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Mikroskopische schwarze Löcher

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Beitrag von tomS » 11. Jan 2008, 23:43

Hallo Gravi,

mir ist bei den Zahlenwerten ein Fehler unterlaufen. Jede der Zahlen, so wie man sie aus den Formeln von Hawking errechnet, muss noch korrigiert werden, wenn man davon ausgeht, dass es diese Extradimensionen gibt - und nur unter der Annahme können auch am LHC ein schwarze Löcher erzeugt werden. Siehe
Für "große" Extradimensionen erwartet man erhebliche Modifikationen dieser Gesetzmäßigkeiten: Mini-BHs können leichter (d.h. mit weniger Energie) erzeugt werden, Mini-BHs strahlen weniger stark und sind demnach langlebiger.
So gibt es z.B. einen Korrekturfaktor für die Lebensdauer der BHs: Statt der 10^-100 sek. sind es dann 10^-26 sek (bei einer Größe der Extradimensionen, die schwarze Löcher bei bereits ca. 14 TeV zulässt). Zum Vergleich, die Planckzeit liegt bei 10^-46 sek.
Es gibt einen ähnlichen Korrekturfaktoren auch für die Planckenergie bzw. -masse; aufgrund dieses Korrekturfaktors ändert sich eben die minimale Energie bzw. -masse, für die schwarze Löcher entstehen können (hier 14 TeV, da dies die Kollisionsenergie am LHC ist). Zum Vergleich, die Planckenergie liegt bei 10^16 TeV.

Ich hatte diesen Korrekturfaktor für die Lebensdauer vergessen.

Ich hab nochmal quergelesen, was ich sonst dazu geschrieben habe, ich denke, der Rest passt soweit.
Gruß
Tom

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Beitrag von gravi » 12. Jan 2008, 17:03

Danke für Deine Korrekturen, Tom, das sieht dann ja etwas plausibler aus.

Die Planckzeit liegt übrigens meines Wissens bei rund 10^-43 , der exakte aus der Formel errechnete Wert bei 5,39121x10^-44 .

Schönen Gruß
gravi
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Beitrag von tomS » 14. Jan 2008, 01:06

Hi,

ich hab nochmal die Reichweite der BHs aus der kosmischen Strahlung abgeschätzt. Ich berücksichtige dabei die Verlängerung der Lebensdauer aufgrund der Extradimensionen (s.o.: von 10^-100 auf 10^-26 sek.), die Verlängerung der Lebensdauer aufgrund der höheren Masse (ein Faktor 10^3), die Zeitdilatation (die BHs zerfallen aus Sicht des ruhenden Beobachters langsamer) und ich berücksichtige die höhere Schwerpunktsenergie (ca. das zehnfache der am LHC).

Meine Abschätzung ergibt eine Lebensdauer von ca. 10^-23 sek. (im Ruhesystem des BHs) und eine Reichweite von 10^-10 m (im System des ruhenden Beobachters, also auf der Erde).

Die Reichweite liegt also im atomaren Bereich!

Ach ja - und Gravi hat natürlich recht mit der Planck-Zeit!
Gruß
Tom

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Beitrag von Maclane » 14. Jan 2008, 02:02

Was mich ein wenig verwundert ist, wie sicher sich hier alle sind, dass schwarze Löcher über die Hawking-Strahlung "verdampfen".

Experimentell nachgewiesen wurde sie afaik noch nicht. Woher dann diese Gewissheit?

Hawking schrieb in einem seiner Bücher, wenn die Strahlung nachgewiesen würde, hätte er seinen Nobelpreis sicher. Aber bekommen hat er ihn noch nicht.
Also auf der einen Seite, ist man sich soooo sicher, dass schwarze Löcher von allein verschwinden, dass man gewillt ist, künstlich welche zu erzeugen. Aber auf der anderen Seite will man Prof. Hawking den noblen Preis nicht geben, weil man sich anscheinend doch nicht so sicher ist (wie auch ohne experimentellen Nachweis?).

