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Ode auf die hellsten Fixsterne

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von seeker » 11. Mär 2021, 16:15

ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 15:48
Noch ein heikler Punkt sind die Braunen Zwerge und wie man die einordnen möchte. Physikalisch sind die leichteren von denen Super-Planeten und die schweren Exemplare entartete Gebilde aus Wasserstoff, also am ehesten noch als "Weisse Zwerge aus Wasserstoff" zu bezeichnen, aber astronomisch sind sie natürlich verhinderte Sterne.
Das stimmt. Die sind wirklich schwer einzuordnen: Kein richtiger Stern aber auch kein richtiger Planet mehr. Ich würde sie eher zu den Sternen zählen, weil sie a) dennoch Kernreaktionen in geringem Umfang machen und b) durch Masseaggregation vielleicht doch noch eines Tages zu einem echten Stern werden können und c) doch schon ein bisschen leuchten (was aber der Jupiter auch schon in einem gewissen Sinne tut: Positive Strahlungsbilanz). Aber wie gesagt schwierig... und dann gibts noch kleinere und größere davon, dichere und weniger dichte, die je näher hier oder dort zugehörig wären, Grauzone... oder halt eigene Kategorie unter den Himmelskörpern.
Grüße
seeker


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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von seeker » 11. Mär 2021, 16:18

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:09
Weiße Zwerge bestehen aber nicht mehr aus Gas oder Plasma.
Doch, tun sie, wenigstens in Oberflächennähe. "Plasma" ist im Grunde eh alles, was leuchtet und nicht Gas ist sondern ionisierte Materie.
Grüße
seeker


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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 11. Mär 2021, 16:36

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:02
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 15:48
Genau darum geht es mir: den physikalischen Gehalt richtig einzuordnen und das Potential von Missverständnissen zu minimieren.
Bis jetzt scheint jeder hier in der Runde zu verstehen, was mit einer Sternenleiche gemeint ist. Insofern ist überhaupt kein Diskussionsbedarf vorhanden.
Hallo Diagnostiker,

wenn ich mir so die letzten Beiträge anschaue dann ist das nicht mehr der Fall.

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:02
Da nun auch Harald Lesch diesen populären Begriff in seinen Erklärvideos verwendet,
Du wirst Verständnis haben, dass ich die Vorlesungen einer Universität oder gleich die Publikation selber einem Erklärvideo von Harald Lesch vorziehe.

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:02
sehe ich nicht die Gefahr, dass hier irgendwelche Missverständnisse aufkommen könnten: Weiße Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher sind kompakte Überreste von ehemals selbst durch Kernfusion leuchtenden Sternen - mithin also körperliche Überreste einst dynamischer Gleichgewichtssysteme,
Bis hierhin ist alles gut !!

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:02
Leichen eben ...
Aber jetzt wird es anschaulich ...

Man nimmt an, dass Pulsare als ”normale“ Pulsare geboren werden und sich auf sehr langen Zeitskalen zu Millisekundenpulsaren entwickeln.
Der NS wird als Millisekundenpulsar wiedergeboren: Er kann wieder strahlen, da sein schwächeres Magnetfeld durch seine schnellere Rotation kompensiert wird.
... und jetzt wird es auf Seite 103 missverständlich, wobei die Wortwahl "strahlen" im 2.Zitat die Sache überhaupt nicht besser macht.

Natürlich hat "Leben" hier eine andere Bedeutung:
Er ”stirbt“ als aktiver Pulsar, wenn eine bestimmte Kombination von Rotationsperiode und Magnetfeldstärke einen Grenzwert unterschreitet.
Nun ist er also "tot" und "tot", zuvor war er "tot" und "lebendig" (erstgeboren), und nach dem spin-up wird er wieder "tot" und "lebendig", allerdings wiedergeboren.


Freundliche Grüsse, Ralf
Zuletzt geändert von ralfkannenberg am 11. Mär 2021, 16:40, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von Frank » 11. Mär 2021, 16:39

seeker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:02

Ein weißer Zwerg leuchtet von alleine, also ist er ein Stern. Es ist nicht unbedingt notwendig, dass die Selbstleuchtkraft aus Kernfusion herrührt, er erfüllt auch so die folgende Definition:

Die Glut in meinem Ofen leuchtet auch von alleine und das rührt auch nicht von einer Kernfusion her..........

Weiße Zwerge , Neutronensterne und Schwarze Löcher sind für mich Sternenleichen. Alle haben keine Kernfusion mehr und unterscheiden sich "nur" in ihrer Dichte. Das sind also versch. Stadien von Massen, die das werden, was sie aufgrund ihrer Schwere werden können.
Weißer Zwerg ist im Grunde genau so ein dämlicher , weil irreführender Begriff, wie Fixstern, Wandelstern, oder Quasar..(Früher wusste man es halt nicht besser).
Des Wegen ist es auch so schwierig einem Interessierten, den Unterschied zwischen einem Weißen und einem Roten/Gelben Zwerg zu erklären, weil Erster mit den anderen nichts zu tun hat.
Auch das Beispiel von Sakurais Stern, dass nichts anderes ist als ein Helium Blitz, quasi das letzte Zucken eines Roten Riesen, dem man dann beim Sterben zusehen konnte, bis ihn nicht mal mehr Hubble fand.

https://www.deutschlandfunk.de/astronom ... _id=288246

Passt aber in die religiöse Sicht der westlichen Welt und der Wiederauferstehung............

Ich habe meinen Standpunkt dargestellt und ein Weißer Zwerg ist definitiv einen Sternleiche, weil er den Anforderungen eines Sternes nicht mehr entspricht(Kernfusion und Strahlung/Gravitations- Gleichgewicht)
Wenn es nur um das eigenständige Leuchten geht, dann ist auch ein Neutronenstern ein echter Stern, denn der leuchtet auch noch und in gewisser Weise ist dann auch ein Schwarzes Loch noch ein Stern. Wenn hier nämlich Materie um den Ereignishorizont rotiert, sich stark erhitzt und so leuchtet, dann leuchtet ja auch das schwarze Loch.
Und sehr beeindruckend, wenn man sich diverse Quasare anschaut.

Was für eine schöner "Stern", oder ?

https://de.wikipedia.org/wiki/Quasar#/m ... Hubble.jpg
Mit freundlichen Grüßen

Frank

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 11. Mär 2021, 16:44

Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Weißer Zwerg ist im Grunde genau so ein dämlicher , weil irreführender Begriff, wie Fixstern, Wandelstern, oder Quasar..(Früher wusste man es halt nicht besser).
;th

Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Auch das Beispiel von Sakurais Stern, dass nichts anderes ist als ein Helium Blitz, quasi das letzte Zucken eines Roten Riesen, dem man dann beim Sterben zusehen konnte, bis ihn nicht mal mehr Hubble fand.
Akademisch interessant, weil sich die Materie entartet und danach wieder zurückgeartet hat !

Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Wenn es nur um das eigenständige Leuchten geht, dann ist auch ein Neutronenstern ein echter Stern, denn der leuchtet auch noch und in gewisser Weise ist dann auch ein Schwarzes Loch noch ein Stern. Wenn hier nämlich Materie um den Ereignishorizont rotiert, sich stark erhitzt und so leuchtet, dann leuchtet ja auch das schwarze Loch.
Na ja, Du weisst aber auch, dass Weisse Zwerge um etwa 10 Grössenklassen heller leuchten als die hellsten Neutronensterne, nicht wahr ? ;)


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von Frank » 11. Mär 2021, 17:00

ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:44

Akademisch interessant, weil sich die Materie entartet und danach wieder zurückgeartet hat !
Nö, weil nix genaues weiß man nicht. Das ist eine Annahme

ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:44
Na ja, Du weisst aber auch, dass Weisse Zwerge um etwa 10 Grössenklassen heller leuchten als die hellsten Neutronensterne, nicht wahr ? ;)
Es geht nicht darum wer den Längsten hat, sondern wer überhaupt einen hat..... ;i :wink:
Mit freundlichen Grüßen

Frank

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von Diagnostiker » 11. Mär 2021, 17:28

ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
... wenn ich mir so die letzten Beiträge anschaue dann ist das nicht mehr der Fall.
Fragt sich nur, bei wem das nicht der Fall ist.
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
Du wirst Verständnis haben, dass ich die Vorlesungen einer Universität oder gleich die Publikation selber einem Erklärvideo von Harald Lesch vorziehe.
Das ist Deine Angelegenheit. Zur Klärung, was mit dem Begriff "Sternenleiche" gemeint ist, bedarf es jedenfalls keiner Vorlesungen oder Publikationen, wie aus dem Diskussionsverlauf ersichtlich ist.
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
und jetzt wird es auf Seite 103 missverständlich
In Bezug auf die kompakten Endzustände von ehemaligen Sternen wird da überhaupt nichts missverständlich, da es um diese Endzustände geht und nicht um das, was man diesen Endzuständen danach noch an "Lebendigkeit" zuschreibt, die sich auf einen ganz anderen Sachverhalt bezieht, der mit der Kernfusion von Sternen nichts zu tun hat, die als Kriterium für deren "Lebendigkeit" herangezogen wird, um ihnen ein "Leben" als Stern zuzuschreiben. Du vergleichst also Äpfel mit Birnen, wenn Du hier ein Missverständnis ausmachen willst. Hier geht es um etwas anderes.
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
nach dem spin-up wird er wieder "tot" und "lebendig", allerdings wiedergeboren.
Nein, überhaupt nicht. Er war bereits tot, nachdem sein Vorgängerstern sein "Leben" mit der letzten Kernfusion "ausgehaucht" hat und in einer Supernova alles in die Umgebung zerstreut hat, was nicht im Neutronenstern verblieben ist. Wie gesagt: Äpfel und Birnen. Jeder, der halbwegs über einige Sachverhalte der Sternentwicklung informiert ist, kann mit dem Begriff "Sternleiche" etwas anfangen und weiß, was damit gemeint ist. Wie hier nachzulesen ist, trifft das offenbar auf wenigstens einen dieser Zeitgenossen wohl nicht zu ... ;)

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 11. Mär 2021, 18:17

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 17:28
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
... wenn ich mir so die letzten Beiträge anschaue dann ist das nicht mehr der Fall.
Fragt sich nur, bei wem das nicht der Fall ist.
Hallo Diagnostiker,

das siehst Du in den letzten Beiträgen.

