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Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Themen zur Kosmologie, Urknall, inflationärer Kosmologie, Expansion, Entwicklung und Zukunft des Universums
Antworten
Laura87

Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 10. Aug 2010, 23:41

Primordiale Nukleosynthese


Vorwort

So, hier gibts nun den versprochenen Artikel zur Primordialen Nukleosynthese - also der Entstehung der leichten Elemente und wie wir heute noch deren primordialen Anteile messen können. Wir sprechen dabei vom Zeitraum von 0,01s bis 3min nach dem Urknall. Eines der größten Erfolge dieser Theorie ist es unter anderem, dass sie die heute gemessen Häufigkeiten auf 10 Größenordnungen genau vorhersagen kann. In meinem Artikel werden immer wieder Fachbegriffe (Teilchen, Wechselwirkungen, ...) auftreten, die soweit ich sehen konnte in TomS´s Beiträgen im Elementarteilchen-Thread wunderbar erklärt sind. Daher verwende ich diese hier einfach, bei Interesse können sie dann dort nachgelesen werden.

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Dinge, bei denen ich mir nicht sicher bin / die noch ergänzt werden sollen, schreibe ich vorerst rot und in dieser Form - in der Hoffnung, dass ich diese mit eurer Hilfe Stück für Stück entfernen kann :-)
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Grundsituation

Im frühen Universum ist die Dichte noch so groß und die Temperatur so heiß, dass sich noch keine Protonen und Neutronen aus den Quarks bilden konnten. Die Energie, die diese dadurch haben, ist größer als die, die die starke Wechselwirkung (die für die Bindung der Quarks verantwortlich ist) aufbringen kann. Daher existiert nur ein extrem heißes Quark-Gluon-Plasma. Diese Situation ändert sich erst etwa 0,01s nach dem Urknall.

Phase 1 - Thermisches Gleichgewicht

durchschnittliche Teilchenenergie: 10MeV
Temperatur=10^11K
t=0,01s

Die Energie ist nun so weit gesunken, dass sich Protonen(p) und Neutronen(n) aus den Quarks bilden können. Außerdem existieren auch Photonen (Bei Materie-Antimaterie-Annihlation entstanden), Neutrinos und Elektronen (aus dem Urknall). Die Teilchen sind im thermodynamischen Gleichgewicht, da es durch die schwache Wechselwirkung (WW) durchgehend zu Umwandlungen von p anch n kommt, beispielsweise in der Form: proton+elektron+antielektronneutriono <--> neutron. Dadurch ist das n/p-Verhältnis gegeb durch:

n/p=e^(-(masse(n)-masse(p))*c^2/(k*T)) (Boltzmann-Verteilung)

Die Rate für diese WW sinkt aber rasch mit fallender Temperatur/wachsendem Universum, was zur Phase 2 führt.

Phase 2 - Ausfrieren der schwachen WW

durchschnittliche Teilchenenergie: 1MeV
Temperatur=10^10K
t=1s

Nun kommt es zum (fließenden - nicht von den exakten Zeitangaben verwirren lassen) Übergang zur Phase 2. Die schwache WW friert nun aus, da die Temperatur zu weit sinkt. Dies geschieht etwa bei T=10^10K, wodruch man das n/p-Verhältnis berechnen kann. Es ergibt sich n/p=1/6.

Phase 3 - Neutronenzerfall

durchschnittliche Teilchenenergie sinkt bis auf 0,1MeV
Temperatur=10^9K
t=1s-1min

Allerdings zerfallen weiterhin Neutronen durch die schwache WW (Protonen sind stabil, diese können nicht zerfallen). Dadruch sinkt n/p auf etwa 1/7. Die Energie der Protonen und Neutronen wäre mittlerweile theoretisch auch niedrig genug, damit sich Deuterium (schwerer Wasserstoff --> Proton+Neutron) bilden könnte, allerdings ist die DIchte der Photonen noch zu hoch, so dass diese die entstehenden Kerne sofort wieder zerstören. HIer ist das Baryonen-Verhältniss (Verhältniss der Protonen+Neutronen zu den Photonen) win wichtiger Parameter, da er darüber entscheidet, wann die Deuteriumbildung einstzt. Und dieser Zeitpunkt entscheidet auch darüber welche Elemente gebildet werden können, und ob die Zeit beispielsweise ausreicht auch schwere Elemente zu produzieren.

