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Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches ?

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Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches ?

Beitrag von Job » 26. Mai 2015, 09:21

Hallo zusammen,

das nachfolgende Thema ist in einigen Varianten bereits in verschiedenen threads schon einmal angeschnitten worden. Ich würde es trotzdem gerne noch einmal in sehr kompakter Form anschneiden.

Dazu folgende Ausgangssituation: Wir betrachten ein Schwarzes Loch mit einer schweren Masse von mehreren Milliarden Sonnenmassen, so dass wir am Ereignishorizont die Gezeitenkräfte vernachlässigen können. Ausserdem soll es der Einfachheit halber nicht rotieren.

Nun betrachten wir zwei Raumschiffe, die in einem geringen Abstand zueinander ohne Antrieb vom Schwarzen Loch angezogen werden. In einem dieser Raumschiffe sitzen wir. Das andere haben wir mit Scheinwerfern angestrahlt, so dass wir es sehen können.

Wir wollen uns nun ausschliesslich auf die beiden Raumschiffe und ihre Insassen konzentrieren. Beobachter ausserhalb sollen keine Rolle spielen.

Nun zu meinen Fragen:

Was geschieht mit uns und dem Raumschiff? Ändert sich etwas? Leben wir noch?

1. Bei Annäherung an den Ereignishorizont
2. Beim Erreichen
3. Beim Überschreiten


Was sehen wir von dem anderen Raumschiff? Ändert sich etwas?

1. Bei Annäherung an den Ereignishorizont
2. Beim Erreichen
3. Beim Überschreiten


Mit welcher Geschwindigkeit relativ zum Zentrum des Schwarzen Loches bewegen sich die Raumschiffe auf Basis der Längen- und Zeiteinheiten unserer Erde (nicht als Beobachter, sondern nur als Massstab!)?

1. Bei Annäherung an den Ereignishorizont
2. Beim Erreichen
3. Beim Überschreiten

Bin sehr gespannt auf die Antworten.

Viele Grüße
Job
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von seeker » 26. Mai 2015, 10:17

Noch eine kurze Frage dazu:
Befinden sich die Raumschiffe anfangs in einem geringen Abstand nebeneinander oder hintereinander (relativ zum SL-Zentrum)?

Grüße
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Job » 26. Mai 2015, 10:59

seeker hat geschrieben:Noch eine kurze Frage dazu:
Befinden sich die Raumschiffe anfangs in einem geringen Abstand nebeneinander oder hintereinander (relativ zum SL-Zentrum)?
Gute Frage. Ich hatte es nebeneinander auf gleicher "Höhe" gemeint. Lass uns damit starten. Den anderen Fall können wir dann später evtl. auch noch betrachten.

Viele Grüße
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von seeker » 26. Mai 2015, 16:45

Yukterez hat geschrieben:Dann kannst du die beiden Raumschiffe gleich als ein Raumschiff zusammenfassen.
Das stimmt! :)
Also, dann fassen wir doch einmal die zwei nebeneinander fallenden Raumschiffe zusammen:
EIN Raumschiff, im Raumschiff befinden sich zwei gegenüberliegende Spiegel A und B, zwischen denen ein Lichtstrahl senkrecht zur Raumschiff-Bewegungsrichtung hin und herläuft.

Was sehen wir in dem Fall bei 1., 2. und 3., bei A) und B)?
Nichts, nichts besonderes! Lichtstrahl läuft ganz normal hin und her...

Sind es zwei Raumschiffe (die kann man sich auch gemeinsam in einem großen Kasten schwebend, gemeinsam fallend vorstellen), dann nähern sie sich beim Einfall ins SL seitlich weiter an, da die Gravitationsfeldlinien nicht parallel sind, das scheint mir im Wesentlichen alles zu sein.