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 17:28
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
Du wirst Verständnis haben, dass ich die Vorlesungen einer Universität oder gleich die Publikation selber einem Erklärvideo von Harald Lesch vorziehe.
Das ist Deine Angelegenheit. Zur Klärung, was mit dem Begriff "Sternenleiche" gemeint ist, bedarf es jedenfalls keiner Vorlesungen oder Publikationen, wie aus dem Diskussionsverlauf ersichtlich ist.
Zwar ist der Diskussionsverlauf nicht wirklich von Relevanz, aber tatsächlich wird in der populärwissenschaftlichen Literatur über solche Sternleichen geschrieben. Das ist mir übrigens bekannt, ich sage nur dass das physikalisch wenig sinnvoll ist, was Du wiederum als "Privatmeinung" abtust. Mag sogar stimmen, aber physikalisch wird es deswegen trotzdem nicht falsch.

Auch wenn es offensichtlich schwerer verständlich ist als ich dachte: die physikalisch sinnvolle Unterscheidung liegt nicht bei "tot"/"lebendig", sondern bei "entartet"/"nicht entartet". Der Rest folgt dann automatisch.

Aber natürlich: das ganze ist ja historisch gewachsen und der Sternbegriff wurde lange gebildet, ehe man Weisse Zwerge, Neutronensterne und Schwarze Löcher am Ende der Entwicklung der damals bekannten Sterntypen kannte, und auch lange, ehe man Braune Zwerge, also diese verhinderten Sterne, kannte. Und bis heute wird in der populärwissenschaftlichen Literatur auch nicht zwischen Braunen Zwergen mit hinreichend kleiner Masse, die nicht entartet sind, und Braunen Zwergen mit genügend grosser Masse, die entartet sind, unterschieden, was man allerdings damit begründen "kann", dass sie beobachtungsmässig sehr ähnlich sind.

Dass heisst aber nicht, dass man stur an Begriffen festhalten muss, die hunderte wenn nicht tausende von Jahren alt sind, als man nur Sterne kannte, die ihre Leuchtkraft aufgrund der Fusionsprozesse in ihrem Inneren bezogen haben.


Die Physik hinter diesen Gebilden ist einfach, aber ja: man kann es natürlich auch kompliziert beschreiben und dem Laien damit unnötig schwer machen. Man kann, man muss es aber nicht.

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 17:28
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
und jetzt wird es auf Seite 103 missverständlich
In Bezug auf die kompakten Endzustände von ehemaligen Sternen wird da überhaupt nichts missverständlich, da es um diese Endzustände geht und nicht um das, was man diesen Endzuständen danach noch an "Lebendigkeit" zuschreibt, die sich auf einen ganz anderen Sachverhalt bezieht, der mit der Kernfusion von Sternen nichts zu tun hat, die als Kriterium für deren "Lebendigkeit" herangezogen wird, um ihnen ein "Leben" als Stern zuzuschreiben. Du vergleichst also Äpfel mit Birnen, wenn Du hier ein Missverständnis ausmachen willst. Hier geht es um etwas anderes.
In der Literatur werden diese Äpfel aber nicht als Äpfel gekennzeichnet und die Birnen nicht als Birnen, das muss der Laie dann schon entweder wissen oder irgendwie selber herausfinden, ob sich die "Lebendigkeit" auf Kernbrennen bezieht oder auf Pulsaraktivität oder womöglich auf noch etwas anderes.

Mir geht es darum, die Begriffe dort zu vereinheitlichen, wo das sinnvoll (z.B. physikalisch) machbar ist, und sauber zu trennen, wo es zu Missverständnissen führen kann.

Und ich denke, Du setzt zuviel Grundkenntnisse voraus, wenn Du von einem Laien erwartest, dass wenn er liest, dass eine Sternleiche wiedergeboren wird, er verstehen soll, was damit gemeint ist.

Oder bei einem Braunen Zwerg, der Kernfusion betreibt: "lebt" er in dieser Phase ? Obgleich er ja ein verhinderter Stern ist. Und ist nach Abschluss dieser Phase wieder tot ? Oder ist er die ganze Zeit im Rahmen dieser Wortwahl "tot" ?

Das weiss nicht einmal ich, wie man so etwas popularwissenschaftlich handhaben sollte - da gibt es gute Gründe für die eine Variante und gute Gründe für die andere.

Auch dieses Problem würde sich gar nicht erst ergeben, wenn man auf diese ganze Begriffsbildung der "Sternleichen" endlich einmal verzichten würde und sich statt dessen auf die Frage beschränkt, ob ein Himmelskörper entartet ist oder nicht. Und natürlich als dritte Variante eine von elektromagnetischen Kräften bestimmte atomare Struktur vorhanden ist.

Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 17:28
ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:36
nach dem spin-up wird er wieder "tot" und "lebendig", allerdings wiedergeboren.
Nein, überhaupt nicht. Er war bereits tot, nachdem sein Vorgängerstern sein "Leben" mit der letzten Kernfusion "ausgehaucht" hat und in einer Supernova alles in die Umgebung zerstreut hat, was nicht im Neutronenstern verblieben ist. Wie gesagt: Äpfel und Birnen. Jeder, der halbwegs über einige Sachverhalte der Sternentwicklung informiert ist, kann mit dem Begriff "Sternleiche" etwas anfangen und weiß, was damit gemeint ist. Wie hier nachzulesen ist, trifft das offenbar auf wenigstens einen dieser Zeitgenossen wohl nicht zu ... ;)
Ich weiss sehr gut, was damit gemeint ist, aber ich finde es wirklich sehr schlecht, wenn so etwas zur Folge hat, dass man lebendige tote Sterne hat, auch wenn da irgendwo - natürlich stillschweigend - Äpfel mit Birnen, also Kernbrennen und Pulsaraktivität, verglichen werden, und nun der geneigten Leserschaft überlassen wird, was denn nun ein Apfel ist und was eine Birne. Das kann man vielleicht an der Uni erwarten, aber doch nicht in einem populärwissenschaftlichen Umfeld. - Ich sehe es auf den ersten Blick, aber ich erwarte nicht vom Laien, dass er das auf den ersten Blick sieht.

Und auch ich sehe das nur deswegen auf den ersten Blick, weil ich mich mit Weissen Zwergen und Neutronensternen vor gut 10 Jahren mal etwas näher beschäftigt habe.

Gewiss: solange sich unser Laie nur mit Sternen auf der Hauptreihe oder in einem der Riesenäste beschäftigt und niemals eine Publikation beispielsweise über Weisse Zwerge oder Neutronensterne in die Hand bekommt und auch kein Problem damit hat, einem toten Gebilde ein "Alter" zuzuweisen, wird es keine Missverständnisse geben, da bin ich einverstanden.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von Diagnostiker » 11. Mär 2021, 18:41

ralfkannenberg hat geschrieben:
11. Mär 2021, 18:17
Gewiss: solange sich unser Laie nur mit Sternen auf der Hauptreihe oder in einem der Riesenäste beschäftigt wird es keine Missverständnisse geben, völlig richtig.
Gut, dass wir das nunmehr festgestellt haben. Dann dürfte es ja jetzt keine Schwierigkeiten mehr geben, im Thema weiter zu kommen, statt sich über Sachverhalte auszulassen, bei denen es hier offensichtlich keine Missverständnisse gibt. :)

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von seeker » 11. Mär 2021, 19:21

Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Die Glut in meinem Ofen leuchtet auch von alleine und das rührt auch nicht von einer Kernfusion her..........
Ja und wenn dein Ofen eine hinreichend große Masse hätte und heiß genug wäre und im Weltraum schweben würde, wäre er auch ein Stern, hat und ist er aber nicht.
Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Weiße Zwerge , Neutronensterne und Schwarze Löcher sind für mich Sternenleichen.
Sind sie auch in gewissem Sinne.
Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Alle haben keine Kernfusion mehr und unterscheiden sich "nur" in ihrer Dichte.
Nein, das ist deutlich komplizierter.
Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Weißer Zwerg ist im Grunde genau so ein dämlicher , weil irreführender Begriff, wie Fixstern, Wandelstern, oder Quasar..
Im Grunde nicht, im Grunde doch recht passend, die eben irgendeine Eigenschaft in den Vordergrund stellen. Und das sind doch alles nur Worte... die Bedeutung der Worte kann man immer erst verstehen, wenn man die Hintergrundgeschichten dazu kennt, das ist ganz allgemein bei allen Wörtern so.
D.h.: Ganz egal welches Wort du benutzt, wenn du nichts erklärend dazuerzählst, ist jedes Wort völlig nichtssagend.
Frank hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:39
Ich habe meinen Standpunkt dargestellt und ein Weißer Zwerg ist definitiv einen Sternleiche, weil er den Anforderungen eines Sternes nicht mehr entspricht(Kernfusion und Strahlung/Gravitations- Gleichgewicht)
Ein weißer Zwerg IST in gewissem Sinne auch eine Sternleiche, aber nicht weil keine Kernfusion mehr ist, sondern weil das in gewissem Sinne das Gerippe als der klägliche Materierest des ursprünglichen Sterns ist, den Rest seiner Masse hat er ja ausgeworfen.