Phase 4 - Kernreaktionen

durchschnittliche Teilchenenergie=0,1MeV
Temperatur=10^9K
t=1-3min

Protonen und Neutronen fusionieren zu leichten Elementen. DIe möglichen Prozesse enden zum Großteil in He-4 wodurch praktisch alle Neutronen in diesem Element gebunden werden. daher kann man (mit p/n) ausrechnen, dass der He-4 Masseanteil bei etwa 25% liegt. Der größte Teil der restlichen Masse liegt in den H-Kernen (bzw. Protonen, da die Energie noch zu hoch ist, als dass die Kerne Elektronen einfangen könnten - das geschieht erst 380.000 Jahre später). Außerdem gibt es Spuren von D,He-3 und Li-7. Da Elemente mit der Massenzahl 5 und 8 äüßerst instabil sind enden die Reaktionen bei Li-7. Wäre das Baryonenverhältnis größer gewesen hätten durch die höhere Dichte allerdings acuh schwere Elemente entstehen können.

Fazit

Daher kann man diesen Parameter auch aus Modellrechnungen herausfinden. Man variiert den Parameter praktisch so lang, bis die Theorie die heutigen Häufigkeiten vorhersagt. Schwere Elemente etstehen übrigens in Sternen und Supernovae. Wie man die primordialen Häufigkleiten messen kann wird im folgenden erklärt.

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Frage - ist es dann wirklich so erfolgreich, dass die Häufigkeiten auf 10 Größenordnungen passen? Wir passen den Parameter ja so lange an bis er so gut ist, oder?
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Deuterium

Nach der Nukleosynthese bestand das All praktisch vollständig aus Wasserstoffwolken, die sich später verdichteten um Sterne zu bilden. Da sich aber mit der Zeit auch andere Elemente darin sammeln sucht man nach besonders alten solchen Wolken. Liegen diese nun auf einer Linie mit einem Quasar (sehr breites Lichtspektrum), so kann man die Absorptionslinien von H und D darin messen und damit das Verhältnis bestimmen. Für die anderen Elemente muss man auf andere Messmethoden zurückgreifen, da in den Wasserstoffwolken auch Lithium und He-4 produziert wird.

Helium-4

Für die Heliummessung nutzt man metallarme Sterne. Diese produzieren zwar Helium, aber der produzierte Anteil ist proportional zum Metallgehalt. Man geht daher davon aus, dass wenn man das auf einen Metallgehalt von 0 zurückrechnet, den primordialen Anteil erhält. Unter Metall versteht man in diesem Zusammenhang übrigens alle Elemente mit einer höheren Ordnungszahl als He-4.

************************************************************
Frage 1 - Hat man dann nicht noch Anteile älterer Sterne in der Messung?
Frage 2 - warum müssen es metallarme Sterne sein? Wenn es proportional ist möchte man doch eigentlich einfach nur möglichst viele, damit man die Gerade gut dranfitten kann, oder?
Frage 3 - wie misst man das Helium? Ich habe etwas von He+ Rekombination gelesen, weiß aber nicht wo die stattfinden soll/warum die wichtig ist. Außerdem sollen wohl galaktische H-II Regionen wichtig sein, aber da weiß ich ebenfalls nicht wieso.
************************************************************


Lithium-7

Man benutzt ebenfalls Sterne, die aber sehr alt sein sollen. Bei hoher Temperatur und niedrigem Metallgehalt ist der Lithium-Anteil immer in etwa gleich groß: Das Lithium-Plateau. Da Lithium in Sternen nur im Sterninnern produziert wird und wir das nicht messen können geht man davon aus, dass das der primordiale Anteil ist. Eine beispielhafte Messung dieses Plateaus sieht man hier:

Bild

Die metallarmen und alten Sterne, die man hier zur Messung nutzt, haben den Vorteil, dass sie nur wenig nichtprimordiales Lithium beinhalten. Sie hatten noch nicht die Möglichkeit viel Lithium aus vorherigen Sterngenerationen aufzunehmen.

