Führt die Stringtheorie ins Sumpfland?
Verfasst: 22. Aug 2018, 16:31
Diesen Artikel hier habe ich neulich gelesen und fand ihn sehr interessant:
Führt die Stringtheorie ins Sumpfland?
Ein angesehener Stringtheoretiker präsentiert eine spektakuläre These: Das elegante, zehndimensionale Weltmodell könnte inkompatibel mit unserem Universum sein.
https://www.spektrum.de/news/fuehrt-die ... nd/1584718
Daraus:
Das ist jedenfalls für mich etwas reißerisch formuliert, viel interessanter dabei ist für mich folgendes:
Was haltet ihr von dieser Geschichte?
Führt die Stringtheorie ins Sumpfland?
Ein angesehener Stringtheoretiker präsentiert eine spektakuläre These: Das elegante, zehndimensionale Weltmodell könnte inkompatibel mit unserem Universum sein.
https://www.spektrum.de/news/fuehrt-die ... nd/1584718
Daraus:
Richtig, falsch... was würde "richtig" überhaupt bedeuten, so lange man es nicht empirisch prüfen kann? Ich frage an der Stelle viel lieber zunächst nach der Nützlichkeit einer Theorie. Der Nachweis von "falsch" wäre dabei natürlich nützlich, weil dann mehr Resourcen frei würden um andere Ansätze voranzutreiben. Aber so weit ist es ja noch lange nicht.Ist die Stringtheorie falsch?
Sollte die Argumentation in Vafas Paper richtig sein, käme das einer Zeitenwende gleich. Denn dann müsste unser Kosmos entweder ganz anders sein als gedacht – oder aber die Stringtheorie wäre falsch.
Das ist jedenfalls für mich etwas reißerisch formuliert, viel interessanter dabei ist für mich folgendes:
D.h.: Über diese Idee der Eindämmung könnte man evtl. wirklich vorankommen, egal wie das dann ausgeht. Das ist insofern neu, als dass in der Richtung die fehlende Empirie seit einiger Zeit zu einer schwindenden Hoffnung führte, dass man hier irgendwann doch noch zu Potte kommen könnte.Eine Karte für das Sumpfland
Noch ist es zu früh zu sagen, ob die De-Sitter-Sumpfland-Vermutung und zukünftige Experimente wirklich die Stringtheorie widerlegen können.
Aus Sicht von Experten wäre es eine verblüffende Wendung: Seit den frühen 2000er Jahren gehen Physiker davon aus, dass die ambitionierte Theorie 10^500 verschiedene Vakua zulässt. Diese Entdeckung schien dem Traum, mit dem eleganten Regelwerk die Eigenschaften unseres Universums vorhersagen zu können, ein Ende zu machen. Stattdessen sah es so aus, als könnten fast alle denkbaren Beobachtungen im Einklang mit der Stringtheorie stehen, was es sehr schwer machen würde, ihre Vorhersagen mit Experimenten zu überprüfen.
Tatsächlich denken Vafa und andere Wissenschaftler bereits seit dem Jahr 2005 darüber nach, wie man die aus der Theorie sprudelnden Möglichkeiten eindämmen könnte. Schnell kamen sie auf die Idee, grundlegende Merkmale der Natur herauszuarbeiten, die unbedingt wahr sein müssen. Zum Beispiel formulierten sie die »schwache Gravitationsvermutung«, der zufolge die Gravitation immer die schwächste Kraft in einem logischen Universum sein muss. Auf dem Reißbrett entworfene Universen, deren Naturgesetze solche Anforderungen nicht erfüllen, werden aus der String-Landschaft verbannt und in den Sumpf geworfen.
Viele dieser Vermutungen über das Sumpfland haben sich gegen Angriffe durchgesetzt, und einige stehen heute »auf einem sehr soliden theoretischen Fundament«, sagt Hirosi Ooguri, ein theoretischer Physiker am California Institute of Technology und einer von Vafas ersten Mitarbeitern im Sumpfland. Die schwache Gravitationsvermutung zum Beispiel hat so viele Beweise angesammelt, dass man sie für allgemein gültig hält. Sie könnte also unabhängig davon gelten, ob die Stringtheorie etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat.
...
Anstoß zum Handeln
Vafa hält derweil eine konzertierte Suche nach definitiv stabilen De-Sitter-Universen in der String-Landschaft für längst überfällig. Mit der Vermutung aus seinem Paper ziele er vor allem darauf ab, das Thema voranzutreiben. Seiner Ansicht nach hat Stringtheoretikern bisher der Antrieb gefehlt, ernsthaft darüber nachzudenken, ob ihr Werk unsere Welt beschreiben kann. Stattdessen hätten sie die Haltung eingenommen, dass sich unser Universum schon irgendwo in der Landschaft verberge, schließlich sei diese ja riesig. »Der Großteil der Community steht immer noch auf der Seite der De-Sitter-Konstruktionen«, sagte er. Dabei sei der Glaube weit verbreitet, dass es derartige Welten mit positiver Vakuumenergie in der Stringtheorie geben müsse, schließlich lebten wir ja selbst in einer.
Fest steht, dass die Vermutung des amerikanisch-iranischen Physikers die Forschergemeinschaft zum Handeln angeregt hat. Forscher wie Wrase suchen nach stabilen De-Sitter-Gegenbeispielen, während andere mit wenig erforschten Modellen der Quintessenz herumspielen. Vafa hingegen will wissen, ob seine Vermutung Bestand haben wird. »Wenn wir auf Beweise dafür oder dagegen hinarbeiten, kommen wir sicherlich voran«, sagt er.
Was haltet ihr von dieser Geschichte?