Er IST aber auch ein in gewissem Sinne ein Stern, weil, er ein massereicher, selbstleuchtender Himmelskörper im ionisierten Materie-Zustand (Plasmazustand) ist. Ebenso ist ein Neutronenstern ein Stern, weil das auf den auch zutrifft. Fast die gesamte Materie des Universums (ohne DM) befindet sich in diesem Zustand.

Und ein SL... wir wissen nicht einmal genau, was das ist, ein Stern jedenfalls in dem Sinne nicht mehr, weils nicht selber leuchtet und weil wir nicht wissen was drinne ist; dass evtl. einfallende Materie leuchtet kann man da nicht dazuzählen, sonst wär er ja nur dann ein Stern, wenn solche grad da ist und sonst nochmal was anderes, was wenig Sinn machen würde, das so zu verkomplizieren.
Dennoch ist ein SL auch in gewisser Weise gleichzeitig auch so etwas wie eine Sternleiche bzw. das, was vom Stern übrig blieb (wenn es sich aus einem Stern entwickelte und nicht etwa primordial wär), das trifft aber in gewissem Sinne auch auf einen Nebel zu.

Das Eine schließt das andere hier doch nicht aus, es geht bei der Wortwahl hier nur darum, worauf man gerade den Fokus legt oder was man erklären will.
Grüße
seeker


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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 14. Mär 2021, 14:22

Hallo zusammen,

ich denke, es wurde nun schon so viel über die Weissen Zwerge und Neutronensterne geschrieben, dass wir uns einmal näher anschauen sollten, wie diese entstehen.

Der Strahlungsdruck eines Sternes erfolgt aufgrund der Kernreaktionen im Sterninneren, bei denen Atome zu grösseren Atomkernen fusioniert werden. Solange Atomkerne mit einer Ordnungszahl kleiner als derjenigen des Eisen fusionieren, wird bei zahlreichen dieser Prozesse Energie frei. Während der meisten Zeit wird Wasserstoff in Helium umgewandelt (Stufe 1), man könnte also sehr salopp sagen, dass Sterne in Wirklichkeit riesige Wasserstoffbomben seien. Irgendwann aber einmal ist der Wasserstoff aufgebraucht.

Wenn der Stern genügend Masse hat, und zwar mehr als 0.4 Sonnenmassen, so kann der nächste Fusionsschritt stattfinden (Stufe 2), bei dem das Helium zu Kohlenstoff und Sauerstoff verschmolzen wird.

Hat der Stern mehr als 2.3 Sonnenmassen, so kann der nächste Fusionsschritt stattfinden (Stufe 3), bei dem der Kohlenstoff und Sauerstoff im Inneren des Sternes zu Sauerstoff und Neon verschmolzen werden.

Bei mehr als 11 Sonnenmassen ist genügend Energie vorhanden, um auch das Verschmelzen zu höheren chemischen Elementen zu ermöglichen (Stufen grösser als 3).


Spätestens wenn der Stern nur noch aus Eisen besteht, kann auf diese Weise jedoch keine Energie mehr erzeugt werden. Der Stern hat also keine innere Energiequelle mehr, die einen Strahlungsdruck erzeugen könnte, so dass sich der Stern unter seiner eigenen Schwerkraft sehr rasch zusammenzieht und kollabiert. Das hat zur Folge, dass diese Art Sterne kleiner sind, wenn sie mehr Masse haben, weil nur noch die Schwerkraft wirksam ist und diese die Sterne immer mehr zusammenpresst. Normale Sterne indes verhalten sich fast so wie ein ideales Gas, welches bei mehr Masse und auch bei höherer Temperatur ein grösseres Volumen einnimmt.

Doch welche physikalischen Prozesse können nun den Gravitationskollaps stoppen ?

Die beiden Pauli'schen Ausschliessungsprinzipien für Elektronen und für Neutronen können den Gravitationskollaps stoppen: bei den ersten drei Stufen stoppt das Pauli'sche Ausschliessungsprinzip für Elektronen den Gravitationskollaps und der Stern kollabiert zu einem Weissen Zwerg. Die atomare Struktur der Materie bleibt erhalten, und je nachdem, ob nur die 1.Fusionsstufe oder die 1. und 2. Fusionsstufe oder sogar die 1., 2. und 3. Fusionsstufe stattfanden, erhalten wir drei verschiedene Typen Weisser Zwerge, nämlich leichte Weisse Zwerge aus Helium, oder mittelschwere Weisse Zwerge aus Kohlenstoff und Sauerstoff, oder schwere Weisse Zwerge aus Sauerstoff und Neon. Leichte Weisse Zwerge haben weniger als 0.4 Sonnenmassen, mittelschwere zwischen 0.4 und 1.05 Sonnenmassen und schwere mehr als 1.05 und weniger als 1.45 Sonnenmassen, der maximal möglichen Masse für Weisse Zwerge ("Chandrasekhar-Grenze"). Die meisten Weissen Zwerge gehören in der heutigen Ära zu den mittelschweren, weil das Weltall noch nicht alt genug ist, als dass die sparsamen Roten Zwergsonnen ihre Wasserstoffvorräte bereits verbraucht hätten. Allerdings hat man bereits einige wenige leichte Weisse Zwerge gefunden; das ist möglich, weil es noch eine zweite Möglichkeit gibt, dass Kernbrennen zu beenden, nämlich indem ein nahestehender massereicherer Stern Masse vom Stern akkretiert, also weniger vornehm ausgedrückt "absaugt ". Man kennt übrigens auch mittelschwere Weisse Zwerge, die auf diese Weise entstanden sind, was wenig überraschend ist.

Grundsätzlich sind auch Körper aus entartetem Wasserstoff denkbar, das wären dann gewissermassen "ultraleichte" Weisse Zwerge, wobei diese niemals auf der Hauptreihe waren. Tatsächlich gibt es solche Körper, das sind die hinreichend massereichen Braunen Zwerge.


Wenn der Vorläuferstern ("progenitor") mehr als 11 Sonnenmassen hat, dann ist so viel Energie vorhanden, dass das Pauli'sche Ausschliessungsprinzip für Elektronen den Gravitationskollaps nicht stoppen kann. Warum nicht ? - Nun, dann ist so viel Energie vorhanden, dass der inverse Beta-Zerfall stattfinden kann, bei dem sich ein Proton und ein Elektron in ein Neutron und ein elektronisches Anti-Neutrino umwandeln und der Stern keine atomare Struktur mehr aufweist. Bei nicht zu hoher Masse stoppt das Pauli'sche Ausschliessungsprinzip für Neutronen den Gravitationskollaps und der Stern kollabiert zu einem sogenannten Neutronenstern.

Während man leichte Sterne gut modellieren kann sind für massereichere Sterne sehr komplexe und rechnerintensive Simulationen erforderlich, um das Verhalten zu modellieren. Dabei stellte sich heraus, dass die Höchstmassen, bis zu denen ein Prozess noch stattfinden kann, in den vergangenen Jahren immer weiter nach oben korrigiert werden konnten, da die Menge an Sternmaterie, die via Sternwinde abgeblasen werden kann, unterschätzt wurde und möglicherweise weiterhin unterschätzt wird. Ebenfalls unbekannt ist die Massengrenze der Vorläufersterne, bis zu der sich ein Neutronenstern bilden kann.


Bei den Neutronensternen gibt es nur einen Typ. Dabei sind zwei Entstehungsprozesse denkbar: der Vorläuferstern hatte über 11 Sonnenmassen, aber nicht "zuviel" Masse; dann finden alle weiteren Fusionsstufen nacheinander bis zum stabilen Eisen statt, oder es entsteht zunächst einmal ein schwerer Weisser Zwerg in einem engen Doppelsternsystem, der nun seinem Partnerstern Masse absaugt und so viel Masse akkretieren kann, dass seine Masse die Chandrasekhar-Grenze übersteigt.

Kann der Gravitationskollaps gar nicht gestoppt werden, weil noch mehr Masse vorhanden ist, so kollabiert der Stern zu einer Massen-Singularität, das heisst, zu einem "Schwarzen Loch". Es wird auch über diverse Zwischenstufen spekuliert, welche vielleicht ebenfalls den Gravitationskollaps aufzuhalten im Stande sind.

Mittlerweile konnte mithilfe von Computersimulationen noch ein weiterer Typ der Sternentwicklung Weisser Zwerge modelliert werden, bei dem der Stern in seinem Inneren die weiteren Fusionsstufen bis hin zum Eisen durchläuft, aber aufgrund des Kohlenstoffbrennens weiterhin einen Strahlungsdruck aufrecht erhalten kann, der dem Gravitationskollaps entgegenwirkt und ihn wirkungsvoll hinauszuzögern vermag, so dass im Inneren des Sterns zusätzlich zum Sauerstoff und Neon auch Eisen entstehen könnte. Seine Vorläufersterne hatten ungefähr 7 bis 11 Sonnenmassen. Ob hierzu schon neuere Forschungsergebnisse vorhanden sind entzieht sich meiner Kenntnis.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 4. Apr 2021, 15:30

ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 20:14
Typischerweise bezeichnet man die "Sterne 1.Grösse (oder heller)" als die hellsten Sterne und in der Vergangenheit haben diese auch eine hoch-prominente Rolle eingenommen, wie man alten Überlieferungen entnehmen kann.

In unseren Breiten gibt es je nach Zählweise 16 oder 17 solcher Sterne 1.Grösse oder heller, und wenn man als Laie einen Sternnamen hört, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass es sich dabei um einen Stern 1.Grösse oder heller handelt. - Weltweit gibt es noch 6 weitere Sterne 1.Grösse oder heller.

Ich will Euch nun nicht gleich alle von ihnen vorstellen, sondern dies so nach und nach tun.


