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Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 31. Jan 2020, 14:09
von Frank
Gemäß Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie ziehen rotierende Massen andere Körper mit. Radioastronomen haben diesen Effekt nun in einem besonderen Sternsystem nachgewiesen.
von Andreas Müller
https://www.spektrum.de/news/weisser-zw ... it/1702396

Ich habe jetzt den mehrmals Artikel mehrmals durchgelesen.

Wie muss ich das verstehen?
Durch das Drehen einer Masse, wird die Raumzeit verwirbelt, ähnlich wie bei einer Fahne, wenn der Wind nicht aus einer gleichen Richtung kommt und so quasi ein Flattern auslöst? Der Fahnenmast dreht dann quasi in die Richtung mit?

:wn:

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 31. Jan 2020, 16:21
von Herr5Senf
... eher wie ein Löffel im Honig. Wenn der Löffel nur steckt, passiert nichts.
Wenn man den Löffel dreht, "verwirbelt" er den Honig in Drehrichtung, ein Teilchen auf dem Honig wird mitgezogen.
Wenn die Erde nicht rotieren würde, würde ein Satellit sie nur "normal" umkreisen. So wird er noch "in der Raumzeit" mitgezogen.

Grüße Dip

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 31. Jan 2020, 18:30
von Frank
Herr5Senf hat geschrieben:
31. Jan 2020, 16:21
... eher wie ein Löffel im Honig. Wenn der Löffel nur steckt, passiert nichts.
Wenn man den Löffel dreht, "verwirbelt" er den Honig in Drehrichtung, ein Teilchen auf dem Honig wird mitgezogen.
Wenn die Erde nicht rotieren würde, würde ein Satellit sie nur "normal" umkreisen. So wird er noch "in der Raumzeit" mitgezogen.

Grüße Dip
Danke :well:

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 31. Jan 2020, 19:06
von Skeltek
Die Drehachse des Neutronensternes ist nicht senkrecht zur Doppelsternsystem-Scheibe. So kann man sehen, daß der zweite Stern eine Kraft auf die Drehachse des ersten Sternes ausübt, weil diese leicht taumelt. Wäre die Drehachse senkrecht zur gemeinsamen Systemscheibe, dann würde die Achse nicht taumeln, weil es ja keine resultierende Kraft gibt um die Achse in nach oben oder unten zu kippen.
Soweit klar, aber ich verstehe nicht ganz, wieso das jetzt auf den Lense-Thirring Effekt zurückzuführen sein soll.

Derzeit aktuel ist ja die Beinahe-Kollision zweier Satelliten heute. Einer davon hatte eine lange Stange mit einem Gewicht dran, um ihn im Schweregradienten der Erde zu stabilisieren https://youtu.be/v4O5tuQvI5U?t=108 . Das Schwerefeld der Erde zieht am Gewicht stärker als am Sateliten, wodurch es ihn stabilisieren sollte (die Bahngeschwindigkeit auf dem niedrigeren Orbit wäre theoretisch auch größer).
Wäre die Stange nicht senkrecht zur Erde, würde der Satelit samt Stande&Gewicht wegen dem Gradienten im Schwerefeld taumen. So ähnlich ist das beim Neutronenstern, nur daß hier noch zusätzlich der Lense-Thirring-Effekt mit rein spielt.

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 31. Jan 2020, 20:34
von Herr5Senf
... wieso das jetzt auf den Lense-Thirring Effekt zurückzuführen sein soll.

Es sind 2 Effekte, die da taumeln: 1. die klassische geodätische Präzession eines Kreisels plus
2. den relativistischen Lense-Thirring-Effekt, der 0,7% dazubringt, meßtechnisch nicht einfach zu trennen

Grüße Dip

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 31. Jan 2020, 20:50
von Frank
Herr5Senf hat geschrieben:
31. Jan 2020, 20:34
... wieso das jetzt auf den Lense-Thirring Effekt zurückzuführen sein soll.

Es sind 2 Effekte, die da taumeln: 1. die klassische geodätische Präzession eines Kreisels plus
2. den relativistischen Lense-Thirring-Effekt, der 0,7% dazubringt, meßtechnisch nicht einfach zu trennen

Grüße Dip
In diesem Zusammenhang.
Schaffen es eigentlich die Planeten in unserem Sonnensystem, an der Sonne auch so einen Effekt zu erzielen(Umgekehrt ist es ja der Fall), oder ist da einfach die Masse zu gering?

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 1. Feb 2020, 10:15
von seeker
Frank hat geschrieben:
31. Jan 2020, 20:50
Schaffen es eigentlich die Planeten in unserem Sonnensystem, an der Sonne auch so einen Effekt zu erzielen(Umgekehrt ist es ja der Fall), oder ist da einfach die Masse zu gering?
Irgendwann werden solche Effekte halt unmerklich klein, ich denke, das kann man vernachlässigen.

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 1. Feb 2020, 13:05
von tomS
Der direkte messtechnischen Beweis ist extrem heikel. Im den folgenden Texten findet man u.a.ein Zahlenbeispiel für das Foucaultsches Pendel: 1° Abweichung in 16000 Jahren.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Lense%E ... precession
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Frame-d ... ntal_tests

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 2. Feb 2020, 14:48
von Skeltek
Wie hoch wäre beim Messen eigentlich die Standardabweichung bzw inwieweit wird die Fehlerfortpflanzung berücksichtigt?
Ich weiß ja noch, daß man sich regelmäßig beim Messen von Massen, Durchmessern usw um teils Größeordnungen verschätzt und immer wieder mal irgendwo widersprüchliche Ergebnisse aufpoppen... inwieweit kann man sich auf die Präzision der Eigenpräzisions-Messungen (abgelteitete/interpretierte Werte) verlassen?

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 2. Feb 2020, 14:59
von tomS
Das kann man so allgemein nicht sagen, dazu muss man die Fehler seitens Messgerät (Wert der beteiligten Massen, Genauigkeit, ...), weitere Bedingungen (elektrische und magnetische Felder, Abweichungen des Gravititationsfeldes von der exakten sphärischen Symmetrie, ...) sowie weitere Fehler (Wert Gravitationskonstante, Lichtgeschwindigkeit, ...) abschätzen und die Fehlerfortpflanzung berechnen.

Re: Weißer Zwerg verwirbelt Raumzeit

Verfasst: 10. Feb 2020, 11:37
von Skeltek
Ja, da hast du völlig Recht. Ich schätze aber mögliche systematische Fehler, durch Missinterpretation vorausgehender Eingangsaten durch z.B. unvollständige oder falsche Theorien, potentiel deutlich höher ein.
Das hier gehört glaube ich auch gerade zu dem obigen Thread:
Youtube - Anton Petrov - Star dragging the fabric of space