Was wenn es die Hawking-Strahlung nun doch nicht gibt? Ein geladenes Mini-Hole könnte man noch festhalten. Aber ein ungeladenes würde wohl einfach bis zum Erdmittelpunkt fallen, um dort in aller Seelenruhe den "Weltuntergang" vorzubereiten.
Hat man denn für den Fall, dass es solche Mini-Holes wirklich gibt und die Hawking-Strahlung nicht, entspechend vorgesorgt - z.B. indem man tatsächlich nur ein geladenes SL erzeugt und für alle Fälle eine Magnetfalle bereithält?

Ich mein, man kann ja nie wissen, oder? ;)

Gruss Mac
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Beitrag von Stephen » 14. Jan 2008, 18:22

Hallo!

@Mac:
Stimmt! Es ist ja auch noch nicht klar, was mit dem Verdampfen eines SLs (falls es denn so wäre...) "verloren" geht. Wir hatten da mal eine Diskussion über Informationen, die in ein black hole gestürzt sind. "Eigentlich" dürften die weder völlig von der Bildfläche verschwinden noch irgendwo unverhofft wieder auftauchen. Und wenn doch: Wo, wie und in welcher Form?

Die Hawking-Strahlung selbst ist mir ein zu heißes Eisen, da sie auf quantenmechanischen Effekten beruht und - wie ein SL selbst - nicht messbar/sichtbar/berührbar ist, sondern eben auf gut recherchierten anderen Berechnungen beruht. So ähnlich ist ja auch das Schwarze Loch "geboren" worden...

Gruß, Steffen
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Beitrag von gravi » 14. Jan 2008, 18:58

Messbar ist die Hawkingstrahlung sicherlich nicht, dazu ist sie viel zu schwach und wird von den Emissionen der Akkretionsscheiben hoffnungslos überstrahlt.

Allerdings ist der Effekt derart plausibel, dass er wohl in den Hinterstübchen der meisten Astrophysiker fest verankert ist. Als Zwicky die Neutronensterne voraussagte, hat ihm wohl auch kaum jemand zugehört und nach Einsteins Prophezeihung hat es auch längere Zeit gedauert, bis man SL's sicher nachgewiesen hatte. Also, warum nicht?

Ich glaube, ansonsten würde sich am Cern niemand trauen, ein Schwarzes Miniloch zu erzeugen...

Gruß
gravi
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Beitrag von Maclane » 14. Jan 2008, 19:26

Ja aber wenn man sich so sicher ist, dann kann man doch dem guten Stephen H. seinen Preis geben, oder nicht?

Irgendwie find ich das schon ein wenig schizophren.

Und sorry, wenn ich das so sage, aber irgendwie sieht das für mich (als Laien) so aus, als würde man da irgendein Experiment machen, wo man gar nicht weiß, was man da eigentlich macht.

Wenn die LHC-Forscher allerdings sagen "wir sind auf alles vorbereitet, auch auf die Nicht-Existenz er Hawking-Strahlung", ja dann hab ich nichts gesagt und wir vergessen das Thema.
Aber davon hab ich noch nie was gelesen. Bisher liest sich nämlich alles so "Ja wir probieren es einfach mal und entweder erzeugen wir ein SL oder auch nicht. Und falls ja, nur keine Sorge, das verdampft schon irgendwie von allein. Hat uns doch Hawking in den Siebzigern alles vorgerechnet." :roll:

Ich will nur sagen, Vertrauen ist gut, Aufpassen ist besser. ;)
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Beitrag von Stephen » 14. Jan 2008, 20:52

Hallo,

also irgendwie kann ich @Macs Nachdenklichkeit schon verstehen. Die Arbeiten am LHC in Genf werden in der breiten Öffentlichkeit ja nicht durchgehend positiv bzw. wohlwollend betrachtet; das Spektrum der Meinungen ist da weit gefächert: Umweltschützer bemängeln die exorbitante Energieverschwendung, besonders gläubige Fraktionen sehen eine Art "Gotteslästerung" in den Versuchen und einige andere halten das CERN insgesamt für reine Geld- und Zeitverschwendung.