C) scheint mir schwierig:
Job hat geschrieben:Mit welcher Geschwindigkeit relativ zum Zentrum des Schwarzen Loches bewegen sich die Raumschiffe auf Basis der Längen- und Zeiteinheiten unserer Erde (nicht als Beobachter, sondern nur als Massstab!)?
Was bedeutet das? Geht das sinnvoll, ohne Beobachter? Wie soll man da einen solchen Maßstab einsetzen/definieren? Ohne Beobachter kein Maßstab!
Ich denke, man muss hier eh das Raumzeitbild benutzen.

Die andere Geschichte mit hintereinander fliegenden Raumschiffen sieht anders aus, aber das muss ich auch erst nochmals nachschlagen, das hatten wir hier schon einmal.

Grüße
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von gravi » 26. Mai 2015, 17:44

Die meisten Fragen wurden ja bereits korrekt beantwortet.
Ich sehe es noch so, dass beim Parallelflug beider Raumschiffe man am benachbarten Schiff nichts beobachtet, also keine Veränderung beim Eintritt in den Horizont , auch davor und hinterher nicht.
Obwohl ich letzten Punkt sehr in Frage stellen muss, denn wir wissen praktisch nichts über das Innere eines SL's. Falls wir nämlich keine Vakuumlösung haben sondern es sich um die hypothetischen Gravasterne handelt, Holosterne oder Fuzzballs, dann dürfte das Ende bereits beim Überschreiten des Horizont eintreten - die Raumschiffe samt Insassen würde zu radialen Stringbündeln umgemodelt. Noch mieser sähe es aus, wenn die so genannten Schwarzen Sterne realisiert wären - das gäbe einen Aufprall auf einen massiven Körper, den noch massiver als ein Neutronenstern wäre.

Aber selbst wenn die Vakuumlösung zutrifft, ist man auf jeden Fall verloren. Innerhalb des Horizontes stürzt man mit min. Lichtgeschwindigkeit zur Singularität, wahrscheinlich sogar noch schneller, denn hier ist Überlicht kein Verbot mehr.

Gruß
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von deltaxp » 27. Mai 2015, 10:41

free falling observer
Yukterez hat geschrieben: 1) Nichts
2) Nichts
3) Zuerst nichts, später dann Spaghettifizierung
Wann die Spaghettifizierung einsetzt hängt natürlich von der grösse des schwarzen lochs, bzw. vom Gradienten des grav-feldes, von dem objekt und seiner innereren Integrität ab. bei solaren schwarzen löchern passiert die meist schon vor dem Horizont, unsereinen würde es wohl auch schon bei nem neutronenstern evtl sogar schon bei nem weissen Zwerg zerreissen vor dem aufschlag.

hinzufügen möchte ich: erreichen der Singularität, oder was immer das für ein raumzeitzustand ist, was da passiert fehlt leider die theorie

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Timm » 27. Mai 2015, 16:05

Job hat geschrieben: Was sehen wir von dem anderen Raumschiff? Ändert sich etwas?

1. Bei Annäherung an den Ereignishorizont
2. Beim Erreichen
3. Beim Überschreiten
Gut Frage. Aus der Hüfte mutmaße ich wie folgt: freifallende Objekte beschleunigen relativ zueinander. Radial hintereinander fallend beschleunigen sie voneinander weg und nebeneinander fallend (dein Beispiel) aufeinander zu. Deshalb sehen sie sich rot- bzw. blauverschoben. In dieser Dopplerverschiebung taucht M/r auf, was den Unterschied zur flachen Raumzeit ausmacht.

Beim EH verlaufen die Lichtkegel tangential. Die Längsachse der Raumschiffe sei radial orientiert. Ein beim Überschreiten vom Bug gesendeter Lichtpuls breitet sich auf dem EH ( r = 2M) aus. Ob und wo weiter hinten er das andere Raumschiff, das während der Lichtlaufzeit den EH ganz oder teilweise überschreitet, noch erreicht, hängt vom Abstand ab. Gleiches gilt für weiter innen.