Fangen wir mit den vier hellsten an, denn in unseren Breiten gilt eine sehr einfache Faustregel: jede Jahreszeit hat ihren hellsten Stern. Natürlich ist die Zeit, während der ein Stern der hellste Fixstern am Himmel ist, nicht gleich lang, das wäre ja ein riesiger Zufall, wenn dem so wäre.

Wenn man einen Stern einer Jahreszeit zuordnet, so meint man seine Position am Himmel um 22 Uhr MEZ, bzw. 23 Uhr MESZ.

Fangen wir jetzt im Winter an: der hellste Stern im Winter ist der helle Sirius. Der Sirius ist ein Stern des Südhimmels und ist vor allem deswegen so hell, weil er das zweitnächste Sternsystem von der Erde bildet. Allerdings ist der Sirius in Sonnennähe, d.h. bis 5 Parsec Abstand (gut 16 Lichtjahre), tatsächlich auch absolut der hellste Fixstern; man muss dann weitergehen bis - ja, es ist sie tatsächlich, bis zur Wega, ehe man dann einen absolut helleren Fixstern antrifft. Die Wega ist der hellste Stern im Sommer und da sie in den Zenit gelangt, in unseren Breiten auch der hellste Fixstern der Nordhemisphäre. Die Wega wird aufgrund der Präzession der Erdachse in gut 14000 Jahren übrigens unser Polarstern sein.


Der hellste Frühlingsstern ist der hellste Stern der Nordhemisphäre, das ist der Stern Arktur; man findet ihn sehr einfach in der Verlängerung der Deichsel des Grossen Wagen. Geht man diese Verlängerung weiter, so gelangt man übrigens zur Spica in der Jungfrau, die ebenfalls ein Stern 1.Grösse ist.

Und der hellste Herbststern wird eigentlich als Winterstern bezeichnet, ist aber im Herbst vorübergehend hellster Fixstern, das ist die helle Capella im Fuhrmann. In Nordeuropa gibt es zusätzlich eine Zeit, während der die Capella nochmals kurzfristig im Frühling hellster Fixstern ist, weil dort Arktur noch nicht hoch genug am Himmel steht.
Hallo zusammen,

wir sind nun Anfang April und in der ersten Aprilhälfte kann man sage und schreibe 13 dieser 16 Sterne erster Grösse oder heller gleichzeitig am Abendhimmel sehen, wobei ich im Folgenden Castor dazuzähle und die weit südlich stehende und in unseren Breiten wenig prominente Adhara, die wie der Sirius im Sternbild des Grossen Hundes steht, nicht.

Mit zwei Ausnahmen habe ich sie schon alle vorgestellt.


Das sind 8 Wintersterne 1.Grösse oder heller (ohne die Adhara, aber mit Castor), die nun in den westlichen Abendhimmel weitergezogen sind und sich in Bälde von der Himmelsbühne verabschieden werden:
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 20:14
Und der hellste Herbststern wird eigentlich als Winterstern bezeichnet, ist aber im Herbst vorübergehend hellster Fixstern, das ist die helle Capella im Fuhrmann.
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 22:18
An der rechten Schulter des Orion - von uns aus gesehen also auf der linken Seite - steht der berühmte Rote Riesenstern Beteigeuze, und diagonal auf der anderen Seite unten steht der hellste Orionstern, das ist der Fußstern Rigel, wobei Rigel ja auch passenderweise "Fuss" heisst. Rigel wird so hell wie Arktur, die Wega und die Capella, ist also ein Stern 0.Grösse.
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 22:18
Den Sirius kann man übrigens ganz einfach finden, indem man den Oriongürtel nach links unten verlängert.
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 22:18
Bilden wir nun ein fast gleichseitiges Dreieck mit dem Sirius in der unteren und der Beteigeuze in der rechten oberen Ecke, so befindet sich in der linken oberen Ecke ebenfalls ein heller Stern, der wie die Beteigeuze im Normalzustand ebenfalls gerade noch die 0.Grösse erreicht. Das ist Procyon, das bedeutet übersetzt "Vorhund", soll also heissen "der Stern, der vor dem Hund(sstern Sirius) aufgeht". Dieses grosse fast-gleichseitige Dreieck ist eine wertvolle Orientierungshilfe, da es aus sehr hellen Sternen besteht und man im Winter meistens zwei von ihnen einfach sehen kann und dann mit seiner Hilfe auch den dritten Stern einfach findet; dieses Dreieck wird auch "Winterdreieck" genannt.
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 22:18
Nun gehen wir den Oriongürtel entlang in die andere Richtung, also nach rechts oben; dort befindet sich ebenfalls ein Roter Riesenstern, ebenfalls recht bekannt, das ist der Stern Aldebaran im Stier.
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 22:18
Zur Zeit sieht man an der Stelle zwei Sterne, beide zu allem Überfluss rötlich. Das kommt daher, dass der Planet Mars auch noch am Himmel steht und sich derzeit Aldebaran immer mehr annähert.
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 22:18
Und nun haben wir alle Zutaten beisammen, um noch einmal das Wintersechseck zu geniessen:

die Capella hat gerade den Zenit durchschritten, dann Aldebaran als die den Plejaden nachfolgende Mondstation, dann Rigel im Orion an dessen von uns aus gesehen rechtem Fuss, dann der helle Sirius, dann der "Vorhund" Procyon und dann ... - ja dann sieht man in der noch ausstehenden Ecke, ehe man wieder zur Capella zurückkehrt, zwei fast gleichhelle Sterne, das sind die beiden Zwillingssterne Castor und Pollux. Genau genommen erreicht nur Pollux die 1.Grösse, während Castor sie um wenige Hundertstel verfehlt. Da aber Castor aufgrund seines günstigeren Himmelsstandes heller als die Adhara unten rechts im Grossen Hund erscheint, wird Castor oft ebenfalls den Sternen 1.Grösse zugerechnet.

Und in diesem Wintersechseck steht dann noch an der von uns aus gesehen linken Schulter des Orion der Stern Beteigeuze, den man auch im fast gleichseitigen Winterdreieck zusammen mit dem Sirius und Procyon findet.


In diesem Himmelsareal befindet sich also die Hälfte aller in unseren Breitengraden sichtbaren Sterne 1.Grösse !
Macht also 8 von 16 Sternen 1.Grösse oder heller. - Wer sich übrigens nicht merken kann, welcher der beiden Zwillingssterne Castor und welcher Pollux ist: Pollux steht auf der Seite von Procyon - beide fangen mit einem "P" an, und Castor steht auf der Seite der Capella, beide fangen mit einem "C" an.

Der helle Sirius ist der in unseren Breitengraden hellste Winterstern und die helle Capella ist in unseren Breitengraden der hellste Herbststern. Weltweit gibt es übrigens 8 solcher hellsten Sterne am Himmel, und in unseren Breiten kann man einen weiteren von ihnen ebenfalls sehen, das ist Rigel am Fusse des Orion, der in unseren Breiten jedoch von der günstiger stehenden Capella überboten wird. Geht man genügend weit nach Süden, so wird dort Rigel der hellste Herbststern am Himmel. Aber nicht zu weit, weil man sonst auch schon den hellen Sirius im Herbst sehen kann.


Dann haben wir 3 Frühlingssterne 1.Grösse oder heller:
ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 20:14
Der hellste Frühlingsstern ist der hellste Stern der Nordhemisphäre, das ist der Stern Arktur; man findet ihn sehr einfach in der Verlängerung der Deichsel des Grossen Wagen. Geht man diese Verlängerung weiter, so gelangt man übrigens zur Spica in der Jungfrau, die ebenfalls ein Stern 1.Grösse ist.
Hoch über uns steht nun der Löwe mit seinem Hauptstern Regulus und schon halbhoch am Himmel sieht man in der Verlängerung der Deichsel des Grossen Wagens auch den hellsten Stern der Nordhemissphäre Arktur, den in unseren Breiten hellsten Frühlingsstern, und weitergehend die Spica.

Somit sind wir nun schon bei 11 von 16 Sternen 1.Grösse oder heller.

ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 20:14
Die Wega ist der hellste Stern im Sommer
Tief am Nordosthorizont kündigen sich auch schon die beiden ersten Sommersterne 1.Grösse oder heller an: bei guten Sichtbedingungen kann man die helle Wega in der Leier funkeln sehen, für unsere englisch-sprachige Leserschaft die "Vega", den in unseren Breiten hellsten Sommerstern und da sie im Gegensatz zu Arktur in den Zenit gelangt ist sie auch der in unseren Breiten hellste Stern der Nordhemissphäre. Und etwas tiefer steht mit Deneb am Schwanz des Sternbildes Schwan ein weiterer Stern 1.Grösse am Himmel, den man bei guten Sichtbedingungen ebenfalls schon sehen kann.

Somit sind wir nun bei 13 von 16 Sternen 1.Grösse oder heller angelangt.


Wie gesagt: bis ungefähr zur Monatsmitte wird man diese Ansammlung der Sterne 1.Grösse oder heller am Abendhimmel noch bewundern können, ehe sich zunächst Rigel und dann etwas später auch Aldebaran (im Stier), der übrigens die 0.Grösse nur knapp verfehlt, noch im April von der Himmelsbühne verabschieden werden.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 30. Mai 2021, 00:49

Hallo zusammen,

nachdem nun die meisten der hellen Wintersterne die Himmelsbühne verlassen haben sehen wir im Mai vor allem die "glorreichen 9".

Welche sind das ?

Nach Osten schauend sieht man entweder hoch über uns zuerst den rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter als erstes oder je nach Wolkenlage etwas tiefer im Nordosten, aber auch schon über dem üblichen Horizontdunst, die helle Wega. Gestern war es sehr bewölkt und ich musste mich lange gedulden, ehe ich die Wega durch ein Wolkenloch als 9.Stern erspähen konnte, heute war sie der erste Stern, da eine Wolke vor Arktur stand.