************************************************************

Frage 2 - Wie messen wir das Lithium aus dem Stern?

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Das wars, ich hoffe ich hab alles gut erklärt! :-)
Zuletzt geändert von Laura87 am 13. Aug 2010, 11:57, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von seeker » 11. Aug 2010, 00:27

Klasse Beitrag! :well:
Danke! :D

Noch mal zu zwei deiner Fragen:

"Frage - Warum kann man das nicht auch bei Lithium und Helium machen?"

In dem von mir verlinkten PDF steht:
Li-Messungen an anderen Objekten wie Gaswolken oder SN-Überresten macht keinen Sinn, da diese Objekte selbst viel Lithium erzeugen und somit keine vernünftige Daten liefern (z.b.: durch Spallation schwererer Elemente durch kosmische Strahlung).
"Frage 2 - warum müssen es metallarme Sterne sein? Wenn es proportional ist möchte man doch eigentlich einfach nur möglichst viele, damit man die Gerade gut dranfitten kann, oder?"

Im gleichen PDF ist auf Seite 6 eine Grafik mit Beobachtungsdaten zum Metallgehalt gegen die Li-Häufigkeit abgebildet.

Im erklärenden Text dazu steht:
Die untere Abbildung zeigt eine weitere Messung an galaktischen Sternen. Hier ist die Lithium-Häufigkeit als Funktion des Metallgehalts aufgetragen. Die Metallizitätsskala entspricht grob einer Zeitskala: links befinden sich ältere Sterne mit niedriger Metallizität, rechts jüngere Sterne mit hoher Metallizität, wie unsere Sonnen (siehe Stern). Man sieht eine große Variation des Lithiumgehalts. Dies ist das Ergebnis verschiedener Kernprozesse, die zur Erzeugung und Vernichtung von Lithium führen.
Metallgehalt.jpg
Metallgehalt.jpg (34.48 KiB) 11009 mal betrachtet
Ich sehe darin, dass die Streuung bei metallreichen Sternen sehr stark zunimmt.

Daher vermute ich folgendes:
Man kann schon metallreiche Sterne dazunehmen - nur steigt damit nicht unbedingt die Genauigkeit des Messwertes, weil wir dort durch die Streuung einen großen zufälligen Messfehler haben (nicht so schlimm - aber sehr viele Messungen nötig), der aber durch systematische Messfehler (z.B. durch kompliziertere/schwer zu berechnende bzw. zu bestimmende Vorgänge in den metallreichen Sternen) noch verstärkt wird (und das ist wahrscheinlich schlimm). Die Sache mit der Proportionalität hat also vermutlich ihre Grenzen...

Was meinst du dazu?
(Wie gesagt: Ich kenne mich hier nicht aus und kann daher nur versuchen nachzudenken. Du müsstest mir da weiterhelfen.)

Viele Grüße
seeker
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Laura87

Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 11. Aug 2010, 12:10

Danke für das Lob :-)

das mit den Gaswolken ergänz ich gleich mal noch im Artikel, hab ich wohl in der PDF überlesen...

DIe Sache mit der Proportionalität ist nur für He-4 der Fall. Da hat man dann eine Gerade der Form:

Y=dY/dZ*Z+Y(Primordial) ,dabei ist

Y=relatver Heliumanteil
Z=relativer Metallanteil (Metall ist in dem Fall übigens alles mit höherer Massenzahl als He-4, schreib ich auch gleich oben noch dazu)
Y(Primordial)=primordialer Heliumanteil

bei Li-7 ist das ein wenig anders, eben so, wie man es auf der Grafik sieht. Für niedrigen Metallgeahalt, bzw. große Temperaturen bildet sich dieses Plateau das man darin sieht (der Metallgehalt ist dort übrigens gerade mal etwa 1/10 der von unserer Sonne). Ich mach das Bild mal noch im Beitrag oben dazu, damit ich die Leute damit nicht so verwirr :-)

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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von gravi » 11. Aug 2010, 18:35

Schöne Arbeit! :well:
Ich war so frei, Deinen Beitrag mit unserem :?: zu versehen - der hat ja schon ein gewisses Niveau.

