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Was ist "Wissenschaft"?

Verfasst: 27. Apr 2022, 10:54
von seeker
Ich habe das hier abgetrennt, weil das ein eigenes, interessantes Thema ist.
Wir kamen von dem Thread "Sind dies die ältesten Lebensspuren?" (viewtopic.php?f=115&t=4725&start=50) hierher.

Frank hat geschrieben:
27. Apr 2022, 06:51
Wissenschaft ist kein Religionsersatz, definitiv nicht.
Man kann sich auch einmal, um dabei etwas bestimmtes auf den Punkt zu bringen, folgedes fragen:

Was genau haben uns die Wissenschaften und die damit verbundene Technik und die gesellschaftlichen Folgen daraus im letzten Jahrundert an Segnungen gebracht?
Was davon war das Wichtigste?
Da muss man dann schon nachdenken... weil es so viel war.
Vielleicht die Elektrizität? Oder die moderne Medizin? Oder war es die Gleichberechtigung? Oder die Menschrechte? Oder das Internet?
Schwierig...
Und was dürfen wir in Zukunft gesellschaftlich noch aus dieser Richtung erwarten?
Welche Antworten auf die Fragen der Zukunft?

Umgekehrt:
Was genau haben uns die Religionen und die gesellschaftlichen Folgen daraus im letzten Jahrundert an Segnungen gebracht?
Was davon war das Wichtigste?
Auch schwierig... da musst man erst einmal etwas finden...
Intelligent Design?
Und was dürfen wir gesellschaftlich in Zukunft noch aus dieser Richtung erwarten?
Welche fortschrittlichen Neuerungen und Wohltaten für die Menscheit haben wir beispielsweise noch vom Islam zu erwarten, oder vom Christentum? Welche Antworten auf die Fragen der Zukunft?

Das war ja nicht immer so... in früheren Zeiten waren die Religionen, besonders die Kloster ein Hort des Wissen, der Kultur und des Fortschritts.
Aber nun? Alles was da in letzter Zeit noch kam war Reaktion und Anpassung auf die Modernisierung der Welt, also reaktionär, nicht aktionär, eher rückschrittlich, bremsend...

Re: Sind dies die ältesten Lebensspuren?

Verfasst: 27. Apr 2022, 11:51
von Frank
seeker hat geschrieben:
27. Apr 2022, 10:54
Frank hat geschrieben:
27. Apr 2022, 06:51
Wissenschaft ist kein Religionsersatz, definitiv nicht.
Man kann sich auch einmal, um dabei etwas bestimmtes auf den Punkt zu bringen, folgedes fragen:

Was genau haben uns die Wissenschaften und die damit verbundene Technik und die gesellschaftlichen Folgen daraus im letzten Jahrundert an Segnungen gebracht?
Was davon war das Wichtigste?
Da muss man dann schon nachdenken... weil es so viel war.
Vielleicht die Elektrizität? Oder die moderne Medizin? Oder war es die Gleichberechtigung? Oder die Menschrechte? Oder das Internet?
Schwierig...
Und was dürfen wir in Zukunft gesellschaftlich noch aus dieser Richtung erwarten?
Welche Antworten auf die Fragen der Zukunft?

Umgekehrt:
Was genau haben uns die Religionen und die gesellschaftlichen Folgen daraus im letzten Jahrundert an Segnungen gebracht?
Was davon war das Wichtigste?
Auch schwierig... da musst man erst einmal etwas finden...
Intelligent Design?
Und was dürfen wir gesellschaftlich in Zukunft noch aus dieser Richtung erwarten?
Welche fortschrittlichen Neuerungen und Wohltaten für die Menscheit haben wir beispielsweise noch vom Islam zu erwarten, oder vom Christentum,? Welche Antworten auf die Fragen der Zukunft?

Das war ja nicht immer so... in früheren Zeiten waren die Religionen, besonders die Kloster ein Hort des Wissen, der Kultur und des Fortschritts.
Aber nun? Alles was da in letzter Zeit noch kam war Reaktion und Anpassung auf die Modernisierung der Welt, also reaktionär, nicht aktionär, eher rückschrittlich, bremsend...
Mein Problem ist immer, dass ich bei einem Satz voraussetze, die Leute verstehen was ich meine. Das ist aber in Trugschluss , weil ich da mehr erklären sollte, was aber oftmals auch an der Zeit liegt.

