Wissenschaftliches Arbeiten!
Verfasst: 2. Okt 2010, 23:52
Hallo zusammen,
weder in der Schule (abgesehen vom Verfassen einer Facharbeit - aber dort schreibt man ja nur über ein Lehrbuchthema) noch an der Uni (zumindest bis jetzt [komme ins 3. Semester]) wird einem (von Grund auf) beigebracht, wie man wissenschaftlich arbeitet. Bisher werden uns in den Standardvorlesungen ausschließlich Fachkenntnisse vermittelt (was natürlich notwendig und super ist) und auf den Übungsblättern sind Aufgaben, von denen ich weiß, dass sie mit meinem Wissen in einem rel. kurzen Zeitraum (~1 Woche) lösbar sind, während man in der Forschung Probleme hat, bei denen das nicht klar ist.
Da die nächsten Jahre an der Uni schätzungsweise ähnlich ablaufen werden (Vorlesungen + Übungen), sehe ich nicht, wo man dort großartig lernen soll, wissenschaftlich zu arbeiten.
Erfreulicherweise bietet das Forum die Möglichkeit, Fragen rund um das Thema "Wissenschaftliches Arbeiten" an Leute zu stellen, die in der Forschung arbeite(te)n, so dass ich diese Gelegenheit nützen will, hier dieses Thema anzuschneiden(immerhin soll ich ja in zwei Jahren schon eine Bachelorarbeit verfasst haben).
1. Einlesen in (neue, vertiefende, ...) Themen
Für das Einlesen in bestimmte Themen und Fragestellungen greift man gewöhnlich auf Lehrbücher, Internet (das Forum ) oder Publikationen zurück. Dabei stoße ich i.d.R. auf eine riesige Flut an Informationen, die es zu verarbeiten gilt.
Da stellen sich schon erste Fragen und Probleme:
1.1. Gibt es Methoden, Fachtexte in angemessener Zeit zu lesen und zu verstehen?
(Manchmal brauche ich für eine DIN A4-Seite 1 Std., manchmal nur 3 Min., aber im Schnitt relativ lang.)
Wird man irgendwann schneller? (Z.B. durch mehr Fachwissen, mehr Erfahrung,...)
1.2. Lest ihr zu dem Thema alles, also komplette Kapitel (in Büchern) oder die gesamte Publikation? Oder genügt es, z.B., um auf dem Laufenden zu bleiben, von Publikationen lediglich abstract und conclusion zu lesen?
2. Wie man mit dem neu gewonnenen Wissen umgeht...
Wenn ich mich in ein neues komplexes Thema eingearbeitet habe, hilft es mir immer, die Inhalte kurz und nachvollziehbar zu strukturieren, damit sie in mein Langzeitgedächtnis gelangen (und ich später schnell nachschauen kann, falls ich nochmal dazu etwas nachlesen möchte).
Habt ihr irgendwelche Methoden, um neue Inhalte effektiv zu verarbeiten? (Wenn ich einfach nur irgendetwas komplexes lese, weiß ich nach längerer Zeit eigentlich nur noch Zusammenhänge aber nicht mehr viele Details. Das alleine reicht also nicht.)
3. Wissen schaffen und publizieren
In den meisten Fällen leitet man ja aus bekanntem Wissen etwas neues ab, daher sind für diesen Prozess mindestens 1. und 2. erforderlich.
Ich schätze, es ist nicht sinnvoll, darüber zu diskutieren, wie man neues Wissen im Detail schafft, denn dafür gibt es keine konkreten Rezepte (ansonsten könnte man ja systematisch neues Erkenntnisse ableiten).
Stattdessen will ich fragen, was eine wissenschaftliche Arbeit oder eine Publikation auszeichnet:
3.1. Muss eine wissenschaftliche Arbeit unbedingt neue Erkenntnisse erbringen?
3.2. Welche Art von wissenschaftlicher Erkenntnis darf das sein, falls 3.1. mit ja zu beantworten ist?
3.2.1. Lösung zu einem (bekannten) Problem (z.B. ein mathematischer Beweis)
3.2.2. Neue Messergebnisse mit neuen Resultaten (ich denke, das ist aber sowieso klar, das das eine Publikation wert ist)
3.2.3. Ein neuer Blickwinkel auf ein theoretisches Problem (etwa, dass man Zusammenhänge zu einem anderen Teilgebiet erkennt)
3.3. Darf man z.B. in Publikationen auch Vermutungen anstellen (ohne Beweise liefern zu können)? Was ist, wenn Vermutungen experimentell schwer überprüfbar sind, ist das noch wissenschaftlich? (M.E. nicht)
3.4. Können Arbeiten, die lediglich ein (Lehrbuch)Thema aufgreifen, zusammenfassen, neu strukturieren (wie es i.d.R. bei Diplom-, Bachelor-, oder Masterarbeiten zu sein scheint) eigentlich als wissenschaftliche Arbeit bezeichnet werden? Immerhin liefern diese meist keine neuen Erkenntnisse?
Einige Fragen mögen naiv erscheinen, was aber angesichts dessen, dass man als Schüler bzw. Student nur Wissen serviert bekommt, jedoch praktisch nie damit richtig arbeitet, hoffentlich zu entschuldigen ist.