Beide erreichen die 0.Grösse und beide sind von blossem Auge gleich hell. Theoretisch gäbe es da noch die gleich-helle Capella, doch steht sie im Westen in der noch aufgehellten Dämmerung und ist entsprechend gar nicht so einfach zu finden.

Ein guter Kandidat für den dritten Stern, der sichtbar wird, ist die Spika, die derzeit hoch im Süden steht, und die immerhin gute 1.Grösse erreicht.

Zwei weitere gute Kandidaten für den dritten Stern erreichen zwar nur die 2.Grösse, stehen aber an günstiger Position in der Nähe von Arktur und damit ebenfalls sehr hoch am Himmel: links oberhalb der zweithellste Bärenhüterstern Mirak und etwas weiter links, etwas unterhalb und etwas heller, der Hauptstern der Nördlichen Krone, der Stern Gemma. Wir erinnern uns, dass die Gemma zum Bärenstrom gehört, das ist der nächste Sternhaufen von der Erde, zu dem alle "inneren" Sterne des Grossen Wagen gehören.

Nun schauen wir mal senkrecht nach oben oder drehen uns um, damit wir keine Genickstarre bekommen, jedenfalls sieht man da auch drei Sterne, das ist die Deichsel des Grossen Wagen. Diese weist bekanntlich auf Arktur und dann weitergehend zur Spika. Der mittlere Deichselstern ist näher am ersten, kastenseitigen Deichselstern. Wir wissen, dass der hintere obere Kastenstern des Grossen Wagen ebenfalls diese Helligkeit hat, der ist nun mit Hilfe der Deichsel und unserem Wissen, wie der Grosse Wagen aussieht, ebenfalls einfach zu finden.

Und ja - das sind sie, die glorreichen 9 des Mai.


Natürlich, da gibt es auch noch wie gesagt die Capella, die sich aber erst noch gegen die Abenddämmerung durchsetzen muss; gleiches gilt für Pollux und Castor in den Zwillingen. Und Procyon - immerhin ebenfalls ein Stern 0.Grösse - wird in diesen Tagen ohnehin die Himmelsbühne verlassen.

Dann gibt es auch noch den Löwen, aber der ist zu Beginn der Dämmerung oder bei bewölktem Himmel alles andere als einfach zu finden, auch wenn Regulus die 1.Grösse erreicht und man ihn mit der Algieba über ihm bei klarem Himmel ganz gut verifizieren kann. Wer sicher gehen will, nimmt noch die Denobola am Löwenschwanz dazu und wartet dann noch, dass auch Duhr am Rücken des Löwen sichtbar ist, dann liegt man auf der sicheren Seite. Aber meist findet man die Sterne der glorreichen 9 des Mai schneller, weil sie entweder heller (Arktur, Wega, Spica) oder gut positioniert in der Nähe der hellen Sterne (Mirak und Gemma bei Arktur) oder ein typisches Aussehen (Deichsel des Grossen Wagen) haben oder in der Nähe einer typischen Figur (hinterer oberer Kastenstern in der Nähe der Deichsel des Grossen Wagen) liegen.

Und dann gibt es auch noch den Schwan, der aber nach genügender Dunkelheit nach der Dämmerung unter der Wega noch etwas zu tief ist und bei bewölkten Himmel derzeit kaum machbar ist; mit Deneb enthält er auch einen Stern 1.Grösse und rechts von ihm mit Sadir einen Stern 2.Grösse. Mit etwas Glück kann man über der Wega noch ihren Botenstern erkennen, das ist der hellste Stern im Drachen, Ettanin, auch er erreicht die 2.Grösse.

Mit Hilfe des Grossen Wagen findet man auch wenn man den unteren hinteren Kastenstern noch nicht sehen kann den Polarstern und von ihm zur Wagen-Deichsel gehend auch den helleren hinteren Kastenstern des Kleinen Wagen, beides ebenfalls Sterne 2.Grösse. Bei bewölktem Himmel sind die Abstände vom Grossen Wagen allerdings etwas gross, um diese Sterne so ohne weiteres finden zu können.

Auch die Verlängerung der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel führt zu einem Stern 2.Grösse, das ist der Hauptstern des Schlangenträgers, Ras Alhague. Dieser Stern steht an strategischer Stelle wenn man im frühen Sommer eine "Sternenwanderung" durchführen möchte, ist aber auch etwas weit weg von den anderen, wenn es bewölkt ist; da ist es dann hilfreich, wenn im Sommer das gesamte Sommerdreieck aufgegangen ist, also nicht nur die helle Wega in der Leier und Deneb im Schwan, aber ich möchte da nicht vorgreifen.

Im Mai und Anfang Juni haben wir also zunächst einmal die "glorreichen 9 des Mai":

- Arktur, Wega und die Spika
- Mirak und die Gemma
- die Deichel des Grossen Wagen mit Alioth, Mizar und Benetnash
- sowie den hinteren oberen Kastenstern Dubhe


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 31. Mai 2021, 13:41

ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Nach Osten schauend sieht man entweder hoch über uns zuerst den rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter als erstes oder je nach Wolkenlage etwas tiefer im Nordosten, aber auch schon über dem üblichen Horizontdunst, die helle Wega.
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Ein guter Kandidat für den dritten Stern, der sichtbar wird, ist die Spika, die derzeit hoch im Süden steht, und die immerhin gute 1.Grösse erreicht.
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Zwei weitere gute Kandidaten für den dritten Stern erreichen zwar nur die 2.Grösse, stehen aber an günstiger Position in der Nähe von Arktur und damit ebenfalls sehr hoch am Himmel: links oberhalb der zweithellste Bärenhüterstern Mirak und etwas weiter links, etwas unterhalb und etwas heller, der Hauptstern der Nördlichen Krone, der Stern Gemma.
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
sieht man da auch drei Sterne, das ist die Deichsel des Grossen Wagen. Diese weist bekanntlich auf Arktur und dann weitergehend zur Spika. Der mittlere Deichselstern ist näher am ersten, kastenseitigen Deichselstern. Wir wissen, dass der hintere obere Kastenstern des Grossen Wagen ebenfalls diese Helligkeit hat, der ist nun mit Hilfe der Deichsel und unserem Wissen, wie der Grosse Wagen aussieht, ebenfalls einfach zu finden.
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Natürlich, da gibt es auch noch wie gesagt die Capella, die sich aber erst noch gegen die Abenddämmerung durchsetzen muss
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Und Procyon - immerhin ebenfalls ein Stern 0.Grösse - wird in diesen Tagen ohnehin die Himmelsbühne verlassen.
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Und dann gibt es auch noch den Schwan, der aber nach genügender Dunkelheit nach der Dämmerung unter der Wega noch etwas zu tief ist und bei bewölkten Himmel derzeit kaum machbar ist; mit Deneb enthält er auch einen Stern 1.Grösse
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Mit etwas Glück kann man über der Wega noch ihren Botenstern erkennen, das ist der hellste Stern im Drachen, Ettanin, auch er erreicht die 2.Grösse.
ralfkannenberg hat geschrieben:
30. Mai 2021, 00:49
Polarstern und von ihm zur Wagen-Deichsel gehend auch den helleren hinteren Kastenstern des Kleinen Wagen, beides ebenfalls Sterne 2.Grösse.
Hallo zusammen,

an sich ist es immer gut, an den Folgetagen erneut die gerade gefundenen Sterne aufzusuchen, zumal ich das gestern mit der untergehenden Venus kombinieren konnte.

Dabei haben sich gleich 2 Sterne in die "glorreichen 9" hineingeschummelt, auf dem Podest landete auf Platz 3 nach Arktur und der Wega die Capella, wohl ihr letztes Podestresultat in dieser Saison, und das klappte auch nur, weil ich genau wusste, wo die Capella in der Abenddämmerung zwischen zwei Häusern zu sehen ist und ich gleichzeitig die Spika am falschen Ort, sprich zu wenig hoch am Himmel gesucht habe. Nun weiss ich, wo die Spika steht und bald wird auch Deneb im Schwan so hoch stehen, dass er die Spika auf Platz 3 ablösen wird. - Arktur und die Wega werden bis in den September hinein Platz 1 und Platz 2 unter sich ausmachen.

Und auf Platz 7 fand sich unvermittelt der Botenstern der hellen Wega wieder, der hellste Drachenstern Ettanin, den ich eher zufällig auffand: da er doch etwas weit von der Wega entfernt steht ist es nicht ganz einfach, ihn schon in der Dämmerung zu finden. Ein weiterer ganz heisser Kandidat für die Top 10 ist übrigens der hellere hintere Kastenstern des Kleinen Wagen - den sollte man eigentlich ganz gut unter der Wagendeichsel finden können und wo er derzeit steht ist der Himmel auch schon anders als beim Polarstern hinreichend dunkel. Aber eben - bei grösseren Abständen ist das alles andere als einfach, diese Sterne schon in der Dämmerung zu finden.

Ganz praktisch: der äussere Deichselstern des Grossen Wagen steht derzeit im Zenit.


Später setzte es noch zwei schöne Überraschungen: Procyon war erstaunlich gut zu sehen und erstmals gelang es mir auch, gleichzeitig Procyon und Antares im Skorpion am Himmel zu sehen. Da kann der Kleine Hund (des Orion) also den Skorpion zur "Begrüssung" auf der Himmelsbühne noch wütend anbellen - Zeus hat es ja so gefügt, dass der Himmelsjäger Orion und der Skorpion, die sich nicht ausstehen können, an die entgegengesetzte Seiten am Firmament gesetzt hat, so dass der Skorpion erst aufgeht, wenn der Orion untergegangen ist, und der Orion erst aufgeht, wenn der Skorpion untergegangen ist. - Wobei die beiden oberen Scherensterne des Skorpion - erstaunlicherweise auch der erste - schon vorher gesehen werden können, da sie ja etwas nordwestlich stehen.