Was genau man sich für Ergebnisse beim größten Teilchenbeschleuniger der Welt erhofft, ist mir ehrlich gesagt auch nicht völlig klar - höchstens die, die existierenden Hypothesen zu bestätigen oder - im schlimmsten Falle - auf die Probe zu stellen...

Ich persönlich halte Forschung für wichtig und unabdingbar. Zudem hat sich noch nie eine von Skeptikern vorhergesagte Apokalypse ereignet - mein Vertrauen in die moderne Wissenschaft ist daher in den letzten Jahren auch eher gewachsen. Auf der anderen Seite sollte man Anderdenkende auch nicht mit Floskeln wie "ihr Dummköpfe habt ja sowieso keine Ahnung, wir schlauen Leute machen das schon..." abspeisen.

Gruß, Steffen
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Beitrag von tomS » 15. Jan 2008, 03:01

Hallo zusammen,

Zur Rechtfertigung der Ideen bzgl. Mini-BHs und Hawking-Strahlung eine kurze Zusammenfassung dessen, was ich hier schon geschrieben habe.
Ich hab ziemlich zu Beginn dieses Threads die drei Zugänge (Hawking, Schleifenquantengravitation, Stringtheorie) verglichen und folgende Schlussfolgerung daraus gezogen:
Alle drei Ansätze zusammen zeigen, dass man irgendwie auf dem richtigen Weg ist, jedoch ist keiner für sich alleine wirklich vollständig.
Außerdem
Theorien der Quantengravitation werden immer wieder daran gemessen, ob sie den Effekt der Hawkingstrahlung reproduzieren. Man muss natürlich betonen, dass diese nicht experimentell bestätigt ist - und evtl. nie werden wird :-)
Also eine Quantengravitationstheorie, die keine Hawkingstrahlung voraussagen würde, würde wohl eher auf Ablehnung stoßen, ist aber noch nicht nachweislich falsch!
Zur Gültigkeit der Abschätzung von Hawking habe ich auch schon geschrieben, dass diese wohl nicht beliebig extrapolierbar ist:
Zusammenfassend heißt dies, dass die Extrapolation von großen zu Mini-BHs sicherlich unterhalb einer bestimmten Masse zusammenbricht.
Ich hoffe, daraus wird klar, wie skeptisch ich diesen Ideen insgs. gegenüberstehe. Ich nehme das keineswegs alles für bare Münze.

Zur Messbarkeit der Hawking-Strahlung:
Ja, wie Gravi sagt, für die BHs, wo man sie guten Gewissens glauben kann, ist sie sicher wesentlich schwächer als die Strahlung aus den Akkretionsscheiben, sogar deutliche schwächer als die 2.7 Kelvin-Hintergrundstrahlung!

Zum Informationsverlust:
Laut den ursprünglichen Berechnungen von Hawking ist die Strahlung rein thermisch, d.h. die Information der ins BH gesogenen Materie geht tatsächlich verloren. Hawkings Berechnung ist aber an dieser Stelle unvollständig, da er die Materie quantenmechanisch behandelt, das BH aber nicht. Neuere Berechnungen auf Basis der Stringtheorie sowie der Schleifenquantengravitation (hab’ ich ebenfalls hier kurz erwähnt) machen einen mikroskopischen Ansatz für die BHs und können auf Basis der elementaren Freiheitsgrade ein mikroskopisches Modell der Entropie ableiten. Laut neuen Berechnungen der Schleifenquantengravitation ist zudem die Strahlung nicht rein thermisch, sondern es gibt ein mehr oder weniger deutlich ausgeprägtes Linienmuster. Diese Emissionslinien zeigen die Übergänge zwischen verschiedenen Mikrozuständen im BH an. Demnach würde die Mikrostruktur des BHs die Information kodieren und (im Falle einer Emission) auch über die Strahlung wieder abgeben. Sicher – das ist alles erst mal Spekulation – aber wenn sich die Theorie der Schleifenquantengravitation mittels anderer Effekte und Experimente erhärten lässt, dann wäre das ein deutlicher Hinweis darauf, dass es eben keinen Informationsverlust im BH gibt. Man ist sich (Hawking eingeschlossen) auch darin einig, dass es diesen Informationsverlust nicht geben darf, da er auf ein prinzipielles Versagen der Quantenmechanik hindeuten würde. Alle heutigen Ansätze zur Quantengravitation, Stringtheorie usw. – so unterschiedlich sie im Einzelnen auch sein mögen – setzen dennoch voraus, dass die Grundaxiome der Quantenmechanik weiterhin gültig bleiben, und die schließt Informationsverlust definitiv aus!

