Hinweis auf die DSGVO: Auf unserer Seite werden keine Dritt-Anbieter-Cookies verwendet und nur Daten erfasst, welche für das Minimum an Board-Funktionalität notwendig sind.
Bevor Sie sich registrieren oder das Board verwenden, lesen Sie bitte zusätzlich die DSGVO-Erklärung, welche in der Navigationsleiste verlinkt ist.

Kurzfassung der unserer Meinung nach wichtigsten DSGVO-Punkte:
Es kann vorkommen, dass Benutzer eigenverantwortlich Videos oder sonstige Medien in ihren Beiträgen verlinken, welche beim Aufruf der Forenseite als Teil der Seite samt zugehörigem Material mitgeladen werden. Sollten Sie dies nicht wünschen, verwenden Sie beim Benutzen des Forums einen Blocker wie z.B. uMatrix, welcher das Laden von Inhaltsblöcken von Fremd-URLs effektiv unterbinden kann.
Wir blenden keine Werbung ein und schränken die Inhalte in keinster Weise bei Benutzung von Addblockern ein. Dadurch ist die Grundfunktionalität des Forums auch bei vollständigem Blockieren von Drittanbieter-Inhalten stets gegeben.

Cookies werden unsererseits nur verwendet um das Einloggen des Benutzers für die Dauer der Forenbenutzung zu speichern. Es steht dem Benutzer frei die Option 'Angemeldet bleiben' zu verwenden, damit der Cookie dauerhaft gespeichert bleibt und beim nächsten Besuch kein erneutes Einloggen mehr notwendig ist.
EMail-Adressen werden für Kontakt bei wichtigen Mitteilungen und zur Widerherstellung des Passwortes verwendet. Die verwendeten IPs können von uns ohne externe Hilfsmittel mit keiner realen Person in Verbindung gebracht werden und werden nach spätestens 7 Tagen gelöscht. Diese IPs werden höchstens verwendet um Neuanmeldungen unerwünschter oder gesperrter Nutzer zu identfizieren und zu unterbinden. Wir behalten uns daher vor bei Verdacht, die Frist für die IP-Löschung auf maximal 14 Tage zu verlängern.
Unsere Webseite läuft auf einem virtuellen Linux-Server, welcher von einem externen Anbieter gehostet wird. Etwaige Verstöße der DSGVO-Auflagen seitens dieses deutschen Hosters können wir nicht feststellen und somit auch nicht verfolgen.
Wir halten Backups unserer Datenbanken, welche in regelmäßigen Abständen als Schutz vor Katastrophen, Hackerangriffen und sonstigen Ausfällen erstellt werden. Sollte ein Nutzer die Löschung seiner Daten wünschen, betrachten wir es als Unzumutbar die Backups auch von den Daten zu befreien, da es sich hierbei um eine mehrtägiges Unterfangen handelt - dies ist für eine Einzelperson beim Betrieb eines privaten Forums nicht zumutbar möglich ohne das Backup komplett zu löschen.
Sollten Sie etwas gegen die dauerhafte anonyme Speicherung ihrer EMail-Adresse, ihres Pseudonyms und ihrer Beiträge in einem Backup haben, sehen Sie von der Registrierung in diesem Forum ab. Für Mitglieder, welche vor dem 25.05.2018 registriert waren steht jedoch das Recht im Raum, eine Löschung der Datenbank-Backups zu beantragen.



Wenn dies Ihr erster Besuch hier ist, lesen Sie bitte zunächst die FAQs sowie die wesentlichen Regeln zur Benutzung des Forums.
Um an den Diskussionen teilnehmen zu können, müssen Sie sich zunächst registrieren.

Conformal Cyclic Cosmology

Themen zur Kosmologie, Urknall, inflationärer Kosmologie, Expansion, Entwicklung und Zukunft des Universums
breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 27. Okt 2012, 21:46

Mit etwas Verzögerung nun die versprochene Einführung in die Theorie "Conformal Cyclic Cosmology" von Roger Penrose.
Hierbei handelt es sich um eine recht junge Pre-Big Bang-Theorie, das heißt, in dieser Theorie gibt es etwas vor dem Urknall. Derartige Theorien sind keine Seltenheit; es gibt beispielsweise eine Theorie von Lee Smolin, bei der aus jedem Schwarzen Loch ein neues Universum entsteht, oder oszillierende Modelle, in denen das Universum abwechselnd expandiert und sich wieder zusammenzieht.
In conformal cyclic cosmology ist unser expandierendes Universum nur eines von vielen in einer endlosen Folge von expandierenden Universen. Die Details erkläre ich in diesem recht langen Beitrag:

Motivation
Penrose beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik und hat dieses Modell entwickelt, um diesen besser zu verstehen. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass in einem abgeschlossenen physikalischen System die Entropie niemals abnehmen kann. Salopp gesagt, wird das Universum immer "unordentlicher". (Anschauliches Beispiel: Wenn man rote und blaue Farbe in ein Glas gießt und eine Weile wartet, dann sieht man nicht mehr rot und blau getrennt, sondern lila, weil es einfach viel mehr Anordnungen der Farbmoleküle gibt, die lila aussehen, als solche, bei denen wir rot und blau getrennt sehen.)
Für die Experten: Boltzmann hat die schöne Formel

für die Entropie angegeben. Hierbei ist k die Boltzmannkonstante und V das Phasenraumvolumen, das das System einnimt.
Die Entropie unseres Universums steigt also laufend. Wenn die Entropie mit zunehmender Zeit immer größer wird, bedeutet das, dass sie in der Vergangenheit kleiner war. Speziell muss der Urknall ein Zustand von sehr kleiner Entropie gewesen sein. Penrose's Theorie liefert einen Mechanismus, der erklärt, warum der Big Bang eine solch außerordentlich kleine Entropie hatte.