Mir ging es darum, dass fast an jedem Ort, ob im realen Leben oder im Internet, immer die Meinung aufkommt, die Wissenschaft würde im Wettstreit mit den Religionen liegen , was sie prinzipiell nicht tut!
Das sind zwei Welterklärungssysteme, die im direkten Widerspruch zueinander stehen und die kann man auch nicht ineinander überführen. (Was aber diverse Menschen nicht davon abhält es zu tun).
Wenn es um die Zukunft, unser Zusammenleben geht , was machen wir wie, darauf hat und kann die Wissenschaft keine Antworten geben und sie ist auch weder willens noch in der Lage dazu. :wink:
Das ist aber ein ganz anderes Thema....


Hier sollten wir einen Stopp machen, den dieses Thema ist hoch interessant, aber es wäre schon einen eigenen Thread wert.

Re: Was ist "Wissenschaft"?

Verfasst: 27. Apr 2022, 13:12
von seeker
Frank hat geschrieben:
27. Apr 2022, 11:51
Mir ging es darum, dass fast an jedem Ort, ob im realen Leben oder im Internet, immer die Meinung aufkommt, die Wissenschaft würde im Wettstreit mit den Religionen liegen , was sie prinzipiell nicht tut!
Das sind zwei Welterklärungssysteme, die im direkten Widerspruch zueinander stehen und die kann man auch nicht ineinander überführen.
Bis auf eines bin ich da bei dir:
Religionen sind in ihrem Kern u.a. auch Sinn- und Welterklärungssysteme, das ja.
Aber die Wissenschaften selber, an sich, im Kern, sind nicht einmal das. Sie sind wirklich nur Systeme, die die Welt basierend auf Rationalität und genauer methodischer Beobachtung über Modelle verständlich im Sinne von beschreibbar, berechenbar und vorhersagbar machen sollen. Sie beantworten im Grunde immer nur Wie-Fragen, aber keine Warum-Fragen.

Wenn man dann daraus auch wieder Welterklärungs- und Sinn-Systeme macht (kann man, muss man nicht), dann handelt es sich schon wieder nicht um Wissenschaft, sondern um Ideologien, die darauf aufgesetzt wurden.
Aus diesem Grund macht es überhaupt keinen Sinn Wissenschaft "an sich" mit Religion zu vergleichen, denn das sind Äpfel und Birnen, verschiedene Kategorien, die ganz prinzipiell gar nicht im Widerstreit oder Widerspruch zueinander stehen können, genausowenig wie umgekehrt...

Wenn, dann kann man höchstens (wissenschafts-verknüpfte/basierte) Ideologien mit Religionen vergleichen und dann ggf. zu dem Schluss kommen, dass manche (wissenschafts-abgeleitete) Ideologien* in direktem Widerspruch zu manchen Lesarten mancher Religionen stünden.
Das ist dann aber etwas ganz anderes - und dieser Unterschied ist wichtig!

Es ist dabei nur leider so, dass es manchmal schwer zu erkennen ist, dass man sich womöglich schon im Inneren einer Ideologie befindet, in der man vielleicht aufgewachsen ist, wenn das der Fall ist. Genauso wie das Wasser für einen Fisch "unsichtbar" sein kann, wenn/weil er nichts anderes kennt.
Frank hat geschrieben:
27. Apr 2022, 11:51
Wenn es um die Zukunft, unser Zusammenleben geht , was machen wir wie, darauf hat und kann die Wissenschaft keine Antworten geben und sie ist auch weder willens noch in der Lage dazu.
Genau. Allerdings -und das ist wichtig- kann uns die Wissenschaft ihre Erkenntnisse auf den Tisch legen, als Entscheidungshilfe. Ob wir diese dann auch nutzen und umsetzen ist dann unsere Sache und Verantwortung.
Die Wissenschaft sagt uns nie etwas dazu, was sein SOLL, sie kann uns aber auf Basis ihrer Erkenntnisse darüber informieren, was wie ginge und was nicht, also was überhaupt IST und sein kann - und was nicht, was also realistisch erreichbar scheinen kann und was wohl Wunschkonzert bleiben wird und was wahrscheinlich passiert, wenn wir A tun oder stattdessen B oder...

*: Nach Yuval Noah Harari ist die derzeit in der westlichen Welt vorherrschende Ideologie etwas, das er "liberalen Humanismus" nennt, in Abgrenzung zu religiösen Ideologien und anderen humanistischen Ideologien, die er "sozialistischen Humanismus" (-> extremere Form davon: Kommunismus) und "evolutionären Humanismus" (-> extremistische Form davon: Faschismus) nennt.