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Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftstheorie bzw. -philosophie, Technik
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Stephen
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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von Stephen » 13. Apr 2015, 12:12

Fuzzlix hat geschrieben:Das musst Du für Dich entscheiden, was und wem Du glauben willst. Allerdings solltest Du Dir Rechenschaft darüber ablegen, WARUM Du eher das eine glaubst als das andere. Ich denke ein entscheidenden Schritt hast Du schon gemacht, wenn Du erkennst, dass Du bestimmte Dinge nur als wahr annimmst und nicht sicher weisst. Das kann helfen Denkblokaden zu vermeiden.
Und genau ab dieser Stelle wird es kompliziert. Es gibt inzwischen (namhafte!) Wissenschaftler, die Zeitreisen durch ein Wurmloch für durchaus denkbar halten. Was soll ich mit so einer Information anfangen? Ich stelle mich also an die Stelle derer, die das als pure Utopie (um den Begriff Quatsch nicht zu verwenden) ansehen und werde im gleichen Atemzug von den "Trekkis" verachtet, weil ich angeblich fantasielos bin..
Das Problem: ich habe eine "Bauchgefühl-Entscheidung" gefällt, wobei ich die Theorie aus Unkenntnis noch nicht einmal widerlegen kann ...

Gruß
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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von seeker » 13. Apr 2015, 13:18

@gradient:
Dann sind wir uns doch einig! SO soll man das "Projekt ST" betreiben, ja!
gradient hat geschrieben:Der Artikel behauptet, dass sich Stringtheoretiker nicht darum kümmern würden, falsifizierbare Aussagen herzuleiten. Das ist aber falsch, denn...
In dem Artikel wird einfach unterstellt, dass ein paar wenige Leute für die gesamte Stringtheorie-Community sprechen, was völlig falsch ist.
Davon bin ich ausgegangen. Ich habe mich in meinen Äußerungen vorwiegend auf den Artikel und die Forderungen der dortigen Leute bezogen, nicht auf die String-Community im Allgemeinen! Und ich bin auch der Meinung, dass dieses Vorgehen dieser Leute der Community eher einen Bärendienst erweist.

Was ich zu allgemeinen Situation sage ist vorsichtiger und ich weiß, dass Stringtheorie und verwandte z.T. auch schon heftig kritisiert wurden - und man sollte das streng voneinander trennen, was ich wahrscheinlich nicht gut hinbekommen habe. Dafür meine Entschuldigung.
Ich habe aber auch den Eindruck, dass du hier sofort in den Schützengraben, in Verteidigungsstellung gegangen bist, wahrscheinlich eben wegen diesen Angriffen der Vergangenheit, die man sich wohl ab und zu anhören muss und die nicht immer stichhaltig sind, nervig.
Dass das so, ist zeigt uns doch aber schon, dass hier wohl Diskussionbedarf besteht, die die Wissenschaftsgemeinde führen muss.

Ich habe auch einen Stringtheoretiker in der Verwandschaft, der aber kürzlich in die Wirtschaft gewechselt ist.
Mit dem hatte ich auch schon Gespräche.
Mein Eindruck ist immer noch: Es ist halt nach wie vor unklar, ob uns mit der ST der ganz große Wurf gelingen wird (ToE) oder nicht.
Und das kann dann für die Lebensplanung der beteiligten Leute dann auch schon ein Kriterium sein.
Außerdem vermute ich, nach dem was ich durchhöre, dass wir mit der ST nicht nur an empirische Grenzen stoßen, sondern auch an intellektuelle Grenzen: Nur eine Hand voll Genies ist überhaupt noch in der Lage das alles halbwegs zu verstehen und zu überblicken. Es könnte sich m. E. auch herausstellen, dass wir für so etwas einfach nicht schlau genug sind... Aber man soll es dennoch weiterbetreiben, solange es eben Sinn macht (das tut es heute noch), dabei aber unseren methodischen Prinzipien treu bleiben.


Noch ein kurzer Nachtrag:

Ich habe den Verdacht, dass die Leute in dem Spektrum-Beitrag eine ganz bestimmte philosophische Position beziehen.
Das muss aus der Richtung neuer Determinismus, vollständige Kausalität, mathematisches Universum,... kommen.

