Ich denke über solche Dinge auch folgendermaßen:
Man darf rechnerisch nicht beliebig weit bzw. zu weit extrapolieren!
Tut man es doch, kommt nur noch wertloser Unsinn heraus!
Hier, beim Vakuumzerfall, muss man sich erst einmal klarmachen, über welche Zahlen da gesprochen werden:
10^102 (oder noch viel mehr) Jahre als Zeitspanne, bis so ein Tunnelereignis mit halbwegs Wahrscheinlichkeit laut Rechnung stattfindet... das sind:
1000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000 Jahre!
Zum Vergleich: Unser Universum ist laut unserer Modelle derzeit 13800000000 Jahre alt.
Wann wird unsere Sonne zum roten Riesen werden und unsere Erde dabei vernichten? In etwa 7600000000 Jahren.
Und wie lange dauert es bis praktisch alle Sterne im Universum laut Modellen erloschen sein werden? In etwa 100000000000000 Jahre.
Das (10^102 Jahre) ist also soo extrem weit weit weg vom (zeitlich) empirisch untersuchen (und untersuchbaren) Bereich (= Alter unseres Universums), dass man darüber auch rechnerisch nicht mehr ernsthaft reden kann.
Hintergrund:
Extrapolationen von einem kleinen, empirisch untersuchten Bereich, auf einen größeren Bereich sind durch mindestens drei Faktoren begrenzt:
1. Die Genauigkeit der empirischen Vermessung des untersuchten/untersuchbaren Bereiches (als Grundlage für die Extrapolation).
2. Die Vollständigkeit und Fehlerfreiheit der mathematisch-theoretischen Beschreibung des untersuchten Bereiches (auch auf Grundlage von 1.), also die exakte Deckungsgleichheit von Modell und Natur; also auch als Grundlage, damit das überhaupt denkbar wird, auch die völlig exakte und vollständige Berechenbarkeit der Natur (und zusätzlich auch noch durch uns).
3. Die Grundannahme: "So wie hier und jetzt, so überall und immer!"
Der erste Punkt ist nie, nie, nie perfekt gegeben, der zweite Punkt ist nie, nie absolut sichergestellt, i.A. muss man im Gegegenteil davon ausgehen, dass die Natur
immer etwas anders und komplizierter und komplexer als irgendeines unserer Modelle ist. Und ob sie überhaupt vollständig-exakt berechenbar ist, das ist auch nie sichergestellt, dass wissen wir nicht und können wir
schon aus prinzipiellen Gründen nicht wissen.
Der dritte Punkt ist eine unbewiesene und unbeweisbare Annahme, die also auch falsch sein oder nur eine unvollkommene Näherung sein könnte, die uns zwar hilft überhaupt weiterzukommen, der man aber auch sicher keinen Absolutheitsanspruch zugestehen sollte, das gebietet die Vorsicht.
D.h. man muss immer davon ausgehen, dass man nicht alles weiß und dass man das, was man weiß, nicht völlig exakt weiß.
D.h. außerdem: Wenn man dann aus dem (notwendig immer fehlerbehafteten) Modell heraus extrapoliert und dabei auch nur eine einfache Fehlerrechnung ausführt, dann merkt man schnell, dass der Fehler irgendwann so extrem groß wird, dass man dann einfach gar nichts mehr sagen kann.
(Man muss dazu auch wissen, dass Extrapolationen umso unsicherer werden, je weiter man sich bei ihnen vorwagt.)
Und wenn man nichts mehr sagen kann, dann folgt daraus logisch nicht, "dass es ja dann doch sein könnte das... und dass es daher vernünftig ist, sich darüber Sorgen zu machen", sondern schlicht überhaupt nichts, denn es könnte dann alle Mögliche sein oder nicht sein - und zwar alles genau gleichberechtigt, das, an was man gedacht hat (z.B. einen Vakuumzerfall), genauso, wie das, was man nicht sieht (irgendein X)!
Man weiß es ganz einfach nicht.
Wenn man nichts weiß, weiß man nichts. Punkt!
Wenn man nichts weiß, dann muss man schweigen!
Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen!
Dasselbe Spiel, wo es dann einfach unsinnig wird, so weit zu rechnen bzw. zu extrapolieren, findet man ja auch an anderen Stellen, z.B. die Rechnung, ein unendlich ausgedehntes Universum angenommen, wo dann berechnet wird, in welcher Entfernung zur Erde eine zweite Erde (eine absolut identische Kopie der Erde mit allem was darauf ist und lebt) zwangsläufig existieren muss.
Genausogut könnte ein Skorpion in der Sahara ausrechnen wollen, eine unendliche Wüste vorausgesetzt, wie weit die nächste Düne entfernt liegt, die bis auf das letzte Sandkorn identisch mit der Düne ist, auf der er sich gerade befindet.
Was der Skorpion dabei unter vielen anderen Punkten übersieht, ist die Tatsache, dass die Wüste gar nicht unendlich groß sein kann, z.B. weil die Masse sonst irgendwann für ein Schwarzes Loch ausreichen würde, dass Wüsten und Sandkörner nicht ewig unveränderlich existieren, Dünen schon gar nicht, u.v.m., was wir wissen, aber der Skorpion nicht erkennen kann... In vielen Fällen sind wir aber selber der Skorpion, wir sollten das nicht vergessen...
Solche Rechnungen machen einfach keinen Sinn mehr, bringen uns nicht weiter. Bei sowas schwingt m.E. eher schon menschliche Hybris mit, ein unbegründbares, völlig überhebliches Vertrauen in uns und die Macht unserer Rechnungen, wenn manche meinen, sowas würde von uns in dem Sinne sinnvoll durchgeführt werden können, dass daraus irgendetwas abgeleitet werden könne, das uns betrifft.
Angewendet auf den berechneten Vakuumzerfall, abgeleitet aus dem Standardmodell (von dem wir schon wissen, dass es nicht vollständig-korrekt ist!):
Es folgt daraus derzeit nichts, das uns betreffen würde, gar nichts! Ich würde das momentan eher als theoretisch-mathematisches Artefakt einordnen.
Davon abgesehen ist die Sache natürlich dennoch (mathematisch-theoretisch) interessant, nur sorgen sollte man sich deswegen nicht.
Und danke für den interessanten Link!