Zu den Bedenken bzgl. der BHs am LHC:
Ich hab’ versucht klar zu machen, dass dies kein grundsätzlich neues Experiment ist, sondern dass man bereits Erkenntnisse aus der kosmischen Strahlung hat
Zur Erzeugung der BHs am LHC bzw. in der Lufthülle aufgrund hochenergetischer Protonen oder Antiprotonen:
Entweder gibt es die BHs aus der kosmischen Strahlung bereits heute, dann hat man sie noch nicht als solche entdeckt und somit sind sie als BHs selbst unkritisch. Demnach sind die BHs am LHC natürlich erst recht ungefährlich, da sie ja entsprechend weniger energiereich sind. ...
Oder es gibt die BHs aus der kosmischen Strahlung nicht, weil die Energie zur Erzeugung nicht ausreicht - dann gibt es sie am LHC erst recht nicht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Mensch heute nicht in der Lage ist, ein Hochenergie-Experiment durchzuführen, das die Natur nicht bereits vorher „durchgeführt“ hat. Der Unterschied ist lediglich die genauere Messbarkeit sowie die bessere Statistik aufgrund der häufigeren Ereignisse.

Zum LHC:
Grundsätzlich ist zum LHC zu sagen, dass es nicht seine zentrale Aufgabe ist, BHs zu erzeugen, sondern dass man auf der Suche nach ganz anderen Effekten ist, insbs. Ergänzungen und/oder Erweiterungen des Standardmodells, z.B. Supersymmetrie und insbs. Higgs-Bosons. Die Mini-BHs, die ja eine ganz spezielle Variante der Stringtheorie voraussetzen, sind sicher eher ein Nebenkriegsschauplatz, der teilweise etwas aufgebauscht wird.
Was man am CERN testen möchte, habe ich ja an anderer Stelle schon beschrieben:
„Grenzbereiche => 2008 - Was gibt’s neues am LHC?“
Die Vorgehensweise beim LHC entspricht der üblichen Vorgehensweise bei einem Beschleunigerexperiment einer neuen Generation.
Wenn man grundsätzlich Sinn, Legitimation oder Zulässigkeitder der Grundlagenphysik in Frage stellt, dann muss man CERN natürlich ablehnen. Aber das ist kein Standpunkt, den ich hier diskutieren möchte – wenn, dann in einem anderen Thread.

Zum Preis für den guten Prof. Hawking:
Er kann den Preis sicher erst dann bekommen, wenn „seine“ Strahlung (evtl. mit Modifikationen) in einem Experiment zumindest indirekt nachweisbar ist – dies ist ggw. leider nicht absehbar.
Gruß
Tom

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Beitrag von gravi » 15. Jan 2008, 18:51

Danke Tom für diese nochmalige Zusammenstellung.
Dem ist nichts hinzu zu fügen!

Gruß
gravi
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Beitrag von derNeugierige » 19. Jan 2008, 13:54

Hallo Tom,

das ist wirklich eine tolle Zusammenfassung von dir. Was mir allerdings nicht ganz klar wird, ist der Zusammenhang zwischen den MBHs und den Extradimensionen.Da kommen mir eigentlich gleich mehrere Fragen auf. Mal angenommen es gäbe diese Extradimensionen, wieso sollte man dann weniger Energie benötigen, um so ein BH zu erzeugen? Es ist ja klar, dass sich die Energie auf die Extradimensionen verteilt, aber die Gesamtenergie muss doch erhalten bleiben?! Wird denn da nicht der EES verstoßen?Denn wenn es Extradimensionen gäbe, und die Gravitationskraft in diese "entweichen" kann, müssen wir doch einen Energieverlust feststellen. Oder wie stellt man sich die Gravitation in der M-Theorie vor? Als Krümmung des Raumes eher weniger, oder?