Dann werden deren Vorschläge nämlich aus dieser Sicht einigermaßen logisch. Denn wenn ich a priori davon ausgehe, dass alles was existiert eh im Kern reine Mathematik IST, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt auch anzuzunehmen, dass das, was in den mathematischen Strukturen elegant, aussagekräftig und folgerichtig erscheint auch in der Natur so verirklicht sein MUSS (weil es ja dasselbe IST) und daher die reine Untersuchung von mathematischen Strukturen schon an sich so etwas wie Empirie darstellt, womit die traditionelle Empirie hier obsolet werden kann.

Problem dabei:
Das ist eben nur eine von mehreren möglichen Perspektiven. Und wir sollten uns davor hüten uns nur auf diese eine Perspektive einschränken zu lassen.


Grüße
seeker
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Wissenschaft ... ist die Methode, kühne Hypothesen aufstellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben.
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deltaxp
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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von deltaxp » 13. Apr 2015, 14:29

Interessanter Artikel.
Zwei Sachen sind meines-Erachtens nicht so ganz korrekt.
Die (kosmologische) Multiversum-Theorie beruht soweit ich weiß mehr auf der Inflationstheorie. Die String-Theorie nahm das Konzept jedoch dankend Auf um im nahezu wörtlichen Sinne
Platz für ihre 10^500 verschiedenen lokalen Vakuum-Minima der Stringlandschaft zu haben, was ihnen die Mühe ersparte rein reduktionistisch erklären zu müssen, warum gerade unsere Welt realisiert wurde.

Die Viele-Welten-Interpretation wie auch die Kopenhagener-Interpretation sind zum derzeitigen Zeitpunkt bzw. 60 Jahren oder keine Theorien sondern Interpretationen, deswegen heissen sie ja auch so. Die Theorie ist nur die
Quantenmechanik. Der Schrödinger-Gleichung ist es herzlich egal, wie wir sie interpretieren ("Wanted: dead AND alive: Schrödingers cat" :)

wie oben schon erwähnt wurde: an praktischer mangelnder Falsifizierbarkeit leiden alle Theorien zur Quantengravitation, und das wird auf unabsehbare Zeit auch so bleiben. Soll man dann einfach die theoretische Physik dicht machen.
Ich sage nein, aber ich sage auch, dass Gravitationstheorien bis auf weiteres in der tat dann eher dem Bereich der Mathematik zuzuordnen sind. Die Stringtheorie brachte eine neue Geometrische Methoden hervor mit den Dualitäten (R=1/R zB).
Formalismen des holographischen Prinzips wurden erfolgreich zur Beschreibung des Verhaltens von Quark-Gluon Plasmen eingesetzt.

Wenn man die Theoretische Physik, die sich mit derzeit praktisch nicht empirisch falsifizierbaren Prognosen dicht macht, dann kann man auch die Mathematik dicht machen.
Von der Arroganz: es ist schön also ist es war halte ich auch nichts. aber man darf nicht vergessen. Trotz des gegenwärtigen Defizits der empirischen Überprüfbarkeit unterliegen diese physikalische Theorien der mathematischen Logik und Konsistenz, die bisherigen empirischen Ergebnissen nicht widersprechen. Damit unterscheiden sich somit philophischen Weltmodellen wie sie immer mal wieder auftauchen.

wenn das gegeben ist, ist es für mich auch ein Zweig der Naturwissenschaft wie die Mathematik eben auch dazu gezählt wird (wobei man sich darüber auch streitet). Ob man als physikalische Theorie bezeichnet oder als physikalisch motivierte mathematische Theorie oder sonstwie ist für mich nur ein Name.

Das Problem ist nur, wie es häufig in den Medien-verkauft wird (ich sag nur "Gottes-Teilchen").
Die wissenschaftlich nicht bewanderten leute, was die Mehrheit ist, sehen nur das chaos, und dass der das der andere das sagt, zudem fehlt oft Anschaulichkeit. damit steigt natürlich der nährboden für die Bauernfängerei der esotheriker und intelligent designer wieder massiv an. die ansteigende Tendenz ist in den letzten jahren deutlich geworden. und das finde ich bedenklich.