Die konforme Struktur der Raumzeit
Um die Theorie zu formulieren, benötigen wir den Begriff der konformen Geometrie. Die meisten werden wissen, dass Einstein in seiner ART die Gravitation durch eine gekrümmte Raumzeit beschreibt. Diese Krümmung kann man feststellen, indem man untersucht, wie sich Längen- und Winkelmessungen in der Raumzeit von der gewöhnlichen ebenen Geometrie unterscheiden. Diese Art der Geometrie kennt man als (pseudo-) Riemann'sche Geometrie. Konforme Geometrie unterscheidet sich von Riemann'scher Geometrie dadurch, dass in der konformen Geometrie nur Winkelmessungen möglich sind, aber keine Längenmessungen. Damit ist konforme Geometrie so etwas, wie eine verschwommene Version der Riemann'schen Geometrie, in der z.B. alle kongruenten Dreiecke gleich aussehen. Alles, was durch Streckungen ineinander übergeht, lässt sich nicht unterscheiden!
Nun zur Raumzeit:
Betrachten wir die Zeit kurz nach dem Big Bang. In dieser Phase war das Universum sicherlich eines: Heiß. Für einen Physiker heißt das, die mittlere kinetische Energie aller vorhandenen Teilchen war extrem groß. So groß, dass sie (mit E=mc²) bei weitem die Ruhemasse aller Teilchen übersteigt. In dieser Phase kann man alle Teilchen effektiv als masselos betrachten. Hierdurch entsteht ein interessantes Phänomen: Man hat plötzlich keine Möglichkeit mehr, Zeit zu messen. Um eine Zeiteinheit zu definieren, braucht man irgendeine invariante Energieeinheit (dann kann man das über E=hf machen). Eine Solche Energieeinheit wäre durch die Ruhemasse eines Elementarteilchens gegeben, aber gerade sowas hat man ja nicht! Und es kommt noch schlimmer: Da jede Abstandsmessung eine Zeitmessung benötigt, ist es auch nicht mehr möglich, Distanzen zu messen. Mit anderen Worten: Im frühen Universum spielt nur noch die konforme Geometrie der Raumzeit eine Rolle. Ein (äußerst robuster) Geometer in dieser Epoche hätte keine Möglichkeit, zu sagen, ob das Universum gerade sehr klein oder sehr groß ist. Diese Information ist schlicht verschwunden.
Betrachten wir nun auf der anderen Seite die ferne Zukunft des Universums. Lasst uns 10[up]100[/up] Jahre warten, bis alle Teilchen zerfallen und alle Schwarzen Löcher per Hawking-Strahlung evaporiert sind. Man ist doch verführt, zu sagen, dass auch hier nur noch Masselose Teilchen unterwegs sind und sonst nichts, oder? Hier sollte auch wieder nur die konforme Geometrie eine Rolle spielen. Von diesem Standpunkt aus sins also das sehr frühe und das sehr späte Universum gar nicht so verschieden.
Es ist notwendig zu erwähnen, dass für dieses Szenario eine mutige Annahme nötig ist, denn nach heutigem Wissensstand gibt es Elementarteilchen (z.B. Elektronen), die nicht zerfallen. Um trotzdem in einem wie oben beschriebenen Zustand zu landen macht Penrose die Annahme, dass die Ruhemasse eines Teilchens nicht konstant ist, sondern sehr langsam mit der Zeit abnimmt und schließlich verschwindet. Diese annahme ist sicherlich sehr gewagt, da es heute keine experimentellen Hinweise darauf gibt (und wohl nie geben wird). Mildernde Umstände kommen von theoretischer Seite: Betreibt man Teilchenphysik in Gegenwart einer positiven kosmologischen Konstante, gibt es keinen theoretischen Grund mehr, aus dem die Ruhemasse eines Elementarteilchens konstant sein sollte. eine Abnahme ist also durchaus erlaubt.

Die Theorie
Nehmen wir die obige Situation als gegeben an, so ist das Folgende für einen mathematischen Physiker sehr naheliegend.
Anstatt unser Universum, wie in der ART durch eine vierdimensionale Mannigfaltigkeit zu beschreiben, auf der man Riemann'sche Geometrie betreibt, beschreiben wir es in der sehr frühen und der sehr späten Form durch eine konforme Mannigfaltigkeit. Eine konforme Mannigfaltigkeit unterscheidet sich von einer Riemann'schen schlicht dadurch, dass man auf ihr keine Längen messen kann, sondern nur Winkel. Weil die Messung von Längen in der sehr frühen und der sehr späten Phase des Universums ohnehin nicht möglich ist, ist die konforme Mannigfaltigkeit dort genau so gut geeignet, um die Physik zu beschreiben, wie die ursprüngliche. Die konforme Mannigfaltigkeit hat allerdings einen entscheidenden Vorteil gegenüber der alten: Sie hat keine Big Bang-Singularität mehr! Das ist anschaulich relativ klar, denn man kann eben nicht sagen, dass das Universum früher sehr klein war.
Für einen Mathematiker ist es nun absolut kein Problem, eine weitere konforme Mannigfaltigkeit zu nehmen (die die derne Zukunft eines anderen Universums beschreibt) und sie an die Big Bang-Region unseres Universums "anzukleben". So erhält man eine neue Mannigfaltigkeit, die zwei aufeinanderfolgende (unendlich lange!) expandierense Universen beschreibt. In der gleichen Weise kann man die Big Bang-Region eines weiteren Universums an die Zukunftsregion unseres Universums anfügen und so weiter.
So erhält man eine unendliche Folge von ewig expandierenden Universen, von denen jedes mit seinem eigenen Big Bang beginnt. Im Rahmen von conformal cyclic cosmology lautet die Antwort auf die Frage "Was war vor dem Big Bang?" also:
"Die späte Phase eines früheren Universums, die so langweilig war, dass man nichtmal feststellen konnte, ob Zeit vergeht."

Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik
Wie kann man mit all dem nun erklären, warum unser Big Bang eine so kleine Entropie hatte?
Wir müssen zunächst einige Beobachtungen machen. Die Erklärung wird wahrscheinlich für Laien nicht ganz leicht zu verstehen sein.
Zunächst bemerken wir, dass das Phasenraumvolumen (und damit die Entropie) konform invariant ist, d.h. wenn man nur noch konforme Geometrie zur Verfügung hat, kann man noch genau so gut Entropie definieren und deren Wachstum untersuchen, wie vorher auch. (Für die Experten: Das liegt daran, dass das Maß im Phasenraum konform invariant ist, weil dx und dp gerade invers zueinander skalieren.)
Nun bemerken wir noch, dass zu heutiger Zeit der mit Abstand größte Beitrag zur Entropie des Universums von den supermassiven Schwarzen Löchern kommt, wie sie z.B. in den Zentren von Galaxien vorkommen. An dieser Stelle kommt die zweite wichtige Annahme von Penrose ins Spiel: Er nimmt an, dass Information in Schwarzen Löchern verloren geht. Dies hätte beispielsweise folgende Konsequenz:
Angenommen, wir kennen Ort und Impuls jedes Moleküls einer Gaswolke, die gerade im Begriff ist, in ein Schwarzes Loch zu stürzen. Nachdem die Wolke in das Loch gestürzt ist, haben wir keine Möglichkeit mehr, diese Positionen und Impulse jemals zu rekonstruieren, egal, was wir tun. Die Information ist verloren.
Das bedeutet aber, dass die Dimension des Phasenraums des Universumd in ferner Zukunft (wenn alle SL's zerstrahlt sind) viel kleiner sein wird, als sie es heute ist. Dann benötige ich für das Phasenraumvolumen in ferner Zukunft aber ein vollkommen anderes Maß, als ich es heute bräuchte! Auf diese Weise kann der Phasenraum eine riesige Menge an Volumen verlieren, ohne den 2. Hauptsatz zu verletzen. Es wird sozusagen auf einen sehr kleinen Wert "renormiert".
Eine ähnliche Situation zur Veranschaulichung:
Eine Kugel vom Radius 1 hat das 3-dimensionale Volumen . Ein Kreis vom Radius 1 hat das kleinere 2-dimensionale Volumen . Also hängt das Volumen einer Menge von der Dimension ab, weil das Maß, das man benutzt, ein anderes ist.
Auf diese Art wird die Entropie zu Beginn jedes Universums auf einen sehr kleinen Wert renormiert und die Frage vom Anfang ist beantwortet.




Ich denke, das reicht erstmal als Einführung, um eine Diskussion zu starten. Es gäbe noch interessante Aspekte zur Experimentellen Überprüfung der Theorie , aber dazu später mehr.
Zum Abschluss noch ein paar Quellen zum Thema:
http://accelconf.web.cern.ch/accelconf/ ... ESPA01.PDF
http://www.bbc.co.uk/news/science-environment-11837869
http://arxiv.org/abs/1011.3706
Zuletzt geändert von breaker am 28. Okt 2012, 11:14, insgesamt 1-mal geändert.

Skeltek
Site Admin
Site Admin
Beiträge: 5081
Registriert: 25. Mär 2008, 23:51
Wohnort: Stuttgart, Germany
Kontaktdaten:

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von Skeltek » 28. Okt 2012, 04:29

Zunächstmal sollte hier "Ordnung" nochmal genau relativiert werden. Was ist hier damit gemeint? Das Gegenteil von "Chaos" ist für mich nicht wirklich treffend, da Chaos in meinen Augen nicht wirklich existiert und eher mit der Mächtigkeit von Systemen zusammenhängt.
Gödel für Dummies:
  • Unentscheidbarkeit - Dieser Satz ist wahr.
  • Unvollständig - Aussage A: Es existiert nur ein Element A.
  • Widersprüchlich - Dieser Satz ist falsch.

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 28. Okt 2012, 09:59

Danke für die Zusammenfassung

Fragen:
1) wie definiert Penrose die Entropie des Gravitationsfeldes?
2) warum soll eine positive kosmologische Konstante die invariante Ruhemasse von Teilchen bzw. deren Konstanz beeinflussen?
3) gibt es dazu eine Veröffentlichungen? oder nur Preprints?

Anmerkungen:
1) man kann sich vorstellen, dass masselose Teilchen nur die konforme Struktur der Raumzeit vermessen, da sie entlang lichtartiger Geodäten unterwegs sind, d.h. die zurückgelegte vierdimensionale Strecke exakt Null ist.
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

Timm
Senior-Master
Senior-Master
Beiträge: 965
Registriert: 15. Sep 2010, 17:41

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von Timm » 28. Okt 2012, 10:18

Hallo breaker,

zunächst mal vielen Dank für diese ausgezeichnete Einführung in das neue Buch von Roger Penrose! Ich habe einige seiner Bücher gelesen, dieses aber nicht (Bedenken wegen Überforderung).

Nach dem ersten Durchlesen Deines Beitrag erst mal zwei Verständnisfragen:

Gibt es unmittelbar nach dem Urknall überhaupt schon "Teilchen"? Entstehen die nicht erst durch Symmetriebrechung nach Abkühlung? Wenn doch, wenn auch masselos, weshalb kann man dann von kinetischer Energie sprechen?

Zur Problematik Elektronen zerfallen nicht. Weshalb sollte es im Endstadium noch welche geben, wenn doch dieses durch zerstrahlende Schwarze Löcher gekennzeichnet ist, die sämtliche Materie aufgesammelt haben? Dann sollte es ausschließlich Photonen geben.

