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Wurmlöcher

Jenseits des etablierten Standardmodells der Elementarteilchenphysik und der Allgemeinen Relativitätstheorie, d.h. Quantengravitation, Supersymmetrie und Supergravitation, Stringtheorien...
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Ray Light
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Wurmlöcher

Beitrag von Ray Light » 17. Okt 2006, 20:39

Heute ist ein Papier auf dem Preprintserver erschienen, das ganz nach dem Geschmack der SF-Freunde sein könnte:

http://xxx.uni-augsburg.de/abs/astro-ph/0610441

Es geht um Wurmlöcher (WLer) und die Hypothese, dass sie vielleicht in einigen kosmischen Quellen wie aktiven Galaxien (AGN) oder (stellaren) kompakten Objekten (COs) vorkommen könnten.

Anfangs - vor dem Lesen - hatte ich große Erwartungen an das Papier, weil es nicht das Werk eines "dahergelaufenen Spinners", sondern eines anerkannten Experten auf dem Gebiet Schwarzer Löcher ist, nämlich Igor Novikov (und zweier weiterer Russen). Hintergrund: Novikov hat z.B. mit einem russischen Pionier der relativistischen Astrophysik Zel'dovich
und mit Abramowicz, einem noch aktiven Akkretionstheoretiker, zusammen publiziert.

Das Papier ist zwar ganz gut zu lesen, aber insgesamt bin ich nun nach der Lektüre enttäuscht, weil es einfach zu spekulativ ist. Ich gebe dennoch eine kurze Zusammenfassung:

WLer erfordern eine sehr exotische Form von Materie, die (hypothetische!) Phantom-Materie, die verwandt ist mit der Phantom-Energie, eine Spezialform von Dunkler Energie, die auch in der Kosmologie diskutiert wird. Der Unterschied zwischen den "beiden Phantomen" ist, dass Phantom-Materie anisotrop und Phantom-Energie isotrop verteilt ist. (Für Experten: Der w-Parameter der Kosmologie ist für beide Phantome kleiner als -1.)

Der neuere Aspekt am Papier ist, dass ein Magnetfeld berücksichtigt wird, das das WL durchdringen möge. Zur Erinnerung: einige WLer haben ein Schwarzes Loch (SL) als Eingang und ein Weißes Loch (WßL) als Ausgang. Es gibt aber auch solche, die zunächst weder ein SL, noch ein WßL haben.
Mit Magnetfeld sieht der Eingang für einen Außenbeobachter aus wie ein magnetischer Monopol (noch ein Schlüsselbegriff aus dem Bereich des Hypothetischen). Durch Akkretion könne - laut Autoren - nun tatsächlich am Eingang ein SL entstehen. Das SL wäre dann als WL-Relikt anzusehen. Außerdem wird gemutmaßt, dass die WLer Relikte des sehr frühen Universums, der Inflationsära, sein könnten.

Die Autoren behaupten weiterhin, dass der Unterschied zwischen SL (mit Horizont) und WL (ohne Horizont) durch astronomische Beobachtungen entdeckt werden könne, weil eine Lichtquelle, die in ein WL fällt, kontinuierlich weiter beobachtet werden können sollte (theoretisch vielleicht schon, aber ich habe da so meine Zweifel für die Praxis!). Die Autoren schlagen vor, dass die nahende Mikrobogensekunden-Radioastronomie WL-Signaturen identifizieren könnte.

Wie bei den SL wird ein breiter Massenbereich für die WLer angenommen: Von Mrd. Sonnenmassen bis runter auf nur 2 kg! Erstaunlich ist nun der Umstand, dass selbst die leichten WLer nicht durch Hawking-Strahlung zerfallen können, weil sie keinen Ereignishorizont haben! Diese leichten WLer können also über kosmologische Zeitskalen existieren.

In der Magnetosphäre des WLs können nun sowohl leptonische (aus Elektronen und Positronen bestehende), als auch hadronische (aus Protonen bestehende) Jets entstehen. Denn die Rotation des Monopols erzeugt ein elektrisches Feld, das elektrisch geladene Teilchen beschleunigen kann.

