gravi hat geschrieben:Aber einer muss euch ja mal Kontra geben
Kommte jetzt ein Re?
Irgendwie ist das eine lustige Situation, denn wir hatten das Thema schon früher und da haben wir jeweils die Gegenposition vertreten...
Irgendwie ist es auch eine gute Übung, es stärkt die Objektivität.
Was ich nochmal festhalten möchte:
Alleine schon die Erkenntnis, dass es wahrscheinlich flüssiges Wasser außerhalb der klassischen habitablen Zone gibt ist schon eine Riesenneuheit und gehört damit für mich zurecht zu den 10 wichtigsten Erkenntnisse der Astronomie der letzten Jahre.
gravi hat geschrieben:Ich stelle hier aber die Frage, wo und unter welchen Umständen kann sich denn Leben entwickeln? In einem See aus flüssigem Wasser, der sich kilometertief unter Stickstoff/Ammoniakeis befindet, oder doch eher in einem feuchtwarmen, mit UV- und Wärmestrahlen begünstigten Klima?
Die Antwort ist: Wir wissen es nicht, wie wissen noch nicht einmal, wie das auf der Erde geschah.
Was wir wissen ist, dass höhere Temperaturen chemische Reaktionen enorm beschleunigen. Wenn die chemische Evolution, die auf der Erde zur Entstehung des allerersten Lebens geführt hat sagen wir mal 50 Mio Jahre gedauert hat, dann kann es leicht sein dass eine ähnliche Evolution auf einem kalten Himmelskörper 50 Millarden Jahre dauern würde - womit die habitable Zeitspanne überschritten wäre und dort eben doch kein Leben enstehen könnte.
Das Wärmeargument ist aber mit Vorsicht zu genießen, denn: Wie warm ist es denn ganz weit unter der Oberfläche von z.B. Europa?
Es könnte wärmer sein, als man denkt.
gravi hat geschrieben:Dennoch meine ich, dass man unsere extremistischen Lebensformen nicht einfach als Argument anführen kann. Denn es könnte sich ja auch um Formen handeln, die sich evolutionär in ewig langer Zeit an solche Verhältnisse angepasst haben...
Sicher. Fest steht jedoch, dass die Archaeen (Urbakterien) uralte Lebensformen sind. Sie bilden neben den Bakterien und den Eukaryonten (zu denen auch wir zählen) die dritte Domäne des Lebens auf der Erde. Die evolutionäre Abspaltung von den Bakterien und den Eukaryonten fand vor etwa 2 Millarden Jahren statt.
Archaeen sind in der Forschung von Interesse, da in ihnen vielleicht Merkmale des frühen Lebens auf der Erde erhalten geblieben sind. Aber auch ihr außergewöhnlicher Stoffwechsel ist von Interesse, zum Beispiel die Fähigkeit, bei 110 °C zu wachsen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Archaeen
D.h.: Das, was die Archaeen können (unter extremen Bedingungen überleben), könnten genausogut auch uralte Fähigkeiten sein, eben archaische Fähigkeiten, die später bei den meisten Lebewesen eher verloren gegangen sind.
Nebenbei noch ein erstaunliches Faktum zur Widerstandsfähigkeit von Archaeen, das mich fast vom Hocker gerissen hat:
Es gibt welche, die sich bei einem pH von
-0,6 (!!!) noch bester Gesundheit erfreuen!
Ich denke du kannst ermessen, was ein pH von -0,6 bedeutet (ja, Minus!, kein Schreibfehler!)!
Wie gesagt, könnte ich mir auch gut vorstellen, dass robuste irdische Organismen andere Himmelskörper des Sonnensystems bereits vor langer Zeit infiziert haben.
Dass irdisches Material (Gestein, durch Einschläge herausgeschleudert) andere Planten erreicht hat ist wohl unstrittig.
Sehr robuste irdische Mikroorganismen könnten sich längst unter der Oberfläche des Mars und in der oberen Atmosphäre der Venus festgesetzt haben.
Grüße
seeker