Gruß, Timm

breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 28. Okt 2012, 10:55

@Tom:
zu 1) Das weiß ich leider nicht. Aber gibt es da nicht eine Standardmethode? Ich werd mal bei Gelegenheit suchen, obs dazu irgendwas von Penrose gibt.
zu 2) Da bin ich auch noch nicht genug bewandert, aber ich kann das Argument von Penrose weitergeben:
Wenn man Teilchenphysik im Minkowskiraum betreibt, dann ist die Ruhemasse ein Casimiroperator der Lorentzgruppe und daraus folgt wohl deren Konstanz. In Gegenwart einer positiven kosmologischen Konstante ist die Lorentzgruppe nicht mehr die angemessene Symmetriegruppe, sondern die sog. de Sitter-Gruppe. Zu dieser Gruppe ist die Ruhemasse aber kein Casimiroperator mehr.
zu 3) Ich glaub', ich hab bisher nur Preprints gesehen. Es gibt ein Buch (oder ein Paper, kA), in dem Penrose alles etwas detaillierter beschreibt (ich meine nicht Cycles of Time), aber da kommt man wohl schwer ran. Ich hab' damals Penrose persönlich angeschrieben und gefragt, ob er mir ein paar Details erklären kann, worauf er mir ein paar Seiten aus dem Anhang des Buches geschickt hat, in dem ein paar aufschlssreiche Gleichungen waren.
Zuletzt geändert von breaker am 28. Okt 2012, 11:10, insgesamt 1-mal geändert.

breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 28. Okt 2012, 11:03

@Timm:
1. So wie ich die Sache verstehe, gab es unmittelbar nach dem Urknall schon Teilchen; sie sind nur eben alle masselos und wechselwirken dauernd. Symmetriebrechung ist eigentlich nur nur für das Entstehen der Ruhemasse verantwortlich.
(Übrigens wäre die richtigere Argumentation für das Verschwinden der Ruhemasse im frühen Universum die, dass bei einer höheren Temperatur als der Higgs-Masse alle Teilchen exakt masselos sind und nicht nur ungefähr)
Ein Problem mit der kinetischen Energie sehe ich nicht. Man kann ein bestimmtes Bezugssystem wählen, dann jedem Teilchen seinen Viererimpuls zuordnen und die Nullkomponente davon als kinetische Energie bezeichnen. Das geht ja auch heutzutage bei Photonen.

2. Man kann nicht mit Sicherheit davon ausgehen, dass jedes Elektron irgendwann in ein Schwarzes Loch fällt. Es könnte ja sein, dass es irgendwo ein Elektron gibt, dass raumartig von allen Schwarzen Löchern getrennt ist, oder sowas.

breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 28. Okt 2012, 11:08

Oh, übrigens:
Hier gibt's einen Vortrag von Penrose höchstpersönlich zum Thema:
http://www.youtube.com/watch?v=4YYWUIxGdl4

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 28. Okt 2012, 11:11

Danke Breaker.

Zu 1) kenn ich keine Standardmethode; Entropie definiere ich mittels Abzählen von Freiheitsgraden im Phasenraum bzw. Hilbertraum. Der klassische Phasenraum ist wohl nicht zutreffend (oder meint Penrose, man bräuchte keine Quantengravitation??), der Hilbertraum ist ohne eine exakte Theorie der Quantengravitation nicht bekannt.
2) ist ein interessantes Argument!!
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 28. Okt 2012, 11:28

Ok, man kann es wohl über Thermodynamik machen. Es gibt die Bekenstein-Hawking-Formel; die scheint wohl auch relativ populär zu sein:
http://www.scholarpedia.org/article/Bek ... ng_entropy

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 28. Okt 2012, 11:53

Die Formel gilt für
- Spezialfälle (Horizonte)
- klassische Geometrie (keine QG)
- Thermodynamik (nicht fundamental)
- auch ST und LQG tun sich mit ihrer Ableitung oder gar Verallgemeinerung schwer
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 28. Okt 2012, 12:27

Ok, aber reicht klassische Geometrie denn nicht für die Theorie? Er benutzt doch eigentlich nur, dass Schwarze Löcher eine sehr große Entropie haben.
Vielleicht sagt er auch einfach, dass das bei jeder anständigen Beschreibung rauskommen sollte und dann würde die genaue Beschreibung keine große Rolle spielen.

Timm
Senior-Master
Senior-Master
Beiträge: 965
Registriert: 15. Sep 2010, 17:41

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von Timm » 28. Okt 2012, 16:38

breaker hat geschrieben:
Für einen Physiker heißt das, die mittlere kinetische Energie aller vorhandenen Teilchen war extrem groß. So groß, dass sie (mit E=mc²) bei weitem die Ruhemasse aller Teilchen übersteigt. In dieser Phase kann man alle Teilchen effektiv als masselos betrachten.
Das m in 1/2*mv² ist die Ruhemasse. Weshalb sollten dann masselose Teilchen kinetische Energie haben können? Das war mein Punkt.

Zu den verstreuten Ladungen. Es genügen dann wohl ein paar davon, um das Universums nicht in konformer Geometrie beschreiben zu können. Hmm, allerdings spielt die Zeit ja keine Rolle. Irgendwann sollten die letzen positiven und negativen Ladungen zerstrahlt sein.

Aber zugegeben, das beides erst mal nur Randpunkte.
breaker hat geschrieben: Nun bemerken wir noch, dass zu heutiger Zeit der mit Abstand größte Beitrag zur Entropie des Universums von den supermassiven Schwarzen Löchern kommt, wie sie z.B. in den Zentren von Galaxien vorkommen. An dieser Stelle kommt die zweite wichtige Annahme von Penrose ins Spiel: Er nimmt an, dass Information in Schwarzen Löchern verloren geht. Dies hätte beispielsweise folgende Konsequenz:
Erstaunlich, denn nach Leonard Susskind geht die Information in Schwarzen Löchern nicht verloren, weshalb sich Stephen Hawking letztlich geschlagen gab. Nimmt Penrose darauf irgendwie Bezug?
In diesem Zusammenhang eine Frage: Denken wir uns ein abgeschlossenes System innerhalb dessen sich ein Schwarzes Loch befindet. Dessen Verdampfen folgt spontan ablaufenden Prozessen. Thermodynamisch betrachtet sollte die Entropie des Systems demzufolge zunehmen. Ist das so?

