Diamant hat geschrieben: ↑27. Jun 2019, 09:11
Mich würde noch eure Meinung zu einem anderen Thema interessieren: Findet ihr man sollte das Feinstaubplakettensystem verschärfen?
Dieses wurde 2008 eingeführt um die Stickstoffoxiden und den Feinstaub in der Luft zu reduzieren. Unterschieden wird nach vier Schadstoffgruppen. Es gibt die rote, gelbe und grüne Plakette.
Ich bin Befürworter dafür dass Großsstädte nur von Elektro-Autos befahren werden sollten. Es gibt so viele öffentliche Verkehrsmittel und zur Not tut es doch auch das Fahrrad, falls man sich das Elektro-Auto nicht leisten kann. Feinstaub hat verheerende Wirkungen auf das Klima, der Treibhauseffekt wird direkt von Feinstaub und Ruß beeinflusst. Wie denkt ihr darüber?
Nun, ich habe ein 24 Jahre alten Daimler Diesel (grüne Plakete und Euronorm 3) und wohne in Stuttgart. Hab eine Sondergenehmigung (Verlängerung der Fahrerlaubnis hier für ein Jahr), weil ich im Notfall meine Mutter damit zum Arzt fahren muss.
-Ich nutze das Auto extremst selten. Seit September bin ich 57 km gefahren und beschleunige eigentlich kaum mal wesentlich. Von der Strecke bin ich neulich mal 50km außerhalb von Stuttgart gefahren, weil wir zum IKEA in Sindelfingen wollten (kommt selten vor). Die anderen 7km waren ein Arztbesuch. Das wären grob 60km innerhalb von einem halben Jahr. Meine Batterie muss ich immer abklemmen, weil die sonst jedes mal leer ist wenn ich mich mal wieder hineinsetze.
-Mein Nachbar hat hingegen innerhalb der letzten Jahre seinen dritten SUV fast wieder verschleißt. Der darf wegen seinem massiven Fahrzeuggewicht und weil es ein Geländewagen ist deutlich mehr ausstoßen und wird trotz schlechteren Werten in eine unbedenliche Euronorm eingestuft. Er hat auch ne grüne Plakete.
-Meine EX-Freundin gibt gerne mal Gas mit ihrem vergleichsweise nur mittelalten PKW, einmal stand bei ihr 24Liter/100km auf dem Display, meist sind es jedoch 10 bis 14 Liter/100km. Wenn ich ihr Auto gefahren bin hatte ich meist 5,5 bis 6 Liter auf 100 km auf dem Display stehen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob ich hier wirklich die größte Umweltsau bin, weil ich trotz sparsamer Fahrweise, wenig Nutzung und hohem Steuerobulus (kann man ja fast schon als überteuerte Umweltsteuer betrachten), ein noch nicht verschleißtes Auto habe, das zwar kaum Feinstaub und CO2 produziert, wegen dem nachträglich eingebauten Rußpartikelfilter + Katalysatorregelung jedoch ein wenig Stickoxid ausstoße. Ich bin bisher weniger insgesamt gefahren als andere innerhalb von einem Jahr an Kilometern verblasen. Mir ein neues Auto herstellen zu lassen wäre deutlich umweltschädlicher als mich noch 10 Jahre weiterfahren zu lassen.
Trotz allem bin ich auch eher dafür alles auf umweltfreundlicher Fahrzeuge und Ausbau öffentlicher Verkehrsnetze umzustellen. Es ist meiner Meinung nach jedoch einfach unsinnig, heute Fahrzeuge legal verkaufen zu lassen, welche nach heutigem Wissensstand in 2-6 Jahren schon nicht mehr fahren dürfen sollen. Elektroautos haben zumindest den Vorteil, dass sie nicht plötzlich einen nachträglichen 'Entzug der Zulassung bzw Verkehrserlaubnis' (das nenne ich jetzt einfach mal so) erfahren werden. Am liebsten fahre ich mit den Öffentlichen... trotzdem empfinde ich es als unsinnig mich zum Kauf eines Neufahrzeuges zu zwingen; ich müsste das bei meinem geringen Gebrauch sicherlich mindestens 30 Jahre lang nutzen, damit sich der Herstellungsprozess umwelttechnisch rentiert.
Das eigentliche Ziel sollte doch sein, heute bereits nur Autos zu verkaufen, die so wenig ausstoßen, dass sie bis ans Ende ihrer natürlichen km-Leistung kein Fahrverbot bekommen müssen. Was bringt es wenn 20 Millionen Menschen sich alle heute ein Auto kaufen, das 400 000 km fahren könnte, und wir alle dann nachdem 1/4 der möglichen Abgase produziert wurden auf einmal alle Autos wieder auf den Müll werfen müssen, weil das bereits zu viel CO2 war.
Anzuprangern ist eher weshalb überhaupt Autos produziert werden, die bald nicht mehr fahren dürfen, wieso man über viele Jahre bei den Abgaswerten betrogen hat und wieso immer noch Fahrzeuge produziert werden, die bald nicht mehr fahren dürfen. So wie es jetzt ist, wird wie mir scheint kaum bis rein gar nichts für die Umwelt gemacht, sondern lediglich die Leute dazu gezwungen sich alle paar Jahre ein neues Auto schmelzen zu lassen (aber es kurbelt zumindest die Einnahmen an).
Das Dumme ist nur, dass diese Form der Unterstützung der Automobilindustrie leider von zu vielen Menschen den Umweltschützern in die Schuhe geschoben wird, wobei es eigentlich ein schlechter Kompromiss ist, den die etablierten Parteien durchgerungen haben. Statt ausreichend saubere Autos zu bauen, entzieht man diesen Fahrzeugen lieber nach ein paar Jahren faktisch ihre Zulassung.