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Job » 28. Mai 2015, 07:46

Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Ich habe noch eine ganze Menge Fragen dazu, deren Antwort mir noch nicht klar ist. Zunächst noch ein paar Kommentare. Ich habe bewusst zwei Raumschiffe gewählt, weil ich dazu später auch noch ein paar Fragen habe, die dann etwas plastischer werden. Man kann aber auch das Beispiel von Seeker mit zwei Spiegeln A und B alternativ wählen. Ich habe auch bewusst keine klassischen Beobachter in diesem Beispiel, weil es mir nur darum geht was mit den beiden Raumschiffen aus Sicht der jeweiligen Insassen wirklich physisch passiert. Wir tun also so, als wenn wir selbst in einem der Raumschiffe sitzen würden. Nun gab es einige Aussagen zu diesem konkreten Fall, dass dann nichts passiert. Ich merke also keine Veränderung weder vor, noch am, noch kurz hinter dem Horizont. Das ist mir noch nicht klar. Daher eine erste Frage dazu.

Nehmen wir einmal an, dass jemand auf der Erde eine Atomuhr beobachtet die gerade auf 0 gestellt worden ist und dass er (reines Gedankenexperiment) die Möglichkeit hat, die Atomuhr in unserem Raumschiff zu beobachten, die zufälligerweise ebenfalls auf 0 steht. Wenn der auf der Erde nun nach 10 Sekunden auf die Uhr im Raumschiff schaut. Was sieht er dann da?

Die gleiche Zeit oder weniger als 10 Sekunden? Wir gehen dabei davon aus, dass wir uns schon sehr nahe am Horizont befinden.
Läuft die Atomuhr im Raumschiff also physisch langsamer als unsere?

Viele Grüße
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Timm » 28. Mai 2015, 10:30

Job hat geschrieben: Ich merke also keine Veränderung weder vor, noch am, noch kurz hinter dem Horizont.
Doch, die nebeneinander fallenden Raumschiffe sehen sich blauverschoben und nicht mehr vollständig. Hast du wahrscheinlich überlesen.

Von der Erde aus beobachtet tickt die Uhr in der Nähe des SLes langsamer, d.h. sie zeigt dann in deinem Beispiel > 10 s an. Dabei gibt es noch einen Unterschied bzgl. statisch und frei fallend. Aus Sicht der Erde tickt die Uhr des frei fallenden Raumschiffs noch etwas langsamer als die des statischen (beschleunigt, sodaß r = const). Bei der Beobachtung der Erd Uhr aus der Sicht des Raumschiffs ist es umgekehrt.

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Job » 28. Mai 2015, 11:43

Timm hat geschrieben:
Doch, die nebeneinander fallenden Raumschiffe sehen sich blauverschoben und nicht mehr vollständig. Hast du wahrscheinlich überlesen.
Darauf würde ich gerne später noch einmal zurückkommen.
Timm hat geschrieben: Von der Erde aus beobachtet tickt die Uhr in der Nähe des SLes langsamer, d.h. sie zeigt dann in deinem Beispiel > 10 s an. Dabei gibt es noch einen Unterschied bzgl. statisch und frei fallend. Aus Sicht der Erde tickt die Uhr des frei fallenden Raumschiffs noch etwas langsamer als die des statischen (beschleunigt, sodaß r = const). Bei der Beobachtung der Erd Uhr aus der Sicht des Raumschiffs ist es umgekehrt.
Ich formuliere meine Frage vielleicht mal etwas anders, damit wir diesen Beobachter nicht brauchen, der mit dieser Frage im Grunde nichts zu tun hat. Es gibt ja dieses Experiment mit den Atomuhren in einem Flugzeug. Dort wird laut ART bestätigt, dass die Uhren in der Nähe eines Schwerkraftfeldes langsamer gehen. Diese Bestätigung erfolgte dadurch, dass man die Anzeigen der Atomuhren auf der Erde und denen im Flugzeug verglichen hat. Dies bedeutet, dass die Atomuhr auf der Erde aufgrund der höheren Schwerkraft wirklich physikalisch langsamer gelaufen ist als die im Flugzeug. Meine Frage lautet dann eigentlich: Gilt das Gleiche auch für die Uhr in unserem Raumschiff?