Gruß
Christopher

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Beitrag von tomS » 22. Jan 2008, 00:14

Hi,

ich versuche nochmal einige Details zum Zusammenhang zwischen den Mini-BHs und den Extradimensionen nachzuliefern; hoffe, es verwirrt nicht zu sehr.

Zum Man muss dazu die Eigenschaften eines „normalen“ BHs verstehen: innerhalb des Ereignishorizontes (EH) eines BHs werden alle möglichen Bahnkurven eines Körper ihn immer näher ans Zentrum des BHs heranführen. Selbst Licht (das sich auch innerhalb des Ereignishorizontes immer mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet) folgt einer Bahnkurve, die es bestenfalls auf einem konstanten Abstand um das Zentrum des BHs herumführt (diese Grenze ist eben der EH). Alles innerhalb dieser Fläche kann dem BH nicht mehr entkommen und wird die Singularität erreichen.

Die Struktur des Lichtkegels innerhalb des EHs ist nun gegenüber dem flachen Raum um mehr als 45° gekippt ist, d.h. dass Zeit und Raum die Rollen getauscht haben. So wie sich im normalen Raum ein Körper nur vorwärts in der Zeit bewegen kann, so kann er sich innerhalb des EHs nur „vorwärts im Raum = auf die Singularität zu“ bewegen. Berechnet man die Eigenzeit entlang der Bahn des Körpers (entspricht der Zeit gemessen mit einer am Körper befestigten Uhr), so stellt man fest, dass er die Singularität in endlicher Zeit erreicht.

Man kann nun die Lösung der Einstein-Gleichungen für ein kugelsymmetrisches Objekt der Masse M berechnen und findet immer eine Lösungen, die außerhalb des sog. Schwarzschildradius R = 2GM/c^2 gilt. Wenn sich nun die gesamte Masse M innerhalb von R befindet, wird R physikalisch „sichtbar“, d.h. nur dann wird es ein schwarzes Loch geben (andernfalls befindet sich R innerhalb der Masseansammlung = die Masse hat eine größere Ausdehnung als R und die o.g. Lösung ist nicht gültig).

Man kann nun die Einstein-Gleichungen für den Fall lösen, dass unser Universum nicht D=3 sondern D=3+n Raumdimensionen hat. Dabei wird angenommen, dass zusätzliche Raumdimensionen noch auf einer Längenskala L kompaktifiziert sind (z.B. eine n-dim. Kugel oder ein n-dim. Torus mit Umfang n). Man findet nun zweierlei:

Zum einen erhält man wieder eine Lösung der Gleichungen, wobei Zeit und Raum innerhalb eines bestimmten Radius ihre Rolle vertauschen (s.o.); dieser Radius ist der (jetzt n-abhängige) neue Radius des Ereignishorizontes in 3+n Dimensionen = der „neue Schwarzschildradius“.