Gruß, Timm

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 28. Okt 2012, 16:41

breaker hat geschrieben:Ok, aber reicht klassische Geometrie denn nicht für die Theorie? Er benutzt doch eigentlich nur, dass Schwarze Löcher eine sehr große Entropie haben.
Ja schon, aber ich kenne keine nicht-thermodynamische Definition der Entropie (außer über LQG und ST, und das steckt noch in den Kinderschuhen). Für mich ist das eine Annahme - genauso wie der Informationsverlust in SLs, bei dem ihm heute kaum noch jemand zustimmt
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 28. Okt 2012, 20:02

Das m in 1/2*mv² ist die Ruhemasse. Weshalb sollten dann masselose Teilchen kinetische Energie haben können? Das war mein Punkt.
Ja, aber Die Formel ist ja nur eine nichtrelativistische Näherung. Einem masselosen Teilchen kann man die Energie E=hf zuordnen, wobei f für die Frequenz steht. So wird's ja beim Photon auch gemacht.
Erstaunlich, denn nach Leonard Susskind geht die Information in Schwarzen Löchern nicht verloren, weshalb sich Stephen Hawking letztlich geschlagen gab. Nimmt Penrose darauf irgendwie Bezug?
In dem Vortrag, den ich oben verlinkt habe, erzählt Penrose, dass Hawking zu dem Thema seine Meinung geändert hat, und sagt, seiner Meinung nach hätte er das nicht tun sollen. Viel mehr sagt er dazu glaub nicht.
Für mich ist das eine Annahme - genauso wie der Informationsverlust in SLs, bei dem ihm heute kaum noch jemand zustimmt
Kann gut sein, dass es eine Annahme ist. Aber meines Wissens nach hat Penrose sie nie als solche dargestellt.
Ist es wirklich so, dass heutzutage fast alle der Meinung sind, dass Information in SL's nicht verloren geht? Ich dachte bisher, das wäre noch eine total offene Frage. Ich wusste nur, dass Hawking seine Meinung zu dem Thema geändert hat.

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 28. Okt 2012, 21:40

Die Mehrheit glaubt, dass eine "orthodoxe" Quantengravitationstheorie existiert, also eine "orthodoxe" Quantisierung der Gravitation (oder einer unterlagerten Theorie) ohne dass die quantenmechanischen Axiome Grundregeln. Und damit gelten weiterhin unitäre Zeitentwicklung und somit Informationserhaltung.
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

deltaxp
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1129
Registriert: 23. Sep 2010, 17:02

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von deltaxp » 30. Okt 2012, 23:14

vielen dank breaker.

1) ich seh es genauso dass die die hohe energie zu beginn des universums nicht das argument zu vernachlässigung der invarianten masse ist. denn die ist, wie es eben heisst invariant, egal wie schnell die teilcen flitzen. dass argument ist die
volle symmetrie einer GUT oder gar ToE und daher die masselosigkeit.

2) wo ich probleme sehe, wie auch schon angedeutet ist meineserachtens die vernachlässigung von quantengravitation in der frühphase. da steckt sehr viel annahme drin. vielleicht gilt diese konforme geometrie sogar dann.

3) die sache mit den casimiroperator der lorentzgruppe, dessen eigenwertte dann woohl die invariante masse ist, den es bei kosmologischer konstante konstante nicht mehr in der form gibt, wusst ich nicht. das ist unabhängig
von der penrose theorie nen sehr interessanter fakt

4) meine hauptproblem habe ich, wie viele tom auch mit der annahme des informationsverlusts in schwarzen löchern. die ist sehr gewagt. sowit ich gelesen habe, kann hat ed witten sogar ne eine anwendung der AdS/CFT-theorie berechnet, in der er ein schwarzes loch in den bulk packte und auf der schwarzbrane kam dann mit der holographischen abbildung ein strahlungsfeld (aka Hawkingstrahlungs-äquivalent raus). damit bleibt die info natürlich erhalten. zudem noch toms argument mit den ansätzen der quantengraviation. das halte ich also für das stärkste geegenargument. aber mal sehen, was die zukünftige forschung bringen wird.

5) nebenbei erklärt die inflationstheorie auch die niedrige entropie zu beginn des universums ohne den 2ten hauptsatz zu verletzen. vor der inflation hatte das universum (nahezu) maximale entropie (waren ja grosse gebiete im thermischen gleichgewicht). aber die maximale entropie war eben sehr klein,. weil der phasenraum klein war. mit der inflation und der thermalisierung, also der generation von materie in 10^30-10^50 mal grösseren raum erhöhte sich drastisch die anzahl der freiheitsgrade und somit war ein sehr grosser gap zwischen der maximalen entropie vor der inflation und der maximal möglichen nach ihr. die gravitation arbeitet seitdem in letztere richtung.
aber auch die inflationstheorie hat ihre probleme.

mal sehen wie die forschung sich weiterentwickelt und was sich herauskristalisiert als wahrheit. leben wir nicht in einer spektakulär interessanten zeit ?

Benutzeravatar
seeker
Ehrenadmin
Ehrenadmin
Beiträge: 8118
Registriert: 26. Dez 2009, 10:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von seeker » 31. Okt 2012, 13:33

Vielen Dank breaker! Das ist interessant.

