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Könnte die Gravitationskonstante variabel sein?

Verfasst: 21. Mär 2018, 20:04
von FKM
Offenbar ist es ja nicht so einfach, die Gravitationskonstante ganz genau zu messen (anders als die Feinstrukturkonstante). Auf Heise Online erschien gestern ein Artikel Zahlen, bitte! Die unkonstante Gravitationskonstante, in dem Spekulationen zu einer variierenden Gravitationskonstante zitiert werden. So könnte sie oszillieren oder allmählich altern.

Meine Frage: Ist das prinzipiell denkbar oder wäre das ein Widerspruch zur ART?

Re: Könnte die Gravitationskonstante variabel sein?

Verfasst: 21. Mär 2018, 21:32
von tomS
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
Offenbar ist es ja nicht so einfach, die Gravitationskonstante ganz genau zu messen
Siehe der von dir genannte Artikel

https://arxiv.org/abs/1504.06604v2
Measurements of Newton's gravitational constant and the length of day
John D. Anderson, Gerald Schubert, Virginia Trimble, Michael R. Feldman
(Submitted on 24 Apr 2015 (v1), last revised 22 May 2015 (this version, v2))
About a dozen measurements of Newton's gravitational constant, G, since 1962 have yielded values that differ by far more than their reported random plus systematic errors. We find that these values for G are oscillatory in nature, with a period of P = 5.899 +/- 0.062 yr, an amplitude of (1.619 +/- 0.103) x 10^{-14} m^3 kg^{-1} s^{-2}, and mean-value crossings in 1994 and 1997. However, we do not suggest that G is actually varying by this much, this quickly, but instead that something in the measurement process varies. Of other recently reported results, to the best of our knowledge, the only measurement with the same period and phase is the Length of Day (LOD - defined as a frequency measurement such that a positive increase in LOD values means slower Earth rotation rates and therefore longer days). The aforementioned period is also about half of a solar activity cycle, but the correlation is far less convincing. The 5.9 year periodic signal in LOD has previously been interpreted as due to fluid core motions and inner-core coupling. We report the G/LOD correlation, whose statistical significance is 0.99764 assuming no difference in phase, without claiming to have any satisfactory explanation for it. Least unlikely, perhaps, are currents in the Earth's fluid core that change both its moment of inertia (affecting LOD) and the circumstances in which the Earth-based experiments measure G. In this case, there might be correlations with terrestrial magnetic field measurements.
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
Auf Heise Online erschien gestern ein Artikel Zahlen, bitte! Die unkonstante Gravitationskonstante, in dem Spekulationen zu einer variierenden Gravitationskonstante zitiert werden. So könnte sie oszillieren ...
Da steht ganz konkret:

The universal constant G does not vary at that scale, although Krasinsky and Brumberg report a detection of an unexplained secular increase in the astronomical unit (AU) over the years 1976 to 2008 ... However the effect on G, if real, is at the level of an increase of 3 parts in 1012 per year and undetectable with laboratory measurements of G.
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
... oder allmählich altern.
Das Department of Physics and Astronomy am College of Science der King Saud University, Riyadh, Saudi Arabia ist natürlich die erste Anlaufstelle, noch vor den Weisen aus dem Morgenlande (μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν).
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
Meine Frage: Ist das prinzipiell denkbar oder wäre das ein Widerspruch zur ART?
Ernsthaft: Ja, es ist denkbar, und ja, es wäre ein Widerspruch zur ART. Es gibt Ansätze zur Quantengravitation, insbs. die Stringtheorie, in der die Gravitationskonstante einem dynamischen Feld entspricht, sowie die Renormierungsgruppengleichungen zur nicht-perturbativen Quantisierung der ART, aus der eine "laufende Kopplung" resultiert. Beide sagen eine variable Gravitationskonstante bei extrem hohen Energien voraus; und beide sagen für das heutige Universum konstante Werte voraus.

Es handelt sich also um i) ein Missverständnis sowie ii) um haltlose Phantasien.

Re: Könnte die Gravitationskonstante variabel sein?

Verfasst: 22. Mär 2018, 12:09
von Struktron
tomS hat geschrieben:
21. Mär 2018, 21:32
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
Offenbar ist es ja nicht so einfach, die Gravitationskonstante ganz genau zu messen
Siehe der von dir genannte Artikel

...
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
Meine Frage: Ist das prinzipiell denkbar oder wäre das ein Widerspruch zur ART?
Ernsthaft: Ja, es ist denkbar, und ja, es wäre ein Widerspruch zur ART. Es gibt Ansätze zur Quantengravitation, insbs. die Stringtheorie, in der die Gravitationskonstante einem dynamischen Feld entspricht, sowie die Renormierungsgruppengleichungen zur nicht-perturbativen Quantisierung der ART, aus der eine "laufende Kopplung" resultiert. Beide sagen eine variable Gravitationskonstante bei extrem hohen Energien voraus; und beide sagen für das heutige Universum konstante Werte voraus.
Ausführlich werden Messungen in der Dissertation von Kleinevoß Bestimmuung der Newtonschen Gravitationskonstanten G beschrieben.
Theoretisch liefert ein diskretes Substrat im Vakuum den Ansatz, dass der Gravitationsfaktor neben dem festen Durchmesser der postulierten kleinsten Objekte (Plancklänge) von der freien Weglänge der lokalen Struktur abhängt. Nimmt man Protonen als Hauptträger von Massen, ergibt sich die Feinstrukturkonstante der Gravitation. Mit dieser lässt sich die Newtonsche Gravitationskonstante errechnen.
MfG
Loothar W.

