Ich erwarte, dass die Physik über die reine Mathematik hinaus eine eigene Auswahl ihrer Werkzeuge trifft, dass sie eigene und unabhängige Kriterien formuliert. Im Falle des Banach-Tarski-Paradoxons würden wir z.B. annehmen, dass diskrete Strukturen (Atome usw.) die Anwendbarkeit des Theorems ausschließen.seeker hat geschrieben: Es ist m.E. überhaupt nicht klar, ob solches für die Physik in irgendeiner Form relevant sein darf ...
Ja. Aber er muss ja darüber hinaus einen Bezug zur Natur formulieren und diesen mittels Experimenten prüfen. Letzteres ist die eigtl. Richtschnur.seeker hat geschrieben:Wird er nicht oft genug einfach das übernehmen, was in der Mathematik gebräuchlich ist, was ihm der Mathematiker als Werkzeuge anbietet?
Muss er nicht und kann er nicht. Das macht der Physiker.seeker hat geschrieben:Woher soll denn der Mathematiker wissen, was für den Physiker "physikalisch" ist?
Den Physikern sind die mathematischen Probleme durchaus bewusst (Stichwort: Unendlichkeiten und Renormierung in der QFT, Singularitäteten)seeker hat geschrieben: Evtl. hat sich an dieser Schnittstelle ein Fehler eingeschlichen, der uns heute in die falsche Richtung führt.
Seit Gödel wissen wir, dass Axiomensysteme unbeweisbare Wahrheiten enthalten können. Und wir wissen, dass ihre Widespruchsfreiheit oft nicht bewiesen werden kann. Das trifft aber bereits auf die gewöhnliche Arithmetik der natürlichen Zahken zu, d.h. bereits elementare Logik + Mengenlehre + natürliche Zahlen (mit + - * :) könnten in sich widersprüchlich sein, ohne dass wir das jemals wissen. Der Konstruktivismus bietet da keine Abhilfe.seeker hat geschrieben:Es muss uns dazu auch möglich sein reine Mathematik zu betreiben!
Ist es das? Wie wir schon gesehen haben, müssen wir mit der Einschränkung leben, dass wir nicht 100%ig wissen können, ob unsere Logik an sich überhaupt logisch IST
da ja letztlich alles menschliche Denken auf abstrahierten Erfahrungswerten beruht. Das trifft aber den Platoniker wie auch den Konstruktivisten wie auch alle anderen gleichermaßen.
Was aber interessant ist, dass wir um diese Einschränkung der Möglichkeiten der reinen Mathematik aufgrund mathematischer Sätze wissen!
Machen wir ein Beispiel: die QM verwendet den Begriff des separabler Hilbertraumes, eines Teilbereiches der Funktionalanalysis. In letzterer gibt es einige Sätze, zu deren Beweis das Auswahlaxiom herangezogen werden muss. Selbst wenn dieses nun Einfluss auf die speziellen, seitens der Physiker verwendeten Sätze hätte (was ich nicht glaube), dann stehen immer noch zwei Fakten im Raum:seeker hat geschrieben:Mich interessieren tatsächlich mehr die Auswirkungen auf die Physik:
Ist eine konstruktive Mathematik für den Physiker nicht besser abgesichert, in dem Sinne, dass er sich bei ihrer Anwendung auf die Natur weniger Sorgen machen muss evtl. ein ungeeignetes Werzeug zu verwenden, ...
- die QM funktioniert physikalisch sehr gut
- die Physiker kennen keine gleich gute Alternative
Tatsache ist aber, dass die Physiker sich insbs. in der mathematischen Grundlagenphysik um Alternativen bemühen, z.B. in der axiomatischen Quantenfeldtheorie sowie der Stringtheorie. Die Leitlinien sind aber wiederum physikaler Natur.