Diamant hat geschrieben: ↑24. Jun 2019, 16:35
Die in den 1970er Jahren Geborenen erreichten einen besonders hohen IQ im IQ-Tests, seitdem sind die gemessenen Fähigkeiten enorm zurückgegangen.
Ich denke, zunächst wäre hier zu klären: Ist das tatsächlich so? Welche Belege gibt es dafür? ...bevor wir tiefschürfende Erklärungen dafür anbieten.
Nicht dass wir leichtfertig etwas glauben, nur weil es zufällig in irgendeinen unserer Stereotypen passt...
Ansonsten messen Intelligenztests eh nicht die Intelligenz eines Menschen, sondern seine Fähigkeit unter kontrollierten Prüfungsbedingungen und unter Zeitdruck Aufgaben eines IQ-Tests zu lösen.
Die Aufgaben die dabei zu lösen sind, sind nicht per se geeignet das zu messen, was Intelligenz ist - sie messen vielmehr das, was sich die Aufgabenersteller (in ihrer Kultur) darunter vorstellten und alles andere messen sie nicht. Das ist also kulturell geprägt. Außerdem fragen die Aufgaben auch viel reines (Vor-)Wissen ab - und Wissen ist nicht dasselbe wie Intelligenz - und was man in einer Kultur weiß bzw. wissen sollte und was man dort nicht wissen muss ist ebenso kulturell geprägt. Dazu gehört auch das "gewusst wie", also sog. Fähigkeiten.
Kein Wunder also, dass man die Fähigkeit Intelligenztests zu lösen sehr gut durch Training verbessern kann und dass Leute aus völlig anderen Kulturen, z.B. irgendwelche Eingeborene aus dem Busch durchweg nur sehr schlecht bei
unseren IQ-Tests abschneiden.
Nur macht die durch Training verbesserte Fähigkeit IQ-Tests zu lösen diese Leute dadurch nicht unbedingt intelligenter und dass Buschleute an sich dümmer als wir sind... also da wäre ich mehr als vorsichtig...
(Wie würden wir wohl bei deren IQ-Tests abschneiden, wenn sie welche hätten?

)
Diamant hat geschrieben: ↑24. Jun 2019, 16:35
Intelligenz ist meiner Meinung nach relativ, ein Konstrukt und kein naturgegebenes Merkmal.
Genau. Genauer gesagt ist es ein kulturell geprägtes Konstrukt. Und damit ist es auch genauso wandelbar wie Kulturen es sind, auch zeitlich.
Diamant hat geschrieben: ↑24. Jun 2019, 16:35
und die Künstliche Intelligenz nimmt uns ein Stück weit uns in manchen Bereichen zu entwickeln hin zur Intelligenz. Was denkt ihr?
Ich denke, dass diese Gefahr besteht und bei einigen oder vielen Leuten auch eintreffen wird, aber nicht bei allen - und dass hier nicht nur KIs betrachtet werden sollten, sondern allgemein die modernen Hilfsmittel (Computer, Internet, neue Medien, ...) und die moderne Gesellschaft mit ihren Strukturen, Werten, Erfordernissen und Zwängen aller Art, mit dem, wozu sie die heutigen Menschen eher ermutigt und wozu eher nicht.
Warum? Aus Bequemlichkeit, Faulheit, Desinteresse/Ablenkung oder aus Zeitmangel: Wenn man nicht mehr selber so viel denken, können und wissen muss, dann besteht die Gefahr, dass man es dann auch nicht mehr tut und dann auch nicht mehr kann, ganz einfach weil das Energie spart und wir evolutionär-biologisch darauf programmiert sind Energieverschwendung zu vermeiden.
Diesen Effekt haben wir an anderer Stelle schon früher gesehen: Seit uns die Maschinen viele körperlich schwere Arbeiten abgenommen haben, bewegen sich viele (aber nicht alle) Menschen viel weniger als früher. Die Folgen sind bekannt: die sog. Zivilisationskrankheiten.
Mit denen plagen wir uns gesellschaftlich zwar heute herum, aber unterm Strich ist es heute dann doch noch besser als früher.
Bei den neuen "Denk-Hilfsmitteln" könnte man daher dasselbe erwarten, wenn man optimistisch ist. Wenn man pessimistisch ist, erwartet man den Weltuntergang. Aber der wurde wohl schon in allen Generationen seit es Menschen gibt beschworen.
Allerdings:
Ich denke auch, dass von "künstlicher Intelligenz" heute eigentlich noch keine Rede sein kann, diese Wortwahl ist für das was wir heute haben recht unglücklich. Was wir erst seit kurzem tatsächlich haben sind Mustererkenner (und Mustergeneratoren), die spezialisierte Aufgaben lösen bzw. bestimmte Muster erkennen* können, teilweise besser als der Mensch. Echte Intelligenz ist etwas völlig anderes und geht weit darüber hinaus und erfordert auch so etwas wie eine Person, die die Intelligenz
hat bzw. intelligent
ist.
Ich glaube dabei, dass wir eines Tages auch so etwas wie echte KIs, insbes. universelle KIs/künstliche Personen haben werden, nur erwarte ich, dass das schon noch ein paar Jahrzehnte dauern wird, falls es überhaupt so weit kommt bzw. wir es so weit kommen lassen. Erst dann würde es wirklich interessant werden. Es wird ja auch heute schon darüber diskutiert, wie weit man in dieser Richtung gehen sollte, auch ethisch-moralisch und aus versch. Richtungen wird auch schon nach rechtzeitiger, vorausnehmender Regulierung gerufen, bevor irgendetwas außer Kontrolle geraten kann.
*: Auch das Wort "erkennen" ist hier eigentlich fehl am Platze, denn es impliziert, dass da auch ein Erkenner anwesend sei, sozusagen ein Geist in der Maschine (KI). Davon würde ich aber heute sicher noch nicht ausgehen.