Das mit den Kehrwerten ist vollkommen unwichtig. Wie ich oben schon geschrieben habe: Es gibt mathematische Theoreme, die besagen, dass ein Universum mit positiver Krümmung endlich groß ist und eines mit nichtpositiver Krümmung unendlich groß. Wie man den Rasius aus der Krümmung berechnet - egal.seeker hat geschrieben:Das Problem bei dieser Messsituation entsteht dadurch, dass du hinterher quasi den Kehrwert nimmst, wenn du Aussagen zur Größe des Universums ableitest.
Beispielsweise:
Du erhälst für den Wert der Krümmung = +0,001 (+- 1)
Daran ist nichts problematisch: Die Krümmung liegt zwischen -1 und +1. Fertig!
Wenn du nun den Kehrwert nimmst, erhälst du aber z.B.:
Größe(Universum) = 1 Mrd Mrd Lj (- 990 Mio Mrd Lj, + unendlich)
Mit nem Messwert, der den Messfehler +unendlich beinhaltet kann man nicht viel über die wahre Größe des Universums aussagen.
Andere Beispiele:
Krümmung = -0,001 (+-1) --> Größe = unendlich ("-'2x' unendlich"!, "+unendlich") [hier wirds ganz unmöglich sinnvolle Fehlergrenzen anzugeben]
Krümmung = 0 (+-1) --> Größe = unendlich ("-unendlich", "+ unendlich"!) [ebenso sinnfrei, s.o.]
Ich denke, hier sollte man auch vorsichtig sein: Wir wissen aus der ART, dass die Existenz von Materie Krümmung hervorruft. Das sind wohl die "anderen Bereiche", von denen du redest. Die Krümmung des Universums auf großen Skalen , um die es hier geht, kommt nicht von der Anwesenheit von Materie (denn die ist ja homogen verteilt...), sondern ist einfach da.Bei der Krümmung des Raumes wissen wir aber schon sehr genau, dass diese in anderen Bereichen existiert... und es wäre daher aus meiner Sicht viel erklärungsbedürftiger, wenn wir überhaupt keine Krümmung beim Universum fänden, als wenn wir irgendeine Krümmung (pos. oder neg.) fänden.
Es ist daher keineswegs besonders plausibel, warum die globale Krümmung verschieden von 0 sein sollte.
Das ist richtig. Hab ich oben auch geschrieben. Kein Mensch behauptet, wir hätten bewiesen, dass das Universum unendlich groß ist....und damit haben wir hier zwar genau die Situation, die vorliegen würde, wenn die Krümmung tatsächlich Null wäre, aber auch genauso, wenn sie nur sehr sehr klein, aber ungleich Null wäre (und dabei gibt es unendlich viele mögliche Werte, die alle ungleich Null sind).
Da würde ich allerdings wieder widersprechen. Wir haben zwar keine Sicherheit, aber die Vermutung einer verschwindenden Krümmung ist nicht nur ein Bauchgefühl, sondern eher ein "educated guess".Vermutungen aus dieser Situation heraus anstellen darf natürlich jeder wie er will.
Nur sind das dann eben einfach auch nur Bauchgefühle und nicht mehr!
Ich versuch mal zu erklären, wo das Bauchgefühl herkommt. Angenommen, das Universum hätte positive Krümmung. Ähnlich Deiner Argumentation oben kann man sich nun fragen: Wenn das Universum die ganze positive reelle Achse zur Verfügung hat, warum hat es sich dann einen so wahnsinnig winzigen Wert ausgesucht?? Sollte die Krümmung tatsächlich sehr klein und positiv sein, erwartet man als Physiker daher, dass es irgendeinen Mechanismus geben muss, der zur Folge hat, dass die Krümmung nicht größer geworden ist (eine ähnliche Problematik gibt es bei den Massen von Neutrinos, die SEHR viel leichter sind, als alle anderen Elementarteilchen). Solch einen Mechanismus existiert aber in den Theorien nicht.
Eine sehr kleine, positive Krümmung wäre also ein Hinweis auf eine Unvollständigkeit unserer kosmologischen Modelle. Diese beschreiben das Universum bisher aber wahnsinnig gut. So lange wir aber keine positive Krümmung messen, gibt es keinen guten Grund anzunehmen, die Theorie wäre unvollständig.
Daher erscheint es insgesamt konsistenter zu sein, eine Krümmung von 0 anzunehmen (denn die obige Argumentation könnte ich ebensogut auf eine winzige negative Krümmung anwenden. Auf 0 aber nicht!)