Die Schlüsselrolle scheinen die Begriffe "Information" und "Entropie" zu spielen.
Zum physikalischen Begriff "Information" und "Informationserhaltung" ist mir noch einiges unklar. Ich werde dazu aber lieber demnächst einen eigenen Thread starten.
deltaxp hat geschrieben:aber die maximale entropie war eben sehr klein,. weil der phasenraum klein war. mit der inflation und der thermalisierung, also der generation von materie in 10^30-10^50 mal grösseren raum erhöhte sich drastisch die anzahl der freiheitsgrade und somit war ein sehr grosser gap zwischen der maximalen entropie vor der inflation und der maximal möglichen nach ihr. die gravitation arbeitet seitdem in letztere richtung.
Das verstehe ich nicht.
Nehmen wir an, wir haben ein System im perfekten thermischen Gleichgewicht, das also maximale Entropie hat. Nun blasen wir das Sytem durch die Inflation auf und erhalten dann doch nur ein größeres System, das auch im perfekten thermischen Gleichgewicht ist - oder? Wie soll jetzt die Entropie noch weiter wachsen können?
Warum ist nun die maximale Entropie nicht mehr erreicht?

Grüße
seeker
Grüße
seeker


Wissenschaft ... ist die Methode, kühne Hypothesen aufstellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben.
Karl Popper

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 1. Nov 2012, 00:00

wie schon erwähnt: es gibt m.W.n. keine vernünftige Definition von Thermodynamik in einem expandierenden Kosmos sowie keine Definition der Entropie des Gravitationsfeldes (der Raumzeit)
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

deltaxp
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1129
Registriert: 23. Sep 2010, 17:02

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von deltaxp » 1. Nov 2012, 11:19

zwei dinge sowie ich das verstanden habe:
nehmen wir an du packst gas in in einen kleinen 1cm^3 grossen würfel. das gas dort ist im gleichgewicht und hat in dem system zu der zeit maximale entropie
bei gewissem druck , temperatur und halt den V=1cm3. jetzt veränderst du das system: und machst aus V=1cm3 V=1m^3. was wird das Gas machen. es hat nun vielmehr freiheitsgrade. ein gasmolekül kann jetzt nicht nur ortszustände im 1cm^3 volumen annehmen sondern ebene viel viel mehr, es wird sich ausdehenen und das neue Volumen V=1m^3 ausfüllen bei fallendem druck, da es einfach vielmehr möglichkeiten gibt die gasmoleküle in 1m^3 zu arrangieren als in 1cm3. Die entropie ist alo größer.

bei der inflation kommt aber noch ein weiterer tatbestand neben dem massiven viel grösserern volumen und dazu mehr arrangement möglichkeiten bei vorgegebener dichte/temperatur dazu. denn du bekommst noch noch viel viel mehr teilchen dazu.

ich versteh das so: du hast am anfang deine teilchen und das falsche Inflaton vakuum im kleinen volumen mit seinen quantenfluktuationen, die die freieheitsgrade ausfüllen. damit hast du in dem kleinen volumen maximale entropie. die entropiekapazität ist ausgelastet, jetzt blähst du das auf 10^30-10^50. deine paar gut-teilchen, die zerfallen sind haben nun ebenfalls viel mehr möglichkeiten sich im raum zu arrangieren. dazu kommt folgendes dass dein falscher vakuum zustand des inflaton feldes zerfällt in den stabilenen vakuumzustand , der freiheitsgrad bleibt, aus den aber aus der freiwerdenden energie wird unsere gesamte strahlung, die baryonische materie und wohl auch die dm erzeugt. viel viel mehr möglichkeiten. die entropiekapazität ist viel viel grösser. aus den quantenfluktuation des falschen-vakuums werden deine promille-dichteschwankungen UND dann kommt jetzt die wirkung der graviation hinzu,
in dem moment ist die homogene verteilung nicht mehr die maximale entropie, sondern es geht wegen der gravitativen wirkung noch höher, die höchste hat das schwarze loch, und das ist dramitisch viel mehr (und die hawkingstrahlung dann evtl noch mehr).

das heisst dass die entropiekapazität mit der inflation noch um viel viel mehr als 10^50 ansteigt, weil ah alleine nochmal etwa 10^88 teilchen dazukommen und später bei abkühlung dann noch den entropie drive durch die verklumpende gravitative wirkung. wie das genau zahlenmäßig zu bewrten ist, weiss ich nicht, geht wohl nicht nach toms obigen argument. aber das ist für mein empfinden auch nicht so wichtig.

man kann sicherlich eine abschätzung folgendermassen vornehmen: was ist die maximale entropie vor der inflation sagen wir bei 10-36 sekunden. das kann man vielleihct mit ein paar annahmen ausrechen. was ist die entropie eines schwarzen loches in dem alle heutige materie und strahlung aufgesaugt ist (also noch nicht verdampft). da käme man unserer derzeitigen maximalen entropiekapazität sicherlich schon näher. naja, und irgendwo auf dem weg dazwischen befinden wir uns dann wohl.

Benutzeravatar
seeker
Ehrenadmin
Ehrenadmin
Beiträge: 8118
Registriert: 26. Dez 2009, 10:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von seeker » 1. Nov 2012, 22:13

Danke!

Dass die maximal mögliche Entropie im System B (nach der Inflation) viel größer ist als im System A (vor der Inflation) ist klar.
Mein Punkt war, warum man von der jeweiligen maximal möglichen Entropie nach der Inflation weiter entfernt ist als davor.
Das hast du in meinen Augen schlüssig erklärt: Das gravitationsgetriebene Verklumpen der Materie erhöht die Entropie weiter.
Auch das Auftauchen von Teilchen durch die Inflation, also das Auftauchen von (Ruhe-)Masse scheint sehr wichtig zu sein (sonst kein Verklumpen).