Zum anderen erhält man eine neue Massenskala, die die Rolle der Planck-Masse übernimmt. Die Planck-Skala (mit –Masse, -Energie, -Länge, …) zeichnet sich grob gesprochen dadurch aus, dass für Teilchen mit Energie größer als der Planck-Energie die ihnen zugeordnete Wellenlänge (nach dem Welle-Teilchen-Dualismus) kleiner wird als die Planck-Länge. Damit wird die „Größe“ eines Teilchens (bzw. des ihm entsprechendes Wellenpaketes) kleiner als die Planck-Länge und damit befindet sich das Teilchen (bzw. das Wellenpaket) vollständig innerhalb seines eigenen Ereignishorizontes = innerhalb seines eigenen Planck-Volumens
(die Planck-Länge ist grob gesprochen der Schwarzschildradius, der einem kleinstmöglichen BH der Planck-Masse entspricht).
In 3+ n Dimensionen erhält man nun wiederum eine n-Abhängigkeit dieser neue Massenskala. Man kann sich das so erklären, dass das Wellenpaket innerhalb eines bestimmten Volumens konzentriert sein muss. Die Ausdehnung r in 3 Dimensionen kann dabei beliebig groß werden, die in n Dimensionen jedoch nicht, da diese kompakt und von der Größenordnung L sind. Damit ist das Volumen, auf das das Wellenpaket konzentriert wird, von der Größenordnung V(3+n) = r^3 * L^n. Nun muss man das Wellenpaket auf ein Volumen kleiner dem Planck-Volumen (gemessen in 3+n Dimensionen) konzentrieren. Man erhält damit eine neue „effektive Planck-Skala“ in drei Dimensionen, die jedoch die Effekte in den übrigen n Dimensionen mit berücksichtigt.

Zusammenfassend werden sowohl der „neue Schwarzschildradius“ als auch die „effektive Planck-Masse“ abhängig von der Zahl der Extradimensionen n – und zwar so, dass die Bedingung für die Konzentration der „effektiven Planck-Masse“ innerhalb des neuen „Schwarzschildvolumens“ leichter zu erreichen sind, d.h. die „effektive Planck-Masse“ ist kleiner, der „neue Schwarzschildradius“ größer als die ursprünglichen Werte ohne Extradimensionen.

(Die Erklärung ist immer noch kompliziert, aber hoffentlich einfacher als einige Seiten Mathematik).

Die Energie verteilt sich nun tatsächlich auf mehr Dimensionen D=3+n. Aber solange die Längenskala, auf der die Beobachtungen durchgeführt werden, wesentlich größer sind, als die der Extradimensionen, solange „sieht“ man letztere nicht. Es ist so, als würde man einen Effekt (z.B. eine Schwingung) auf der Längenskala 1 Meter für ein großes Blatt Papier berechnen – dabei kann man das Blatt Papier als zweidimensional annehmen, ohne einen Fehler zu machen, obwohl sich alle Effekte natürlich tatsächlich in einer dreidimensionalen Papiersubstanz abspielen. Es geht einem auch keine „Energie in die dritte Dimensionen“ verloren, es ist eher so, als ob „die Energie in den zwei Dimensionen des Papiers gefangen wäre“, sie kann nicht entkommen. Wenn man natürlich auf eine kleinere Längenskala als die Dicke des Papiers heruntergeht (was man aber praktisch bei den Extradimensionen nicht kann) dann „sieht“ man die Dicke des Papiers und muss sie in die Rechnung einbeziehen, sonst werden die Rechnungen tatsächlich falsch.

Die Gravitation in der String- / M-Theorie muss man sich als Kombination einer klassischen Raum-Zeit-Krümmung plus zusätzliche Gravitationswellen (= Gravitonen) denken.
Tatsächlich kann man aber heute keine Gleichung für die M-Theorie angeben, in der die Raumzeit zum einen einem schwarzen Loch entspricht und zum anderen die Quantisierung der Gravitationswellen vollständig durchgeführt wurde, diese Gleichungen kennt man heute (noch ?)nicht. Man kann entweder die Gravitationswellen quantisieren, muss dann aber den Raum als flach = ohne BH annehmen, oder man kann ein klassisches schwarzes Loch in 3+n Dimensionen konstruieren und dessen Effekte rein klassisch betrachten.
Für die o.g. Berechnungen werden nach meinem Verständnis rein klassische Argumente für BHs in 3+n Dimensionen benutzt. Die zusätzlichen Dimensionen sind durch die String- / M-Theorie motiviert, mehr jedoch nicht.