In einer Sendung habe ich so gar ein gutes Argument von einem Prediger gehört, der in etwa sagte, die Wissenschaft rühmte sich immer, unsere Welt durch reduktionistische Theorien immer besser ohne die Hypothese eine komplexen unwahrscheinlichen Gottes zu erklären. Heute benötigt Sie aber Milliarden Universen, um unseres zu erklären. Von der Wahrscheinlichkeit her wohl ähnlich der Existenz eines Gottes.

Das ist natürlich ebenfalls Bauernfängerei. Denn die Theorien versuchen immer die fundamentalen Freiheitsgrade zu reduzieren, aber der der Lösungsraum kann natürlich sehr groß sein. das Newtonsche Gravitationsgesetz ist kommt auch mit wenig Größen aus, aber dennoch ist die Vielfalt der möglichen Planetenbahnen klassisch unendlich. Und wie man heute durch die interstellare Plantenjagd weiß, weisen die Plantensystem in der Tat eine enorme Vielfalt auf.

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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von gradient » 13. Apr 2015, 23:48

Hallo zusammen,

@Tom: Ich weiß nicht, was unter den Physiker-Kollegen damals vorgefallen ist, dass diese Verstimmung entstanden ist. Wenn man das Buch von Smolin liest, hat man schon den Eindruck, dass er mit einigen Kollegen abrechnen wollte. Greenes etwas optimistisch geratenen Bücher können dafür m. E. nicht wirklich alleiniger Grund sein. Außerdem verstehe ich es immer noch nicht, wie man z. B. in Deutschland so viel Stimmung gegen Stringtheorie machen kann, dass Unzickers Buch "Vom Urknall zum Durchknall" als Wissensbuch des Jahres ausgezeichnet wurde, obwohl es viele Seiten übelster Beleidigungen gegen Stringtheoretiker und andere Model Builder (wie Randall)sowie Kosmologen enthält.
Darüber hinaus glaube ich, dass die Presse schneller auf Stringtheorie als z. B. auf Loop Quantum Gravity springt, weil erstere eben für den Laien faszinierend klingende Konzepte beinhalten (höherdimensionale Räume, Strings, Branes usw.), während die LQG schon ziemlich unanschaulich/abstakt klingt und auf den Laien vergleichsweise trocken wirkt.

@seeker: Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. :) Mir waren einige deiner Aussagen unklar und hatte deshalb nachgefragt.
Ich habe auch einen Stringtheoretiker in der Verwandschaft, der aber kürzlich in die Wirtschaft gewechselt ist.
Mit dem hatte ich auch schon Gespräche.
Mein Eindruck ist immer noch: Es ist halt nach wie vor unklar, ob uns mit der ST der ganz große Wurf gelingen wird (ToE) oder nicht.
Und das kann dann für die Lebensplanung der beteiligten Leute dann auch schon ein Kriterium sein.

Meines Erachtens ist die Entscheidung über den Verbleib im akademischen Bereich unabhängig von der Frage, ob die ST sich als richtig bewahrheiten wird. Die Chancen auf eine feste Stelle an der Uni sind generell lausig. Nicht nur in der Stringtheorie.

@deltaxp:
Zwei Sachen sind meines-Erachtens nicht so ganz korrekt.
Die (kosmologische) Multiversum-Theorie beruht soweit ich weiß mehr auf der Inflationstheorie. Die String-Theorie nahm das Konzept jedoch dankend Auf um im nahezu wörtlichen Sinne
Platz für ihre 10^500 verschiedenen lokalen Vakuum-Minima der Stringlandschaft zu haben, was ihnen die Mühe ersparte rein reduktionistisch erklären zu müssen, warum gerade unsere Welt realisiert wurde.
Dabei belässt man es natürlich nicht. Man versucht schon, diese Eigenschaften verschiedener Bereiche der Stringlandschaft zu verstehen, um die Vakua herausarbeiten zu können, die vereinbar mit unseren Beobachtungen sind.

