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Was schlug in Grönland ein?

Verfasst: 16. Nov 2018, 14:47
von Frank
Hoch im Norden Grönlands, von rund einem Kilometer Eis bedeckt, befindet sich unter dem Hiawatha-Gletscher eine runde Vertiefung von rund 31 Kilometern Durchmesser. Erkundungen mittels Radarwellen und Gesteinsproben bestätigen nun, dass es sich um einen jungen und gut erhaltenen Einschlagkrater handelt.
https://www.spektrum.de/news/riesiger-e ... kt/1608048

Natürlich ist das nicht so Brocken wie der hier,

https://de.wikipedia.org/wiki/Chicxulub-Krater

aber es wirft die Frage auf, da die Datierungen sich von 3000.000 -12000 Jahren bewegen, ob die Menschen das nicht schon mitbekommen haben und welche Auswirkungen solch ein Impakt auf damalige Steinzeitkolonien hatte?

Die Grundsätzliche Frage die sich mir aber zuerst aufdrängt. Wie groß muss ein Bolide sein, damit das Ereignis ein globales wird ?
Ist es nämlich eine reginonale Geschichte, dann bekommen die ersten Kulturen am Mittelmeer und im Zweistromland nämlich nicht viel mit. Bei der Größe des Kraters denke ich aber eher nicht.
Falls Grönland schon damals mit einer so gewaltigen Eismasse bedeckt war, ist nämlich auch die Frage, ob da nicht sehr viel Süsswasser in den Nordatlantik strömte und dem Golfstrom, den es vor 12.000 Jahren ja schon gab, ziemlich zu schaffen machte. Das hätte eine sehr große Abkühlung zur Folge gehabt.
Was Europa ohne Golfstrom wäre, kann man natürlich nur spekulieren, aber hier wird sehr gut darauf eingegangen.
....so möchten wir trotzdem daran erinnern, wie weit nördlich Europa auf der Weltkarte liegt. Montreal liegt am selben Breitengrad wie Mailand. Hamburg liegt nördlicher als die Hauptstadt von Labrador!
canada_deutschland.gif
canada_deutschland.gif (57.79 KiB) 3049 mal betrachtet
https://www.theintelligence.de/index.ph ... strom.html

Die Forschung befindet sich hier noch am Anfang, aber es ist hochinteressant, wie solch ein Ereignis die Menschheitsgeschichte hätte(oder hat) beeinflussen können. :sp:

Re: Was schlug in Grönland ein?

Verfasst: 17. Nov 2018, 10:49
von seeker
Ja, das ist interessant. :well:
Frank hat geschrieben:
16. Nov 2018, 14:47
Die Grundsätzliche Frage die sich mir aber zuerst aufdrängt. Wie groß muss ein Bolide sein, damit das Ereignis ein globales wird ?
Ab etwa 500m Durchmesser aufwärts, bei dichten Objekten (also metallischen Objekten) dürften die Auswirkungen schlimmer sein, weil sie bei gleicher Größe und Geschwindigkeit mehr Masse haben und damit mehr Energie transportieren.
Hier geht man vom "Einschlag eines rund 1500 Meter großen Projektils aus Nickeleisen" mit "20 Kilometern pro Sekunde" aus.
Das hätte also auf jeden Fall deutliche globale Auswirkungen gehabt, das war ein großer Einschlag.
Frank hat geschrieben:
16. Nov 2018, 14:47
aber es wirft die Frage auf, da die Datierungen sich von 3000.000 -12000 Jahren bewegen, ob die Menschen das nicht schon mitbekommen haben und welche Auswirkungen solch ein Impakt auf damalige Steinzeitkolonien hatte?
Die Datierung ist hier entscheidend, um das zu klären. Grönland war auch immer mal wieder eisfrei, was zu anderen Auswirkungen geführt hätte.

Wichtig scheint mir hier folgendes:
Genetischer Flaschenhals beim Menschen

Statistische Analysen der mitochondrialen DNA (mtDNA) des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) haben eine unerwartet geringe genetische Vielfalt ergeben und zu der Annahme geführt, dass es vor rund 70.000 bis 80.000 Jahren auch beim Menschen einen genetischen Flaschenhals gegeben haben könnte.[2] Seinerzeit hätten demnach nur etwa 1000 bis 10.000 Individuen von Homo sapiens, größtenteils in Afrika, gelebt.

