pepr hat geschrieben:Diese Verbindungen entstehen ja erst mit der Zeit, das Gehirn eines Baby beispielsweise hat noch ganz wenig Synapsen, dennoch hat es schon ein Bewußtsein, ein Ich und einen Antrieb.
Nicht ganz. Das Bewusstsein ist da noch am Entwickeln. Das Bewusstsein wird dabei mit der zunehmenden Gerhirnstrukturierung immer "schärfer". Es ist also nicht an einem Tag nicht da und am nächsten Tag plötzlich da. Es ist ein Prozess...
Jedenfalls haben kleine Babys noch kein Ich-Bewusstsein, man könnte auch sagen noch kein "Konzept von sich selbst", von der Trennung von Innenwelt und Außenwelt: Sie erkennen sich z.B. im Spiegel nicht.
Grundsätzliches Problem mit dem Bewusstsein (egal ob Ich-Bewusstsein oder rudimentäres Bewusstsein):
Wenn ich die Sache von rein wissenschaftlicher, objektiver Seite her betrachten würde und ich von meinem eigenen Bewusstsein nichts wüsste und dann jemand kommen würde und behaupten würde, dass das Gehirn ein Bewusstsein hat, dann würde ich folgendes sagen:
Wir haben das Gehirn eingehend untersucht und vermessen.
Wir haben im Gehirn chemische und elektrische Prozesse gefunden und ein sehr kompliziertes Netzwerk.
Es gibt aber nicht den geringsten wissenschaftlichen Hinweis, dass das Gehirn so etwas wie eine "Innenseite" hätte, also ein Bewusstsein!
Die Annahme, es gäbe so etwas, ist esoterisch, ja absurd und zumindest unnötig!
Wir müssen daher Ockhams Rasiermesser (Prinzip der Sparsamkeit in den Grundannahmen) anwenden, wonach unnötige Annahmen in der Theoriebildung weggelassen werden müssen.
Wir können das Gehirn und die Gehirnprozesse auch völlig ohne diese Annahme erklären!
Wie soll das überhaupt gehen und was soll das überhaupt sein?
Wie soll das Gehirn eine "Innenwahrnehmung", also einen Innenbeobachter produzieren können?
Dazu müsste es ja einen virtuellen Beobachter produzieren, der das Ergebnis der Gehirnprozesse beobachtet.
(Beispiel: Das Bild der Außenwelt muss im Gehirn zu einem virtuellen Bild verarbeitet werden, das von einem genauso virtuellen ("kleinen") Beobachter im Gehirn wahrgenommen wird.)
Nur wäre man damit ja nicht fertig: Denn im virtuellen Kopf des "kleinen" Beobachters müsste es ja einen noch kleineren Beobachter geben, der ein noch "kleineres" Bild dieses Bildes im doppelt-virtuellen Kopf hat und dieses dann wiederum beobachtet, usw.
Man kommt sofort zu einem unendlichen Regress. Nein, so etwas kann es nicht geben. Das ist absurd!
Ergo: Es existiert kein Bewusstsein!
Dieser völlig logischen wissenschaftlichen Haltung steht nur eine
einzige Tatsache entgegen:
Jeder von uns weiß, dass er selbst ein Bewusstsein hat (...und genaugenommen weiß es jeder ausschließlich nur von sich selber)!
Dieses Wissen kann nicht geleugnet werden, denn es ist der Anfang allen Wissens.
In diesem Problem liegt eines der größten ungelösten Rätsel überhaupt.
Ich würde sogar behaupten, dass die Frage "Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?" und die Frage "Warum kann es ein Bewusstsein geben?" in Wahrheit dieselbe Frage ist.
Grüße
seeker