MfG
Patrick
weder in der Schule (abgesehen vom Verfassen einer Facharbeit - aber dort schreibt man ja nur über ein Lehrbuchthema) noch an der Uni (zumindest bis jetzt [komme ins 3. Semester]) wird einem (von Grund auf) beigebracht, wie man wissenschaftlich arbeitet. Bisher werden uns in den Standardvorlesungen ausschließlich Fachkenntnisse vermittelt (was natürlich notwendig und super ist) und auf den Übungsblättern sind Aufgaben, von denen ich weiß, dass sie mit meinem Wissen in einem rel. kurzen Zeitraum (~1 Woche) lösbar sind, während man in der Forschung Probleme hat, bei denen das nicht klar ist.
Da die nächsten Jahre an der Uni schätzungsweise ähnlich ablaufen werden (Vorlesungen + Übungen), sehe ich nicht, wo man dort großartig lernen soll, wissenschaftlich zu arbeiten.
Erfreulicherweise bietet das Forum die Möglichkeit, Fragen rund um das Thema "Wissenschaftliches Arbeiten" an Leute zu stellen, die in der Forschung arbeite(te)n, so dass ich diese Gelegenheit nützen will, hier dieses Thema anzuschneiden(immerhin soll ich ja in zwei Jahren schon eine Bachelorarbeit verfasst haben).
1. Einlesen in (neue, vertiefende, ...) Themen
Für das Einlesen in bestimmte Themen und Fragestellungen greift man gewöhnlich auf Lehrbücher, Internet (das Forum ) oder Publikationen zurück. Dabei stoße ich i.d.R. auf eine riesige Flut an Informationen, die es zu verarbeiten gilt.
Da stellen sich schon erste Fragen und Probleme:
1.1. Gibt es Methoden, Fachtexte in angemessener Zeit zu lesen und zu verstehen?
(Manchmal brauche ich für eine DIN A4-Seite 1 Std., manchmal nur 3 Min., aber im Schnitt relativ lang.)
Wird man irgendwann schneller? (Z.B. durch mehr Fachwissen, mehr Erfahrung,...)
1.2. Lest ihr zu dem Thema alles, also komplette Kapitel (in Büchern) oder die gesamte Publikation? Oder genügt es, z.B., um auf dem Laufenden zu bleiben, von Publikationen lediglich abstract und conclusion zu lesen?
2. Wie man mit dem neu gewonnenen Wissen umgeht...
Wenn ich mich in ein neues komplexes Thema eingearbeitet habe, hilft es mir immer, die Inhalte kurz und nachvollziehbar zu strukturieren, damit sie in mein Langzeitgedächtnis gelangen (und ich später schnell nachschauen kann, falls ich nochmal dazu etwas nachlesen möchte).
Habt ihr irgendwelche Methoden, um neue Inhalte effektiv zu verarbeiten? (Wenn ich einfach nur irgendetwas komplexes lese, weiß ich nach längerer Zeit eigentlich nur noch Zusammenhänge aber nicht mehr viele Details. Das alleine reicht also nicht.)
3. Wissen schaffen und publizieren
In den meisten Fällen leitet man ja aus bekanntem Wissen etwas neues ab, daher sind für diesen Prozess mindestens 1. und 2. erforderlich.
Ich schätze, es ist nicht sinnvoll, darüber zu diskutieren, wie man neues Wissen im Detail schafft, denn dafür gibt es keine konkreten Rezepte (ansonsten könnte man ja systematisch neues Erkenntnisse ableiten).
Stattdessen will ich fragen, was eine wissenschaftliche Arbeit oder eine Publikation auszeichnet:
3.1. Muss eine wissenschaftliche Arbeit unbedingt neue Erkenntnisse erbringen?
3.2. Welche Art von wissenschaftlicher Erkenntnis darf das sein, falls 3.1. mit ja zu beantworten ist?
3.2.1. Lösung zu einem (bekannten) Problem (z.B. ein mathematischer Beweis)
3.2.2. Neue Messergebnisse mit neuen Resultaten (ich denke, das ist aber sowieso klar, das das eine Publikation wert ist)
3.2.3. Ein neuer Blickwinkel auf ein theoretisches Problem (etwa, dass man Zusammenhänge zu einem anderen Teilgebiet erkennt)
3.3. Darf man z.B. in Publikationen auch Vermutungen anstellen (ohne Beweise liefern zu können)? Was ist, wenn Vermutungen experimentell schwer überprüfbar sind, ist das noch wissenschaftlich? (M.E. nicht)
3.4. Können Arbeiten, die lediglich ein (Lehrbuch)Thema aufgreifen, zusammenfassen, neu strukturieren (wie es i.d.R. bei Diplom-, Bachelor-, oder Masterarbeiten zu sein scheint) eigentlich als wissenschaftliche Arbeit bezeichnet werden? Immerhin liefern diese meist keine neuen Erkenntnisse?
Einige Fragen mögen naiv erscheinen, was aber angesichts dessen, dass man als Schüler bzw. Student nur Wissen serviert bekommt, jedoch praktisch nie damit richtig arbeitet, hoffentlich zu entschuldigen ist.
MfG
Patrick