Ich möchte gerne noch mal auf das folgende von mir etwas zu scharf kritisierte (war nicht mein Tag) Zitat aus dem ganz oben verlinkten Artikel zurückkommen.
"Anders gesagt: Allein dadurch, dass wir den Ball mit den Augen verfolgen, sorgen wir dafür, dass er sich für eine Flugbahn „entscheidet""
Diese Aussage enthält aus meiner Sicht einen wichtigen Aspekt, der für den makroskopischen Fall die Kopenhagener Interpretation so unglaubwürdig macht. Es wird suggeriert, dass es wichtig ist, den Ball mit den Augen zu verfolgen, damit etwas mit ihm passiert, um so das "Messen" irgendwie einzubauen.
Die Kernaussage ist meiner Meinung nach eine andere und lässt sich für dieses Beispiel so formulieren.
Allein dadurch, dass wir uns in der Nähe des Balles befinden, sorgen wir dafür, dass seine Flugbahn eine andere ist, als wenn wir nicht da wären.
Dabei spielt es keine Rolle, ob wir den Ball mit unseren Augen anschauen, oder ihm den Rücken zuwenden. Das Ergebnis bleibt das Gleiche. Nur die Verteilung unserer Masse und der Abstand zum Ball sind entscheidend.
Wenn wir das Modell des Poincare-Gases als Teil des Vakuums (siehe meine letzten Beitrag im thread "QM und der zweite Hauptsatz der Thermodynamik") mal als Annahme zu Grunde legen (ich hoffe, ich gehe Euch nicht so langsam auf die Nerven) und auch, dass sich Wellen darin mit Überlichtgeschwindigkeit ausbreiten, können wir diese umformulierte Aussage sofort verstehen. Denn die Zitterbewegungen des Balles und seine translatorische Bewegung erzeugen dann ständig Wellen im Poincare-Gas. Diese Wellen treffen auch uns und werden dabei zu einem (sehr) kleinen Teil wieder reflektiert. Diese reflektierten Wellen treffen dann wieder auf den Ball und sorgen dafür, dass er in seiner Bewegung minimal (für uns nicht messbar) beeinflusst wird. Er verhält sich dadurch anders, als wenn wir nicht da wären. Der Ball und wir befinden sich damit in einer Superposition. Bei makroskopischen Objekten spielt dies keine signifikante Rolle. Wir können es nicht einmal messen. Bei sehr kleinen Objekten wie Photonen und Elektronen, kann dies aber zu erheblichen, messbaren Abweichungen führen. Da diese Wellen auch interferieren können, kann damit auch das Doppelspalt Experiment, sowie einige sonst unverständliche Experimente (z.B. mit hintereinander stehenden Polarisationsfiltern) physikalisch verstanden werden. Die Schallgeschwindigkeit des Poincare-Gases beträgt dabei ca. 1,16 * 10[up]21[/up] m/s. Verdammt schnell, aber nicht instantan. Eine Welle im Poincare-Gas braucht nur ein paar Stunden, um den Rand unseres Universums zu erreichen. Mit dieser Geschwindigkeit breiten sich auch die Gravitation und die elektromagnetische Wechselwirkung aus.
Dies würde bedeuten, dass nicht nur die Messung selbst, sondern auch die Anordnung, der Aufbau und die Position der Messinstrumente an sich einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis des Experimentes haben können. Und es würde auch bedeuten, dass eigentlich alles mit allem zusammenhängt.
Die Hauptkritik gegen diese Sichtweise ist sicherlich die überlichtschnelle Ausbreitung der Wellen. Dies scheint Einstein zu widersprechen. Dies ist meiner Meinung nach aber nicht so, da die Aussagen von Einstein bzgl. der Grenzgeschwindigkeit c nur für Teilchen gelten, die sich aus geladenen Teilchen zusammensetzten und der (translatorische) Geschwindigkeitsbegriff <v> hier benutzt wird. Der Lorentzfaktor ist dabei nur abhängig von <v>. Er spielt bei thermischen Bewegungen, wo <v[up]2[/up]> benutzt wird keine Anwendung. Dazu werde ich in einem anderen Beitrag noch etwas ausführlicher eingehen. Ein Elektron in Ruhe hat eine thermische Energie (Zitterbewegung) von 1/2 m<v[up]2[/up]> = 1/2 mc[up]2[/up]. Nach der Maxwell-Boltzmann Geschwindigkeitsverteilung ergibt sich daraus, dass das Elektron sich dann zwischen zwei Treffern der Vakuumteilchen mal mit Unterlichtgeschwindigkeit bewegt, mal mit Überlichtgeschwindigkeit, je nachdem wie die Trefferlage der Vakuumteilchen sich gerade zufällig gestaltet. Daher können sich auch Teilchen beim Tunneleffekt tatsächlich mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen, ohne Einstein zu widersprechen. Im Grunde hat man Einsteins Ergebnisse aus meiner Sicht zu stark verallgemeinert und auf alle Massen bezogen, auch auf Massen, die nicht elektromagnetischen Ursprungs sind.
Es ist nun eine Glaubensfrage, welche Interpretation der QM man favorisiert, da man vielleicht keine davon wirklich direkt experimentell beweisen oder widerlegen kann. Der Vorteil der obigen Interpretation wäre, dass sie eine Fülle von neuen Ideen zulässt, weil sie so konkret ist, dass wir sie verstehen können und sie das Ursache-Wirkungsprinzip nicht in Frage stellt.
Der Nachteil der de-Broglie-Bohm Interpretation in Form der dort postulierten unklaren Natur der "Führungswellen" wäre damit aus meiner Sicht zum großen Teil beseitigt. Man kann es ja auch so sehen, dass das Doppelspalt-Experiment eigentlich als Bestätigung dieses Modells angesehen werden könnte.
Viele Grüße
Job