Denzufolge sind die SL auch nur eine Zwischenstation. Die maximal mögliche Entropie ist erst dann erreicht, wenn die Masse (per Hawkingstrahlung und Zerfall) gänzlich verschwunden ist und es nur noch (perfekt homogen verteilte) Photonen (oder evtl. auch andere masselose Teilchen) gibt; vielleicht sogar erst dann, wenn der Raum (durch die nachfolgende, weitere Ausdünnung wg. der Expansion) gänzlich leer geworden ist (in dem Sinne, dass die Photonendichte und -energie irgendwann so gering wird, dass der Zustand von einem leeren Raum nicht mehr unterschieden werden kann).

Zu den SL:
Warum haben die eigentlich eine so hohe Entropie? Ich meine, wenn die Materie erst einmal in der Singularität verschwunden ist, welche Freiheitsgrade hat sie dann noch? Müsste die Entropie in diesem Zustand nicht umgekehrt minimal sein?

Warum hat auch ein Planet eine höhere Entropie als eine Gaswolke?
Kann man das alles schlüssig nachweisen oder zäumt man das Pferd von hinten auf indem man sagt:
"WEIL die Entropie immer zunimmt, muss es so sein!"...und stellt dann die Gleichungen entsprechend so auf, DAMIT es passt?
Ich weiß, dass es heiß wird (was u.a. Strahlung verursacht), wenn Materie verklumpt. Ich weiß auch, dass Energie (Temperatur) und Entropie verknüpft sind.
Ich kann nur nicht abschätzen, ob das ausreicht um eine Entropieerhöhung in jedem Fall nachzuweisen? Wenn ihr sicher sagen könnt, dass das so ist, dann glaube ich das aber.

Greift hier schon diese Aussage:
tomS hat geschrieben:es gibt m.W.n. keine vernünftige Definition von Thermodynamik in einem expandierenden Kosmos sowie keine Definition der Entropie des Gravitationsfeldes (der Raumzeit)
Eher noch nicht - oder?

Wir haben das auch schon mal angeschnitten. Ich hab's nur leider noch nicht genügend verstanden und möchte diesen Punkt gerne noch vertiefen.

Außerdem:
Wenn diese Aussage gültig ist, ist das dann nicht ein deutlicher Schwachpunkt in der ganzen Argumentation von Roger Penrose?
Wenn man die Entropie in diesem Fall (expandierende Raumzeit) gar nicht definieren kann, wie kann man dann mit ihr argumentieren?

Grüße
seeker
Grüße
seeker


Wissenschaft ... ist die Methode, kühne Hypothesen aufstellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben.
Karl Popper

Benutzeravatar
seeker
Ehrenadmin
Ehrenadmin
Beiträge: 8118
Registriert: 26. Dez 2009, 10:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von seeker » 15. Nov 2012, 09:50

tomS hat geschrieben:wie schon erwähnt: es gibt m.W.n. keine vernünftige Definition von Thermodynamik in einem expandierenden Kosmos sowie keine Definition der Entropie des Gravitationsfeldes (der Raumzeit)
seeker hat geschrieben:Wenn diese Aussage gültig ist, ist das dann nicht ein deutlicher Schwachpunkt in der ganzen Argumentation von Roger Penrose?
Wenn man die Entropie in diesem Fall (expandierende Raumzeit) gar nicht definieren kann, wie kann man dann mit ihr argumentieren?
Weiß da wirklich niemand was dazu zu sagen? Lehnt sich Penrose hier weit aus dem Fenster oder nicht?
Timm hat geschrieben:Das 2 Photonen Experiment kannte ich nicht. Dennoch beginnt zumindest meines Wissens der Urknall der GUT zufolge nicht aus einem Photonen Stadium heraus, wie es die Hypothese von Penrose nahezulegen scheint,
Ja, da würde ich auch gerne mehr dazu erfahren. Jedenfalls sieht es aus meiner Sicht so aus, dass man auch aus Photonen per Umskalierung einen neuen "Bang" mit Materie basteln kann - ob es unser Bang sein kann steht noch zur Diskussion.
TomS hat geschrieben:
Timm hat geschrieben:Sobald das Universum das "Photonenstadium" erreicht hat und es nun nicht mehr durch eine vierdimensionale, sondern durch eine konforme Mannigfaltigkeit beschrieben wird, muß man einige Vorstellungen aufgeben. Das Schicksal des Universums hängt nun nicht mehr von Krümmung, kosmologischer Konstante ... ab. Expansion, Kontraktion gibt's in der konformen Geometrie nicht. Auch die Historie ist in diesem zeitlosen Zustand vergessen. Wie daraus ein (erneuter) Urknall und damit ein cyclisches Universum zustande kommt, hat 'breaker' gerade erst in seinem Thread "Conformal Cyclic Cosmology" angedeutet.
Das ist etwas irreführend. Ich denke, auch in diesem Fall wird das Universum zunächst durch eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit Metrik beschriebene (die die Definition von Länge und Zeuit zulässt). Allerdings existiert evtl. kein physikalisches System mehr, das diese metrische Struktur "sieht"; masselose Photonen "sehen" nur die konforme Struktur, die einen Teilaspekt der metrischen Struktur darstellt.
Das ist die Frage.
(Sie scheint mir mit der eher philosophischen Frage verwandt zu sein, ob der Mond noch da ist, wenn niemand und nichts ihn anschaut/misst?)
So wie ich den genialen aber auch spekulativen Penrose verstehe, sieht er das anders: Er braucht doch die konforme Mannigfaltigkeit, sonst kann er nicht umskalieren - oder?

Meine Frage hierzu...
seeker hat geschrieben:Müsste nicht die zugrundeliegende Struktur der Raumzeit (Strings, Spinnennetzwerke,...) in diesem Fall evtl. einen Bezugsrahmen bieten können, der dafür sorgt, dass "Abstände" immer noch existieren?
... steht auch noch im Raum.

@Timm:
Du fragst wie man von den ausgedünnten Photonen zum dichten Urknallszeanrio kommt, das nicht nur durch Photonen beschreibbar ist.