Zur Frage, warum man metallarme Sterne für die Heliummessung heran zieht:
Ich nehme mal an, dass bei diesen - sehr alten - Sternen nur wenig "Fremdmaterial" von vorhergehenden Sterngenerationen eingebaut wurde. Seine Metallizität produziert ein Stern ja nicht selbst, denn was er im Kern erbrütet bleibt auch dort, weil es nicht in die Konvektionszone gelangt.

Was wir also an Metallen sehen ist im Grunde die Elementverteilung der Urnebelwolke, aus welcher der Stern hervor ging. Wenn also nur sehr weinige Metalle vorhanden sind, kann man fast von primordialen Verhältnissen ausgehen, ist er hoch, hat die Urnebelwolke reichlich Überreste von Supernovaexplosionen aufgeschnupft. Der Metallarme zeigt also fast die Heliumkonzentration an, wie sie nach der Elemententstehung gegeben war.
Ich schätze, das ist der Grund.

Gruß
gravi
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Laura87

Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 13. Aug 2010, 11:58

Danke :-)

Und die Information ist auch gleich oben eingebaut. Die Fragen werden weniger :beer:

Gruß
Laura

Laura87

Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 13. Aug 2010, 12:01

Ah, noch ne kleine Zwischenfrage: wie alte Sterne können wir denn eigentlich mit der Auflösung unserer Teleskope noch spektroskopieren? Ich denk mal, dass es bei den richtig alten schwer wird das Licht der einzelnen Sterne aus einer Galaxie aufzulösen, oder?

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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von gravi » 13. Aug 2010, 20:26

Hallo Laura,

prima, wie Du Dich hier einbringst!

Um richtig alte Sterne zu untersuchen, brauchen wir gar nicht so weit ins All hinaus zu gehen. Jedenfalls nicht zu anderen Galaxien. In den Kugelsternhaufen, die unsere Galaxis im Halo umgeben, befinden sich die ältesten Sterne der Milchstraße. Die kann man durchaus sogar noch in Einzelsterne auflösen und damit bestens spektroskopieren. Das gelingt aber mit den heutigen Instrumenten auch sogar noch in anderen Galaxien wie der Andromeda.

Es ist schon verblüffend, wozu unsere Technik heute imstande ist!

LG
gravi
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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 15. Aug 2010, 18:35

:-) ist auch das beste Forum, das ich bisher zu dem Thema gefunden hab, da bringt man sich gerne ein.

danke für die Antwort. Und wo wir grade so en bisschen in die Richtung gehen fällt mir noch eine Frage ein: Es gibt ja diese genialen Teleskopaufnahmen von Hubble und co. Kann man bei diesen Bilder ohne genauere Informationen über das Bild eigentlich irgendwie unterscheiden, ob es sich bei den hellen Punkten um (nahe) Sterne oder (ferne) Galaxien handelt?

Gruß
Laura

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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von gravi » 15. Aug 2010, 20:36

Ja, das kann man durchaus.
Und zwar, indem man das Spektrum solcher Sterne aufzeichnet.
Aus der Rotverschiebung ergibt sich dann die Entfernung - ich nehme an, Du kannst mit dem Begriff der Rotverschiebung etwas anfangen...?

Gruß
gravi
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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von seeker » 15. Aug 2010, 20:59

Außerdem gibt es ja die sogenannten Standardkerzen.
Standardkerzen sind Objekte mit bekannter Leuchtkraft. Wenn man die Leuchtkraft z.B. eines Sterns kennt, kann man aus der beobachteten Helligkeit über das quadratische Abstandsgesetz direkt auf den Abstand schließen.

http://www.leifiphysik.de/web_ph10_g8/u ... heiden.htm
bzw.
http://www.leifiphysik.de/web_ph10_g8/u ... ntfernung/
und
http://www.wissenschaft-online.de/astro ... t_s06.html

Wenn man z.B. weiß, dass ein Stern in einer bestimmten Galaxie ist und dort in der Nähe einer solchen Standardkerze, dann kann man auch damit die Entfernung bestimmen.
Zusammen mit der Rotverschiebung und vielen Beobachtungen ergibt sich ein recht genaues Bild.