Abenteuerlich ist, dass die Autoren die Helligkeitsvariationen eines bestimmten Typs aktiver Galaxien, die IDV (intra-day variability) des BL Lac-Objekts 0716+714, mit variablen Rotverschiebungen in der Nähe des WL in Verbindung bringen - sehr kühn und weit weg von der Standarderklärung!

Im Anhang, S.8, Gl.8, kann man sich mal das Linienelement eines kugelsymmetrischen WLs (eines so genannten Morris-Thorne-WLs) anschauen. Es sieht gar nicht so viel anders aus als die Schwarzschild-Lösung (also ein nicht rotierendes SL).

Die in Abschnitt 6.3 genannten periodischen Variationen (kann man gerne als eine Form quasi-periodischer Oszillationen, QPO, ansehen) werden als eindeutige Signatur für WLer verkauft - sie können aber (meines Erachtens) von einer Vielzahl alternativer physikalischer Prozesse herrühren, so dass ein Nachweis sehr schwierig sein wird. So geht es mir generell mit dem Papier: Was beschrieben wird, lässt sich sehr gut mit konventioneller und weniger spekulativer Astrophysik erklären.

Mein Fazit: Ein äußerst spekulatives, aber unterhaltsames Papier! :wink: Vom wissenschaftlichen Standpunkt habe ich jedoch ganz arge Bauchschmerzen...Das ganze ist ein (halbgarer) Preprint, also noch nicht begutachtet worden; es würde mich sehr wundern, wenn ein Gutachter das in dieser Form abnickt! Mich wundert schon, was da Novikov abgesegnet hat.

Übrigens: Ein weiterer Experte, der auch in der Referenzenliste steht, ist Matt Visser (Neuseeland). Er hat ein Standardwerk zum Thema Wurmlöcher verfasst. Titel: "Lorentzian wormholes: from Einstein to Hawking".

Was meint Ihr dazu?

Gruß,
Ray
Wir haben verlernt uns zu wundern.

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gravi
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Beitrag von gravi » 18. Okt 2006, 19:31

Auch meinen Dank für diesen ausgezeichneten Beitrag!

Anscheinend ist das Internet heute auch dazu gut, selbst gestandene Wissenschaftler zur Veröffentlichung recht "mutiger" Papiere zu ermuntern. Ich schätze, zu Zeiten, als solche Publikationen lediglich in den Physical Reviews oder in Nature möglich waren, wären sie wohl durch die Eingangsprüfung gefallen.

Aber was soll's, dem Mutigen gehört die Welt! :wink:

Bei der Betrachtung von Wurmlöchern sollte man sich nach meiner Ansicht 2 Dinge vor Augen halten:

1. Sie wurden von Kip Thorne für einen SF- Roman des bekannten Wissenschaftlers Carl Sagan "erfunden".

2. Wurmlöcher sollen eine Abkürzung in der gekrümmten Raumzeit darstellen. Während das Licht und alles andere diesen Krümmungen folgen muss und somit "große Umwege" gehen, macht ds Wurmloch den ganz geraden, direkten Weg durch diese Krümmungen und erlaubt damit eine Zeitersparnis. Aber: die Raumzeit ist zumindest auf größeren Skalen kaum gekrümmt. Daher wären Wurmlöcher sinnlos...

Ich dachte bisher immer, in ein Weißes Loch kann nichts eindringen, als Umkehr eines Schwarzen Lochs kann also stets nur etwas herauskommen. Wie soll dann eine Lichtquelle immer weiter eindringen und so eine andere Beoabachtung als beim Schwarzen Loch ergeben?

Also ich würde das Papier vorsichtshalber in der Sparte "Nette Unterhaltung" ablegen. Vorerst jedenfalls... :wink:

Gruß
gravi
Unser Wissen ist ein Tropfen. Was wir nicht wissen, ist ein Ozean.
Sir Isaac Newton

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