Viele Grüße
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Timm » 28. Mai 2015, 18:26

Job hat geschrieben: Dies bedeutet, dass die Atomuhr auf der Erde aufgrund der höheren Schwerkraft wirklich physikalisch langsamer gelaufen ist als die im Flugzeug. Meine Frage lautet dann eigentlich: Gilt das Gleiche auch für die Uhr in unserem Raumschiff?
Ja, die Uhr im Raumschiff geht langsamer. Ich denke, das hatte ich schon geschrieben. Im Vergleich zu dem des Schwarzen Loches ist das Gravitationsfeld der Erde vernachlässigbar. Der Erdbewohner ist in guter Näherung im flachen Raum. Die Zeitdilatation, mit der er das Raumschiff sieht, hängt vom Verhältnis Schwarzschildradius zum Radius des Raumschiffs ab. Sind beide gleich, bleibt die Uhr stehen (nur theoretisch).

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Job » 28. Mai 2015, 19:15

Timm hat geschrieben: Die Zeitdilatation, mit der er das Raumschiff sieht, hängt vom Verhältnis Schwarzschildradius zum Radius des Raumschiffs ab. Sind beide gleich, bleibt die Uhr stehen (nur theoretisch).
Hallo Timm,

es geht mir in dem Beispiel wie gesagt nicht darum, was ein Beobachter auf der Erde oder sonst wo sieht, sondern, was wirklich mit der Uhr im Raumschiff passiert. Bei dem Experiment mit dem Flugzeug hättest Du die beiden Atomuhren im Flugzeug und auf der Erde auch in jeweils einen schwarzen Kasten sperren und die beiden Kästen erst zum Schluss gleichzeitig wieder öffnen können. Das Ergebnis wäre das Gleiche. Sie sind unterschiedlich gelaufen, nicht nur theoretisch, sondern real. Die auf der Erde verbliebene zeigt eine gemäß ART geringere Zeit an als die aus dem Flugzeug. Dies hat mit Beobachtern nichts zu tun. Daher möchte ich noch einmal fragen, ob die Uhr in dem Raumschiff ebenfalls real langsamer läuft, wenn sie sich dem Ereignishorizont nähert oder nicht.

Viele Grüße
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Timm » 28. Mai 2015, 23:19

Job hat geschrieben: es geht mir in dem Beispiel wie gesagt nicht darum, was ein Beobachter auf der Erde oder sonst wo sieht, sondern, was wirklich mit der Uhr im Raumschiff passiert.
Nichts, Job. Die tickt gleichmäßig vor sich hin. Sie weiß nicht, ob sie flacher Raumzeit oder in der Nähe eines Schwarzen Loches ist.

Du scheinst mit den Begriffen' Koordinatenzeit' vs. 'Eigenzeit' nicht vertraut zu sein. Letztere ist die Zeit, die die Uhr in dem Bezugssystem anzeigt, in dem sie ruht. Wenn Du relativ zur Uhr ruhst, liest du die Eigenzeit ab. Bist du relativ zu einer Uhr bewegt, gleichförmig oder beschleunigt, nennt man das, was du von dieser abliest Koordinatenzeit. Die unterscheidet sich dann von deiner Eigenzeit, die du von deiner Uhr (relativ in Ruhe zu dir) abliest. Es vielleicht ganz hilfreich, unter Zeitdilatation zu googeln.

