tomS hat geschrieben: ↑12. Nov 2017, 20:44
Evtl. habe ich Verwirrung gestiftet, weil ich nicht sauber zwischen „physisch“ und „physikalisch“ getrennt habe.
Diese Unterscheidung verstehe ich noch nicht ganz und was du damit erreichst.
Wenn du vom Physikalischen sprichst, dann ist mir klar, was damit gemeint ist, der Kontext "Physik" ist klar definiert.
Wenn du aber vom Physischen sprichst, was meinst du dann? Ich möchte vermeiden, dass das dann nur eine eigentlich leere Worthülse ist...
Auch um physisch definieren zu können, wirst du eine bestimmte Perspektive einnehmen müssen.
tomS hat geschrieben: ↑12. Nov 2017, 20:44
Dennoch komme ich zu dem Schluss, dass die Physik die physische Welt zutreffend beschreibt und dass die physische Welt bzw. Substanz die mentale mitumfasst.
An diesem Punkt muss ich dich einmal etwas zu ärgern versuchen...
Wir sagen zwar immer "Jaa, die Physik ist nur Beschreibung der Welt, das ist allen Wissenschaftlern klar und das ist unser Credo!"
Aber nimmst du das wirklich ernst, wenn du das Obige sagst?
Wir haben ganz einfach nur zwei verschiedene Perspektiven, die mit verschiedenen Begriffen und Methoden arbeiten, nicht mehr, nicht weniger.
Das ist das, was wir wissen. Die Welt hinter den Perspektiven bzw. Erscheinungen kennen wir nicht, weder aus der mentalen Perspektive, noch aus der physischen Perspektive.
Und nur diese Welt kann sowohl das Mentale als auch das Physische umfassen, in dem Sinne, dass sie so oder so erscheinen kann.
Das was du sagst behauptet mehr, als dass die Physik die Welt nur beschreibt, du postulierst, dass sie dem wahren Wesen des Seins zumindest nahekommen würde, also im Wesen, im Kern mindestens "so ähnlich sei".
Das weißt du aber nicht. Wir sollten das was wir nicht wissen möglichst weg lassen, zumindest im Fundament.
Unterschiedliche philosophische Haltungen können wir alle haben, aber ich möchte sie im Fundament soweit als möglich noch offen lassen.
Und es ist nicht wahr, dass du als Physiker nur diese philosophische Haltung sinnvoll haben kannst (nur falls du das glauben solltest), du hast durchaus einiges an Wahlfreiheit.
Es handelt sich nicht um ein sprachliches Problem.
Verschiedene Perspektiven bzw. Erscheinungen können nicht kausal aufeinander einwirken. "Kausal" bedeutet in verschiedenen Perspektiven Verschiedenes, falls überhaupt definierbar.
Das, worauf der Begriff "Kausalität" abzielt, kann es nur im Sein selbst geben, in dem was wirklich da ist, nicht in Erscheinungen. Dieses Sein ist aber prinzipiell unbekannt, außerhalb von Perspektiven existiert kein uns zugängliches Wissen.
Es ist daher überhaupt nicht nötig das Mentale auf das Physische oder Physikalische zurückzuführen (oder umgekehrt), es ist sogar unsinnig das tun zu wollen.
Stattdessen sind die Korrelationen zwischen beiden zu erforschen, das lohnt sich.
tomS hat geschrieben: ↑12. Nov 2017, 20:44
Man muss vorsichtig sein. Verallgemeinerungen und Analogieschlüsse sind nur bei vergleichbaren Perspektiven sinnvoll anzuwenden.
Wenn mein mentaler Zustand „Stolz“ zu ähnlichen Äußerungen wie ich sie an meinem Computer beobachte, dann darf ich dennoch nicht vorschnell auf dessen „Stolz“ schließen, denn zum einen handelt es sich um unterschiedlichen Perspektiven: meine introspektive auf meine mentalen Zustände sowie meine extern ausgerichtete auf die Äußerungen und die Physik des Computers.
Außerdem entsprechen sich mein Gehirn und das des Computers rein physikalisch nicht (evtl. wird dieses Argument z.B. durch die Struktur neuronaler Netze entwertet).
Ich würde hier eher ein „Prinzip der Vorsicht“ einführen, demzufolge ich dem Computer eher mentale Bewusstseinsinhalte und Qualia zusprechen möchte als sie abzusprechen, einfach weil ich damit im Guten (ethisch, moralisch) wie im Bösen (z.B. bzgl. Eigensinn und Auflehnung des Computers gegen mich) besser fahre.
tomS hat geschrieben: ↑12. Nov 2017, 20:44
im hier vorliegenden Fall musst du einen Perspektivwechsel vornehmen, im Falle der Physik nicht.
Guter Einwand! Das erscheint mir im Moment schlüssig, ich stimme zu.
Ja, es ist in diesem Bereich wohl noch mehr Vorsicht geboten als gewöhnlich.