Re: Könnte die Gravitationskonstante variabel sein?

Verfasst: 22. Mär 2018, 12:15
von ralfkannenberg
Struktron hat geschrieben:
22. Mär 2018, 12:09
Nimmt man Protonen als Hauptträger von Massen, ergibt sich die Feinstrukturkonstante der Gravitation. Mit dieser lässt sich die Newtonsche Gravitationskonstante errechnen.
Hallo Lothar,

und was ist mir den Neutronen ? Die haben ebenfalls Masse, sogar geringfügig mehr als ein Proton, und in den meisten Atomkernen gibt es ungefähr gleichviele von ihnen wie Protonen.


Freundliche Grüsse, Ralf

Re: Könnte die Gravitationskonstante variabel sein?

Verfasst: 22. Mär 2018, 21:49
von FKM
tomS hat geschrieben:
21. Mär 2018, 21:32
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
Meine Frage: Ist das prinzipiell denkbar oder wäre das ein Widerspruch zur ART?
Ernsthaft: Ja, es ist denkbar, und ja, es wäre ein Widerspruch zur ART. Es gibt Ansätze zur Quantengravitation, insbs. die Stringtheorie, in der die Gravitationskonstante einem dynamischen Feld entspricht, sowie die Renormierungsgruppengleichungen zur nicht-perturbativen Quantisierung der ART, aus der eine "laufende Kopplung" resultiert. Beide sagen eine variable Gravitationskonstante bei extrem hohen Energien voraus; und beide sagen für das heutige Universum konstante Werte voraus.

Es handelt sich also um i) ein Missverständnis sowie ii) um haltlose Phantasien.
Das habe ich mir schon so gedacht, wollte es aber von kompetenter Seite bestätigt haben. Danke dafür.
tomS hat geschrieben:
21. Mär 2018, 21:32
FKM hat geschrieben:
21. Mär 2018, 20:04
... oder allmählich altern.
Das Department of Physics and Astronomy am College of Science der King Saud University, Riyadh, Saudi Arabia ist natürlich die erste Anlaufstelle, noch vor den Weisen aus dem Morgenlande (μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν).
Neben den Weisen aus dem Morgenland hatte ja immerhin auch Paul Dirac die Hypothese einer veränderlichen Gravitationkonstante vertreteten: Large Number Hypothesis Natürlich ist die ursprüngliche Hypothese durch Beobachtungen widerlegt. Mir scheint, dass Dirac seine Idee einer veränderlichen Gravitationskonstante bis zuletzt nicht ganz aufgegeben hat: https://av.tib.eu/media/11186

Re: Könnte die Gravitationskonstante variabel sein?

Verfasst: 23. Mär 2018, 14:44
von Struktron
Hallo Ralf,
ralfkannenberg hat geschrieben:
22. Mär 2018, 12:15
Struktron hat geschrieben:
22. Mär 2018, 12:09
Nimmt man Protonen als Hauptträger von Massen, ergibt sich die Feinstrukturkonstante der Gravitation. Mit dieser lässt sich die Newtonsche Gravitationskonstante errechnen.
und was ist mir den Neutronen ? Die haben ebenfalls Masse, sogar geringfügig mehr als ein Proton, und in den meisten Atomkernen gibt es ungefähr gleichviele von ihnen wie Protonen.
Das ist mMn ein starker Hinweis auf die Möglichkeit einer variablen Gravitationskonstante. Claus Kiefer hat das Proton ausgewählt, ohne zu zeigen, dass dies tatsächlich repräsentativ für Materieansammlungen ist (z.B. in Kiefer, Claus; Quantentheorie; 2. Auflage, Fischer, Frankfurt 2003 oder Kiefer, Claus; Quantum Gravity; Oxford 2007). Mit den rund 5,9 10-39 ergibt sich dann die Newtonsche Gravitationskonstante. Weil aber die Bestimmung von Massen im Universum wiederum davon und von anderen Einflüssen abhängt, könnte es tatsächlich einen variablen Gravitationsfaktor geben.
In meinen Formeln (62) und (63) des DSM.pdf könnten auch die Neutronen verwendet werden. Vielleicht würde etwas Spielerei mit anderen Massen und deren Comptonwellenlängen etwas aufklären? Es geht ja auch um die relative Stärke der Gravitation.
MfG
Lothar W.