Die String- / M-Theorie ist quantenmechanisch nur in einer 10- / 11-dimensionaklen Raumzeit konsistent, die o.g. Rechnungen sowie die Überlegungen für die BHs am LHC werden aber rein klassisch für beliebige Dimensionen D=3+n durchgeführt. Man möchte am LHC somit auch evtl. einen Hinweis auf die Anzahl der Extradimensionen n bekommen. So kann man z.B. aus der Nichtexistenz von BHs bei bestimmten Energien immer Extradimensionen oberhalb einer bestimmten Größe ausschließen, d.h. man kann dann für jedes n angeben, wie klein die Extradimensionen mindestens sein müssen, so dass man sie eben nicht sieht (da es zur Erzeugung der BHs nicht ausreicht). Wenn man umgekehrt BHs bei einer bestimmten Energie finden sollte, so kann man höchstens für jedes n die minimale Größe L angeben, also ein mögliches Wertepaar (n, L), das mit der Messung verträglich ist, nicht jedoch einen genauen Wert für n. Insgs. ist das schon ein ziemliches Fischen im Trübern, selbst wenn man tatsächlich BHs finden sollte.
Gruß
Tom

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Beitrag von wilfried » 7. Apr 2008, 13:35

Liebe Freudne

Tom schrieb hier:
Man kann das Ergebnis noch weiter nach unten korrigieren, da das BH niemals die gesamte Erde durchqueren wird, ohne vorher zu zerstrahlen:
Die am LHC produzierten Mini-BHs hätten eine Energie von ca. 14 TeV und eine Lebensdauer von ca. 10^-100 sek. Berechnet man für schwerere BHs die Geschwindigkeit und die zurückgelegte Wegstrecke, so kann man sich folgender einfacher Abschätzung bedienen: die Pionen, die aus der kosmischen Strahlung entstehen, müssten nach so kurzer Zeit zerfallen (10^-17 sek.), dass sie niemals die Erdoberfläche erreichen dürften. Dass man sie dennoch nachweisen kann, liegt an der relativistischen Zeitdilatation, sie zerfallen quasi langsamer. Dieser Effekt ist für BHs der genannten Größenordnung jedoch deutlich geringer, da sie wesentlich schwerer sind, somit bei gleicher Energie deutlich langsamer und somit wiederum die Zeitdilatation deutlich geringer ausgeprägt. Allerdings wird die Abschätzung der Lebensdauer durch Hawking-Zerstrahlung in Theorien mit Extradimensionen nochmals deutlich modifiziert.
Gestern Abend in den Nachrichten kam, dass der LHC gestern fürs Volk zur Besichtigung freigegebwn wurde. Man sprach auch von der denkbaren Erzeugung winziger Schwarzer Löcher. Dazu äußerte sich einer der Physiker dort etwa so:

Man weiss noch nicht sehr darüber. Auf weitere Fragen ob der Gefährlichkeit kam in etwa die Antwort:
Man schätze die Gefahr dass ein so erzeugtes Schwarzes Loch gefährlich werden könne als sehr gering ein, könne sie aber letztlich nicht ausschliesen.

Nun steht das etwas im Gegensatz zu dem, was TOM hier erzählt. Bei Tom kommt es zu mir so rüber, dass die zur verfügung stehenden Energienen niemals ausreichen können, dass diese Art von SLs zu einem Wachstum führen können, welches auch nur annähernd in eine Gefahrenzone kommt.

Was nun ist richtig? Liegt beim Berieb des LHCs wirklich eine gewisse Risikobereitschaft vor oder nicht?

Gruß

Wilfried
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Beitrag von tomS » 7. Apr 2008, 13:44

Ich hab den Beitrag auch gesehen und war etwas befremdet. Die wesentliche Message ging ziemlich unter: was am LHC gemacht wird, findet in der Natur (in der Atmosphäre) sowieso ständig statt, jedoch nicht so, dass es von uns studiert werden kann (sagte glaube ich der CERN-Sprecher).
Gruß
Tom

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Beitrag von wilfried » 7. Apr 2008, 13:49

Tom

das bestätige ich auch. Nur habe ich diese Info als nicht so wesentlich angesehen oder andersherum gesagt, dass habe ich so verstanden, dass die Vorgänge der natur am LHC nachgebildet werden.
Gruß

Wilfried
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