Bellende Hunde gibt es übrigens tatsächlich am Firmament: das ist eine Mondstation zwischen dem Löwen und der Jungfrau und es sind derer fünf, die dem Löwen der Legende nach hinterherbellen. Heute gehören diese Sterne zur Jungfrau und ich werde Euch die drei hellsten von ihnen in einem der nächsten Beiträge einmal vorstellen, weil es nicht schwer ist, sie zu finden.

Und dann wollte sich das Flugzeug unterhalb von Pollux und Castor, genauer schräg links unterhalb von Pollux, einfach nicht wegbewegen, ehe mir die rötliche Farbe auffiel - ja was: das war ja der Mars !


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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 1. Jun 2021, 20:50

Gestern bot sich der Capella nochmals die ganz grosse Chance, den Abend auf Platz 1 zu beginnen, doch konnte ich sie in der Dämmerung nicht finden. Damit blieb es bei Arktur vor der Wega und der Spica, dann den übrigen "glorreichen 9", in die sich der Botenstern der hellen Wega, der hellste Drachenstern Ettanin, erneut "einschlich".

Allerdings gab es Wolken, so dass ich die Sterne des Kleinen Wagen und insbesondere dessen helleren hinteren Kastenstern nicht finden konnte.

Auf dem Heimweg indes klarte es so grossartig auf, dass ich sogar die Milchstrasse sehen konnte. Hatte ich noch einen Tag zuvor vom Winterstern Procyon geschrieben, so sah ich gestern nun vor Mitternacht Winterzeit, also 1 Uhr Sommerzeit, den ersten Herbststern, das war Sadmatar im Pegasus an der Spitze des kleinen Pegasusdreiecks. Dank der hervoragenden Sicht gelangten pi Pegasi und iota Pegasi auf die Plätze 2 und 3, die waren noch nie unter den Top 10. Auch der grosse Favorit Enif - das ist der hellste Pegasusstern, schaffte es wenige Minuten vor 1 Uhr nach auf Platz 4, während Häuser und Bäume die Sicht auf Scheat verdeckten - den konnte ich erst um 1:03 Uhr sehen, dank der ausgezeichneten Sichtbedingungen gleich zusammen mit Sadalbari an der unteren rechten Ecke des kleinen Pegasusdreiecks. - Scheat ist der oberste Stern im Herbstviereck und steht an der linken unteren Ecke des kleinen Pegasusdreiecks.

Tja - man sieht noch die letzten Wintersterne, der Sommer ist noch gar nicht richtig da und nun sind auch schon die ersten Herbststerne am Osthimmel aufgetaucht, mit pi und iota Pegasi auf dem "Podest" eine veritable Sensation, überraschend genug, dass Sadmatar und nicht Enif oder Scheat den Spitzenplatz erreicht haben. Aber ja - die ausgezeichneten Sichtbedingungen haben nun für einmal auch Sternen 4.Grösse noch tief am Himmel stehend eine Chance gegeben. Wobei Sadmatar schon einmal den Titel "1.Herbststern der Saison" errungen hat. Er ist übrigens der 5.-hellste Pegasusstern und der nördlichste der Sadal-Sterne, der Glückssterngruppen der fruchtbaren Jahreszeit im Herbst. Sadmatar ist auch der dritthellste Sadalstern.

Aber das ist nun ein Ausblick - ich habe noch gar nicht alle Sommersterne 1.Grösse vorgestellt. Das werde ich tun sobald man diese nach Sonnenuntergang sehen kann. Die helle Wega und Deneb im Schwan kennen wir schon; der Dritte im Sommerdreieck wird dann Atair im Adler sein und der andere noch ausstehende Sommerstern ist Antares im Skorpion.

Doch noch haben die "glorreichen 9" nach Sonnenuntergang das Sagen.


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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 2. Jun 2021, 20:18

Hallo zusammen,

nun scheint das Wetter umzuschlagen, somit ein update von gestern: auch gestern bot sich der Capella die Gelegenheit, die Nummer 1 zu kriegen, und auc hgestern konnte ich sie am von der Dämmerung noch hellen Westhimmel nicht sehen.

Die Top 3 wie gehabt, Arktur vor Wega, dann erst einmal nichts, Hin- und Herswappen zwischen mutmasslciher Position der Capella und mutmasslicher Position der Spika, mit dem besseren Ende für die Spika. Ansonsten dei "glorreichen 9", in die sich auch gestern wieder der Botenstern der hellen Wega eingeschlichen hat.

Für die Herbststerne bin ich trotz weniger guten Sichtbedingungen Richtung Hofladen gegangen, erneut ging das Podest an Sadmatar, pi Pegasi und iota Pegasi, ein ganz heisser Kandidat ist übrigens auch gamma Persei, wenn die Nordsicht gut genug ist. In der Nähe vom Hofladen waren keine Häuser im Weg, so dass Scheat und Sadalari dieses Mal vor dem hellsten Pegaususstern Enif sichtbar waren, dieses Mal alle vor Mitternacht Winterzeit.

Ach ja, den Verbindungssstern epsilon Scorpii zwischen dem Körper und dem Schwanz des Skorpion konnte man ebenfalls sehen.


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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 4. Jun 2021, 00:26

ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Mär 2021, 20:14
Der hellste Frühlingsstern ist der hellste Stern der Nordhemisphäre, das ist der Stern Arktur; man findet ihn sehr einfach in der Verlängerung der Deichsel des Grossen Wagen. Geht man diese Verlängerung weiter, so gelangt man übrigens zur Spica in der Jungfrau, die ebenfalls ein Stern 1.Grösse ist.
Hallo zusammen,

nun wird es zur Abwechslung mal ein bisschen "heftig", denn Arktur ist ein sehr wichtiger Stern und den muss man zweifelsfrei zuordnen können.

Natürlich ist die Regel, mal die Deichsel des Grossen Wagen zu verlängern und dann ganz zwanglos bei Arktur zu "landen", nett und auch richtig, nur wird sie dem Anfänger nicht wirklich weiterhelfen. Gewiss, wer sich mit Sternhelligkeiten gut auskennt, der kann schon anhand des Grossen Wagen feststellen, wie hell denn ein Stern "0.Grösse" ist, also so ein Stern wie Arktur, oder die Wega, oder die Capella, aber zumindest ich bin schon oft genug bei dem Kriterium Sternhelligkeit reingeflogen, obgleich ich die Helligkeit der meisten helleren Sterne bis auf zwei Zehntel genau auswendig weiss.

Ein bisschen schlechte Horizontsicht, oder ein paar Wolken, oder noch "besser": über der Wolkenschicht fantastische Sternensicht, so dass durch die wenigen Wolkenlücken selbst Sterne 3.Grösse wie solche 1.Grösse erscheinen - und ich versichere Euch, da sieht man vor lauter Sternen die Sternbilder nicht mehr und die Zuordnung zu den Sternen ist dann alles andere als einfach.

Was ich sagen will: die Sternhelligkeiten sind schon sehr schöne Indikatoren, vor allem bei schönem wolkenfreien Sternenhimmel, aber sie können einen in die Irre führen.

Sicher ist man nur, wenn man sich durchhangelt, und heute werden wir uns einmal zu Arktur "durchhangeln". Dabei kommen einige Sterne der "glorreichen 9 des Mai" vor, so dass Ihr diese Sternen zumindest namensmässig bereits kennt.


Wir fangen beim vorderen unteren Kastenstern des Grossen Wagen an, machen dann weiter bei dessen Deichsel, d.h. wir überspringen den oberen vorderen Kastenstern, der ohnehin nicht ganz so hell ist, und bilden dann aus diesen 4 Sternen, also vorderer unterer Kastenstern sowie die drei Deichselsterne, einen Bogen. Natürlich haben diese Sterne auch einen Namen, d.h. ich könnte sagen, wir bilden einen Kreisbogen ausgehend von Phekda über Alioth, Mizar und Benetnasch. Es ist aber nicht jedermanns Sache, die Sternnamen der sieben Sterne des Grossen Wagen auswendig zu wissen, zumal man diese anhand ihrer Position ebenfalls sehr gut beschreiben kann.

Und diese Verlängerung weist also auf Arktur. Schön und gut, aber welcher von denen ist nun Arktur ? Da gibt es mehrere "Kandidaten". Ja, bei halbwegs brauchbaren Bedingungen ist Arktur der hellste von denen, aber dann kommt jemand vielleicht auf die Idee, diesen Bogen zu weit zu laufen und landet bei der Spika, die in dieser Jahreszeit nach Arktur und der Wega immerhin der dritthellste Stern am Himmel ist, da die helle Capella nun mehr und mehr Mühe bekundet, sich gegen die Abenddämmerung durchzusetzen.


Das Zauberwort heisst "Ceginus" und das ist ein Stern 3.Grösse, sogar heller als der schwächste Stern des Grossen Wagen.
Man muss also als erstes diesen Stern Ceginus finden.

Wie macht man das ? Wir nehmen den 1. und den 3.Stern der Deichsel des Grossen Wagen (gehen also unter dem mittleren Deichselstern durch) und verlängern diese Linie eineinhalb mal weiter.

Lasst Euch jetzt bloss nicht von Sternbild-Beschreibungen ins Bockshorn jagen, die da von Nekkar an der Spitze des Bootes und solchen Sternen schreiben - alles richtig, alles auch sehr schön und nicht wirklich schwer, aber nun abseits des Weges und nicht unbedingt etwas für Anfänger.