Nach einer umstrittenen Hypothese des Anthropologen Stanley Ambrose (Toba-Katastrophentheorie) ist dieser genetische Flaschenhals auf eine Super-Eruption des Vulkans Toba auf Sumatra vor etwa 74.000 Jahren zurückzuführen. Dieser Eruption sei eine extreme Kälteperiode gefolgt (vulkanischer Winter), die Homo sapiens an den Rand des Aussterbens gebracht habe. Diese Hypothese verbindet zwei widerstreitende Befunde zur genetischen Entwicklung von Homo sapiens: Zum einen ist, beginnend in Afrika, eine relativ zügige Ausbreitung des Menschen durch Fossilienfunde belegbar, die sich auch anhand von mitochondrialen Unterschieden nachweisen lässt. Beides kann herangezogen werden zur Erklärung der sehr geringen genetischen Variabilität der heute lebenden Menschen (vergl. mitochondriale Eva und Adam des Y-Chromosoms). Zum anderen besteht die Ansicht, dass nach der ersten Ausbreitung eine regional unterschiedliche, isolierte Entwicklung der Populationen auftrat, in deren Folge sich das äußere Erscheinungsbild der Menschen zu differenzieren begann, was frühere Anthropologen zur Definition von diversen sogenannten Großrassen und Rassen veranlasste.

In einer anderen Studie wurde berechnet, dass vor 1,2 Millionen Jahren nur rund 18.500 Individuen aus der direkten Vorfahrenlinie des Homo sapiens lebten.[3]

Von einem weiteren genetischen Flaschenhalseffekt wird angenommen, dass er für den Homo sapiens vor 120.000 Jahren in Afrika auftrat. Danach sollen von der menschlichen Spezies vor dem Verlassen Afrikas – nach einer ca. 60.000 Jahre lang anhaltenden Kältezeit – nur noch insgesamt wenige hundert Individuen an wenigen Orten überlebt haben, darunter in der Höhle Pinnacle Point 13B (PP13B) bei Mossel Bay an der Küste Südafrikas.[4]
https://de.wikipedia.org/wiki/Genetisch ... m_Menschen

Es gab also wahrscheinlich mehrere solche Engstellen beim Menschen, wo es für die Populationen eng wurde.
Die Gründe dafür können u.a. Umweltveränderungen, Klimaänderungen, Vulkanausbrüche und eben Impaktereignisse gewesen sein.
Es ist spannend, ob sich beim hier genannten Impaktereignis eine Korrelation zu einem solchen genetischen Flaschenhals herstellen lassen wird.
Dazu muss man eine genaue Datierung abwarten, mit "Die Forscher gehen von drei Millionen Jahren bis hinunter zu nur 12 000 Jahren für das Entstehungsalter aus" kann man noch nicht viel anfangen, man kann damit nur sagen, dass der Einschlag geologisch gesehen sehr jung ist. Deshalb ist "diese Frage muss nun dringend anhand weiterer geologischer Untersuchungen und radiometrischer Datierungen geklärt werden" wichtig.

Einen Einfluss auf die Evolution auch des Menschen hatte dieses Ereignis sicherlich, die Frage ist vielmehr, wie groß er war: Eher gering oder eher massiv?

Re: Was schlug in Grönland ein?

Verfasst: 19. Nov 2018, 09:42
von Frank
Die erste Kritik lässt auch nicht lange auf sich warten.... :?

https://science.apa.at/site/kultur_und_ ... 1445507744

Re: Was schlug in Grönland ein?

Verfasst: 19. Nov 2018, 09:56
von seeker
OK. Da warten wir mal ab, bis genügend Proben beschafft und untersucht sind... :)
Aber Kritik aus der eigenen Community ist gut, Sorgen müssten wir uns erst dann machen, wenn es eine solche einmal nicht mehr geben würde.