Re: Was ist das Ich /Harald Lesch
Verfasst: 17. Jan 2018, 06:34
Viele Philosophen argumentieren sehr kritisch, logisch und verständlich - Popper zum Beispiel. Versuch's doch bitte nochmal.
Der Treffpunkt für Astro- Begeisterte
https://abenteuer-universum.de/bb/
Das ist leider kein Argument, aber dafür fast schon philosophisch.
Prämissen: Ich existiere und habe meine Wahrnehmungen/Gedanken (Erscheinungen).
Folgerung: Existenz von irgendwas ist für mich meine Erscheinung davon. (Solipsismus, folgt trivial aus 1.)
So weit, so trivial. Ein Realist müsste die Prämisse bestreiten, doch das widerspricht jeglichem gesunden Menschenverstand bzw. dürfte logisch inkonsistent sein ("Ich habe die Wahrnehmungen eines anderen oder gar keine" ). Er muss also diese Prämisse wohl oder übel verwenden! Doch Zusatzprämissen wie zB "Es ist existieren noch andere Subjekte außer mir oder noch was anderes außer meinen Wahrnehmungen" widersprächen der o.g. Folgerung, die auch der Realist teilen muss, weil er die o.g. Prämisse teilen muss. Der Realist argumentiert also so oder so inkosnsistent. Der Solipsist kann dagegen ein konsistenes Argument (s.o.) vortragen. Auch empirisch spricht alles dafür, dass nichts kein mentales Konstrukt des Gehirns ist. Realismus ist ein falsches, aber nützliches, Modell von der Welt. Nicht das erste dieser Art und sicherlich auch nicht das letzte.
...folgt nicht, dass NUR meine Wahrnehmungen/Gedanken (Erscheinungen) existieren.
Richtig, aber es folgt, dass für mich nur meine Wahrnehmungen existieren. Wenn ich dann realistische Zusätzprämissen einführen will, dann scheitern die eben daran, dass sie für mich entweder nur als meine Wahrnehmungen existieren - dann sind sie (für mich) überflüssig - oder für mich gegen die Folgerung und die Prämisse widersprechen - dann ist die Theorie (für mich) widersprüchlich. Das Problem liegt darin, dass dieser Beweis privat ist, d.h. nur dem zugänglich, der sich gerade in die indexikalischen Ausdrücke 'mich' bzw. 'ich' hineindenkt. Wittgenstein hat das für unseriös gehalten, ich frage: warum soll ich meinem Verstand nicht vertrauen? Tue ich doch sonst auch.
Nein, letzteres ist überhaupt kein Problem, abgesehen davon, dass kein Beweis erbracht wurde (für Dich nicht).
Ich glaube ich weiß schon was du meinst...
Es ergibt sich keinesfalls ein Widerspruch, sondern nur eine beweisbare Unwissenheit: Es ist nicht möglich aus der eigenen Existenz logisch zwingend auf andere Existenz 'außerhalb' zu schließen, es ist aber auch nicht logisch zwingend ausschließbar - und das ist einfach der Punkt.Pippen hat geschrieben: ↑27. Jan 2018, 18:36Wenn ich dann realistische Zusätzprämissen einführen will, dann scheitern die eben daran, dass sie für mich entweder nur als meine Wahrnehmungen existieren - dann sind sie (für mich) überflüssig - oder für mich gegen die Folgerung und die Prämisse widersprechen - dann ist die Theorie (für mich) widersprüchlich.
Weil wir das so definieren, so wie wir auch sicher wissen, dass Junggesellen keine Ehefrauen haben, weil wir's so definieren. Deshalb ist mein Beweis auch logisch-deduktiv. Aber ok, ich habe auch kein Problem, wenn wir Wahrnehmungen empirisch "definieren" durch Beobachtungen. Auch wenn das dann unsicher wird, so habe ich noch nie eine Wahrnehmung gehabt, die was anderes als eben meine Wahrnehmung war, so wie ich auch noch nie die Sonne im Westen aufgehen sah. Ich habe auch in der langen Geschichte der Menschen von niemandem gehört, der das plausibel behauptet hätte. Ziemlich sicheres Ding würd ich sagen.
Es ergäbe sich entweder ein logischer Widerspruch oder ein empirischer.Es ergibt sich keinesfalls ein Widerspruch, sondern nur eine beweisbare Unwissenheit:
Deshalb ist diese Prämisse ein Axiom, unhintergehbar und als wahr postuliert. Ohne Annahmen/Axiome geht nichts und nicht das wir uns falsch verstehen: mein Solipsismus ist auch nur meine fallible Theorie...ich lasse mich da gern vom Gegenteil überzeugen, würde ja vieles vereinfachen.Außerdem kann dein Argument auch auf deine Prämisse selbst angewandt werden, womit du dich in einem Zirkel verfängst:
Die Prämisse "Ich existiere und habe meine Wahrnehmungen/Gedanken (Erscheinungen)" scheitert dann genauso daran, dass sie für dich entweder nur als deine Wahrnehmung existiert - dann ist sie (für dich) überflüssig - oder sie begründet sich selber: "Es existieren für mich nur Wahrnehmungen weil es für mich nur Wahrnehmungen gibt", dann ergibt sich ein wertloser Zirkel, ebenso überflüssig.