Also: kastenseitiger Deichselstern zum äusseren Deichselstern und eineinhalb mal weitergehen, da steht ein Stern 3.Grösse und das ist Ceginus. Zur Kontrolle: Ceginus ist weniger hell als die drei Deichselsterne, aber heller als der schwächste Stern des Grossen Wagen, das ist ja der vordere obere Kastenstern, an welchem die Wagendeichsel ansetzt (und der Megrez heisst, damit wir das einmal aufgeschrieben haben und gleich wieder vergessen können).

Erst weitergehen, wenn man Ceginus sicher findet. Nun sind es nur noch zwei Schritte bis zu Arktur.

Wir biegen nun bei Ceginus ein bisschen gegen den Uhrzeigersinn ab und gelangen zu einem Stern, der heller als Ceginus ist.

Nun ja, da gibt es aber 2 Kandidaten ... - welchen von ihnen ? Kontrolle: dieser Stern ist weniger weit von Ceginus entfernt als der äussere Deichselstern des Grossen Wagen von Ceginus entfernt ist. Und damit sind wir eindeutig: heller als Ceginus, aber weniger weit von diesem entfernt als Benetnash, dem äusseren Deichselstern des Grossen Wagen.

Dieser Stern heisst Mirak und wird manchmal auch Izar genannt. Er ist übrigens einer der glorreichen 9 des Mai.

Wir biegen nun noch etwas stärker gegen den Uhrzeigersinn ab und gleichweit wie Ceginus von Mirak entfernt ist sehen wir einen ausserordentlich hellen Stern, das ist Arktur. Als roter Riese kann man bei guten Sichtbedingungen erkennen, dass er - im Gegensatz zur von blossem Auge gleichhellen Wega, die wir aber noch nicht kennengelernt haben, nicht weisslich erscheint, sondern etwas dunkler zu sein scheint. Natürlich vermuten wir, dass die Wega der helle Stern da im Nordosten ist, aber sie ist noch nicht Thema unserer Sternenwanderungen. Aber ja - dieser helle Stern im Nordosten ist natürlich schon die helle Wega; wir werden uns da erst später zu ihr durchhangeln. Und: wenn wir Arktur sicher finden, haben wir eine Helligkeitsreferenz, denn Arktur und Wega sind gleichhell und in unseren Breitengraden sieht man nur 4 Sterne in dieser Helligkeit, nämlich neben Arktur und Wega noch die helle Capella sowie den rechten Fußstern Rigel im Sternbild Orion. Der helle Sirius ist noch heller, alle anderen sind weniger hell.


Also, wir wiederholen das noch einmal. Der Leitfaden ist gewissermassen dieser Kreisbogen ausgehend vom vorderen unteren Deichselstern des Grossen Wagen über die Wagendeichsel. Dabei kommen wir zuerst an Ceginus vorbei, den man auch findet, indem man direkt vom 1. zum 3.Deichselstern wandert (unter dem mittleren Deichselstern hindurch) und dann eineinhalb mal weiter. Ceginus ist weniger hell als die Deichselsterne aber heller als der obere (nicht der untere) vordere Kastenstern des Grossen Wagen.

Bei Ceginus biegen wir nun geringfügig gegen den Uhrzeigersinn ab und gehen nicht ganz so weit, wie Ceginus vom äusseren Deichselstern entfernt ist, weiter, das führt uns zu Mirak. Dieser Stern ist etwa gleichhell wie die beiden unteren Kastensterne des Grossen Wagen. Mirak kennen wir schon namensmässig von den glorreichen 9 des Mai.

Erneut nun etwas mehr gegen den Uhrzeigersinn abbiegend und gleichviel weitergehend kommen wir zu Arktur, dem hellsten Stern der Nordhemissphäre, der zur Zeit auch der hellste Fixstern am Abendhimmel ist.


Ausblick: wir haben die Wagendeichsel gesehen, hierbei fällt auf, dass der mittlere Deichselstern etwas näher am ersten als am dritten Deichselstern steht. Auch Arktur ist Ausgangspunkt einer allerdings grösseren Deichsel, die weiter nach links weist und deren Sterne voneinander gleich weit entfernt sind; deren mittlerer "Deichselstern" ist Mirak, den wir nach Ceginus angetroffen haben, und deren äusserer Stern ist sogar noch geringfügig heller, so hell wie der mittlere Deichselstern des Grossen Wagen. Dieser Stern heisst Gemma und ist der hellste Stern des kleinen aber feinen Sternbildes der Nördlichen Krone, übrigens auch einer der glorreichen 9 des Mai.

Wenn man also nicht ganz sicher ist, ob der helle Stern da am Himmel wirklich Arktur ist, dann sucht man die Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel, mit Mirak und Gemma zwei hellen und entsprechend einfach auffindbaren Sternen 2.Grösse.


Ich habe Euch heute mit vier neuen Sternen (Ceginus, Mirak, Arktur, wieder Mirak und schliesslich Gemma) viel zugemutet, aber nun könnt Ihr sicher Arktur, den hellsten Stern der Nordhemissphäre und aktuell hellsten Fixstern am Abendhimmel, zuordnen.

Mit der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel gelangt Ihr einerseits am Herkules vorbeigehend an die "Unterseite" des Sommerdreiecks, andererseits aber auch zum Ausgangspunkt des Himmelslineals, welches an der Waage vorbeigehend den Weg zum Skorpion und später im Jahr einen ganz einfachen Einstieg in das komplexe Sternbild des Schützen ermöglichen wird. Aber das werden wir uns später genauer anschauen.

Es lohnt sich also, diese Sterne sicher zu finden.


Freundliche Grüsse, Ralf


EDIT 4.6.2021, 11:10 Uhr: Corrigenda

ralfkannenberg
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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 10. Jun 2021, 00:54

ralfkannenberg hat geschrieben:
4. Jun 2021, 00:26
Wenn man also nicht ganz sicher ist, ob der helle Stern da am Himmel wirklich Arktur ist, dann sucht man die Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel, mit Mirak und Gemma zwei hellen und entsprechend einfach auffindbaren Sternen 2.Grösse.
Hallo zusammen,

wollen wir nun noch Arktur mit einem vierten Stern "absichern", wenn man die Wagendeichsel z.B. wegen Wolken nicht sehen kann und es zu diesig für Ceginus ist.

Es gibt da nämlich noch den Stern Muphrid in der Nähe von Arktur, immerhin beinahe 2.Grösse hell, und mit etwas Erfahrung sieht man diesen "sofort" neben Arktur.

Hangeln wir uns nun noch zu ihm durch; hierfür stellen wir uns vor, dass Arktur in der Mitte des Ziffernblattes einer Uhr steht und Mirak von der Arktur-Mirak-Gemma Deichsel sei der Minutenzeiger, der gerade die volle Stunde anzeigt.

Diese Uhr habe auch einen Stundenzeiger, der etwas kürzer als halb so lang wie der Minutenzeiger ist und dieser Stundenzeiger weise auf die 5 Uhr Stellung; dort steht ein Stern, das ist Muphrid. Muphrid ist nach Arktur und Mirak der 3.hellste Ster des Bärenhüter; die Gemma gehört ja zum Sternbild Nördliche Krone und ist deren Hauptstern.

Tipp: Muphrid ist nicht schwer zu finden.


Freundliche Grüsse, Ralf

ralfkannenberg
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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 11. Jun 2021, 11:51

ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Jun 2021, 00:54
ralfkannenberg hat geschrieben:
4. Jun 2021, 00:26
Wenn man also nicht ganz sicher ist, ob der helle Stern da am Himmel wirklich Arktur ist, dann sucht man die Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel, mit Mirak und Gemma zwei hellen und entsprechend einfach auffindbaren Sternen 2.Grösse.
wollen wir nun noch Arktur mit einem vierten Stern "absichern", wenn man die Wagendeichsel z.B. wegen Wolken nicht sehen kann und es zu diesig für Ceginus ist.

Es gibt da nämlich noch den Stern Muphrid in der Nähe von Arktur, immerhin beinahe 2.Grösse hell, und mit etwas Erfahrung sieht man diesen "sofort" neben Arktur.
Hallo zusammen,

nun wird es fast schon kitschig ...

Also ich von der Kirchenchorprobe nach Hause kam war der Himmel wolkig, nichts zu sehen. Nach wenigen Minuten gab es plötzlich Wolkenlöcher - erst die helle Wega, dann Arktur. - An Spika oder Capella war wolkenmässig nicht zu denken, statt dessen Mirak und Gemma und als 5.Stern ebendieser Muphrid neben Arktur, der sich da in die glorreichen 9 des Mai hineingemogelt hat.

ralfkannenberg hat geschrieben:
10. Jun 2021, 01:11
Verlängert man also die beiden hinteren Kastensterne des Kleinen Wagen vom stärkeren zum schwächeren etwa dreimal, so gelangt man zum zweithellsten Drachenstern eta Draconis, bildet man aus den beiden hinteren Kastensternen statt dessen eine Deichsel im Uhrzeigersinn, bei der der dritte Deichselstern dreimal weiter entfernt ist als der mittlere vom ersten Stern entfernt ist, dann gelangt man zu zeta Draconis, einem Stern 3.Grösse, der auch den Namen Aldhibah trägt; manchmal wird dieser Stern auch "Nodus I" genannt.
Dann hatte ich ja im Nachbarthread über die Grosse Bärin auch noch den Stern zeta Draconis vorgestellt und siehe da: dieses Mal zogen die Wolken ausgerechnet im Areal des Kleinen Wagen weg und da waren die beiden hinteren Kastensterne des Kleinen Wagen sowie der zweithellste Drachenstern in dreifacher Verlängerung der beiden zeitgleich zu sehen ("Plätze" 6, 7 und 8 ) und schön darüber der Polarstern (Platz 9) und ebendieser Stern zeta Draconis auf Platz 10; das dürfte auch dessen erster Top 10-Platz in meinem Leben gewesen sein.