Viele Grüße
seeker
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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 15. Aug 2010, 21:13

Hi,

danke für die Antworten. Die Sache mit den Standardkerzen und so kenne ich ja, aber ich meinte eher, ob man allein aus den Bildern mit dem Auge da einen Unterschied erkennen kann. Ob man also so ein Bild vorgelegt bekommen könnte und sagen, welche "Lichter" darauf Sterne und welches ganze Galaxien sind.

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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von seeker » 15. Aug 2010, 21:27

Wenn man weiß, wo man hingeschaut hat und den Beobachtungswinkel kennt, könnte ein erfahrener Astronom vielleicht noch recht wahrscheinliche Vermutungen äußern, aber ich glaube nicht, dass man das einfach so sehen kann (außer natürlich durch die Form).

Grüße
seeker
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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von gravi » 16. Aug 2010, 18:01

Auf den ersten Blick wird man das wohl nicht erkennen.
Aber:
Vordergrundsterne sind üblicherweise etwas weißer (weil weniger rotverschoben), weit entfernte Objekte (Sterne, Galaxien) wirken häufig etwas roter.
Allerdings kann man das auch wiederum nicht verallgemeinern, es gibt ja auch Sterne, die allein aufgrund ihrer Temperatur rot erscheinen.

Schönen Gruß
gravi
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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 20. Aug 2010, 18:33

ok, danke :-)

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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von tomS » 24. Aug 2010, 09:47

Hallo Laura,

Klasse Artikel!

Evtl. interessiert dich diese Graphik http://www.ichthus.info/BigBang/PICS/Big-Bang.jpg

Frage: warum sollte die schwache WW erst bei 1 MeV ausfrieren? Ihre typische Skala liegt doch im 100 GeV Bereich.
Gruß
Tom

Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.
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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von seeker » 25. Aug 2010, 23:21

Ich möchte noch einmal auf Lauras 1. Frage zurückkommen:

"Ist es dann wirklich so erfolgreich, dass die Häufigkeiten auf 10 Größenordnungen passen? Wir passen den Parameter ja so lange an bis er so gut ist, oder?"
(Siehe das 1. Posting)

Ich habe die starke Vermutung, dass Laura mit ihrem Verdacht recht hat.

Aber: Das schmälert nicht unbedingt den Erfolg!

Wie wir wissen, hat eine Theorie etwas von einer Landkarte und auch etwas von einem Puzzlespiel.
Das Ziel ist dabei zunächst, dass die Natur möglichst exakt abgebildet werden kann. D.h., die Theorie sagt uns nicht unbedingt was die Natur ist, sondern nur, wie sie sich verhält - im Idealfall eben exakt so, wie unsere Landkarte (Theorie).

Wenn dieses Ziel durch eine Theorie auf 10 Größenordnungen genau geleistet wird und sie gleichzeitig konsistent ist und verträglich mit allen anderen Puzzlesteinen unserer Wissenschaft, dann ist sie definitiv sehr erfolgreich. Dass man dazu einen Parameter einstellen muss schmälert dies nicht, wenn das Ergebnis zu allen oder fast allen Beobachtungen sehr gut passt. Es könnte ja schließlich auch sein, dass die Parametervariation (wie man sie auch einstellt) immer nur zu einem Teil der Beobachtungsdaten passt. In diesem Falle wäre die Theorie nicht besonders gut.
Zukünftige Wissenschaftler dürfen danach natürlich immer noch erforschen, warum ein Parameter genau den Wert hat, den er hat und uns so evtl. noch tiefere Einblicke in die Natur gewähren.

Wie seht ihr das?

Grüße
seeker
Grüße
seeker


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Karl Popper

Laura87

Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 30. Aug 2010, 12:27

Hi,

Danke für all das Lob :-)

Das mit dem ausfrieren kann ich dir jetzt leider nicht so genau sagen, da kenn ich mich nicht gut genug dazu mit aus...