@Alle: Jetzt nochmal zur Frage der Kategorisierung von schwer falsifizierbaren Theorien: Ist die Theorie zur Hawking-Strahlung noch Physik? Oder doch eher Mathematik? Oder gar Philosophie, Metaphysik, Religion,...? Die Hawking-Strahlung ist unter den Fachleuten quasi unumstritten, aber immer noch nicht experimentell bestätigt. Und es ist m. W. n. überhaupt nicht klar, ob dies in absehbarer Zeit gelingen kann.
Worauf ich hinaus möchte: Ich finde es eigenartig, zwei (beliebige) verschiedene Theorien A und B, die auf sehr ähnlichen Methoden basieren (z. B. Methoden der QFT), aber unterschiedliche Vorhersagen machen - die von A sind heute schon falsifizierbar, die von B allerdings in 20 Jahren noch nicht - in verschiedene Kategorien stecken möchte.

MfG
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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von Skeltek » 14. Apr 2015, 03:30

deltaxp hat geschrieben: In einer Sendung habe ich so gar ein gutes Argument von einem Prediger gehört, der in etwa sagte, die Wissenschaft rühmte sich immer, unsere Welt durch reduktionistische Theorien immer besser ohne die Hypothese eine komplexen unwahrscheinlichen Gottes zu erklären. Heute benötigt Sie aber Milliarden Universen, um unseres zu erklären. Von der Wahrscheinlichkeit her wohl ähnlich der Existenz eines Gottes.
Was ja letztlich auch nur bedeutet, dass die Stringtheoretiker genausowenig geschafft haben Gott zu beweisen.
Erläutert:
Die einen versuchen Gott zu beweisen welcher unsere Welt geschaffen hat, und schaffen es nicht.
Die anderen versuchen lediglich zu zeigen, dass unsere Welt einen besonderen Stellenwert hat, und schaffen nicht einmal das.
Letztlich gibt der Prediger ja nur zu, dass seinesgleichen an einem Gottesbeweis gescheitert ist (prima causa) und macht sich darüber lustig, dass andere seiner lieben "Schöpfung" fast völlig selbstverständlich und klaglos Unendlichkeits-Charakter zuweisen (was er ja für lächerlich hält).
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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von tomS » 14. Apr 2015, 07:04

@gradient:

Ich habe Smolin bewusst nicht erwähnt; wenn überhaupt, dann halte ich Woits Buch für angemessener (zumindest "verkauft" er keine eigene Theorie); Unzicker ist wohl indiskutabel (habe sein Buch jedoch selbst nicht gelesen, daher muss ich hier eigtl. sehr zurückhaltend sein).

Was du zu Hawkingstrahlung schreibst ist schon richtig; wir bewegen uns da in dem prinzipiell jedoch nicht praktisch überprüfbaren Bereich der Vorhersagen (wobei die Hawkingstrahlung bereits prinzipiell umstritten ist).

Es geht mir nicht darum, gegen die Stringtheorie zu polemisieren (dazu habe ich keinen Grund und bin als nicht-Insider auch nicht kompetent genug). Es geht mir lediglich darum, den objektiven Blick auf die Probleme eines Feldes zu schärfen. Und genau darin liegt das Problem!

Wenn man Review-Artikel zu XYZ liest, findet man immer "major open issues"; wenn man die Diskussionen auf Konferenzen verfolgt, verhält es sich genauso. Und jetzt mal ehrlich, bei der Stringtheorie ist das anders. Es gibt m.E. kein Forschungsgebiet, das so wenig greifbare Ergebnisse vorzuweisen hat, das so viele offene Fragen aufwirft wie die Singtheorie, das in seinen Grundzügen noch nicht mal endgültig formuliert ist (!) und das dennoch so unkritisch positiv präsentiert wird.

Man lese als Gegenbespiel mal Sammelbände z.B. zur Viele-Welten-Interpretation, wie sie von Vertretern dieser Interpretation herausgegeben werden; darin haben kritische Artikel durchaus ihren Platz. Wo ist ein Sammelband zur Stringtheorie, der deren offene Punkte kritisch beleuchtet?