Vielleicht können wir zusammen nachdenken:
Welchen Zustand haben wir denn kurz nach dem Urknall?
Das ist doch irgendwie eine Suppe der "großen vereinheitlichten Kraft" - oder?
Wenn ich unser Photonenuniversum per Umskalierung genügend stark "zusammenpresse", bekomme ich da nicht alles in die Hand was ich brauche für den o.g. Urknall?
Ich meine: Wenn man genügend stark umskaliert (und das darf) müsste aus dem photonen-gefüllten Raum eben auch die o.g. "Suppe" werden können?
Siehst du da Probleme?

Was ich leider noch nicht verstanden habe ist, wie Penrose bei dem ganzen Szenario die Entropie wieder "kleinbiegt"?
Wie genau wird aus der großen Entropie wieder eine unverschämt kleine Entropie? Einfach auch per Umskalierung?

Viele Grüße
seeker
Grüße
seeker


Wissenschaft ... ist die Methode, kühne Hypothesen aufstellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben.
Karl Popper

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 16. Nov 2012, 00:04

seeker hat geschrieben:
tomS hat geschrieben:wie schon erwähnt: es gibt m.W.n. keine vernünftige Definition von Thermodynamik in einem expandierenden Kosmos sowie keine Definition der Entropie des Gravitationsfeldes (der Raumzeit)
seeker hat geschrieben:Wenn diese Aussage gültig ist, ist das dann nicht ein deutlicher Schwachpunkt in der ganzen Argumentation von Roger Penrose?
Wenn man die Entropie in diesem Fall (expandierende Raumzeit) gar nicht definieren kann, wie kann man dann mit ihr argumentieren?
Weiß da wirklich niemand was dazu zu sagen? Lehnt sich Penrose hier weit aus dem Fenster oder nicht?
Ich habe mit einigen Physikern diskutiert, und wir waren uns im wesentlichern einig:
- w/o QG you can't define and therefore you can't count microstates
- w/o thermodynamics you can't define Q, T and dS = δQ / T, therefore you can't identify a macrostate
- w/o a Hamiltonian H (or with H ~ 0) you cannot define E and t etc.
- you can't define the density operator ρ b/c you neither know the states nor the probabilities for the states
- especially there is no such thing as exp(-ßH)
Spannende Fragen, aber alle Antworten sind bisher niur Fragemente oder teilw. Spekulation; die LQG hat keine Lösung parat; es gibt jetzt ein erstes (!) Paper von Rovelli; auch Stringtheoretiker hatten dazu nichts weiteres beizutragen
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

breaker
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 1539
Registriert: 14. Jan 2006, 18:23

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von breaker » 16. Nov 2012, 00:18

Das ist etwas irreführend. Ich denke, auch in diesem Fall wird das Universum zunächst durch eine Riemannsche Mannigfaltigkeit mit Metrik beschriebene (die die Definition von Länge und Zeuit zulässt). Allerdings existiert evtl. kein physikalisches System mehr, das diese metrische Struktur "sieht"; masselose Photonen "sehen" nur die konforme Struktur, die einen Teilaspekt der metrischen Struktur darstellt.
Das ist die Frage.
(Sie scheint mir mit der eher philosophischen Frage verwandt zu sein, ob der Mond noch da ist, wenn niemand und nichts ihn anschaut/misst?)
So wie ich den genialen aber auch spekulativen Penrose verstehe, sieht er das anders: Er braucht doch die konforme Mannigfaltigkeit, sonst kann er nicht umskalieren - oder?
Ich verstehe die Unterscheidung von Tom hier nicht. Was ist denn der Unterschied zwischen den Aussagen
1) Die Raumzeit wird durch eine konforme Mannigfaltigkeit beschrieben
2) Es gibt kein physikalisches System, das die metrische Struktur sieht.
?

Alles, was physikalisch keinen Unterschied macht, ist gleich gut geeignet. In der ART wird die Raumzeit auch eigentlich nicht durch eine Riemann'sche Mannigfaltigkeit beschrieben, sondern durch eine Äquivalenzklasse von Mannigfaltigkeiten, deren Repräsentanten alle isometrisch zueinander sind.

Benutzeravatar
tomS
Ehrenmitglied
Ehrenmitglied
Beiträge: 10670
Registriert: 19. Nov 2007, 20:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von tomS » 16. Nov 2012, 00:36

Die konforme Symmetrie ist eine größere Symmetrie als die einer metrischen Mannigfaltigkeit; ich bin mir nicht sicher, ob der Grenzübergang, dass Massen asymptotisch Null werden, automatisch bedeutet, dass die Mannigfaltigkeit asymptotisch konform wird, bzw. dass dieser "Grenzübergang" soinnvoll bzw. möglich ist

Bsp.: Wenn man die Masse eines Spin-1 Teilchens asymptotisch gegen Null gehen lässt, dann wird es dennoch immer drei Polarisationsfreiheitsgrade haben, obwohl ein exakt masseloses Teilchen nur zwei hat. Dieser Grenbzübergang ist also nicht stetig definierbar!
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
Sir Karl R. Popper

Benutzeravatar
seeker
Ehrenadmin
Ehrenadmin
Beiträge: 8118
Registriert: 26. Dez 2009, 10:29

Re: Conformal Cyclic Cosmology

Beitrag von seeker » 16. Nov 2012, 01:03

Was wäre wenn dieser Vorgang nicht kontinuierlich verlaufen würde, sondern in diskreten Sprüngen?
Ist das vorstellbar? Wäre das eine mögliche Lösung? Ich meine wir haben's doch sonst auch überall mit Quanten zu tun. Warum nicht auch hier?

Grüße
seeker
Grüße
seeker


Wissenschaft ... ist die Methode, kühne Hypothesen aufstellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben.
Karl Popper

Antworten