deltaxp hat geschrieben:nun, es gibt genügend beispiele in der wissenschaftsgeschichte, wo Beschreibungen Realität. Bekanntes Besipiel: geozentrisches System, Heilozentrisches system. mathematisch sind beide beschreibungen gleichwertig, man kann sie mit genügend geschock durch transformationen ineindander umrechnen. dennoch zeigte soch, dass das helio-zerntische bild realität ist und nicht das geozentrische.
Eben nicht! Es zeigte sich nicht, dass das heliozentrische Modell "real" oder "wahrer" oder "wahrscheinlicher" ist. Da ist die Erkenntnistheorie -so wie ich sie verstehe- sehr eindeutig.
Alles was sich gezeigt hat ist, dass das heliozentrische Modell Vorteile bietet und leistungsfähiger ist, wie es sich aus
philosophischen-logischen Überlegungen bzw. Forderungen ergibt (Symmetrieeigenschaften, Ockham, usw.).
Das hat aber NICHTS mit Realität zu tun, sondern damit, wie gut ein Modell
unsere per
Konvention festgelegten Erwartungen/Anforderungen erfüllt!
Prinzipiell kannst du zu jedem beliebigen Datensatz beliebig viele Modelle entwerfen, die alle zu den Messdaten passen.
Du hast dann keine Möglichkeit zu überprüfen, welches Modell das "wahre" ist. Deshalb muss man sich auf solche "Soft-Skills" einlassen...
Ich nehme das eben sehr ernst.
Schau dir vielleicht doch einmal den Link an, den ich schon erwähnt habe, dann verstehst du, was ich meine:
(Ab Seite 12 reicht eigentlich fast. Den Rest kann man überfliegen.)
Über die Hohlwelttheorie und andere richtige Bilder unserer Welt
Horst Hübel, Juli 1996
Vortrag gehalten vor dem Verein "Volkssternwarte Würzburg e.V.
http://www.forphys.de/Website/metaphys/hohlwelt.pdf
Wir dürfen nicht unentwegt sagen "Wir beschreiben nur!" und dann, wenn es hart auf hart kommt, doch wieder eine Theorie über dieses Maß hinausheben und es dann noch "Physik" nennen.
Das ist dann Weltanschauung/Philosophie/Glauben/Spekulation und nichts anderes. Da kann ich nicht von abrücken.
Wenn man solche Dinge also auch beim Namen nennt, bin ich immer dabei. Wenn man aber versucht es "Physik" zu nennen, dann habe ich ein Problem.
(Was hier aber m.E. keiner getan hat.)
deltaxp hat geschrieben:Zudem hat man bisher oft den fall gehabt, dass aus einer Theorie, die aufgrund von beschreibungen natürlicher phänomäne entwickelt wurde, konsequenzen hatte, die man eben noch nicht als phänomen kannte. bekanntes beispiel: die positron-vorhersage aus der dirac-gleichung weit vor seiner entdeckung.
und da gibt es mehr beispiele.
Ja. Aber auch das beweist
gar nichts. Das Induktionsproblem greift auch hier!
Dennoch soll man weiter so vorgehen, so lange sich dieses Vorgehen als
nützlich erweist.
deltaxp hat geschrieben:aber wenn eine theorie konsequenzen hat, die man eben noch nicht beobachtet hat, kann man nicht von vornherei sagen, dass dies nur eine mathematische möglichkeit ohne realität ist.
Das sehe ich genauso. Du darfst mich auch nicht missverstehen. Ich sage
nicht, dass die VWI unwahr wäre!
Ich sage, dass das bis heute alles Weltanschauung/Spekulation ist und dass ich es nicht weiß und dass sie mir aus den genannten Gründen Bauchweh macht und dass, wenn ich vor die Wahl zwischen VWI und KI gestellt würde, dass ich mich dann immer noch für die KI entscheiden würde.
Dennoch habe ich auch mit der KI Bauchschmerzen, eben aus den genannten Gründen. Nur halt etwas weniger als mit der VWI ...und das ist nur mein pers. Empfinden - mehr nicht!
Ich sehe auch die vielen Vorteile der VWI. Insbesondere hat das Herausnehmen des Menschen aus dem Zentrum schon etwas für sich. Die VWI ist da nur ein weiterer Schritt in der Linie, seit wir nicht mehr glauben, dass die Erde das Zentrum des Universums sei: Bei der VWI wird der Mensch selbst als Beobachter mit all seinen Messdaten aus dem Zentrum genommen.
(Aber auch das beweist gar nichts: Induktionsproblem!)
Dann noch der Verzicht auf den Kollaps... Alles verlockend, aber mir pers. ist der Preis im Moment noch zu hoch.
Wie gesagt, die Essenz ist:
Vertraust du Messdaten mehr, die du generieren und sehen kannst oder vertraust du einer Theorie mehr?
Was von beidem ist für dich "realer"?
Da kann und darf und soll jeder seine eigene pers. Antwort darauf finden... und es ist alles OK, solange keiner behauptet sein Standpunkt wäre "wahr" oder "wahrer" oder auch nur "wahrscheinlicher", denn das ginge in Richtung Dogmatismus (so lange kein Standpunkt tatsächlich nachweisbare Fehler enthält) .
Würden wir eine Theorie aus rein mathematisch-theoretischen Überlegungen heraus "wahr" nennen, dann wäre das kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt:
Wir wären wieder fast auf dem Niveau der alten Griechen, die glaubten, das Universum ließe sich rein aus logischen Betrachtungen (und nichts anderes ist die hier verwendete Mathematik!) heraus erfassen.
Und auch ich versuche bei all dem offen zu bleiben. Ich bin nicht mit der KI verheiratet... vielleicht finde ich irgendwann noch eine Interpretation, die mir mehr behagt als KI oder VWI, usw., was wir halt bis heute in der Hand haben.
Beste Grüße
seeker