Re: Ich hab da mal wieder eine Frage...
Verfasst: 16. Okt 2020, 07:10
Dein Ansatz ist interessant, und Wittgensteins Erklärung faszinierend: auf den Punkt gebracht. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob (b) und (c) wirklich wesensverschieden sind.
Immerhin: dein letzter Satz "es existiert der Sachverhalt, dass es draußen regnet oder nicht regnet" zeigt exemplarisch, dass Pippens Idee nicht zu Ende gedacht ist. Der Satz ist zweifellos wahr, sagt jedoch nichts sinnvolles über irgendetwas Existierendes aus. Wir wissen hinterher nicht mehr als vorher, und wir wissen nicht, was da jetzt existieren soll.
Übertragen auf die formale Vorgehensweise: "Es existiert der Sachverhalt, dass es draußen regnet oder nicht regnet" wäre die linke Seite:
∃ Sachverhalt : "es regnet oder es regnet nicht"
Wahr ist
T("es regnet oder es regnet nicht") = 1
Nun siehe jedoch oben: natürlich müssen wir zunächst festlegen, auf welcher Menge dies überhaupt definiert sein soll, d.h. wir müssen die Formel schreiben als
∃x ∈ M ⟺ f(x) = 1
D.h. die gewünschte linke Seite wäre
∃x ∈ Wetterphänonene
Aber die Wahrheit folgt eben gerade nicht für Wetterphänomene, sondern für eine Aussage über Wetterphänomene. In diesem Fall ist das eine Tautologie über die Existenz oder nicht-Existenz von etwas Beliebigem, d.h. es folgt nichts. Betrachten wir T("es regnet") und T("es regnet nicht"); es kann nicht beides zugleich wahr sein, immer nur genau eines davon. Wie formuliert man die Aussage korrekt um, so dass die Vorgehensweise immer funktioniert, und zugleich in jedem einzelnen konkreten Fall etwas vernünftiges liefert?
Wir wissen sicher, dass genau eine Formel richtig sein soll:
∃x ∈ M ⟺ f(x) = 1
∃y ∈ M ⟺ f(y) = 1
y = ¬x
Letzteres funktioniert aber formal nur für Aussagen über Wetterphänomene, nicht für Wetterphänomene.
Siehe
∃x ∈ N ⟺ die natürliche Zahl x ist gerade
oder
∃x ∈ N ⟺ die natürliche Zahl x ist nicht gerade
jedoch nicht - wie im Falle des Wetters suggeriert
∃x ∈ N ⟺ die natürliche Zahl ¬x ist nicht gerade
Die ganze Konstruktion ist faul, weil dieser Kategoriefehler enthalten ist, dass der formale Zusammenhang zwischen Aussagen über etwas Existierendes und dem Existierenden selbst nicht definiert wird. Die Konstruktion suggeriert - wie im Falle des Regens - dass sie für „entweder - oder“ Situationen funktioniert. In diesem Fall verzeiht die Konstruktion den formalen Fehler, liefert jedoch keine Erkenntnis. In anderen Fällen wie „es hat 30 Grad“ funktioniert es schon nicht mehr.
Deswegen muss ich nicht „alle möglichen c) ausschließen müssen, denn sonst wird sich Pippen einfach ein c' ausdenken und dies dann weiterdiskutieren“ denn ich frage gar nicht nach einem bestimmten (c), sondern nur nach einer formalen Übersetzung.
Immerhin: dein letzter Satz "es existiert der Sachverhalt, dass es draußen regnet oder nicht regnet" zeigt exemplarisch, dass Pippens Idee nicht zu Ende gedacht ist. Der Satz ist zweifellos wahr, sagt jedoch nichts sinnvolles über irgendetwas Existierendes aus. Wir wissen hinterher nicht mehr als vorher, und wir wissen nicht, was da jetzt existieren soll.
Übertragen auf die formale Vorgehensweise: "Es existiert der Sachverhalt, dass es draußen regnet oder nicht regnet" wäre die linke Seite:
∃ Sachverhalt : "es regnet oder es regnet nicht"
Wahr ist
T("es regnet oder es regnet nicht") = 1
Nun siehe jedoch oben: natürlich müssen wir zunächst festlegen, auf welcher Menge dies überhaupt definiert sein soll, d.h. wir müssen die Formel schreiben als
∃x ∈ M ⟺ f(x) = 1
D.h. die gewünschte linke Seite wäre
∃x ∈ Wetterphänonene
Aber die Wahrheit folgt eben gerade nicht für Wetterphänomene, sondern für eine Aussage über Wetterphänomene. In diesem Fall ist das eine Tautologie über die Existenz oder nicht-Existenz von etwas Beliebigem, d.h. es folgt nichts. Betrachten wir T("es regnet") und T("es regnet nicht"); es kann nicht beides zugleich wahr sein, immer nur genau eines davon. Wie formuliert man die Aussage korrekt um, so dass die Vorgehensweise immer funktioniert, und zugleich in jedem einzelnen konkreten Fall etwas vernünftiges liefert?
Wir wissen sicher, dass genau eine Formel richtig sein soll:
∃x ∈ M ⟺ f(x) = 1
∃y ∈ M ⟺ f(y) = 1
y = ¬x
Letzteres funktioniert aber formal nur für Aussagen über Wetterphänomene, nicht für Wetterphänomene.
Siehe
∃x ∈ N ⟺ die natürliche Zahl x ist gerade
oder
∃x ∈ N ⟺ die natürliche Zahl x ist nicht gerade
jedoch nicht - wie im Falle des Wetters suggeriert
∃x ∈ N ⟺ die natürliche Zahl ¬x ist nicht gerade
Die ganze Konstruktion ist faul, weil dieser Kategoriefehler enthalten ist, dass der formale Zusammenhang zwischen Aussagen über etwas Existierendes und dem Existierenden selbst nicht definiert wird. Die Konstruktion suggeriert - wie im Falle des Regens - dass sie für „entweder - oder“ Situationen funktioniert. In diesem Fall verzeiht die Konstruktion den formalen Fehler, liefert jedoch keine Erkenntnis. In anderen Fällen wie „es hat 30 Grad“ funktioniert es schon nicht mehr.
Deswegen muss ich nicht „alle möglichen c) ausschließen müssen, denn sonst wird sich Pippen einfach ein c' ausdenken und dies dann weiterdiskutieren“ denn ich frage gar nicht nach einem bestimmten (c), sondern nur nach einer formalen Übersetzung.