vor wenigen Tagen jährte sich am 30.August die Bekanntgabe der Entdeckung eines 10.Planeten in unserem Sonnensystem:
Discovery of a planetary-sized object in the scattered Kuiper belt (M.E. Brown, C.A. Trujillo, D.L. Rabinowitz
Seit der Entdeckung der ersten Kuipergürtel-Planetoiden (KBO) im Jahre 1992 wurden immer mehr von denen entdeckt, solche mit immer weiter hinaus tragenden Umlaufbahnen sowie immer grössere Exemplare. Zur Jahrtausendwende kannte man zwei KBO (Varuna und Ixion), die sogar grösser als der zweitgrösste zu diesem Zeitpunkt bekannte Planetoid waren und ...
... im Jahre 2002 gelang mit der Entdeckung des Quaoar erstmals die Entdeckung eines Planetoiden, welcher grösser als der bis anhin grösste und zuerst entdeckte Planetoid Ceres war. Der US-amerikanische Astronom hatte sich zum Ziel gesetzt, einen weiteren Planeten "Xena" im Sonnensystem zu finden und führte zu diesem Zweck eine systematische Himmelsdurchmusterung durch, wie man sie letztmals in den 1920'iger und 1930'iger Jahren getätigt hatte, welche damals nebst zahlreichen weiteren Entdeckung auch zur Entdeckung des 9.Planeten Pluto geführt hatte. Der Grund für diese gross angelegte Suche waren Bahnstörungen des Planeten Uranus, die durch die Entdeckung des Planeten Neptun im Jahre 1846 nicht vollständig hatten behoben werden können.
Aus diesem Grunde gab es immer wieder Versuche, einen weiteren "zehnten" Planeten im Sonnensystem aufzuspüren, der den Namen Transpluto hatte und in den Astronomiebüchern meiner Kindheit auch Erwähnung fand. Trotz allerlei interesanter Ansätze blieb die Suche nach diesem transplutonischen Planeten erfolglos und nach dem Vorbeiflug der Voyager 2 Raumsonde an den Planeten Uranus und Neptun konnten die Massen der beiden Planeten so genau bestimmt werden, dass kein weiterer Planet mehr erforderlich war, ihre Umlaufbahnen zu erklären.
Mike Brown indes verfolgte einen anderen Ansatz: statt eines transplutonischen Planeten suchte er durch die zahlreichen Entdeckungen im Kuipergürtel motiviert nach einem weiteren transneptunischen Planeten und mit der Entdeckung des Quaoar war ihm nun quasi der Durchbruch gelungen - grösser als die Ceres bekam er den Arbeitsnamen "Mini-Xena", also "Mini-zehnter Planet"; Quaoar ist etwa halb so gross wie der Pluto.
Schon zwei Jahre später wurde die Entdeckung zweier noch etwas grösserer Planetoiden veröffentlicht, nämlich der Sedna, deren hochelliptische Bahn mit einem Perihel fast doppelt so weit draussen als jedes andere bekannte Mitglied unseres Sonnensystems für einen Körper dieser Grösse eine Sensation war, sowie des Orcus, und natürlich stellte sich auch die Weltöffentlichkeit die Frage, wie lange es noch dauern würde, ehe ein wirklich plutogrosser "Planetoid" entdeckt werden würde.
Und am 30.August 2005 war es dann soweit: die Entdeckungen des 10.Planeten 2003 UB313 - das ist die Eris, sowie zweier weiterer Planetoiden, die ungefähr 2/3 der Grösse des Pluto erreichen, wurden bekanntgegeben, letztere waren die Haumea und Makemake.
Innert drei Jahren wurde also die Entdeckung des 10.Planeten sowie die Entdeckung von 5 Planetoiden grösser als Ceres, allesamt in der 1000 km-Klasse, bekanntgegeben.
Der Entdecker Mike Brown hat nun etwas gar vollmundig angekündigt, dass mit hunderten weiteren Neuentdeckungen von Planeten zu rechnen sei:
Discovery of a candidate inner Oort cloud planetoid (Michael E. Brown, Chadwick Trujillo, David Rabinowitz)
Die Folgen dieser vollmundige Ankündigung und der ein Jahr später erfolgten Entdeckung des 10.Planeten Eris, der Haumea und der Makemake sind bekannt: die Internationale Astronomische Union (IAU) trat im Jahre 2006 zusammen und nach einem etwas verunglückten ersten Versuch wurde dem Planeten Pluto sowie dem 10.Planeten Eris der Planetenstatus aberkannt.suggesting a population of ∼100 objects on similar orbits. Moreover, if the population is nearly isotropic, ∼5 more such objects must be observable in the current sky, with a total population of 500.
Ein Jahr später wurde noch der grosse Planetoid Gonggong, der ungefähr so gross wie die Makemake ist, entdeckt, seitdem aber wurden keine weiteren Planetoiden über 1000 km Durchmesser und schon gar keine weiteren plutogrossen Mitglieder unseres Sonnensystems entdeckt.
Etwas erfolgreicher war man bei der Entdeckung weiterer Sedna-artiger KBO - hier kennt man bis heute drei Exemplare, jedoch sind die beiden anderen, 2012 VP113 und Leleakuhonua, deutlich kleiner als die Sedna.
Die grosse Inflation der Planeten ist also in den ersten 14 Jahren ausgeblieben, d.h. hätte die IAU nicht so schnell gehandelt, so hätte unser Sonnensystem heute eben 10 Planeten. Wobei die Frage, ob es sinnvoll ist, 2000 km grosse Himmelskörper in einem Planetoidengürtel als "Planeten" zu bezeichnen, natürlich durchaus gerechtfertigt ist und letztlich historische Gründe hat, war man doch im Entdeckungsjahr des Pluto 1930 davon ausgegangen, dass dieser ungefähr 40000 km gross ist. Wäre damals die Makemake nicht in einer sternreichen Region gestanden, so wäre sie damals aufgrund ihrer Helligkeit wohl ebenfalls entdeckt worden, mit einem geschätzten Durchmesser von ungefähr 30000 km wäre auch sie zweifelsohne als Planet klassifiziert worden, d.h. auch in diesem Falle hätte unser Sonnensystem dann bis auf weiteres 10 Planeten gehabt, und mit der Entdeckung der Eris sowie der Haumea und Gonggong wären dann bis heute noch drei weitere solche Planeten hinzugekommen.
Freundliche Grüsse, Ralf