Kritiker wie Smolin und Woit hätten nie die Presse bekommen, wenn die String-Community entsprechend selbstkritisch eingestellt gewesen wäre. Das ist der Punkt. Und darin hat Smolin recht.
Gruß
Tom

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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von seeker » 14. Apr 2015, 11:21

gradient hat geschrieben:Jetzt nochmal zur Frage der Kategorisierung von schwer falsifizierbaren Theorien: Ist die Theorie zur Hawking-Strahlung noch Physik? Oder doch eher Mathematik? Oder gar Philosophie, Metaphysik, Religion,...? Die Hawking-Strahlung ist unter den Fachleuten quasi unumstritten, aber immer noch nicht experimentell bestätigt. Und es ist m. W. n. überhaupt nicht klar, ob dies in absehbarer Zeit gelingen kann.
Worauf ich hinaus möchte: Ich finde es eigenartig, zwei (beliebige) verschiedene Theorien A und B, die auf sehr ähnlichen Methoden basieren (z. B. Methoden der QFT), aber unterschiedliche Vorhersagen machen - die von A sind heute schon falsifizierbar, die von B allerdings in 20 Jahren noch nicht - in verschiedene Kategorien stecken möchte.

MfG
Wenn wir Kategorien bilden, dann tun wir das um Ordnung zu schaffen, um die Dinge einander besser zuordnen und miteinander vergleichen zu können.
Dies geschieht per gesellschaftlicher Konvention und der Erfolg von Konventionen wird i.d.R. daran gemessen wie gut sie sich bewähren.
Man muss aber bedenken, dass das unsere gedankliche Einordnungen sind. An sich gibt es gar keine scharfen Trennlinien "Dies hier gehört in Kategorie A und das hier in B". Tatsächlich gibt es nur Graustufen und verschiedene wählbare Perspektiven: "Das hier ähnelt noch etwas mehr dem, was wir uns unter Kategoorie A vorstellen und dies hier eher B.".
Das vorweg.

Wenn wir wissenschaftliche Theorien betrachten, dann kann man diese auch in verschiedene Kategorien einteilen, z.B. nach ihrem Gegenstand aber auch nach dem, wie stark wir ihnen vertrauen können/wollen, als wie bewährt und abgesichert wir sie betrachten wollen.

Hier wurde von uns (auch per Konvention) beschlossen, dass nicht alles dasselbe Vertrauen genießen soll.
In der Naurwissenschaft ist es so:

1. Das höchste Maß an Vertrauen genießen direkte, (zumindest prinzipiell) von jedermann, zu jeder Zeit und an jedem Ort wiederholbare Beobachtungen.
Besonders aussagekräftig sind diese Beobachtungen dann für uns, wenn man sie exakt erfassen kann, wenn man also Messwerte generieren kann, die auch Sinnestäuschungen ausschließen sollen.
Direkt darunter (in unserem Vertrauen) stehen Beobachtungen, die indirekt auf etwas hinweisen: Das, was direkt beobachtet wird, genießt das höchste Vertrauen, das worauf es indirekt hinweist, genießt hohes Vertrauen, besonders dann, wenn mehrere, unabhängige Beobachtungen indirekt auf dasselbe hinweisen.

2. Erst danach (im Maß unseres Vertrauens) kommen logische Schlussfolgerungen, Modellbildungen, Theoriebildungen. Dazu gehört auch die mathematische Beschreibung: Wir vertrauen dem nur dann, wenn es nicht im Widerspruch zu 1. steht.

Das ist deshalb so, weil Naturwissenschaften per Definition empirische Wissenschaften sind.
Es ist auch deshalb so, weil uns auch Schlussfolgerungen täuschen können, bzw. in eine Richtung führen können, die die wahre Welt/die wahren Verhältnisse nicht treffen, ganz besonders wenn mehrere Möglichkleiten der Schlussfolgerung bestehen - und das ist im Grunde immer gegeben, weil man nie sicher sein kann schon alle Schlussfolgerungen erfasst/berücksichtigt/gefunden und verglichen zu haben, die überhaupt möglich sind.
Nicht-Naturwissenschaften wie die Philosophie, Logik, Mathematik, usw. kommen (zumindest im Kernbereich, also im nicht-angewandten-Bereich) auch ohne 1. aus.
Sie können sich mit 2. begnügen, eben weil sie in dem Bereich keine Übereinstimmung zur beobachtbaren Welt nachweisen müssen, es reicht die logische Konsistenz.