Nochmals später klarte es auch im Bereich der Wagendeichsel auf, so dass man da mit Mühe den mittleren und den äusseren Deichselstern ebenfalls erkennen konnte.


Später auf dem Heimweg konnte man dann fast den gesamten Sternhimmel erkennen.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 13. Jun 2021, 01:22

ralfkannenberg hat geschrieben:
4. Jun 2021, 00:26
Mit der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel gelangt Ihr einerseits am Herkules vorbeigehend an die "Unterseite" des Sommerdreiecks
Hallo zusammen,

auch hier wollen wir einen Schritt weiter gehen:

wie wir bereits gesehen haben weist die Deichsel des Grossen Wagen erst an Ceginus und dann an Mirak vorbeigehend zu Arktur, dem hellsten Fixstern der Nordhalbkugel und führt dann noch weiter zur hellen Spika.

Auch Arktur ist Ausgangspunkt einer Deichsel, nämlich der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel, auch auch diese weist auf einen Stern 2.Grösse, nämlich auf Ras Alhague, dem Hauptstern des Schlangenträgers.

Wem diese Namensgebungen etwas zu kompliziert sind, der sei daran erinnert, dass die Sonne auf ihrem Weg durch den Tierkreis auch Teile des Schlangenträgers durchläuft, so dass dieser gewissermassen das 13.Tierkreiszeichen ist, auch wenn er im Horoskop keine Beachtung findet, nicht einmal eine Mondstation befindet sich in diesem Sternbild.

Während der Tierkreis durch die südlichen Teile desSternbildes geht steht Ras Alhague im Norden des Sternbildes und ist wichtig zur Orientierung. Es lohnt sich, ihn gut zu kennen, und mit Hilfe der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel ist er auch nicht schwer zu finden. Wir werden diesen wichtigen Stern später mit Hilfe des Sommerdreiecks absichern, sobald Atair im Adler am Abendhimmel aufgegangen ist.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 15. Jun 2021, 16:44

So, die Zeit der "glorreichen 9 des Mai" hat bis Samstag, d.h. bis fast Mitte Juni, angehalten, gestern nun haben sich die Sommersterne 1.Grösse mit Ausnahme vom Skorpionstern Antares, der von einem Gebäude verdeckt war, durchgesetzt. Zwar steht Atair im Adler noch tief am Himmel, aber auf der Nachtseite, und mit beinahe 0.Grösse ist er ohnehin helligkeitsmässig aktuell der dritthellste Fixstern, auch wenn bis auf weiteres die Spika und Deneb im Schwan aufgrund ihrer günstigeren Position eher zu sehen sein dürften, und vorübergehend wohl auch noch Antares.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 17. Jun 2021, 16:56

ralfkannenberg hat geschrieben:
4. Jun 2021, 00:26
Das Zauberwort heisst "Ceginus" und das ist ein Stern 3.Grösse, sogar heller als der schwächste Stern des Grossen Wagen.
Man muss also als erstes diesen Stern Ceginus finden.

Wie macht man das ? Wir nehmen den 1. und den 3.Stern der Deichsel des Grossen Wagen (gehen also unter dem mittleren Deichselstern durch) und verlängern diese Linie eineinhalb mal weiter.
ralfkannenberg hat geschrieben:
4. Jun 2021, 00:26
Wir biegen nun bei Ceginus ein bisschen gegen den Uhrzeigersinn ab und gelangen zu einem Stern, der heller als Ceginus ist.

Nun ja, da gibt es aber 2 Kandidaten ... - welchen von ihnen ? Kontrolle: dieser Stern ist weniger weit von Ceginus entfernt als der äussere Deichselstern des Grossen Wagen von Ceginus entfernt ist. Und damit sind wir eindeutig: heller als Ceginus, aber weniger weit von diesem entfernt als Benetnash, dem äusseren Deichselstern des Grossen Wagen.

Dieser Stern heisst Mirak
ralfkannenberg hat geschrieben:
4. Jun 2021, 00:26
Auch Arktur ist Ausgangspunkt einer allerdings grösseren Deichsel, die weiter nach links weist und deren Sterne voneinander gleich weit entfernt sind; deren mittlerer "Deichselstern" ist Mirak, den wir nach Ceginus angetroffen haben, und deren äusserer Stern ist sogar noch geringfügig heller, so hell wie der mittlere Deichselstern des Grossen Wagen. Dieser Stern heisst Gemma und ist der hellste Stern des kleinen aber feinen Sternbildes der Nördlichen Krone
Hallo zusammen,

das ist mir noch aufgefallen:

Ceginus sowie die Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel bilden eine Figur, die wie ein grosser Mercedes-Stern aussieht, mit Mirak in der Mitte. Da Ceginus allerdings nur die 3.Grösse erreicht ist dieser "Mercedes-Stern" nicht sehr auffällig; ich persönlich finde die Absicherung über Muphrid jedenfalls einfacher.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von Skeltek » 24. Jun 2021, 12:11

seeker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:18
Diagnostiker hat geschrieben:
11. Mär 2021, 16:09
Weiße Zwerge bestehen aber nicht mehr aus Gas oder Plasma.
Doch, tun sie, wenigstens in Oberflächennähe. "Plasma" ist im Grunde eh alles, was leuchtet und nicht Gas ist sondern ionisierte Materie.
Selbst normales Wasser hat zwischen 0 und 100 °C glaube mindestens 5 unterschiedliche Zustandsformen.
Die Übergänge zwischen Zuständen sind fließend, mehrdimensional usw, aber der Mensch ist halt geneigt, das Ganze als skalare Entwicklung aufzufassen, welche lediglich mit der 'linearen' Temperatur korreliert.
Was ist mit schwarzen oder kalten Flammen?
Wie würdest du ein schwarzes nicht leuchtendes Plasma nennen? Es gibt genug exotische Dinge in dem Bereich.

Der Sprachwortschatz ist halt nicht wirklich ausreichend differenzierbar, solange es zu Viele gibt, denen eine komplexere Sprache eher unbequem oder nur schwer handhabbar zu sein scheint. Man sollte solche Klassifikationen wie 'kalter Zwerg' usw nur vornehmen, wenn es auch wirklich unproblematisch ist. Am Ende sind es aber auch nur eingebürgerte Begriffe und die Bedeutung richtet sich eher nach dem, was der Sprecher damit meint oder eben irgendwo eine Konvention beschlossen wird.
Gödel für Dummies:
  • Unentscheidbarkeit - Dieser Satz ist wahr.
  • Unvollständig - Aussage A: Es existiert nur ein Element A.
  • Widersprüchlich - Dieser Satz ist falsch.

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 29. Jun 2021, 11:18

Skeltek hat geschrieben:
24. Jun 2021, 12:11
Am Ende sind es aber auch nur eingebürgerte Begriffe und die Bedeutung richtet sich eher nach dem, was der Sprecher damit meint oder eben irgendwo eine Konvention beschlossen wird.
Hallo Skel,

genau aus diesem Grunde plädiere ich konsequent dafür, sich auf "neutrale" physikalische Begriffe zu beschränken und die eingebürgerten Begriffe lediglich zur besseren Verständlichkeit heranzuziehen, das wird aber nicht gemacht.


Freundliche Grüsse, Ralf

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Re: Ode auf die hellsten Fixsterne

Beitrag von ralfkannenberg » 5. Jul 2021, 00:07

ralfkannenberg hat geschrieben:
13. Jun 2021, 01:22
Auch Arktur ist Ausgangspunkt einer Deichsel, nämlich der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel, auch auch diese weist auf einen Stern 2.Grösse, nämlich auf Ras Alhague, dem Hauptstern des Schlangenträgers.
ralfkannenberg hat geschrieben:
13. Jun 2021, 01:22
Während der Tierkreis durch die südlichen Teile desSternbildes geht steht Ras Alhague im Norden des Sternbildes und ist wichtig zur Orientierung. Es lohnt sich, ihn gut zu kennen, und mit Hilfe der Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel ist er auch nicht schwer zu finden. Wir werden diesen wichtigen Stern später mit Hilfe des Sommerdreiecks absichern, sobald Atair im Adler am Abendhimmel aufgegangen ist.
Hallo zusammen,

auch wenn ich Deneb und Atair nicht im Detail vorgestellt habe, so sind diese beide Sterne mit dem bisher gelernten kaum zu verfehlen.

Die Wega in der Leier kennen wir ja schon, Deneb im Schwan steht derzeit links unterhalb der Wega und ist ein Stern 1.Grösse und Atair im Adler steht im Osten schon hoch am Himmel und ist etwas heller als Deneb.

Wenn ich Laien den Sternhimmel erkläre, so zeige ich ihnen 4 Sterne: Arktur, die Wega, Deneb und Atair. Diese vier - die kann man wiederfinden, sie sind hell und an sich auch prominent.

Die Wega, Deneb und Atair bilden ein grosses aber nicht übergrosses Dreieck, welches zur Orientierung am Sommerhimmel ausserordentlich nützlich ist und auch figürlich als solches erkannt werden kann, ohne dass es sich über den gesamten Sternenhimmel erstrecken würde, und es trägt den Namen Sommerdreieck.

Es lohnt sich, dieses Sommerdreieck sicher zu finden.

Wenn wir nun Deneb an der Achsel Wega-Atair spiegeln (also so ungefähr), dann kommen wir zu einem Stern 2.Grösse, und das ist Ras Alhague, der Hauptstern des Schlangenträgers, auf den die Arktur-Mirak-Gemma-Deichsel weist.


Freundliche Grüsse, Ralf

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