Lieber Gruß
Laura

Laura87

Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 30. Aug 2010, 14:08

@seeker:

ja, deine Erklärung hört sich gut an.

aber was ich mir auch überlegt habe, vielleicht ist es doch ein wenig "überraschend", dass wir das ganze auf 10 Größenordnungen hinkriegen. Ich habe jetzt noch nicht genau gefunden, welcher der Parameter auf 10 Größenordnungen vorhergesagt werden kann, aber ich denke mal, dass damit die Häufigkeit der Elemente gemeint ist (H, D, He-4, ...). Wenn wir nun das Baryonenverhältnis anpassen können wir wahrscheinlich zwar eine der Häufigkeiten, bsp. D oder was anderes, auf wenns sein muss sogar 100 Größenordnungen genau vorhersagen. Aber durch die Veränderung der Verhältnisses werden ja auch die anderen Häufigkeiten variiert. Je nach Form der Rechnungen (von denen ich nicht wirklich weiß wie die genau aussehen) könnte es ja rein theoretisch sein, dass es bei einer falschen Theorie gar nicht möglich wäre alle Häufigkeiten gut vorherzusagen.

Ich glaub ich hab mich arg kompliziert ausgedrückt...^^ konnte mir jemand folgen?

Lieber Gruß
Laura

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Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von wilfried » 30. Aug 2010, 18:10

Herzlich Willkommen im Forum liebe Laura87

Dein Beitrag ist interessant und recht gut recherchiert.

Einige kleine Anmerkungen habe ich dazu:

Die Phase 2 bezeichnet den Energiebereich zwischen 1MeV und 1/2 MeV etwa zum Zeitpunkt 0.02 Sekunden.
Hier sind die Neutrinos bereits von der Materie entkoppelt und die Elektronen annihilieren mit ihren Antiteilchen.
Diese Annihilationspartner werden Positronen genannt.

Die Reaktionsrate der schwachen WW (Neutronen / Protonen wandels sich ineinander um) nimmt einen geringeren Wert als die Ausbreitungsrate des Universums an. Daher frieren die schwachen WW aus. Das Verhältnis der Neutronen zu den Protonen ist hier ca. 1/6 und bis dahin erreicht dieses Verhältnis sein Gleichgewicht.

Ist das Ausfrieren beendet, dann erst erfolgt der Weggang von diesem Gleichgewicht.
Diese zweite Phase der PNS kühlt damit das Universum.
Folge: Nukleonen können sich zu stabilen bilden.
Jedoch: Atomkeren werden nicht beobachtet!

Warum?

Dieser Frühstatus des Universums ist rein strahlungsdominiert und das verhältnis Baryonen / Photonen ist noch sehr gering. Das heisst: die Entropie des Universums ist sehr groß und diese Entropie verhindert die Entstehung stabiler Atomkerne.

Phase 3

Diese Phase wird zwischen 1 Minute und 3 Minuten angegeben.

Ein Stichwort noch dazu: Deuterium Flaschenhals
Das bedeutet: bei ca. 0.3 MeV sollte bereits ein 4He vorliegen. Jedoch passiert die He Synthese erst nach weiterer Abkühlung des Universums. Grund: erst müssen mal Deuterium und 3He vorliegen, vorher kein 4He möglich.
Das Dumme daran: dazu sind die NSE Massenanteile bei Energien von 0.3 MeV noch deutlich zu klein.
Das fängt erst bei 0.1MeV an.
Aber dann geht es fix.


Was Du zusammengestellt hast in ein wirklich schöner und auch fundierter Einstieg in unser Forum. Ich wünsche Dir viel Spass und freue mich bereits auf weitere beiträge von Dir.

Netter Gruß

Wilfried
Die Symmetrie ist der entscheidende Ansatz Dinge zu verstehen:
-rot E - dB / (c dt) = (4 pi k ) / c
rot B - dE/ / (c dt) = (4 pi j ) / c
div B = 4 pi rho_m
div E = 4 pi rho_e

Laura87

Re: Primordiale Nukleosynthese - Artikel

Beitrag von Laura87 » 20. Sep 2010, 14:21

danke :-)

und sorry, dass ich erst jetzt antworte, war im Urlaub...

werde bei Gelegenheit die neuen Infos noch in den Artikel oben einarbeiten.

Gruß
Laura

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