Schlussfolgerung:
Ein beliebiges Gegenstandsgebiet einer Naturwissenschaft genießt ein umso höheres Vertrauen, je abgesicherter und bewährter es durch empirische Befunde ist.
Deshalb genießen auch die Hawkingstrahlung, SL, ST, DM, DE usw. ein geringeres Vertrauen als z.B. das Gravitationsgesetz, wenn es auf beobachtbare Bereiche angewandt wird, z.B. auf das von jedermann nachprüfbare Fallen von Gegenständen auf der Erde.
Bzw. muss man das ein wenig aufdröseln: Die ST genießt das höchste Vertrauen, da, wo sie sich auf die beobachtbare, empirisch überprüfbare Welt bezieht und damit in Übereinstimmung ist; da, wo sie sich nicht darauf bezieht, genießt sie nur ein eingeschränkteres Vertrauen.

D.h.: Theorien durchlaufen eine Evolution des Vertrauens. Zunächst hast du nur eine Idee, die kann gut oder schlecht, zielführend oder in die Irre führend sein: Die Idee genießt zunächst nur ein geringes Vertrauen.
Dann bildest du ein Modell daraus und überprüfst es durch Beobachtungen. Gleichzeitig wird versucht das Modell zu belegen und zu widerlegen, durch Beobachtungen und durch Untersuchungen auf logische Konsistenz, etc. Überlebt das Modell dies für längere Zeit, so steigt unser Vertrauen in dieses Modell, es wird dadurch stetig bewährter.

D.h.:
gradient hat geschrieben:... die von A sind heute schon falsifizierbar, die von B allerdings in 20 Jahren noch nicht - in verschiedene Kategorien stecken möchte.
... in dem Fall ist A in seiner Evolution schon weiter und genießt daher derzeit ein höheres Vertrauen.
B kann nachziehen, A sogar überholen, muss aber nicht, das ist ungewiss. Das muss sich erst noch herausstellen. Viele Modelle müssen auf diesem evolutionären Weg auch aufgegeben/aussortiert werden.

Ob dieser Unterschied (=Graustufe) nun schon ausreicht um A und B heute verschiedenen Kategorien (=schwarz/weiß) zuzuordnen ist wie gesagt eine Frage der Konvention und muss ständig diskutiert werden, gerade in unserer heutigen Welt, die sich rasant weiterentwickelt. Es ist auch eine Frage danach, wie fein man diese Schubladen unterteilen möchte: Wenn ich beschließe fein zu unterteilen, dann sage ich: "Ja! Das sind verschiedene Kategorien.", wenn nicht, nicht.

Unabhängig von der Kategorisierung besteht aber in jedem Fall ein Unterschied - das sollte man im Auge behalten!

Grüße
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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von gradient » 14. Apr 2015, 21:29

Hallo zusammen,

@Tom:
Es geht mir nicht darum, gegen die Stringtheorie zu polemisieren (dazu habe ich keinen Grund und bin als nicht-Insider auch nicht kompetent genug). Es geht mir lediglich darum, den objektiven Blick auf die Probleme eines Feldes zu schärfen. Und genau darin liegt das Problem!
Ich hatte nie den Eindruck, dass du gegen die Stringtheorie polemisieren würdest. Da ich String-Kosmologie betreibe, habe ich leider keinen Überblick über das gesamte Feld der Stringtheorie, so dass ich eigentlich nur über meinen Bereich berichten kann. Die Review-Artikel hierzu gehen eigentlich immer auf Schwierigkeiten und Probleme ein, mit denen wir kämpfen.
Ich werde mich mal auf den Strings 20xx-Websites nach Review-Talks umschauen...