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Timm » 29. Mai 2015, 09:07

Yukterez hat geschrieben:Im Vergleich zu einem SL ist es zwar schwach, aber für solche Sachen wie GPS darf man es schon nicht mehr vernachlässigen!
Wobei derjenige, der diesen Zusammenhang ernsthaft bestreiten wollte, schlechte Karten hätte. :wink:

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Job » 31. Mai 2015, 17:09

Timm hat geschrieben:
Job hat geschrieben: es geht mir in dem Beispiel wie gesagt nicht darum, was ein Beobachter auf der Erde oder sonst wo sieht, sondern, was wirklich mit der Uhr im Raumschiff passiert.
Nichts, Job. Die tickt gleichmäßig vor sich hin. Sie weiß nicht, ob sie flacher Raumzeit oder in der Nähe eines Schwarzen Loches ist.
Leider habe ich es noch nicht verstanden. So wie ich das im Moment sehe, geht die Atomuhr im Raumschiff real mit jeder Annäherung an den Ereignishorizont langsamer. Dies ergibt sich aus meiner Sicht aus der ART und den Experimenten dazu, die zeigen, dass die Atomuhren in einem Schwerefeld real langsamer ticken. Bei Erreichen des Ereignishorizontes müsste die Atomuhr dann sogar physisch stehen bleiben. Dies würde aus meiner Sicht bedeuten, dass (falls er denn dazu noch in der Lage ist) ein Blick eines Insassen dieses Raumschiffes auf die Atomuhr zeigt, dass da nichts mehr vor sich hin tickt. Was übersehe ich hier Eurer Meinung nach?

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Gepakulix » 31. Mai 2015, 17:16

Job hat geschrieben:Bei Erreichen des Ereignishorizontes müsste die Atomuhr dann sogar physisch stehen bleiben. Dies würde aus meiner Sicht bedeuten, dass (falls er denn dazu noch in der Lage ist) ein Blick eines Insassen dieses Raumschiffes auf die Atomuhr zeigt, dass da nichts mehr vor sich hin tickt. Was übersehe ich hier Eurer Meinung nach?
Das Gehirn des Insassen arbeitet im Prinzip gleich schnell wie die dortige Atomuhr: Je langsamer die Atomuhr tickt, desto langsamer arbeitet das Gehirn.
Deshalb kann das Gehirn des Insassen nie bemerken, wenn die Atomuhr langsamer tickt.

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Job » 31. Mai 2015, 17:25

Gepakulix hat geschrieben:
Job hat geschrieben:Bei Erreichen des Ereignishorizontes müsste die Atomuhr dann sogar physisch stehen bleiben. Dies würde aus meiner Sicht bedeuten, dass (falls er denn dazu noch in der Lage ist) ein Blick eines Insassen dieses Raumschiffes auf die Atomuhr zeigt, dass da nichts mehr vor sich hin tickt. Was übersehe ich hier Eurer Meinung nach?
Das Gehirn des Insassen arbeitet im Prinzip gleich schnell wie die dortige Atomuhr: Je langsamer die Atomuhr tickt, desto langsamer arbeitet das Gehirn.
Deshalb kann das Gehirn des Insassen nie bemerken, wenn die Atomuhr langsamer tickt.
Das leuchtet mir irgendwie ein. Das würde aber auch bedeuten, dass ich gehirntot bin, wenn ich den Ereignishorizont erreicht habe, oder?
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Gepakulix » 31. Mai 2015, 17:46

Gepakulix hat geschrieben:Das würde aber auch bedeuten, dass ich gehirntot bin, wenn ich den Ereignishorizont erreicht habe, oder?
Das hängt eigentlich nur von der Definition von "gehirntot" ab.

Aber normalerweise wird der Gehirntod durch einen lokal anwesenden Arzt festgestellt. In diesem Fall bedeutet dies, dass der Arzt auch ein Insasse des Raumschiffs wäre, und sein Gehirn deshalb auch langsamer (bzw unendlich langsamer) ticket. In dem Fall würde er also keinen Gehirntod festellen können.

