Ich glaube das ist ein ganz wichtiger Punkt, der uns auch einen schönen Einblick in die Natur des Menschen gewährt:Job hat geschrieben:Noch vor gut 100 Jahren haben sich viele Mathematiker geweigert, solche Mengen überhaupt zu akzeptieren, weil sie aus ihrer Sicht axiomatisch und aus anderen Gründen den Grundlagen der Mathematik widersprechen. Vor allem David Hilbert hat dazu beigetragen, dass sie nach und nach akzeptiert wurden. Der Hintergrund war vor allem der überwältigende praktische Nutzen. Dies ist ein wenig vergleichbar mit der Situation in der QM. Keiner weiß, auf welchem festen Boden die QM physikalisch steht, aber der praktische Nutzen ist überwältigend.
Der Mensch ist bei allen Dingen stets an etwas interessiert, das er "Wahrheit" nennt (und das im übrigen als eine Idee, ganz im Sinne Platons gesehen werden kann), wichtiger ist ihm aber im Zweifel immer die Nützlichkeit: Das Gros der Menschen wird einem gewissen Realismus/Pragmatismus früher oder später immer den Vorzug vor einem übersteigerten Idealismus geben:
Die Nützlichkeit der Dinge ist wohl das höchste Gut für den Menschen - auch bei Theorien.
Das muss auch so sein, denn wäre es anders, so hätte der Mensch gar nicht bis heute überleben können; d.h. diese Natur des Menschen ist evolutionär erklärbar.
Noch zu den Unendlichkeiten, transzendenten Zahlen, irrationalen Zahlen oder allgemein R:
Ich habe die Vermutung, dass diese ganze Sache ihre Wurzeln schon bei den alten Griechen und der Geometrie hat:
Man dachte sich einen idealen Kreis (obwohl man nie einen gesehen hat) und kam dann zu dem Problem, wie das Verhältnis aus Umfang zu Durchmesser bei diesem Objekt denn sei... und stieß damit zu der (wie sich später herausstellte) transzendenten Zahl Pi.
D.h.: Schon in der Vorstellung z.B. eines perfekten Kreises (der ja sozusagen "unendlich genau rund" sein soll) steckt die Annahme von Unendlichkeiten mit drinne.
Ansonsten scheint es mir, dass wir seither ganz verrückt nach diesen Perfektionen sind: Wir möchten's bitte unendlich exakt wissen!
Diese unendliche Exaktheit ist aber irgendwo ein Phantom, denn unendlich genaue Werte kann man weder messtechnisch erfassen, noch kann man damit rechnen.
Wir sind stets gezwungen zu runden, zumindest, wenn wir uns in R bewegen und es mit der Abbildung von realen Dingen zu tun haben.
Gibt es überhaupt unendlich exakte Werte? Das wissen wir gar nicht. Es ist eine Idee in unseren Köpfen, an die wir uns gewöhnt haben und in die wir uns verliebt haben.
D.h.:
Warum eigentlich? Wir müssen doch sowieso runden. D.h. wir und auch unsere Computer rechnen doch eh mit endlich vielen Nachkommastellen.positronium hat geschrieben:Nur leider fangen die mathematischen Probleme schon bei so Dingen wie pi, e und der Differentialrechnung an.
Außerdem sind weder reale Objekte noch unsere Messwerte jemals perfekt bzw. unendlich genau gewesen.
Aber gut, ich würde im Moment dennoch nichts an dem ändern wollen, wie es zurzeit ist.
Denn der Punkt ist ja der, dass wenn man mit einer Zahlenmenge operiert, in denen die Zahlen dicht liegen, man sozusagen auf Nummer sicher geht.
Denn wenn man mit diskreten Zahlen (im Bereich der Physik) arbeiten wollte, dann ergäbe sich das Problem, dass man ja eine kleinste Maßeinheit angeben müsste.
Und ich hätte keine Ahnung, wie groß die denn sinnvollerweise gewählt werden müsste. Das ist das eigentliche Problem: Unsere Unwissenheit.
Auf der anderen Seite: Könnte man eine kleinste allgemeine Maßeinheit (also nicht nur für Raum und Zeit, auch für Wahrscheinlichkeiten und alles andere) angeben, dann würden zumindest die Singularitäten verschwinden (wenn eben das kleinste Maß auch begründet wäre) und manch andere Verrücktheit oder Paradoxie vielleicht auch.
Ich glaube das ist auch ein interessanter Punkt.Job hat geschrieben:Positive Wahrscheinlichkeiten ergeben sich nur für Intervalle und nur diese können wir ja auch messen.
Ich denke, dass wir dabei auch nicht die Intervalle messen, sondern ungenaue Werte innerhalb von Intervallen mit ungenauen Grenzen.
Beste Grüße
seeker