@seeker: Der praktische Unterschied zwischen A und B ist mir klar und ich verstehe auch, dass es ums Vertrauen geht.
Man muss aber bedenken, dass das unsere gedankliche Einordnungen sind. An sich gibt es gar keine scharfen Trennlinien "Dies hier gehört in Kategorie A und das hier in B". Tatsächlich gibt es nur Graustufen und verschiedene wählbare Perspektiven: "Das hier ähnelt noch etwas mehr dem, was wir uns unter Kategoorie A vorstellen und dies hier eher B.".
Auch hier stimme ich zu. In den Posts zuvor hast du allerdings z. B. geschrieben, dass man bestimmte Forschungsgebiete, die man (gegenwärtig) der theoretischen Physik zuordnet, besser woanders unterbringen sollte, z. B. in der Mathematik oder Philosophie. Daher dachte ich eigentlich, dass du dich schon für eine konkrete und relativ feste Kategorisierung einsetzt. Des Weiteren brachtest du Finanzierungen von Forschungsgegenständen ins Spiel, wo man typischerweise in Kategorien denkt. Daher weiß ich nicht mal, wer was wie nennen/kategorisieren soll...

MfG
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Re: Frontalangriff auf die wissenschaftliche Methode

Beitrag von seeker » 15. Apr 2015, 11:05

gradient hat geschrieben:Auch hier stimme ich zu. In den Posts zuvor hast du allerdings z. B. geschrieben, dass man bestimmte Forschungsgebiete, die man (gegenwärtig) der theoretischen Physik zuordnet, besser woanders unterbringen sollte, z. B. in der Mathematik oder Philosophie. Daher dachte ich eigentlich, dass du dich schon für eine konkrete und relativ feste Kategorisierung einsetzt. Des Weiteren brachtest du Finanzierungen von Forschungsgegenständen ins Spiel, wo man typischerweise in Kategorien denkt. Daher weiß ich nicht mal, wer was wie nennen/kategorisieren soll...
Ja. Das eine sind halt die grundsätzlichen Hintergründe und das andere ist meine persönliche Meinung.
Es ist ein nicht ganz einfaches Thema. Solche Dinge müssen gemeinschaftlich/gesellschaftlich per Diskussion und anschließender Konvention immer wieder neu beschlossen werden.
Das Problem:

Praktisch jede Theorie ist ganz am Anfang ohne wirkliche Empirie.
D.h.: Zu diesem Zeitpunkt ist es nach meiner Argumentation noch gar nicht klar, ob daraus einmal Naturwissenschaft werden wird oder nicht.

Die Theorien, die heute Empirie vorweisen können, gehören für mich sowieso klar den NW an.
Aber was macht man mit den erstgenannten, die sozusagen in ihrer Evolution noch keine NW sind, dies aber potentiell noch werden könnten?
Ich würde sagen: Diejenigen, die sich bemühen sich in dieser Richtung weiterzuentwickeln sollte man noch NW nennen, vielleicht genauer "potentielle NW", die die es nicht tun, indem sie sagen "Wir wollen auf die Empirie verzichten!" sollte man den anderen Wissenschften zuordnen.
Allerdings: Die "potentiellen NW" sollten irgendwann einmal auch liefern müssen! D.h.: Wenn eine Disziplin der "potentiellen NW" nach sehr langer Zeit trotz aller Bemühungen immer noch keine empirischen Befunde vorweisen kann und dies auch nicht in Aussicht steht, dann sollte man irgendwann diskutieren, ob sie nicht besser den Nicht-NW zugeordnet werden sollte.

Weitere möglich Option: Man schafft für dieses Niemandsland "potentielle NW", die irgendwo zwischen z.B. Mathematik, Physik und Philosophie stehen eine eigene Kategorie.

Wogegen ich mich aber hauptsächlich wehre ist, wenn eine potentielle NW sich selbst nicht genügend reflektiert/kritisch hinterfragt und sich in der Öffentlichkeit so darstellt, als wäre sie in ihrer Evolution schon weiter, also schon eine "echt-empirische NW" und in diesem Schafspelz den Leuten allerlei spekulative und a priori-philosophische Dinge als harte naturwissenschaftliche Fakten zu verkaufen sucht, also das Renommee der empirisch gesicherten NW für die eigenen Zwecke missbraucht. Ich halte das nicht für redlich.
Hawking ist z.B. für mich (in seinen popwiss. Werken/Filmen) manchmal so ein Kandidat.

Grüße
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