Fingalo hat geschrieben:"Bis fast nach dem Urknall" und "380 000 Jahre": Da kommen mir Fragen: Was heißt "Jahr"? Es wird behauptet, die neuesten Modelle seien dem Urknall auf Sekundenbruchteile herangerückt. Was bedeuten diese Zeitangaben? Damals bestand das All aus einem Vielfachen an Masse vollständig kompakt. Große Massen verlangsamen die Zeit. Die Masse, die vor dem Knall vorhanden war, muss also die Zeit extrem verlangsamt haben.
Zeit ist relativ. Wenn die allgemeine Massendichte bzw. Energiedichte im Universum größer ist, verlangsamt sich da gar nichts, denn man müsste sonst fragen: Relativ wozu? Relativ zu einer außerhalb des Universums tickenden Uhr, die als absoluter Zeitmaßstab dienen soll? So etwas möchte man nicht annehmen, schon deshalb, weil man es nicht muss (-> Ockhams Rasiermesser) und auch, weil es dem Geist der ART widersprechen würde, wenn man auf diese Weise über die Hintertür eine prinzipiell unbeobachtbare aber
absolute Zeit ad hoc wieder einführen würde.
Man betrachtet die Dinge besser raumzeitlich - und zwar deshalb, weil die Raumzeit nicht relativ ist, sondern absolut.
Ansonsten, ja: Wenn da von 10^hoch minus was-weiß-ich Sekunden nach dem Urknall gesprochen wird, dann ist da, soweit ich es verstehe, unser heutiger Zeitmaßstab angelegt und nicht etwa die Eigenzeiten der damaligen dortigen Teilchen.
Und noch zur Zeit:
Zeit braucht eine Richtung. Wenn sie ungerichtet ist, kann es aber immer noch Bewegungen geben (prinzipiell spricht da zumindest nichts dagegen), nur kann man in dem Fall "vorher" von "nachher" nicht unterscheiden.
Daher: Richtig, ohne Bewegung keine Zeit, jedoch gilt die Umkehrung 'ohne Zeit keine Bewegung' nicht!
Und deshalb ist hier...
Fingalo hat geschrieben:Die Zeit beginnt also mit dem Knall und nicht nach ihm.
... nicht klar, dass das so sein muss.
Fingalo hat geschrieben:Da wird von punktförmiger Masse und von Fußballgröße gesprochen. Das impliziert aber ein Außen zur Singularität, also man hätte gedanklich eine Schublehre ansetzen können.
Das ist nur ein Bild zur Veranschaulichung, das man nicht zu wörtlich/ernst nehmen sollte.
Fingalo hat geschrieben:Nun gibt es kein Außen zum Weltall, dann gab es das auch damals nicht.
Das stimmt so nicht. Richtig ist: Wir wissen es nicht und wir kommen hier auch an empirische Grenzen, d.h., wir können das
prinzipiell gar nicht wissen.
Fingalo hat geschrieben:Der Begriff "Ausdehnung" beschreibt also nicht eine Zunahme des Durchmessers, den es nie gab, sondern eine Abflachung der Raumkrümmung nach Verschwinden des größten Teils der Masse.
Die Expansion in der Theorie beschreibt die Zunahme des Skalenfaktors, womit abgebildet wird, dass auf genügend großen Skalen jeder Abstandsmaßstab a(t) mit der Zeit wächst, zu einem a'(t') - und zwar unabhängig von der Richtung und vom Ort, einfach überall gleich.
Empirisch kann man das an dem zeitlich überall und in jeder Raumrichtung gleich-zunehmenden mittleren Abstand der Galaxien erkennen.
Damit geht global keine Abflachung der Raumkrümmung einher. Wenn der Raum z.B. unendlich ausgedehnt und flach wäre, dann hätte er global immer die Krümmung Null gehabt (auch im Urknall), weniger als Null geht nicht.
Soweit ich es verstehe, krümmt Masse/Energie die Raumzeit zwar lokal, aber nicht global!
Grüße
seeker