler was neues entdecken ? ABER NATÜRLICH. Deswegen nehmen sie ja die mühe jahrelangen studiums auf sich , WEIL SIE NEUGIERIG sind. Aber den meisten geht das dabei um den erkenntnisgewinn, nicht um irgendwelchen ruhm. Wer kennt z.b aussserhalb der community Ed Witten oder Maldacena ? frag mal einen auf der Strasse. Die zucken mit der schulter. und dannf rag wer kim kardashian kennt. und dann überleg mal wer mehr zum Erkenntnis gewinn und wer von denen berühmter ist. deswegen betreibt kein Wissenschaftler seinen Job. wenn ein Wissenschaftler populär wird, liegt das eher an den medien, denn an ihnen. wenn stephen hawking nicht so ein persönliches Schicksal hätte, wäre er wohl auch nicht so bekannt.
Und das kritische Beurteilen der arbeit anderer gehört zum wissenschaftlichen alltag und hat nichts mit A nimmt B seinen rum. Denn jeder Wissenschaftler weiss. der mensch macht fehler. und jeder Wissenschaftler der auf was neues gestossen ist zweifelt erstmal selbst an dem Ergebnis und verscuht es zu widerlegen. dann geht's zu den koferenzen wo diskutiert und Veröffentlichungen gehen erst durch mehrere reviewboards ehe sie draussen landen und werden dann von vielen anderen anderen untersucht. denn es geht eben gerade nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern um erkenntnisgewinn. das es in der Forschung auch moderichtungen gibt steht ausser frage. wenn sich ein neues vielversprechendes gebiet auftut stürzen sich meist viele Wissenschaftler drqauf, weben weil es neues und unendecktes land ist, weil sie eben NEUGIERIG sind. Und ja, das kann mitunter dazu führen das alternative Richtung zeitweise vernachlässigt werden, wie LQG gegen String-theorie. aber dabei geht's nicht um Reichtum und ansehen. und meist normalisiert sich das dann im laufe der zeit.
zum Thema Theorie und Experiment. das liegt nicht daran, dass die gemeinde dan niht mehr will. das bei allen Forschungen die die Gravitation mit einbeziehen wollen schlicht daran, dass Energien nötig sind um in die kleinen Dimensionen vorzudringen die mit der heutigen Technologie einfach nicht machbar sind. das finde ALLE deprimierend. aber deswegen können die Theoretiker nicht aufhören zu arbeiten. aber sie können sich leider im Moment bei ihrer Theorien Bildung nur auf zwei Grundprinzipien halten. die Theorie miss mathematisch in sich konsistent sein und sie darf bisherigen Erkenntnissen nicht widersprechen. das ist auch für Theoretiker frustrierend, auch sie hätten lieber empirische Daten um mit gezielter Richtung vorwärts zu gehen aber was sollen sie machen, heulen und wütend mit den füssen auf den boden rumstampfen?
das andere Thema ist einfach Statistik. wie ich sagte, arbeiten Physiker vor allem experimentelel Physiker mit Wahrscheinlichkeiten.
man kann ausrechnen mit welcher Wahrscheinlichkeit die Ergebnisse einer Stichprobe von 30000 Galaxien durch ZUFALL die Ergebnisse, in diesem fall expansionsrate liefern. kann ja sein, dass man gerade die 30000 rausgesucht hat, die sich durch zufall nach dem hubble-Gesetz von uns entfernen (das nennt sich p-Wert). und wenn man das macht, wird man feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit für den Zufall verschwindend gering ist. Man kann eine Theorie falsifizieren, wenn sie mit dem Experiment nicht übereinstimmt, man kann sie aber nicht bestätigen, man kann nur das (statische) Vertrauen in sie steigern.
Wenn du z.B. eine Münze 300000 mal in die luft wirfst, und die 30000 mal auf dem Kopf landet, kann das immer noch zufall sein, aber jeder wird eher davon ausgehen, dass was nicht mit rechten dingen zugeht, dass da eher eine regel hinter steckt, dass sie andauernd auf dem kopf fällt, als das zufall ist. aber 100% sicher kann man sich da eben auch nie sein. da musst du dich mal mit statistischen tests befassen.
Ein Gremium vor Otto normalbürgen ist schwierig. Es heisst eben Wissenschaft, weil es um Wissen geht. Und das muss man sich in mühevoller Arbeit erstmal erarbeiten, und das dauert eben Jahre (zumindest bei uns menschen). Einstein hat den Nobelpreis für den quantenerklärung des äusseren elektrischen effektes 1921 erhalten. nie für die art, obwohl da auch bereits empirische messungen von eddington 1919 vorlagen. Warum, sicherlich mag die empirische lage noch dünn gewesen sein, aber eine rolle spielt sicerlich auch, dass ein Augenoptiker die art prüfen sollte (soweit ich weiss), was natürlich nicht klappte.
das was Wissenschaftler aber leisten sollten, zumindest ein teil, versuchen moderne wissenschaftliche Ergebnisse so einfach möglich (aber eben nicht zu einfach dass es wieder falsch wird) mithilfe von Analogien Otto-Normalbürger zu erläutern. und das geb ich zu, wurde in der nahen Vergangenheit oft vernachlässigt. diesen fehler ist man sich bewusst geworden und arbeitet dran. es gibt genug populärwissenschaftliche Sendungen und darstellugnen, das jeder der Interesse hat sich mit aktuellen forschungsthemen beschäftigen kann jenach dem wie es seine zeit und willen gestattet. gerade heutzutage mit dem Internet ist das locker möglich. Ich zum Beispiel gucke mir zu gerne vorlesungsreihen von Leonard susskind an, sie sind zwar Physik Studenten gerichtet, und ich hab da natürlich Vorwissen. aber setzt bemerkenswert wenig voraus. vor die vorlesungsreihe der allgemeinen Relativitätstheorie, was im Studium bei mir zu kurz kam) setzte er nur voraus, dass man weiss, was eine partielle differentialgleichung ist. das heisst nahzu jeder, der irgendein Studium mit einem Grundkurs Mathematik (maschinenbau, elekrotechnik, ja sogaer bwl und Medizin ich glaub sogar Psychologie und so) kann sich das dann reinziehen und das ist nichtmal populärwissenschaftlich. Aber auch dafür gibt's genug.