Anders ein Arzt im Off (sehr weit weg), welcher einen Gehirntod diagnostizieren dürfte, wenn denn noch irgendeine Datenverbindung zum Raumschiff bestehen würde (was aber nicht der Fall ist).

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Siggi » 31. Mai 2015, 18:25

Hallo,
um nochmal auf die Eingangsfrage einzugehen: bemerken wir es dann? Ein von aussen stehender Betrachter wird es bemerken aber wir selber erstmal kaum oder garnicht. Da sind wir leider mal wieder bei dem Thema Zeit und Raum.
Wir sind in dem System gefangen wenn wir den Ereignishorizont betreten oder ereichen. Es könnte sein, dass dann für uns alles normal abläuft, aber für Aussenstehende ist die Zeitwahrnehmung eine andere als für uns. Sich bewegende Systeme zueinander und ggf. auch deren Gravitation bewirken ja auch schon eine Zeitverschiebung.
Es scheint so zu sein, dass es immer im Sinne des Betrachters liegt oder desssen Position zu einem anderen System oder Bezugspunkt.

lg

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von gravi » 31. Mai 2015, 18:53

Ich glaube, hier habt ihr euch ein wenig verrannt.
Wenn ich als Astronaut mit einem Raumschif in den Ereignishorizont eines (großen) SL's eintauche, werden weder mein Gehirn noch eine mitgeführte Atomuhr langsamer arbeiten. In meinem Bezugssystem (dem Raumschiff) ändert sich nichts. Sollte aber einer von euch aus der Distanz mein Eindringen beobachten, ja dann würdet ihr die Atomuhr langsamer gehen sehen und müsstet praktisch unendlich lange warten, bis ich den Horizont überschreite. Ihr seid nämlich in einem ganz anderen Bezugssystem, das eben sich anders bewegt bzw. einem anderen Gravitationsfeld ausgesetzt seid. Das macht ja den Witz der Relativität aus.

Das Gravitationsfeld des SL's könnte man ebenso gut mit einer Bewegung in deutlichen Bruchteilen der Lichtgeschwindigkeit ersetzen - es würde sich der gleiche Effekt einstellen. Nur dass man beim SL langsam aber sicher in die Länge gezogen wird.

Gruß
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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Timm » 31. Mai 2015, 18:53

Job hat geschrieben:
Timm hat geschrieben:
Job hat geschrieben: es geht mir in dem Beispiel wie gesagt nicht darum, was ein Beobachter auf der Erde oder sonst wo sieht, sondern, was wirklich mit der Uhr im Raumschiff passiert.
Nichts, Job. Die tickt gleichmäßig vor sich hin. Sie weiß nicht, ob sie flacher Raumzeit oder in der Nähe eines Schwarzen Loches ist.
Leider habe ich es noch nicht verstanden.
Weil du nicht zwischen Koordinatenzeit und Eigenzeit unterscheidest. Nehmen wir an, die Uhr im Raumschiff sendet pro Sekunde einen Lichtpuls. Nun vergleicht der weit entfernte Beobachter die ankommenden Lichtpulse mit seiner Uhr. Seine Uhr zeigt seine Eigenzeit an, denn er ist in Ruhe relativ zu ihr. Nun stellt er fest, daß alle 100 s nach seiner Uhr ein Lichtpuls vom Raumschiff eintrifft. In Schwarzschild Koordinaten (daher die häufig verwendete Bezeichnung 'Koordinatenzeit') geht die Uhr des Raumschiffs 100 mal langsamer (oder bleibt stehen am EH) als die Uhr des entfernten Beobachters.

Das heißt nun nicht, daß die Uhr im Raumschiff langsamer geht oder stehen bleibt. Ich wiederhole mich jetzt, diese Uhr tickt gleichmäßig vor sich hin. Sie zeigt die Eigenzeit des Raumschiffs, der Pilot sieht nichts ungewöhnliches. Die Zeit, die vergeht, bis ein Objekt über den Ereignishorizont bis zur Singularität fällt, ist in dessen Eigenzeit sehr kurz, bei supermassiven SL einige Stunden. Jetzt klar?
Kurz gefasst, aus der Sicht des entfernten Beobachters geht die Uhr im Raumschiff langsamer, aus der Sicht des Piloten geht seine Uhr aber 'normal'. Aus seiner Sicht geht stattdessen die Uhr des entfernten Beobachters schneller als die Raumschiff Uhr. Google Gravitative Zeitdilatation.

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Gepakulix » 31. Mai 2015, 21:03

Timm hat geschrieben:
Job hat geschrieben: Ich merke also keine Veränderung weder vor, noch am, noch kurz hinter dem Horizont.
Doch, die nebeneinander fallenden Raumschiffe sehen sich blauverschoben und nicht mehr vollständig
Das mit der "Blauverschiebung" ist mir nicht so ganz klar.
Wenn ich mir noch einen Kasten um die beiden fallenden Raumschiffe vorstelle, und das Aequivalenzprinzip der ART einbeziehe, dann sollte es fuer die beiden Raumschiffe nicht möglich sein, irgend einen Unterschied zum frei Schweben im All zu erkennen. Eine Blauverschiebung wäre aber ein Unterschied.

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Gepakulix » 1. Jun 2015, 06:56

Yukterez hat geschrieben:
Gepakulix hat geschrieben: Das mit der "Blauverschiebung" ist mir nicht so ganz klar. Wenn ich mir noch einen Kasten um die beiden fallenden Raumschiffe vorstelle, und das Aequivalenzprinzip der ART einbeziehe, dann sollte es fuer die beiden Raumschiffe nicht möglich sein, irgend einen Unterschied zum frei Schweben im All zu erkennen. Eine Blauverschiebung wäre aber ein Unterschied.
Das starke Äquivalenzprinzip gilt auch nur auf so kleinen Skalen dass Gezeitenkräfte vernachlässigt werden können, also streng genommen nur für Punkte.
Ja, das stimmt schon.
Nur war das eben gerade die Voraussetzung für den ganzen Thread hier, vgl:
Job hat geschrieben: Dazu folgende Ausgangssituation: Wir betrachten ein Schwarzes Loch mit einer schweren Masse von mehreren Milliarden Sonnenmassen, so dass wir am Ereignishorizont die Gezeitenkräfte vernachlässigen können. Ausserdem soll es der Einfachheit halber nicht rotieren.

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Job » 1. Jun 2015, 08:13

Yukterez hat geschrieben: Bei gleichmäßiger Bewegung geht jeweils die andere Uhr relativ langsamer während beschleunigte Uhren absolut langsamer (und die unbeschleunigten damit schneller) gehen.
Dies ist das, was die Experimente mit den Atomuhren bestätigen. Daher noch einmal die Frage:

Bleibt die Atomuhr im Raumschiff beim Erreichen des Ereignishorizontes dann stehen?

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Re: Was passiert am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches

Beitrag von Timm » 1. Jun 2015, 09:12

Gepakulix hat geschrieben:
Timm hat geschrieben:
Job hat geschrieben: Ich merke also keine Veränderung weder vor, noch am, noch kurz hinter dem Horizont.
Doch, die nebeneinander fallenden Raumschiffe sehen sich blauverschoben und nicht mehr vollständig
Das mit der "Blauverschiebung" ist mir nicht so ganz klar.
Wenn du 2 Radien malst, die über den Kreis hinausgehen, dann siehst du, daß der Abstand zweier Richtung Massenzentrum frei fallender Objekte, die auf gleicher Höhe sind, abnimmt. Im BS der beiden Objekte fallen sie beschleunigt aufeinander zu. Daher sehen sie sich zunehmend blauverschoben. Die Größe des Effekts hängt natürlich ihrem Abstand ab.

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